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FC Bayern: Was bedeutet die Ribery-Verletzung?

3. Oktober 2017 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Bei einer extrem unglücklichen Aktion im Spiel bei Hertha BSC verletzte sich Bayerns Franzose Franck Ribery am Knie. Zunächst musste man sogar einen Kreuzbandriss befürchten, im Endeffekt stellte sich die Verletzung als Außenbandriss im Knie heraus. Der FC Bayern gab bekannt, dass man Ribery zunächst konservativ behandeln wolle, er frühzeitig mit Reha-Maßnahmen beginnt und man dann über weitere Behandlungsmöglichkeiten beraten wird.

Eine Ausfalldauer wurde nicht genannt. Ribery, der in seiner Karriere mit einigen Verletzung zu tun hatte, muss sich erneut zurückkämpfen, die Hinrunde ist definitiv vorbei und ob er zum Rückrundenstart auflaufen kann, darf zumindest bezweifelt werden. Interessant: Der Vertrag des Franzosen läuft am Saisonende aus.

Formschwäche und Konstanzdellen

Die vergangene Saison war für die Ansprüche des Franck Ribery eine gute, aber keine überragende. In 32 Pflichtspielen gelangen dem Franzosen 5 Treffer und 18 Vorlagen, er spielte abgesehen von kleineren Blessuren weitgehend verletzungsfrei. Doch die grundsätzliche Entwicklung beim FC Bayern hatte auch etwas Auswirkungen auf ihn. Ribery, der natürlich im Alter etwas an Tempo eingebüßt hat, wurde teilweise nicht so eingesetzt, wie es der Fall hätte sein müssen, der Flügelfokus bestand weiterhin in der gleichen Art und Weise, Entlastung war nicht zu erkennen. Seine Qualitäten in Sachen Passspiel, Technik und Übersicht hätten wohl mehr im Vordergrund stehen müssen.

(Photo by ODD ANDERSEN/AFP/Getty Images)

Zu Beginn dieser Saison hat Franck Ribery mit einer Formschwäche zu kämpfen. Probleme mit der Konstanz gibt es schon längere Zeit, was auch auf das Alter und die zahlreichen schwereren Verletzungen zurückzuführen ist. Doch ein Saisonstart mit derartigen Problemen gab es beim Franzosen bisher eigentlich noch nie. 1 Tor und 1 Vorlage in 9 Spielen sprechen für sich, in Paris saß Ribery 90 Minuten auf der Bank und auch in Berlin zeigte er vor seiner Verletzung keine Reaktion, spielte erneut unterdurchschnittlich und setzte zu wenig Akzente.

Das große Problem für Ribery

Nun ergibt sich für Ribery durch seine Verletzung ein großes Problem. Der FC Bayern hat den Trainer entlassen, wird den Umbruch nun mit einem neuen Coach angehen, der wahrscheinlich in Kürze übernimmt. Und Ribery? Der sitzt derweil in der Reha und muss zusehen, wie sich Abläufe und Automatismen einstellen, wie der neue Übungsleiter eine Mannschaft ohne Ribery aufstellt, womöglich sogar darüber nachdenkt, schon frühzeitig einen Ersatz zu verpflichten oder, was ohnehin Pflicht ist, zumindest für Saisonende einen neuen Flügelspieler in die Mannschaft zu holen.

In der Phase, in der sich Mannschaft und Trainer kennenlernen, fehlt Ribery also. Neben Neuer ist er dabei wohl der einzige, denn Juan Bernat macht Fortschritte, wird bald wieder zur Mannschaft stoßen und ansonsten gibt es derzeit keine Verletzungssorgen. Im Hinblick auf einen Kampf um einen neuen Vertrag gerät Ribery nun in eine Situation, die für ihn absolut kontraproduktiv ist. Zuletzt teilte er noch mit, dass er durchaus noch 1-2 Jahre auf hohem Niveau spielen kann. Selbst als er fit war, durfte das zumindest teilweise bezweifelt werden. Und niemand weiß, wie sehr ihn diese Verletzung nun zurückwirft, ob nach der Rückkehr weitere Knieprobleme auftreten können.

Was kann der FC Bayern jetzt tun?

Für den deutschen Rekordmeister ist diese Situation auch nicht einfach. Man denkt ohnehin schon über eine Ribery-Verlängerung nach, diskutiert intern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit pro und contra. Diese Verletzung könnte ein weiterer Anstoß sein, um den Umbruch voranzutreiben, gleichermaßen könnte der Gedanke, dass Ribery als eine Art Standby-Profi auch in der Saison 2018/19 noch helfen kann, ebenfalls eine Rolle spielen. Doch kann sich Ribery, der schon jetzt bei Auswechslungen oder einer Nichtberücksichtigung zumindest nicht fröhlich naherschaut, damit anfreunden? Diese Frage muss geklärt werden, bevor man handelt.

Photo by Martin Rose/Bongarts/Getty Images)

Zweifelsohne sollte man die Verpflichtung eines neuen Flügelspielers im kommenden Sommer nicht von der Personalie Ribery abhängig machen. So könnte man einerseits den Franzosen etwas unter Druck setzen, andererseits würde man zweigleisig planen. Mit Coman, Robben, einem Ribery, dessen Abbauprozess wohl kaum zu stoppen ist und einem Serge Gnabry, der in Hoffenheim noch kleinere Probleme und taktischen Nachholbedarf hat, in die Saison zu gehen, wäre jedenfalls grob fahrlässig. Und das muss man in München erkennen.

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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