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Thomas Eisfeld: „In der englischen Zweiten Liga ist der Passweg oft ein langer Ball“

18. Februar 2015 | Spotlight | BY Chris McCarthy


Am Deadline Day konnte Zweitligist VfL Bochum einen sehr interessanten jungen Mann verpflichten: Thomas Eisfeld konnte bis Saison ausgeliehen werden. Der 22-jährige Mittelfeldspieler, der bei Borussia Dortmund ausgebildet wurde, spricht im Interview mit Chris von 90PLUS über seinen großen Schritt auf die Insel, Felix Magath und seine Zukunft.

 

Der große Schritt nach England

 

90PLUS: Was war der Grund für den Wechsel vom BVB zu Arsenal im Winter 2011/2012?

Thomas Eisfeld: Arsenal ist schlicht und ergreifend ein Weltverein. Der Club genießt einen hervorragenden Ruf, hat einen eigenen Spielstil etabliert, ist Dauergast in der Champions League und eine gute Adresse für junge Spieler. Bei einer derartigen Fülle an guten Gründen musste ich nicht zweimal überlegen.

Twitter Follower @philipp_afc: Wie war die Zusammenarbeit mit Arsene Wenger?

Thomas Eisfeld: Arsene Wenger ist eine absolute Respektsperson. Er sagt nicht viel, auch nicht während des Trainings. Aber danach nimmt er dich zur Seite, redet ein, zwei Sätze mit dir. Und die merkst du dir dann. Er hat Arsenal zu dem gemacht, was es heute ist. Das wissen auch die jungen Spieler.

90PLUS: Vergleich England & Deutschland: Welche Unterschiede gibt es hinsichtlich des Trainings, der Vorbereitung auf Spiele und dem Fußballalltag?

Thomas Eisfeld: Ich kenne im Seniorenbereich die Trainingsarbeit von Arsenal, das ist ein Champions-League-Verein. Dort konkurrieren zig Nationalspieler um eine Position. Entsprechend hoch ist das Trainingsniveau. Beim FC Fulham handelt es sich aktuell um einen englischen Zweitligisten. Wenn ich es mit Bochum und der 2. Bundesliga vergleiche, muss ich sagen, dass hier in Deutschland etwas mehr Wert auf Taktik gelegt wird. Dafür ist das Spiel in England physischer, oft aber von langen Bällen durchzogen. In Deutschland wird auf diesem Niveau mehr Fußball gespielt.

Hai Happen via Facebook: Was ist der größter taktischer Unterschied für einen zentralen Mittelfeldspieler zwischen Bundesliga und Premier League, insbesondere was Passwege und Umschaltverhalten angeht? Würde mich interessieren, ob man da als Spieler deutliche Unterschiede bemerkt.

Thomas Eisfeld: Ja, es gibt die Unterschiede, vor allem im Spiel. Ich kann noch nicht die Bundesliga mit der Premier League vergleichen, aber auf Ebene des Zweitligafußballs kommt der deutsche Fußball mir mehr entgegen, weil mehr gespielt wird. In der englischen Zweiten Liga ist der Passweg oft ein langer Ball.

90PLUS: Es war des Öfteren zu lesen, dass dein Idol ist Tomáš Rosický ist, stimmt das? Wieso ist er ein Vorbild und wie war es mit ihm zusammen zu spielen und zu trainieren?

Thomas Eisfeld: Ja, das stimmt. Ein spielerisches Vorbild. Es ist schön, dass ich das Vergnügen hatte, mit ihm zusammenspielen zu können. Er bringt dich weiter, aufgrund seiner Erfahrung. Auch die Erfahrung, mit Rückschlägen umzugehen, schließlich war er selbst lange verletzt.

Twitter User‏ @Beeeeenjo: Welcher Arsenal Spieler dich (von der Qualität her) am meisten überrascht hat?

Thomas Eisfeld: Neben Rosicky vor allem Santi Cazorla. Was der auf engstem Raum mit Ball und Gegner macht, ist unglaublich. Dazu schießt er beidfüßig.

90PLUS: Bei Arsenal scheinen weitere junge deutsche Juniorennationalspieler auf dem Sprung zu stehen. Was erwartest du langfristig von Gedion Zelalem oder Serge Gnabry?

Thomas Eisfeld: Bei Zelalem muss man abwarten, er ist noch sehr jung und muss sich körperlich noch entwickeln. Gerade in England ist es wichtig, dass du physisch top bist. Von Serge Gnabry halte ich viel und traue ihm den Durchbruch durchaus zu.

Twitter Follower @tsubasaaozora: Hast du den Schritt vom BVB zu Arsenal bereut? Oder anders formuliert, was konntest du aus deiner Zeit bei Arsenal mitnehmen?

Thomas Eisfeld: Wie gesagt: Arsenal ist ein Weltverein mit einer eigenen Philosophie, wie man Fußball spielen möchte. Es kommt nicht von ungefähr, dass so viele junge Spieler gerne zum FC Arsenal wechseln. Die Strukturen sind sehr professionell, die Trainingsbedingungen top, das Niveau unglaublich hoch. Alles in allem: Der richtige Schritt zur richtigen Zeit, von mir zu keiner Sekunde bereut.

Abschied & Felix Magath

90PLUS: Im U-21 Team vom FC Arsenal hast du durch einige Tore für Aufmerksamkeit gesorgt und im League Cup bei den Profis starke Ansätze gezeigt. Viele Fans der Gunners waren folglich enttäuscht, dass du nicht nur ausgeliehen wurdest, sondern auf permanente Basis zu Fulham gewechselt bist. Du hast dich laut eigener Aussagen auch wegen Magath für den Stadtrivalen entschieden. Doch was waren die Beweggründe für den Schritt, Arsenal endgültig zu verlassen?

Thomas Eisfeld: Ich hatte einige Angebote aus dem In- und Ausland, darunter auch aus Deutschland. Aber nach den Gesprächen mit Felix Magath war für mich klar, dass ich zum FC Fulham wechseln wollte. Ich habe mir dort die Einsatzzeiten erhofft, die ich bei Arsenal im Seniorenbereich wohl nicht bekommen hätte. Und unter Magath habe ich dann ja auch regelmäßig gespielt.

90PLUS: Nach deinem Wechsel zu Bochum sagtest du: „Ich hatte bei Fulham Felix Magath als Trainer. Wenn man unter ihm klar kam, kann einen nichts mehr überraschen!“ Twitter Follower @V308: Wie ist deine Einschätzung zu Felix Magath? Gab es besonders positive oder negative Erfahrungen?

Thomas Eisfeld: Ich kann nichts Negatives über Herrn Magath berichten, nur Positives. Ja, das Training unter ihm ist hart. Es hat mich aber auch weitergebracht. Felix Magath hat mich vom Wechsel nach Fulham überzeugt, unter ihm habe ich gespielt. Leider waren wir nicht so erfolgreich, wie wir es uns gewünscht haben, sodass am Ende die vorzeitige Trennung von ihm stand. Danach habe ich keine so große Rolle mehr gespielt.

VfL Bochum & die Zukunft

90PLUS: Wie entstand der Wechsel zu Bochum und was erhoffst du dir mit dem VfL?

Thomas Eisfeld: Der Transfer kam recht kurzfristig zustande. Mein Berater hat mir einige Angebote unterbreitet, von dem das aus Bochum am reizvollsten war. Ich habe mich ausführlich mit VfL-Sportvorstand Christian Hochstätter unterhalten, der mir die Philosophie des Vereins erklärt hat und wie man zukünftig spielen möchte. Der VfL hat einen neuen Cheftrainer, und mit dessen Sichtweise auf den Fußball kann ich mich identifizieren. Ich möchte hier vor allem eins: spielen. Die Spielpraxis ist bei mir in letzter Zeit eindeutig zu kurz gekommen.

90PLUS: Beim VfL führte jahrelang der heutige U-19 Trainer Dariusz Wosz auf dem Platz Regie. Ist das auch eine Aufgabe, die du genießt – das Spiel zu machen, das Tempo zu bestimmen? Und ist das auch die Position auf der du dich siehst?

Thomas Eisfeld: Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich mich im offensiven Mittelfeld am wohlsten fühle. Dabei war die Position der „Zehn“ mein Favorit, ich habe aber auch als „Achter“ gespielt. Die linke Außenbahn, die ich momentan beim VfL bekleide, ist hingegen für mich neu. Wichtig ist aber, dass ich dort, wo ich spiele, einen klaren Auftrag habe. Unter dieser Voraussetzung könnte ich sogar im Tor spielen! (lacht)

90PLUS: Was sind deine Stärken und Schwächen? Zu den Stärken gehört sicherlich deine außergewöhnlicher Torriecher für einen Mittelfeldspieler.

Thomas Eisfeld: Wobei man zwischen dem Jugendbereich und dem Seniorenbereich ganz klar trennen muss. Bei den Senioren wird einem das Toreschießen deutlich erschwert. Ich verfüge über eine gute Technik, die ich beim Torabschluss einsetzen kann. Und über etwaige Schwächen rede ich nicht.

90PLUS: Was sind deine langfristigen Ziele? Siehst du dich eher in England oder in Deutschland?

Thomas Eisfeld: Mein Vertrag beim FC Fulham läuft noch bis 2016. Darüber hinaus: Im Fußball etwas langfristig zu planen, bringt wenig. Dafür ist das Geschäft zu schnelllebig und mit gesundheitlichen Risiken verbunden. Eine langwierige Verletzung und schon sind alle Pläne hinfällig. Insofern setze ich mir das langfristige Ziel, möglichst gesund zu bleiben. Alles Weitere ergibt sich dann irgendwie von selbst.

An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an Thomas Eisfeld und den VfL Bochum!

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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