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Was wurde eigentlich aus…? Teil 8: Piotr Trochowski

12. Dezember 2017 | Was wurde aus...? | BY Steffen Gronwald

Der kleine Dribbelkünstler begeisterte eine lange Zeit die Bundesliga, dank seiner nahezu einzigartigen Schusstechnik war er zudem für seine Standards und Distanzschüsse gefürchtet. Nach seinem Wechsel ins Ausland ging es für Piotr Trochowski jedoch langsam bergab, da der gebürtige Pole immer wieder mit schweren Knieverletzungen zu kämpfen hatte. Es ist ruhig um ihn geworden, dennoch die Frage, was macht Piotr Trochowski eigentlich heute?

Piotr Trochowski ist am 22. März 1984 im polnischen Tczew geboren, wanderte jedoch mit fünf Jahren von Danzig nach Hamburg aus. In Billstedt, einem Stadtteil in Hamburgs Osten, wuchs der spätere Nationalspieler auf und begann in einigen Amateurvereinen mit dem Fußball. Aus der Jugendmannschaft des FC St. Pauli verpflichtete ihn der deutsche Rekordmeister. Der Grundstein für eine Profi-Karriere war gelegt.

 

Hamburg – Bayern – Hamburg

1999/2000 verpflichtete der FC Bayern München den damals 15-jährigen Piotr Trochowski für die U-17. Schon zu Beginn seiner Karriere hatte Trochowski damit zu kämpfen, dass er meist ein bis zwei Köpfe kleiner als seine Gegner war, dies sollte ihn aber nicht davon abhalten, seine Stärken auszuspielen. Er wusste bereits früh mit schnellen Bewegungen und einem starken Abschluss zu gefallen, sodass er die Jugendmannschaften bis hin zur Münchner U21 durchlief.

Der Start in der Zweitvertretung des FCB (2001/2002) verlief etwas holprig, so kam er anfangs zu nur sieben Einsätzen, hat jedoch noch in der U19 Spielpraxis sammeln können. In seinem zweiten Jahr bei den Amateuren lief es für ihn schon etwas besser, er konnte seine Einsatzzeiten fast verdreifachen und erzielte zudem seinen ersten Treffer für den FCB II. Doch es kam noch besser, denn die Profis nahmen ihn gelegentlich in den Kader auf, sodass der damals 19-jährige erstmals Bundesligaluft schnuppern durfte. In der folgenden Saison wechselte Trochowski meist zwischen Kaderplatz bei den Profis und Startelf bei den Amateuren. Er kam immerhin auf zehn Einsätze in der Bundesliga und erzielte am 16.12.2003 sein erstes Bundesligator (zum 6:0 Endstand beim FC Freiburg).

(Photo by Friedemann Vogel/Bongarts/Getty Images)

Anfänge in der Hansestadt

Anfang des Jahres 2005 wechselte Trochowski, für eine Ablösesumme von einer Million Euro, zurück nach Hamburg. Beim HSV sah er die Chance auf mehr Einsätze, zudem konnten die Hanseaten mit der Heimat punkten. Sein Debüt gab Trochowski gegen den FC Bayern München, konnte jedoch bei diesem Kurzeinsatz die 3:0 Niederlage nicht mehr verhindern. Die Anfänge beim HSV waren holprig, so war der Deutsch-Pole bei vielen Spielen zunächst nicht im Kader. Dies sollte sich jedoch schon bald ändern.

In der Saison 2005/2006 wurde Trochowski erstmals Stammspieler, unter Trainer Thomas Doll machte er in dieser Saison sogar die meisten Pflichtspiele aller HSV-Profis. Obwohl er nicht auf seiner favorisierten Position (zentrales offensives Mittelfeld) spielen durfte, da Rafael van der Vaart dort gesetzt war, hatte er wettbewerbsübergreifend als linker Mittelfeldspieler 15 Torbeteiligungen. Auch in der folgenden Saison war der 1,69 Meter „große“ Profi gesetzt.

(Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Vom HSV in die Nationalmannschaft

(Photo by Joern Pollex/Getty Images)

Nachdem er zunächst alle Jugendteams des DFB durchlaufen hat, nominierte ihn Joachim Löw für das Freundschaftsspiel gegen Georgien. Bei dem 2:0 Sieg am 07. Oktober 2006 fand sich der Hamburger auch gleich in der Startelf wieder. Es sollten 34 weitere Spiele und zwei Tore für die deutsche Nationalmannschaft folgen. Bei der EM 2008 war er Bestandteil des Kaders, war jedoch der einzige Feldspieler, der zu keinem Einsatz kam. Anders bei der WM 2010, dort absolvierte Trochowski vier Partien, mitunter das verlorene Halbfinale gegen Spanien am 07. Juli. Dies war sein letzter Einsatz, eine weitere Nominierung folgte nicht.

Grund für die Nominierungen für die DFB-Elf waren natürlich die guten Leistungen, die die Nummer 15 des HSV in seiner Zeit in Norddeutschland zeigte. Dort absolvierte Trochowski wettbewerbsübergreifend 259 Partien, traf dabei 36 Mal und legte 55 weitere Treffer vor. Er kennzeichnete sich auch hier durch seine enge Ballführung, seine Wendigkeit und seinen sehr unangenehmen Abschluss. Zudem zeigte er sich gerade bei Elfmetern extrem kaltschnäuzig, dies durfte unter anderem Manchester City im UEFA-Cup erfahren.

In der ersten Hälfte des Jahres 2011 ging es für Trochowski so langsam bergab. In den wichtigen Spielen des HSV gegen den FC St. Pauli (0:1) und Werder Bremen (4:0) kam er unter Armin Veh nicht zum Einsatz. Doch auch sein Co-Trainer und Nachfolger Michael Oenning gab dem WM-Dritten von 2010 kaum Einsätze. Oft schmorte Trochowski auf der Bank, gerade zu Zeiten, in denen es beim Bundesliga-Dino nicht wirklich lief. Für Trochowski war es das Zeichen, sich nach einem neuen Verein um zusehen, sein Berater Roman Grill nahm Kontakt zum FC Sevilla auf und so wechselte der Mittelfeldmann zur Saison 2011/2012 ablösefrei nach Andalusien.

(Photo by Martin Rose/Bongarts/Getty Images)

Die Zeit in Sevilla – Furioser Anfang, bitteres Ende

Kaum in Spanien angekommen, war Piotr Trochowski wieder gesetzt, spielte in seiner Debüt-Saison nahezu alle Spiele. Lediglich seine persönliche Ausbeute ließ etwas zu wünschen übrig, in 35 Partien gelangen ihm nur ein Tor und zwei Vorlagen. Generell war dies für den FC Sevilla eher eine Saison zum wegschauen, man die Saison als Zehnter – so schwach wie seit 2003 nicht mehr. Auch in der folgenden Spielzeit war der gebürtige Pole zunächst Stammspieler, traf in den ersten sechs Spielen sogar zwei Mal – ausgerechnet gegen Real Madrid (zum 1:0 Sieg) und den FC Barcelona (2:3).

(Photo by Denis Doyle/Getty Images)

Doch im Spiel gegen die Katalanen verletzte sich Trochowski schwer. Nach einer ersten Fehldiagnose wurde ein Knorpelschaden im rechten Knie festgellt. Zu allem Überfluss verlief die erste Operation in einer Spezialklinik in Denver nicht optimal und Komplikationen führten dazu, dass Trochowski ein weiteres Mal unters Messer musste. Erst jetzt bemerkten die Ärzte beim Röntgen, dass das Schienbein einen Bruch erlitten hatte, der bislang nicht aufgefallen war. Die Ausfallzeit betrug acht Monate, die Saison war gelaufen.

2013/2014 kehrte Trochowski auf den Fußballplatz zurück, sammelte für den FC Sevilla auch weitere Einsätze. Im erfolgreichen Finale der Europa League kam Trochwoski jedoch nicht zum Zug. An seine vorherige Form konnte er in diesem Jahr nicht mehr anknüpfen, lediglich eine Vorlage in 18 Liga-Spielen standen am Ende zu Buche. Im September 2014 wurde nach außergerichtlichen Verhandlungen letztendlich Trochowskis Vertrag aufgelöst. Erst im Juli 2015 wurde seine Personalie für einen Verein wieder wirklich interessant.

 

Rückkehr in die Bundesliga und den internationalen Wettbewerb

Im besagten Juli unterschrieb Piotr Trochowski einen Einjahresvertrag beim FC Augsburg. Auch hier lief es für ihn nicht wirklich rund. Nach nur zwölf Einsätzen in der Hinrunde, zumeist von der Bank, setze den einstigen Nationalspieler eine hartnäckige Wadenverletzung vorzeitig außer Gefecht. Diese leidige Verletzungsanfälligkeit war auch der Grund, weshalb der FCA die Option zur Vertragsverlängerung nicht zog, obwohl Trochowski selbst gerne geblieben wäre. Ein weiterer Tiefschlag und der Beweis, wie hart das Fußball-Geschäft manchmal sein kann.

(Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Es ist ruhig geworden

Um Piotr Trochowski ist es sehr ruhig geworden. Nach seiner Zeit in Augsburg musste er sich einer weiteren OP unterziehen, da das Knie wieder Probleme machte. In den Medien wird er eigentlich kaum noch erwähnt, laut transfermarkt.de habe er sogar seine Karriere beendet. Dazu gibt es aber von dem Spieler selbst weder eine Bestätigung noch ein Dementi. Trochowskis Lebensmittelpunkt ist übrigens wieder in Hamburg, so zeigte sich auch auf Veranstaltungen wie der „MOPO Players Night“. Dort erklärte er, dass er dem HSV weiterhin die Daumen drückt und so oft es geht die Spiele im Fernsehen verfolgt.

Steffen Gronwald

Steffen verfolgt primär den Vereinsfußball, fühlt sich im deutschen Ober- und Unterhaus zu Hause - verfolgt zugleich aber auch La Liga und die Premier League intensiv. Ob Offensivspektakel oder "park the Bus", fesseln tut ihn beides, zudem steht bei ihm auch der Schiedsrichter im Fokus. Seit 2016 bei 90PLUS.


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