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Weißt du noch? Als Guardiolas Barça Mourinhos Madrid demütigte (Clasico Version)

21. Dezember 2017 | Weißt du noch...? | BY Christoph Albers

Die Saison 2010/11 sollte für Real Madrid eigentlich eine ganz Große werden, mit Jose Mourinho auf der Trainerbank sollte die Dominanz des FC Barcelona unter Pep Guardiola endlich durchbrochen. Der erste „Clasico“ des Portugiesen gegen seinen großen Kontrahenten wurde dementsprechend mit großer Spannung erwartet. Aber das was folgte, hatte wohl niemand kommen sehen…

Real Madrid ging als Tabellenführer mit einem Punkt Vorsprung vor dem FC Barcelona ins Spiel. Beide Mannschaften waren mit je 10 Siegen in 12 Spielen sehr gut in die Saison gestartet. Cristiano Ronaldo führte mit 14 Toren (12 Spiele) die Torjägerliste, knapp vor Lionel Messi (13 Tore in 10 Spielen) an. Zudem hatten beide am Spieltag zuvor jeweils hoch gewonnen. Es war also alles angerichtet für einen tollen „Clasico“. 

Aufstellungen und Torschützen

FC Barcelona: Victor Valdes – Dani Alves, Pique, Puyol, Abidal – Xavi (ab 86. Seydou Keita), Busquets, Iniesta – Messi, David Villa (ab 76. Bojan Krkic), Pedro (ab 87. Jeffren)

Trainer Pep Guardiola hatte seine komplette Top-Elf zur Verfügung und bot eben jene auf. Angeführt von Kapitän Puyol, mit dem magischen Dreier-Mittelfeld und Messi vorne. Eine mittlerweile schon legendäre Mannschaft, doch dazu später mehr.

Real Madrid: Casillas – Sergio Ramos, Pepe, Ricardo Carvalho, Marcelo (ab 61. Arbeloa) – Khedira, Xabi Alonso – di Maria, Özil (ab 46. Lassana Diarra), Cristiano Ronaldo – Benzema

Jose Mourinho konnte ebenfalls auf seine Bestbesetzung zurückgreifen. Zu dieser zählten auch die beiden deutschen Nationalspieler Sami Khedira und Mesut Özil. Sergio Ramos war damals noch in erster Linie Rechtsverteidiger, während Ronaldo noch vornehmlich über die linken Außenbahn kam.

Torschützen: 1:0 Xavi (10.), 2:0 Pedro (18.), 3:0 David Villa (55.), 4:0 David Villa (58.), 5:0 Jeffren (90.+1)

(Photo by David Ramos/Getty Images)

Spielverlauf

Erste Halbzeit

Um es gleich mal vorwegzunehmen, das Spiel kannte im Grunde nur eine Richtung. Der FC Barcelona trat von Beginn an höchst dominant auf und hatte bereits in der vierten Spielminute eine große Chance, doch Lionel Messis gefühlvoller Heber sprang vom Innenpfosten wieder ins Spielfeld. In der zehnten Spielminute hatten die „Königlichen“ dann aber nicht mehr so viel Glück. Nach einem ruhigen Aufbau durchs Mittelfeld landete der Ball auf halblinks bei Andres Iniesta, der mit einem Pass gleich sechs (!) Spieler aus dem Spiel nahm und Xavi frei vor Casillas fand. Xavi verspang der Ball bei der Annahme zunächst ein bisschen, doch er reagiert blitzschnell und hob den hochgesprungenen Ball elegant über den Real-Torwart ins Tor. 1:0.

Die Reaktion Reals fiel anschließend äußerst bescheiden aus, nur ein erster Versuch von di Maria war zu verzeichnen. Barcelona machte es aber auch einfach sehr gut und drängte sofort auf den zweiten Treffer. Lange Warten mussten sie darauf dann auch nicht. In der 18. Spielminute setzte sich David Villa, nach einem starken Zuspiel von Xavi, auf der linken Seite gegen Ramos und Pepe durch und brachte den Ball flach vor das Tor. Casillas konnte den Ball nicht wirklich aufhalten, sodass der eingelaufene Pedro nur den Fuß hinhalten musste, damit der Ball ins Tor ging. 2:0.

Bis zur Pause passierten dann nicht mehr allzu viel, Barcelona ließ die Verunsicherten Madrilenen nicht mehr ins Spiel kommen, spielte sich aber auch nur noch wenige Torchancen heraus. Dennoch war die Dominanz erdrückend. Real konnte sich nur noch wenig wehren, einzig Cristiano Ronaldo schien sich mit aller Macht gegen die Niederlage zu stemmen. Ein guter Freistoß, eine kleine Rudelbildung und eine vermeintliche Elfmeter-Szene waren das Resultat seiner Bemühungen. Es ging dann aber mit dem 2:0 in die Kabine. Mesut Özil blieb in eben jener Kabine, er wurde nach einer schwachen Leistung durch den defensiveren Lassana Diarra ersetzt.

(Photo by JOSEP LAGO/AFP/Getty Images)

Zweite Halbzeit

Nach der Pause ging das Spiel nahezu unverändert weiter. Der FC Barcelona machte mächtig Druck und hatte durch Pedro und Xavi (nach tollem Pass von Messi) große Möglichkeiten die Führung weiter auszubauen. In der 55. Spielminute war es dann aber soweit, nach einem abermals herausragenden Zuspiel von Messi (er überspielte vier Verteidiger), stand Villa allein vor Casillas und schob den Ball an ihm vorbei ins lange Eck. Der etwas hüftsteif agierende Pepe konnte nicht mehr eingreifen. 3:0.

Das Spiel war längst entschieden, doch der FC Barcelona war noch lange nicht satt. Nur drei Minuten später, in der 58. Minute, setzte sich Messi knapp hinter der Mittellinie gegen drei Gegenspieler durch und spielte den Ball perfekt in den Lauf von David Villa, der Sergio Ramos im Rücken weggelaufen war. Villa fand sich wieder allein vor Casillas wieder und schob den Ball dieses mal durch dessen Hosenträger ins Tor. 4:0.

(Photo by JAVIER SORIANO/AFP/Getty Images)

In der Folge spielte weiterhin nur Barcelona. Die Katalanen ließen Real mächtig laufen und kontrollierten den Ball nach Belieben. Die „Königlichen“ verloren spätestens dadurch die Lust am Fußballspielen und besannen sich aufs Treten. Der eingewechselte Bojan hatte unterdessen eine weitere gute Gelegenheit, ehe der ebenfalls eingewechselte Youngster Jeffren in der ersten Minute der Nachspielzeit das letzte Tor des Tages erzielte. Bojan spielte den Ball von der rechten Seite aus perfekt in die Mitte, wo Jeffren gedankenschneller war als Ramos und den Ball clever ins Tor spitzelte. 5:0.

Anschließend gab es vor kurz vor dem Abpfiff nur noch den negativen Höhepunkt des Spiels. Sergio Ramos trat Messi kurz hinter der Mittellinie wirklich brutal um, völlig unnötig. Der Schiedsrichter zeigte ihm ohne zu zögern (und mit jeden Berechtigung) die rote Karte. Ramos war aber nicht zu beruhigen, zunächst griff er Puyol ins Gesicht und schubste ihn, ehe er auch noch Xavi ins Gesicht griff, bevor er den Platz verließ. Pique, davon aufgebracht, auch nur noch schwer zu beruhigen. Der Platzverweis komplettierte das miserable Bild, das Real Madrid an diesem Tag abgab. Messi musste den Platz anschließend verletzt verlassen und der Schiedsrichter Iturralde Gonzalez pfiff ab. Endstand 5:0.

(Photo by JOSEP LAGO/AFP/Getty Images)

Die Folgen

Der FC Barcelona übernahm daraufhin die Tabellenführung und wurde am Ende der Saison mit vier Punkten Vorsprung vor Real Madrid Meister. Auch in der Champions League triumphierten die Katalanen, die Real Madrid im Halbfinale ausschalteten und sich im Finale gegen Manchester United durchsetzten. Einzig der Titel in der Copa del Rey blieb Real Madrid in Jose Mourinhos Premieren-Saison, im Finale gegen den FC Barcelona reichte ein Tor von Cristiano Ronaldo in der Verlängerung zum Sieg. Bei der anschließenden Feier ließ Sergio Ramos den Pokal zu allem Überfluss dann auch noch vom Bus-Dach fallen (die Trophäe war arg angeditscht). Barça verpasste somit nur knapp das Triple, konnte ich aber über eine grandiose Saison freuen.

Dieses Spiel ist das all-time Lieblingsspiel des Autoren, der an weniger schönen Tagen immer gerne an diesen magischen Abend zurückdenkt. ;-)

 

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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