VfB Stuttgart nach furiosem Start: Sorgenfreie Bundesliga-Saison? Das Streitgespräch
25. August 2023 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion
Der VfB Stuttgart wäre in den letzten beiden Jahren beinahe aus der Bundesliga abgestiegen. 2022 rettete Wataru Endo die Schwaben vor dem Gang in Liga 2, in der Vorsaison musste die Relegation her. Doch im Sommer hat sich etwas getan im Ländle. Der VfB wirkt stabiler, gefestigter, obwohl Säulen wegbrachen. Hat der VfB das Zeug zu einer sorgenfreien Saison?
VfB Stuttgart: Bochum-Erfolg vs. Abgang von wichtigen Stützen
Wenn ein Team wie der VfB Stuttgart zum Auftakt einen 5:0-Sieg feiert, dann ist das unabhängig vom gegnerischen Team erst einmal eine Meldung wert. Die Schwaben konnten mit diesem Ergebnis gegen den VfL Bochum gewinnen und haben sich eine sehr gute Basis für die neue Saison verschafft. Dem gegenüber stehen allerdings die Abgänge von zwei Stützen, namentlich Wataru Endo (30, Liverpool) und Konstantinos Mavropanos (25, West Ham). Aber: Eben jene Spieler standen auch gegen Bochum nicht im Aufgebot.
Trotzdem war es „nur“ Bochum, ein Gegner, der einen sehr schlechten Tag erwischte und in der Defensive einlud. Klar, Stuttgart hatte viele gute Elemente im eigenen Spiel, wurde aber auch nicht „auf Herz und Nieren“ überprüft. Solche Prüfungen kommen in den nächsten Wochen, angefangen mit dem Freitagabendspiel in Leipzig. Die Schwaben werden dort auf einen ganz anderen Gegner treffen, wollen sich beweisen und zeigen, dass sie bereit sind, eine Saison zu spielen, die besser verläuft als die letzten beiden. Die Frage bleibt trotzdem: Gelingt dem VfB eine komplett sorgenfreie Saison 2023/24?
Nein, der VfB ist ein Abstiegskandidat
Klar, das 5:0 ist ein eindrucksvolles Zeichen in Richtung Konkurrenz. Aber eine alte Fußball-Weisheit besagt, dass eine Mannschaft nur so gut spielen kann, wie es der Gegner zulässt. Bochum brachte an diesem Samstagnachmittag überhaupt kein Bundesliga-Niveau auf den Rasen. Der VfB nutze das zwar sehr gut aus, ein Beleg für eine sorgenfreie Saison ist das aber nicht. Vor zwei Spielzeiten starteten die Schwaben ebenso erfolgreich mit einem 5:1 gegen Greuther Fürth in die Spielzeit, es folgte eine harte Saison mit der Rettung in der letzten Sekunde durch Wataru Endo.
Apropos Endo: Wenn der Kapitän, die Identifikationsfigur und dein vermutlich wichtigster Spieler kurz vor Saisonbeginn den Verein verlässt, dann hast du ein Problem. Neben dem Japaner verließ auch Innenverteidiger Konstantinos Mavropanos als langjährige Stütze die Bundesliga. Die Zukunft von Linksverteidiger Borna Sosa ist ebenso nicht final geklärt. Auch wenn der VfB das Heft in der Hand hält.
Cheftrainer Sebastian Hoeneß macht einen guten Eindruck und stabilisierte die zuvor oft launisch wirkende Mannschaft auf vielen Ebenen. Die schwerste Aufgabe besitzt Sportdirektor Fabian Wohlgemuth, der zwar zuvor sowohl bei Holstein Kiel als auch beim SC Paderborn ordentliche Arbeit leistete, sich nun aber mit neuen Umständen befassen muss. Die Transferpolitik ist eine andere, die finanziellen Möglichkeiten sind deutlich größer, aber Kreativität ist auch hier gefordert. Denn bekommt Stuttgart die Leistungsträger nicht annähernd adäquat ersetzt, droht der Abstiegskampf.
Hendrik Wiese
Keine Panik VfB-Fans, dieses Jahr wird sorgenfrei
Der 5:0-Sieg zum Auftakt gegen den VfL Bochum war ein erstes Ausrufezeichen der Stuttgarter. Die Mannschaft ist unter Sebastian Hoeneß absolut gefestigt, das hat sie bereits zum Ende der vergangenen Saison und in den beiden Relegationsspielen gegen den HSV gezeigt. Der Sieg gegen die Bochumer war zwar erst der vierte Sieg im neunten Bundesligaspiel unter dem 41-Jährigen, allerdings konnte der VfB in dieser Zeit auch nur einmal geschlagen werden. Sowohl defensiv als auch offensiv hat sich die Mannschaft unter ihm verbessert. Zudem ist bei dem Kantersieg am vergangenen Wochenende endlich offensive Effektivität zum Tragen gekommen. Bereits in der vergangenen Saison spielte man nicht wie ein Abstiegskandidat. Statt der laut understat erwarteten 47 Punkte konnten die Schwaben nur 33 holen. Aktuell scheint die mangelnde Effektivität kein Thema mehr zu sein.
Auf der anderen Seite ist der Kader des VfB deutlich besser als die der Konkurrenz. Im Tor steht mit Alexander Nübel ein zuverlässigerer Keeper als im vergangenen Jahr. Zwar ist der Aderlass der Stuttgarter durch die Abgänge von Wataru Endo und Konstantinos Mavropanos unbestritten, allerdings ist die Abwehr um Hiroki Ito und Waldemar Anton nach wie vor sehr gut aufgestellt. Enzo Millot hat seine Qualität in der Relegation gezeigt, Chris Führich gleich am ersten Spieltag. Sollten Serhou Guirassy und Silas verletzungsfrei bleiben, dann braucht man sich um die Offensive der Stuttgarter auch keine Gedanken zu machen.
Verletzungsfreie Schlüsselspieler, eine bessere Spielanlage und eine effizientere Offensive sind beim VfB Stuttgart der Schlüssel zum Erfolg. Zwar sollte man den Auftaktsieg gegen den VfL Bochum nicht überbewerten, jedoch kann man in Stuttgart in diesem Jahr als Fan etwas entspannter sein. Mit dem Abstieg werden die Schwaben in diesem Jahr nichts zu tun haben und wir werden sie am Ende auf einem gesicherten Mittelfeldplatz wiederfinden.
Jannek Ringen
(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)