Champions League Vorschau – Gruppe E: Liverpool, SSC Neapel, Salzburg, Genk

13. September 2019 | Champions League | BY 90PLUS Redaktion

Vorschau | Die UEFA Champions League startet am 17. September in die Gruppenphase. Titelverteidiger ist der FC Liverpool, der in dieser Spielzeit von den restlichen Klubs gejagt wird. Vor dem Start der Gruppenspiele stellen wir alle Gruppen und alle Mannschaften ausführlich vor!

Gruppe A: PSG, Real Madrid, Club Brugge, Galatasaray

Gruppe B: FC Bayern, Tottenham, Olympiakos, Crvena Zvezda

Gruppe C: Man. City, Donezk, Zagreb, Atalanta

Gruppe D: Juventus, Atletico, Bayer 04, Lokomotiv Moskau

Gruppe E: FC Liverpool, SSC Neapel, RB Salzburg, KRC Genk

FC Liverpool

(Letzte Saison: Titel CL)

Der FC Liverpool ist zurück unter den ganz großen Namen Europas. Nach drei Siegen der Königlichen in Folge konnten die Reds den Bann brechen und in der Heimat des Seriensiegers das unglückliche Finale des Vorjahres vergessen machen. In einem unspektakulärem Finale ging der FC Liverpool als verdienter Sieger vom Platz und setzte mit den Titelgewinn ein Ausrufezeichen hinter eine besondere Saison.

Verkehrte Vorzeichen

Liverpool verlor das CL-Finale 2018 gegen Real Madrid auf eine bemerkenswerte Art und Weise. Haarsträubende Fehler von Torhüter Loris Karius (26) machten eine analytische Spielbewertung fast unmöglich. Eine bittere Nacht für die Reds, aber im Nachhinein wohl auch ein Schlüsselmoment. Jürgen Klopp (52) besetzte mit Torhüter Alisson (26), Fabinho (25) und Keita (24) die letzten eklatanten Baustellen des Kaders. Somit konnte die Entwicklung des Kaders voranschreiten. Im Verbund mit Europas Spieler des Jahres Virgil van Dijk (28) strahlte Liverpool eine, von Kloppmannschaften bis jetzt ungekannte, Souveränität in der Defensive aus. Die Offensive rund um das famose Trio Salah (27), Mané (27) und Firmino (27) sowieso über jeden Zweifel erhaben. Die knapp verpassten Meisterschaft (nur eine Niederlage) und der Gewinn des Henkelpotts 2018/2019 schlossen eine besondere Saison und somit die Großinvestitionen ab.

(Photo by Michael Regan/Getty Images)

Liverpool ließ den Sommer 2019 folglich ruhiger angehen. Sepp van den Berg (17) wurde verpflichtet und ist eher Perspektivspieler als Verstärkung zu betrachten. Adrian (32) kam als Ersatztorhüter. Jürgen Klopp vertraut seinen Mannen. Sollten alle Spieler fit bleiben, ein durchaus angebrachtes Vertrauen.

Doch für ein absolutes Spitzenteam ist die Breite Liverpools nicht besonders herausragend. Weder auf den Außenverteidigerpositionen noch in der Angriffsreihe gibt es ansatzweise adäquaten Ersatz, sollte einer der gesetzten Spieler ausfallen. Zusätzlich scheint auf den ersten Blick im zentralen Mittelfeld weiter Qualität zu fehlen. Trotz aller Vorhandenen Fähigkeiten von Wijnaldum (28), Henderson (29), Milner (33) und Co. ist Klopp darauf angewiesen, dass sowohl Keita als auch Fabinho die gewünschte Entwicklung nehmen um in der Spitze konkurrenzfähig zu sein.

Ein großer Verdienst des Trainers und eventuell der wichtigste Grund für die herausragende letzte Saison ist die Implementierung einer neuen, souveränen Spielidee. Klopps Fußball stand immer auch für das Wilde, Unkontrollierbare. Bis ins letzte Jahr. Mit einer bärenstarken Defensive um van Dijk und Alisson konnten sich die Reds leisten, nicht mehr so hoch wie gewohnt zu attackieren, sondern sich wirklich auf die letzte Verteidigungsreihe zu verlassen. Zudem nahm man die Rolle eines Spitzenteams an, hatte fast durchweg mehr Ballbesitz und konnte gerade durch die individuelle Klasse der vorderen Drei auch tiefstehende Teams so gut wie immer knacken. Nicht zu unterschätzen war dabei auch der Input der offensiven Außenverteidiger Trent Alexander-Arnold und Andrew Robertson, die wettbewerbsübergreifend 29 Tore vorbereiteten.

Das als Standard gesehene 4-3-3 wich zusätzlich immer mal wieder einem 4-2-3-1 mit Salah als einziger Spitze. Eine Umstellung die Liverpool gerade während laufender Partien mehr Flexibilität gewährleistete. Wichtig hierbei vor allem die Flexibilität Firminos.

Im Fokus: Roberto Firmino

Roberto Firmino zählt zu einer der gefürchtetsten Offensivreihen Europas. Doch neben den Topscorern Mané und Salah scheint der Brasilianer oft unterzugehen. Zu unrecht. Die Wichtigkeit des Stürmers für Liverpool ist kaum zu überschätzen.

Dadurch, dass beide Flügelspieler oft den Weg in die Mitte suchen, ist es die Aufgabe „Bobbys“, durch clevere Laufwege und das Fallenlassen im richtigen Moment die gefährlichen Räume erst bespielbar zu machen. Zusätzlich fungiert der Brasilianer oft als verkappter Zehner und sorgt so für eine Kreativität im Angriffsspiel, die dem Mittelfeld Liverpools sonst oft fällt. Wenn Firmino spielt, ist jeder andere Spieler ein Stück besser.

(Photo by Laurence Griffiths/Getty Images,)

Prognose

Der FC Liverpool ist ein Schwergewicht in Europa, Titelverteidiger in der Champions League und damit automatisch einer der Favoriten in der diesjährigen Saison. Auch die Frühform der Reds in der Liga macht Hoffnung auf eine entspanntere Gruppenphase als im letzten Jahr. Doch gerade Napoli und Salzburg könnten sich als unangenehme Gegner herausstellen. Elementar für ein erfolgreiches Abschneiden auf europäischer Ebene dürfte vor allem die Fitness des Kaders sein.

Julius Eid

SSC Neapel

(Letzte Saison: Viertelfinale EL)

Vizemeister & Viertelfinalist in der EL: Carlo Ancelottis Premierensaison war der Inbegriff von „solide“ – aber eben nicht mehr. Bedenkt man die Abgänge von Hamšík (32), Jorginho (27) und Zapata (28), ist sie ihm dennoch hoch anzurechnen. In diesem Jahr wird sich nun zeigen müssen, wohin die Reise für die neu-erfundenen Neapolitaner geht.

Konstanz oder Stillstand?

Die SSC Neapel ist eine Institution des (inter)nationalen Vereinsfußballs. Seit 2015 zeichnet sich in Italien häufig dasselbe Bild: Juve trabt zur Meisterschaft, Napoli folgt mit respektvollem Abstand, aber auch souveräner Distanz zu Platz 3. Dasselbe Bild in Europa: Ob EL oder CL – spätestens nach dem Achtelfinale ist für die „Partenopei“ in der Regel Schluss.

Ancelottis Stil mag etwas hausbackener als der seines Vorgängers Maurizio Sarri sein, doch auch er hält Napoli stabil auf dem Leistungsvermögen der letzten Jahre. Die Kaderpolitik dagegen spricht eine klare Sprache: Napoli will weiter nach oben: Talent Amadou Diawara (21) verlor man zwar, ersetzte ihn aber gleichwertig durch Eljif Elmas (19). Das zentrale Mittelfeld ist mit Allan (28), dem starken Fabian Ruiz (23) und dem flexiblen Polen Piotr Zielinksi (25) ohnehin fantastisch besetzt. Mit Kostas Manolas (28) gewann man zudem einen starken Partner für Superstar Kalidou Koulibaly (28), der in der Innenverteididung mit seiner überragenden Physis besticht.

Das Sahnehäubchen des Transfersommers war jedoch eindeutig Hirving Lozano (24), an dessen Transfer man sehr lange arbeitete. Ancelottis ohnehin bereits stark besetzte Flügelzange aus dem unterschätzten Jose Callejón (32) & Kapitän Lorenzo Insigne (28) erhält durch ihn das noch fehlende Puzzleteil für das Prädikat „internationale Klasse“. Gemessen daran, dass die SSC bereits auf eine Ligabilanz von 80:32 Toren in der starken Serie A zurückblickt, darf man sich durchaus darauf freuen, dieses Personal in Aktion zu sehen. Getrübt wird diese Vorfreude womöglich durch die erneute Verletzung von Arkadiusz Milik (25). Einen guten Ersatz für ihn (Carlos Vinícius, 24) abgegeben zu haben, könnte sich noch als Dämpfer für Ancelottis internationale Ambitionen herausstellen.

(Photo by Francesco Pecoraro/Getty Images)

Eine neue Ära des Effizienzfußballs?

Griff Ancelotti im vergangenen Jahr noch mehrheitlich auf ein 4-4-2 zurück, passte er seine Aufstellung im neuen Jahr bisher geringfügig an: Insigne verlässt dabei mehrheitlich seine Rolle als einrückender Linksaußen und erhält eine freiere Rolle als hängende Spitze hinter Mertens. Ursprünglich war wohl Letzterem diese Rolle zugedacht, während Milik die „9“ hätte spielen sollen. 7 eigene Tore in zwei Ligaspielen sprechen jedoch für die Qualitäten des kleingewachsenen Duos (beide Spieler messen je weniger als 1,70 Meter). Untypisch für die im letzten Jahr gnadenlos effiziente SSC: Man kassierte auch 7 gegnerische Tore. Zwar waren die Gegner mit Juve und der Fiorentina durchaus namhaft – jedoch darf dies keine Ausrede sein, will Napoli auch international endlich sein Potenzial abrufen.

Auffallend an den bisherigen Ligaspielen: Ancelotti wechselte jeweils seinen linken Außenverteidiger aus. In der Tat lässt sich derzeit noch nicht erkennen, welcher der beiden fraglichen Kandidaten (Ghoulam oder Mario Rui) auf lange Sicht das Rennen machen könnte. Auch auf der Gegenseite muss sich erst noch erweisen, ob di Lorenzo das Zeug für die europäische Spitze besitzt.

Im Fokus: Allan

Wie schon Jorginho bei Maurizio Sarri, so ist auch bei seinem Nachfolger die aufbauende „8“ Dreh- und Angelpunkt des Spiels. Während Piotr Zielinski den aggressiven Box-to-Box Player mit starker (Schuss-)Technik gibt, ergänzt Allan ihn perfekt als pressingresistenter Gegenpart mit defensivem Raumgefühl und Zweikampfstärke. In einer Mannschaft, die zwar in der Spitze, jedoch nicht durchgehend stark besetzt ist, wird sehr viel darauf ankommen, dass er das Spiel lenkt und gleichzeitig absichert.

(Photo by Francesco Pecoraro/Getty Images)

Prognose

Mit dem Erreichen der K.O.-Phase sollte der neapolitanische Luxuskader keine Probleme haben. Doch die Trennlinie zwischen einem soliden zweiten Platz hinter Titelverteidiger/Gruppenfavorit Liverpool und einem Abstieg in die EL ist dünn: Ancelottis Truppe darf sich keinen Ausrutscher gegen einen Favoritenschreck wie RB Salzburg erlauben, will sie aus der Vergangenheit lernen.

David Theis

RB Salzburg

(Letzte Saison: Achtelfinale EL)

Die Leidensgeschichte Salzburgs ist fast schon legendär. Als österreichischer Dauermeister zur CL-Qualifikation berechtigt, verpasste man insgesamt elf Mal in Folge das Ticket zur Königsklasse. Doch das Trauerspiel hat ein Ende gefunden. Salzburg spielt 2019 endlich auf dem ganz großen Parkett.

EL-Furore und Dauermeisterschaft

Salzburg gehört, schon nach Betrachten des Vereinslogos jedem deutlich, zum Konglomerat der von einer bestimmten Energy-Drink-Marke unterstützen Vereine. An Titeln gemessen sind die Österreicher sogar mit Abstand das erfolgreichste Aushängeschild der Flügelverleiher. Durch die, nicht von der Hand zuweisenden, Investitionen und Kontakte, die alles andere im österreichischen Fußball bei Weitem übersteigen, konnte man sich fest als Dauermeister im Fußball der Alpenrepublik etablieren.

Spätestens unter Trainer Marco Rose sorgte man auch in Europa für einiges an Furore. 2018 war erst, und das denkbar knapp, im Halbfinale der Europa League gegen Lyon der Weg vorbei. Zuvor hatte man unter anderem Borussia Dortmund souverän aus dem Wettbewerb geworfen. Auch im letzten Jahr konnte man durchaus überzeugen. In der Gruppenphase traf man, nett gesagt, auf den „Schwesterverein“ aus Leipzig und konnte beide Duelle gewinnen, die Gruppenphase am Ende mit 6 Siegen aus 6 Spielen abschließen. Auch Club Brügge konnte den Salzburgern in der ersten KO-Runde wenig entgegensetzen. Doch im Achtelfinale kam man mit Neapel als Gegner an seine Grenzen. Ein Begriff dürfte Salzburg auch in Europa spätestens nach den letzten beiden Jahren dennoch für viele sein.

Auch in der nationalen Liga setzte man unter Marco Rose neue Maßstäbe. Schon in seiner ersten Saison an der Seitenlinie erreichte man mit 83 Punkten einen neuen Punkterekord in Österreich. Die Meisterschaft wurde in den letzten Jahren konsequent gewonnen, die Liga größtenteils nach Belieben dominiert. Salzburg schien sich auf allen Ebenen noch einmal weiterentwickelt zu haben und die Vereinsphilosophie vollumfänglich zu greifen.

Ende einer Ära

Marco Rose steht also wie kein Trainer in der Geschichte Salzburgs für Erfolg. Nationale Dominanz und final, als Abschiedsgeschenk, endlich das Erreichen der Champions League. Da Liverpool als CL-Sieger auch über die heimische Liga qualifiziert ist, musste der Meister Österreichs nicht in die Play-Offs. Der große Traum war erfüllt. Marco Rose nahm seinen Hut und ging nach Deutschland, zu Borussia Mönchengladbach. Jesse Marsch (45) wurde sein Nachfolger an der Linie. Die Grundphilosophie der Salzburger änderte sich dennoch, wenig überraschend, kaum. Wie in jedem Verein des Energy-Riesen gibt es klare Vorstellungen, die bei jeder Spieler- und Trainerverpflichtung erfüllt werden sollen. Das aggressive Verteidigen nach vorne, die Arbeit mit jungen Talenten und attraktiver Fußball – Punkte die Jesse Marsch bedient. Als Assistent von Ralf Rangnick bei RB Leipzig ist klar, wessen Vorbild vieler der Spielideen Marschs entliehen sind. Hohes Pressing im 4-2-2-2, ein Rangnick-Classic, oder ein etwas ruhigeres Herangehen im 4-3-3 sind die beiden Grundformationen die man auch europäisch erwarten darf.

Photo by BARBARA GINDL / APA / AFP

Doch nicht nur auf der Trainerbank endete für Salzburg eine Ära. Auch der Kader des Meisters aus Österreich wurde in den letzten Transferperioden gehörig durcheinander gemischt. Nachdem schon Amadou Haidara (21) den Weg nach Leipzig nahm, gingen in diesem Sommer viele weitere Grundpfeiler des Rose-Systems. Das Gesicht der Mannschaft änderte sich zwangsläufig. Mit Xaver Schlager (21, zu Wolfsburg), Stefan Lainer (26, zu Gladbach), Sammassekou (23, zu Hoffenheim), Mounas Dabbur (27, zu Sevilla) und Hannes Wolf (20, zu Leipzig) verließen insgesamt fünf wichtige Spieler den Verein.

Personell wird von Marsch also erwartet, in der ersten Champions League Saison der Geschichte etwas neues aufzubauen. Aufgrund der nicht geringen Einnahmen und dem spendablem Namensgeber konnte für diese Mission auch ordentlich investiert werden. Mit Maximilian Wöber (21) kam für 10,5 Millionen ein Innenverteidiger vom FC Sevilla, der perfekt in Salzburgs Philosophie passt. Jung, talentiert, modern in seiner Spielweise. Wöber dürfte allerdings die einzige wirkliche Direktverstärkung sein. Mit Sesko und Kjaergaard (beide 16) wurde vor allem wieder viel Perspektive verpflichtet.

Im Fokus: Erling Braut Haland

Nach dem Abgang Dabburs gab es im Sturm der Salzburger natürlich eine Lücke zu füllen. Doch Erling Braut Haland (19) ist weit mehr als ein Lückenfüller.

Seine Anlagen passen perfekt in das Spiel der Österreicher, schnell, clever im Gegenpressing und eiskalt im Abschluss. Was der junge Norweger allerdings in der bisherigen Saison präsentiert, ist einfach herausragend. In sechs Partien erzielte Braut Haland selber acht Tore und legte drei weitere auf. Das bedeutet fast zwei Torbeteiligungen pro Spiel, eine nahezu absurder Wert. Sollte der Stürmer seine Frühform in der Königsklasse weiter halten, könnte der klangvolle Name schon bald auf dem Zettel jedes Topklubs stehen.

Photo by KRUGFOTO / APA / AFP

Prognose

Mit Neapel und Titelverteidiger Liverpool hat Salzburg eine denkbar schwere Aufgabe zugelost bekommen. Doch der Verein hat bewiesen, auf europäischer Ebene für Furore sorgen zu können und die Spielweise der Österreicher könnte gerade Topteams kalt erwischen. Salzburg ist ein guter Kandidat für eine Überraschung in der Gruppenphase.

Julius Eid

KRC Genk

(Letzte Saison: 16/-Finale Europa League)

7 Jahre nach der letzten Top-3 Platzierung war Genks Meisterschaft in der Vorsaison weit mehr als nur eine kleine Überraschung. Doch der Underdog musste bluten: Diverse Leistungsträger und Erfolgstrainer Philippe Clement verließen Genk in Richtung größerer Clubs. Nun muss eine Neujustierung unter Hochdruck erfolgen.

Geballte Offensive

In der abgelaufenen Saison setzte Genk nicht nur in der heimischen Liga Akzente. Zwar war in der EL schon in der Zwischenrunde Schluss, jedoch bleiben auch zum Teil starke Auftritte in der Gruppenphase im Gedächtnis. So besiegte man unter anderem Besiktas im eigenen Stadion mit 2:4 und wurde auch mit dem (von Uwe Rösler trainierten) Malmö FF fertig. 8 der 11 Spieler, die damals in der Startformation standen, sind auch in diesem Jahr noch Spieler des KRC.

Mit Leandro Trossard (24), Ruslan Malinovskyi (26) und Joseph Aidoo (23) verließen (neben anderen Spielern) jedoch 3 Leistungsträger den Verein. Dafür wurden gleich 7 Neue geholt – 6 davon Offensivspieler. Hochveranlagte Talente wie Stephen Odey (21), Benjamin Nygren (18) oder Carlos Cuesta (20) konnten ebenso verpflichtet werden, wie der umworbene Ianis Hagi (20, Sohn von Georghe). Mit Paul Onuachu (25) und Theo Bongonda (23) konnte Genk zudem für seine Verhältnisse zwei echte Kracher holen. Ein geschäftiger Transfersommer wurde mit dem Transfer von Patrik Hrosovsky (27) abgerundet. Ausgaben: 33 Mio EUR. Einnahmen: 47 Mio. EUR. Beachtliche Zahlen für einen belgischen Club.

Am Spielsystem wird sich auch unter Neu-Trainer Felice Mazzu nichts ändern, wenn man den ersten 6 Saisonspielen glauben darf: Der KRC läuft in verschiedenen Varianten eines 4-3-3 auf. Das Mittelfeld positioniert sich dabei etwas höher als noch im letzten Jahr – was angesichts der offensivlastigen Transfers durchaus logisch erscheint. Eine Anpassung des Spielstils ist also nur folgerichtig.

(Photo credit should read JASPER JACOBS/AFP/Getty Images)

Anlaufprobleme des jungen Kaders

Dennoch verlief der Saisonstart bislang enttäuschend: Nach 6 Spielen steht ein magerer 6. Tabellenplatz bei 10 Punkten sowie 9:7 Toren zu Buche. Dabei kamen die zahlreichen Neuzugänge bislang kaum zum Zug. Lediglich Nygren und Hagi durften auf ungewohnt defensiven Positionen von Beginn an heran – jeweils mit einem Torerfolg. Theo Bongonda dagegen, der teuerste Transfer in der Geschichte der belgischen Liga, konnte noch kein Spiel für den neuen Arbeitgeber machen. Auch Paul Onuachu, 2 Meter großer Wandstürmer (kam vom FC Midtjylland) kam erst zu einem Kurzeinsatz. Ihm wurde bisher Mbwana Samatta (u.a. 3 Tore beim 4:0-Sieg gegen Waasland-Beveren) vorgezogen – der sich nun zu allem Überfluss verletzt hat. Keine optimalen Bedingungen für die erste CL-Saison seit Jahren – und das in einer sehr komplizierten Gruppe.

Klar ist auch: Die meisten Spieler, egal ob neu oder „alteingesessen“, werden noch Zeit brauchen, um sich zu entwickeln – erst recht auf CL-Niveau. Das Durchschnittsalter des Kaders beträgt gerade einmal 23,2 Jahre – mit der diesjährigen Transferoffensive (Altersdurchschnitt der Neuankömmlinge: 22 Jahre) hat man ihn sogar noch weiter verjüngt.

Im Fokus: Sander Berge

Unter einer Vielzahl von aufregenden Talenten in Genks Kader ist der 21-jährige mit Abstand das größte – aufgrund seiner Position im defensiven Mittelfeld (neben zwei mehr oder minder offensiv ausgerichteten 8ern) fällt ihm zudem eine besondere Wichtigkeit zu. Denn in der noch andauernden Findungsphase der runderneuerten Offensive wird es mehr denn je auf defensive Stabilität und Umschaltmomente ankommen, die allzu häufig über Berges Position entschieden werden dürften. Zudem ist der junge Norweger mit 1,95 Metern Körpergröße und einem ansehnlichen Kopfballspiel gesegnet – was ihn auch bei Standards auf beiden Seiten des Feldes unverzichtbar macht.

(Photo by Trond Tandberg/Getty Images)

Prognose

Mit allem Respekt vor dem KRC ist die aktuelle CL-Saison wohl als Abenteuer zu betrachten – erst recht aufgrund der starken Gruppe. Zwar ist es durchaus möglich, dass der ein oder anderen Gruppengegner über die körperliche, offensive Spielweise der Belgier stolpert – grundsätzlich ist jedoch jeder erzielte Punkt ein Gewinn für den unerfahrenen Kader.

David Theis

(Main Photo OLI SCARFF/AFP/Getty Images)


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