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BVB | Mutlos und keine Aussicht auf Besserung: Fünf Erkenntnisse zum PSV-Spiel

21. Februar 2024 | Spotlight | BY Damian Ozako

Nach einem mehr als durchwachsenen Auftritt in Eindhoven kann sich der BVB im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinales über ein 1:1 gegen PSV freuen. Eine Leistung, die den Verantwortlichen definitiv Sorgen bereiten müsste. Hier gibt es die fünf Erkenntnisse zum Spiel.

Fünf Erkenntnisse zum BVB

Ein auf allen Ebenen mutloser BVB: Der BVB traf auf eine Eindhovener Mannschaft, die sehr vieles von dem vermissen ließ, das sie ansonsten ausmacht. Dem Fazit von Mats Hummels, dass PSV schlagbar gewesen sei, kann man sicherlich zustimmen. Das wäre vor allem auch dann machbar gewesen, wenn Dortmund mutiger aufgetreten wäre. Dass der Treffer von Donyell Malen nach einer erfolgreichen Pressingsituation zustande kam, war ein Fingerzeig, was noch alles möglich gewesen wäre. Aber der restliche Auftritt der Borussia war zögerlich und in manchen Spielphase gar ängstlich.



Cheftrainer Edin Terzic hat mit seinen Wechseln ebenfalls mutlose Entscheidungen getroffen. Anstatt Jamie Bynoe-Gittens für Jadon Sanncho zu bringen, kam Marius Wolf. Für Torschütze Malen betrat dann Salih Özcan den Platz. Das ganz klare Signal: Wir gehen hier kein Risiko mehr ein. Auf den durchaus greifbaren Sieg gehen? Nein, der Trainer will lieber das Remis über die Zeit retten. Borussia Dortmund spielt seit geraumer Zeit ohne Sicherheit und mit viel Angst.

Die Krise des Hoffnungsträgers: Die Anfangseuphorie rund um Jadon Sancho ist endgültig weg. Zu verkopft, zu verkrampft und zu ungenau: Was schon zuletzt in Wolfsburg deutlich zu sehen war, war auch in Eindhoven klar erkennbar. Die lange und turbulente Auszeit in Manchester hat definitiv Spuren bei dem 23-Jährigen hinterlassen. Derzeit gelingen der United-Leihgabe nicht einmal die Basics. Anstatt die Dortmunder Offensive spielerisch auf ein höheres Niveau zu hieven, bremst er sie zunehmend. Die Hoffnung, dass Sancho schnell an alte BVB-Zeit anknüpfen könnte, weicht so langsam der Erkenntnis, dass Spielpraxis eben durch nichts zu ersetzen ist. Ob der so hochveranlagte Angreifer noch zu einem wichtigen Faktor wird, bleibt abzuwarten.

Zentrales Problem: Die Entscheidung, im defensiven Mittelfeld nicht nachzulegen und dann auch noch Emre Can zum Kapitän zu machen, wirkt von Tag zu Tag abenteuerlicher. Es ist keine neue Erkenntnis, aber wie sehr der BVB und insbesondere Edin Terzic in dieser Personalfrage daneben lagen, muss sich immer wieder vor Augen gehalten werden. Am Ball, sofern er sich nicht vor diesem hinter seinen Gegenspielern versteckt, ist er oftmals viel zu langsam und trifft am laufenden Band falsche Entscheidungen. Der Kapitän gibt dem Spiel in keiner Phase Ruhe und reißt dann auch noch in aller Regelmäßigkeit Lücken in der Defensive, sodass er seine Mitspieler in Bedrängnis bringt. Dass vor dem Elfmeter der Rückraum unbesetzt war, lag am schlechten Stellungsspiel des 30-Jährigen. Hier bedarf es im Sommer eine überfällige Umstrukturierung.

BVB: Emre Can im Spiel gegen PSV

Emre Can wirkte über das gesamte Spiel hinweg überfordert. (Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Die perfekte Ablenkung: Der BVB hatte in der jüngeren Vergangenheit in der Champions League des Öfteren mit fragwürdigen Elfmeterentscheidungen zu kämpfen. Aber insgeheim dürften sich die Verantwortlichen auch ein wenig über die Steilvorlage von Schiedsrichter Srdjan Jovanovic freuen. Denn dank des sehr strittigen Elfmeters, den er pfiff, ist das große Thema für die nächsten Tage erstmal gesetzt. Warum Dortmund mal wieder kaum Ideen hatte (im Grunde nur eine: Einrücken des rechten Flügelspielers, sodass Diagonalbälle auf den vorgerückten Ryerson gespielt werden können), planlos sowie überfordert wirkte und mal wieder spielerisch enttäuschte? Man weiß schon, dass das alles kein Thema wird, wenn sich BVB-Berater sowie TV-Experte Matthias Sammer nach dem Spiel bei der Prime-Übertragung die Hände reibt. Es ist Zeit für Selbstmitleid, Schiri-Schelte und sehr viel Verdrängung. So kann zumindest gewährleistet werden, dass Ruhe vor der eigentlich berechtigten Kritik herrscht.

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Keine Aussicht auf Besserung: Es wird nicht passieren, aber eigentlich müsste der BVB dringend handeln und Edin Terzic entlassen. Dieses Team hat nach der Ankunft der neuen Co-Trainer Nuri Sahin und Sven Bender zwar neue Prinzipien in ihrem Spiel, wie z. B. den 3+2-Aufbau, aber von einer klaren Leistungssteigerung kann überhaupt nicht die Rede sein. Jeder macht auf dem Platz sein eigenes Spiel, als Kollektiv tritt der BVB nicht wirklich auf. Es fehlt an allem und es ist keine Besserung in Sicht. Seit Saisonbeginn tut sich absolut gar nichts und das Minimalziel, die Champions-League-Qualifikation, ist mehr als nur gefährdet. Das scheint derzeit jeder zu erkennen, nur Watzke, Kehl und Co. nicht. Von einem für die eigenen Verhältnisse schwachen PSV wurde die Terzic-Elf nach Belieben dominiert und kam – mal wieder – mit einem blauen Auge davon. Verlässt das Glück die Borussia folgt ein brutales Erwachen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Damian Ozako

Als Kind von Tomas Rosicky verzaubert und von Nelson Haedo Valdez auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht worden. Geblieben ist die Leidenschaft für den (offensiven) Fußball. Seit 2018 bei 90PLUS.


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