Champions League | Eiskaltes Inter Mailand schlägt Benfica Lissabon

11. April 2023 | Champions League | BY Florian Weber

Spielbericht | Am Dienstagabend unterliegt Benfica Lissabon im Estadio da Luz gegen Inter Mailand mit 0:2. Die Gäste haben den Führungstreffer mit ihrem ersten Torschuss erzielt.

Hohe Intensität, wenig Präzision und Rafas große Chance

Bei sommerlichen 17 Grad überraschte Inter Mailand die Hausherren aus Lissabon. Wider Erwarten positionierte sich das Team von Trainer Simone Inzaghi gegen den Ball hoch in der gegnerischen Hälfte – und irritierte Benfica Lissabon merklich. Im Estadio da Luz fand das Team von Trainer Roger Schmidt nur mühsam ins Spiel.

Längere Ballbesitzphasen gab es zunächst kaum. Benfica vertändelte den Ball wieder und wieder, weil ihr Passspiel unter Gegnerdruck zu ungenau wurde. Inter hingegen wählte als Mittel häufig den langen und hohen Schlag auf den einsam stürmenden Edin Dzeko, der nur von Lautaro Martinez unterstützt wurde. Benfica presste ebenfalls gewohnt hoch. Aus einem 4-2-2-2 agierten sie nicht mannorientiert, aber Schmidt-typisch mit einer extremen Überladung der ballnahen Räume.

Nach dem Stotterstart und zwei Halbchancen für Inter – Dzeko verpasste zwei hohe Flanken in Tornähe hauchdünn – kam Benfica besser ins Spiel. In der 16. Spielminute wurden die 65.000 Zuschauer aufgeweckt. Alejandro Grimaldo flankte von links außerordentlich scharf gegen den Körper des überraschten Federico Dimarco, von dessen Körper der Ball durch den Strafraum vor die Füße von Rafa flipperte. Doch Andre Onana parierte die Direktabnahme aus acht Metern mit der Brust.

In der Folge entwickelte sich ein umkämpftes Spiel. Keiner der beiden Mannschaften gelang es, über einen längere Zeit die Kontrolle über das Spiel zu gewinnen. Der Ballbesitz wechselte immer wieder. Teils im Fünf-Sekunden-Takt. Zudem ließen sich beide Teams durch das beidseitige intensive Pressing und Gegenpressing dazu hinreißen, nach Ballgewinn vertikal zu passen und sich teils kopflos in Richtung des gegnerischen Tores zu orientieren. Das Ergebnis: viele direkte Zweikämpfe, einsame Dribblings und unpräzise Passkombinationen.

(Photo by PATRICIA DE MELO MOREIRA / AFP)

Es wirkte, als hätten beide Trainer in diesem Viertelfinalhinspiel dasselbe Mantra ausgegeben: Sicherheit. Die Angriffe wurden häufig in großer Unterzahl zu Ende gebracht – und endeten in hoffnungslosen Flanken oder hoffnungsvollen Fernschüssen, die aber genauso ungefährlich waren.

Die andere Seite dieses Mantras war hingegen, dass keine der beiden Mannschaften in Kontern überrumpelt wurde. Vor allem im letzten Drittel hatten beide Teams stets eine stabile Ordnung. Es waren wenn überhaupt die Flügel, über die Vorstöße zur gegnerischen Grundlinie möglich waren. Die Grashalme innerhalb der beiden Strafräumen blieben hingegen vom Ball weitgehend unberührt. Somit endete die erste Hälfte leistungsgerecht torlos

Inter gnadenlos, Benfica ideenlos

Weder Schmidt noch Inzaghi sahen sich in der Pause veranlasst zu reagieren. Die gleichen 22 Spieler wie zum Ende der ersten Hälfte kamen aus der Kabine und auch das Spiel zeigte in den ersten Minuten das gleiche Gesicht – bis Inter in der 51. Spielminute eiskalt zuschlug.

Alessandro Bastoni flankte aus dem linken Halbraum und Halbfeld scharf in den Strafraum und fand am zweiten Pfosten den heranrauschenden Nicolo Barella, der ins linke Eck gegen die Laufrichtung von Torhüter Osysseas Vlachodimos einnickte. Es war der erste Torschuss von Inter, mit dem sie die Führung erzielten.

(Photo by CARLOS COSTA / AFP)

Ebenfalls interessant: Mit Dzeko, Martinez, Barella und dem ebenfalls aufgerückten Denzel Dumfries überlud Inter den Strafraum der Gäste und provozierte damit Zuordnungsprobleme in der Lissaboner Hintermannschaft. Etwas, das sie in der gesamten Hälfte nicht ein einziges Mal getan hatten. Da hatte Dzeko wie ein einsamer Flankenabnehmer gewirkt.

Inter versuchte in der Folge die Kontrolle zu gewinnen und den Ball länger in den eigenen Reihen zu halten als zuvor. Dies gelang den Italienern zunächst kaum. Stattdessen gewährten sie Benfica nur fünf Minuten nach dem Führungstreffer eine riesige Chance auf den Ausgleich. Nach einem Wirrwarr im Strafraum landete der Ball wie schon in der ersten Hälfte vor den Füßen von Rafa, der Onana diesmal überwinden konnte, allerdings an Bastoni scheiterte, der den Abschluss auf der Torlinie klärte.

Die Angriffsversuche von Benfica wurden häufiger, das Risiko höher. Die Hausherren hatten mehr Spielanteile als die Gäste. Immer wieder kombinierten sie sich durch das kompakte Bollwerk, jedoch konnten sie die Angriffe nur selten zum Abschluss bringen, da Inter das eigene Tor leidenschaftlich verteidigte.

Gleichzeitig wurden die Räume in der Hintermannschaft Benficas größer. Inter konterte immer wieder gefährlich. Mkhitaryan scheiterte in der 66. Spielminute an Vlachodimos, Dumfries in der 78. Spielminute sogar gleich zweimal.

Kurz darauf wedelte Joao Mario im eigenen Strafraum beim Versuch eine Flanke abzuwehren mit seinen Armen und erwischte den Ball. Nach einem Blick auf den Bildschirm entschied Schiedsrichter Michael Oliver auf Strafstoß, den der eingewechselte Romelu Lukaku unten rechts versenkte.

Benfica versuchte in der Folge zwar weiterhin den Anschlusstreffer zu erzielen, doch sie fanden kein Mittel gegen Inter Mailand, die routiniert und unglaublich diszipliniert verteidigten. Mit der letzten Aktion des Spiels hatten sie dann plötzlich die größte Chance. Goncalo Ramos tauchte alleine vor dem gegnerische Tor auf und hatte den Anschlusstreffer auf dem Fuß, doch wie schon Rafa in der ersten Hälfte vergab er kläglich und Onana parierte mühelos. Es blieb beim 0:2. Für Inter eine denkbar günstige Ausgangslage, für Benfica ist im Rückspiel damit ein kleines Wunder zum Weiterkommen nötig.

Benfica Lissabon 0:2 Inter Mailand

Benfica Lissabon: Vlachodimos – Gilberto, Antonio Silva, Morato, Grimaldo – Florentino (64. David Neres), Chiquinho, Joao Mario, Rafa, Aursnes – Goncalo Ramos
Trainer: Roger Schmidt

Inter Mailand: A. Onana – Darmian, Acerbi, Bastoni (90.+1 de Vrij) – Dumfries (87. d’Ambrosio), Barella, Brozovic, Mkhitaryan, Dimarco (63. Gosens) – La. Martinez (63. Correa), Dzeko (63. Lukaku)
Trainer: Simone Inzaghi

Tore: 0:1 Nicollo Barella (51.), 0:2 Romelu Lukaku (82.)

Bes. Ereignisse: Handelfmeter für Inter Mailand (82.)

(Photo by Octavio Passos/Getty Images)


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