Paris‘ krankes Herz, Coman düpiert sie alle – PSG gegen Bayern in der Einzelkritik

15. Februar 2023 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Beim 1:0-Auswärtssieg der Bayern über Paris Saint-Germain wussten gleich mehrere Spieler zu überzeugen – bei PSG schwächelte ausgerechnet einer der wichtigsten. Die Einzelkritik. 

Bayern hatte die volle Kontrolle und schien dem Treffer von Beginn an näher als PSG. Was fehlte, waren Tempo und die letzte Durchschlagskraft in der Offensive. Beides kam nach dem Seitenwechsel und damit einher auch der Treffer des Tages durch Kingsley Coman, der ein herausragendes Spiel ablieferte. Mit dem Tor entwickelte sich eine rasante Partie, in der dann auch die Hausherren Mitspracherecht hatten. Zusätzlichen Schwung brachte die Einwechslung von Kylian Mbappe, der ein ständiger Gefahrenherd für die Münchner war und zwei Abseitstore erzielte. Am Ende feierte der FC Bayern einen knappen, aber nicht unverdienten Erfolg im Parc de Princes und schafft sich damit eine gute Ausgangslage für das Rückspiel.

Wir haben die Akteure nach Schulnoten (1 = sehr gut, 6 = ungenügend) bewertet, auch X,5-Noten sind möglich. Spieler, die spät eingewechselt wurden und keinen signifikanten Einfluss mehr aufs Spiel hatten, wurden in der Bewertung nicht berücksichtigt.



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PSG: Wenn das Herz krank ist, leidet der ganze Körper

Gianluigi Donnarumma: In den ersten 45 Minuten kaum gefordert. Sah beim 0:1 extrem unglücklich aus, als Kingsley Comans Abschluss unter seinem Körper durchrutschte. Reagierte im Anschluss jedoch mehrmals gut, um Schlimmeres zu verhindern. Note: 4,5.

Achraf Hakimi (bis 45. Minute): Offensiv nicht der Faktor, da er mehr Defensivaufgaben hatte. Unkonzentriert im Ballbesitz. Wirkte bei Comans Antritt, als trage er Zementschuhe. Wurde zur Pause ausgewechselt. Note: 5,0.

Marquinhos: Im ersten Durchgang eine souveräne Präsenz in der Defensive. Aber auch er hatte nach dem Seitenwechsel Probleme, die Ordnung hinten zu halten. Die Abstimmung und Abstände litten durch die Umstellung auf Dreierkette, woran auch er einen Anteil hatte.  Note: 3,5.

Sergio Ramos: Hellwach. Aggressives, aber dank seiner Erfahrung auch sehr geschicktes Zweikampfverhalten. Klärte einige Male in höchster Not. Einzig beim Gegentor zu weit aus dem Zentrum gerückt, was die mangelhafte Ordnung in die Situation beeinflusste. Note: 2,5.

Nuno Mendes: Wechselhafte Partie: Erst defensiv solide und offensiv zu fahrig, dann anfällig gegen Coman – orientierungslos bei der Flanke zum 0:1 – ehe er sich in der Schlussphase in Roberto Carlos verwandelte. Hatte Pech, dass er bei der starken Vorarbeit zum vermeintlichen 1:1 im Abseits stand. Ließ mit einer irren Dribblingaktion zwei Bayern-Spieler stehen, was jedoch ohne Folgen blieb. Note: 3,0.

Warren Zaire-Emery (bis 57.): Der 16-Jährige demonstrierte aussergewöhnliches Bewusstsein für Stellungsspiel und Defensivaufgaben. Offensiv nahezu unsichtbar, was aber vor allem am kränkelnden Aufbauspiel und der defensiven Ausrichtung lag. Nach dem Wechsel auf Dreierkette zur Pause wurde er als Schienenspieler etwas präsenter, ehe sein Arbeitstag beendet war. Note: 3,5.

Danilo Pereira (bis 75.): In Durchgang eins mit Sergio Ramos der beste Pariser. Hatte durch seine Robustheit, Laufstärke und Defensivarbeit einen massiven Anteil daran, dass Musiala weitestgehend in Schach gehalten wurde. Mit dem Ball unspektakulär. Mit dem Systemwechsel verlor er an Wirkungskraft. Zu passiv beim Gegentor. Note: 3,0.

Marco Verratti: Wenn das Herz krank ist, leidet der ganze Körper. Die geringen Ballbesitzwerte seiner Mannschaft taten dem Spiel des Mittelfeldstrategen nicht gut. Wirkte außer Rhythmus, ungewohnt ungenau im Passspiel, was sich auf das gesamte Team auswirkte. Nach der Pause mit deutlicher Steigerung, aber am Ende unter seinen Verhältnissen. Note: 4,0.

Carlos Soler: Defensiv bemüht. Offensiv schlampig im Abspiel, was in Anbetracht der zurückhaltenden Ausrichtung mit wenig Ballbesitz besonders schwerwiegend war. Insgesamt zu behäbig und unauffällig. Note: 4,5.

Lionel Messi: Ließ sich immer wieder geschickt fallen, um am Spiel teilzunehmen. Entweder als Antreiber im Dribbling oder durch enge Ballabschirmung, um abschließen mit viel Übersicht den Gegenangriff einzuleiten. Es fehlte vor allem die Unterstützung seiner Mitspieler, damit seine starken Impulse in etwas Zählbares verwandelt werden konnten. Note: 3,0.

Neymar: Hatte bis auf ein paar (fleißig ausgeführte) Pressingaktionen keine Defensivaufgaben. Gab mit Messi die Alleinunterhaltung in der Offensive – mit großen Durchsetzungsproblemen. Erwachte offensiv erst mit Kylian Mbappés Hereinnahme, blieb aber glücklos. Note: 4,5.

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Einwechselspieler PSG:

Presnel Kimpembe (ab 46.): PSG wechselte mit ihm von Vierer- auf Dreierkette. In der Folge erhöhte sich der Druck der Bayern – was nicht unbedingt an ihm lag. Verhindern konnte er es aber auch nicht. Note: 4,0.

Kylian Mbappe (ab 57.): Nach seiner Verletzung eindeutig nicht bei 100 Prozent, wie der technische Fehler vor der Eins-gegen-Eins-Situation mit Yann Sommer zeigte. Und dennoch alleine dank seiner unnatürlichen Schnelligkeit und Zielstrebigkeit ein unglaublicher Gefahrenherd: Erzielte zwei Abseitstore und weckte das zuvor nicht existente Offensivspiel plötzlich zum Leben. Note: 2,0.

Fabian Ruiz (ab 57.): Unauffällig. Keine Bewertung.

Vitor (ab 75.): Unauffällig. Keine Bewertung.

Lionel Messi und Marco Verratti mit enttäuschenden Gesichtern nach der 0:1-Pleite PSGs gegen Bayern.

(Photo by FRANCK FIFE/AFP via Getty Images)

PSG-Noten von Chris McCarthy

 

FC Bayern: Zwei Franzosen brillieren

Yann Sommer: Lange sah es nach einem komplett ereignislosen Abend für ihn aus. Ohne ein einziges Mal vorher eingreifen zu müssen, hielt er seine Mannschaft dann aber mit einer Glanzparade gegen Mbappe im Spiel (73.). Auch in der Schlussphase erwies sich der Schweizer als sicherer Rückhalt. Der Sieg geht in großen Teilen auch auf sein Konto. Note: 2,0

Benjamin Pavard: Blockte einige gefährliche Schüsse, war griffig in den Zweikämpfen und kam nach einer Ecke auch selbst gefährlich zum Kopfball. Wirkte nach dem Seitenwechsel aber auch nicht immer ganz sattelfest auf seiner rechten Seite. In der Schlussphase holte er sich nach einem völlig überflüssigen Fehlpass die Ampelkarte, brachte seine Mannschaft damit in die Bredouille. Note: 3,0

Dayot Upamecano: Stieß immer wieder aus der hinteren Reihe vor und dribbelte an, öffnete damit Räume. Alle acht seiner langen Zuspiele fanden den Mitspieler – ein extrem starker Wert, der von der eigenen Defensivleistung aber nochmal überboten wurde. An Upamecano war heute bis auf eins, zwei Mini-Wackler nämlich kein Vorbeikommen. Gerade in der brenzligen Schlussphase, als PSG zunehmend die Oberhand gewann, war der Franzose eine absolute Bank. Note: 1,5

Matthijs de Ligt: In der Spieleröffnung wenig präsent, hinten bis auf ein unnötiges Foul jedoch grundsolide. War genau wie sein Nebenmann immer zur Stelle, wenn ein Brandt drohte. Note: 2,5

Joao Cancelo (bis 45.): Defensiv solide, unter anderem einmal gegen Messi aufmerksam zur Stelle. Ungewöhnlich für ihn: Heute mangelte es etwas an der Präzision im Passspiel und auch bei Flanken, hatte daher auch einige Ballverluste. Sein erster etwas durchwachsenerer Auftritt im Bayern-Trikot. Note: 4,0

Joshua Kimmich: Herr des Mittelfelds im Parc de Princes. Hatte als Takt- und Impulsgeber maßgeblichen Anteil am Sieg. Ganze elf seiner zwölf langen Bälle fanden den Mitspieler – ein brutal starker Wert. Gegen den Ball hatte er Neymar in seiner Obhut. Note: 2,0

Leon Goretzka: Übernhahm die etwas defensivere Rolle auf der Doppelsechs, gab damit Kimmich die nötigen Freiräume. Schob aber auch mal selbst hoch, war griffig im Gegenpressing und machte den ein oder anderen klugen offensiven Laufweg. Im Passspiel – ein bekanntes Problem – nicht immer präzise und handlungsschnell genug. Note: 3,0

Kingsley Coman (bis 75.): Bereitete erst Hakimi und dann Nuno Mendes einen schweren Abend. War mit wie ohne Ball für den Gegner kaum zu greifen und belohnte sich mit dem spielentscheidenden Tor. Auch gegen den Ball grundsolide, dafür spricht auch seine starke Zweikampfquote von 80 Prozent. Note: 1,5

Leroy Sane (bis 90.): Hatte Probleme, sich im Zehner-Halbraum zu entfalten. War von Blauen umzingelt und wenn er an den Ball kam, wurde er diesen alsbald auch wieder los. Konnte so keinerlei Akzente setzen. Nicht sein Spiel. Note: 4,5

Jamal Musiala (bis 87.): In Halbzeit eins mit ähnlichen Problemen wie Nebenmann Sane: PSG schaffte es, den Youngster nicht zur Geltung kommen zu lassen. Nach dem Seitenwechsel dann mit größerem Aktionsradius – und gefährlichen Aktionen. So legte er Choupo-Motings Aluminiumtreffer großartig auf. Note: 3,0

Eric-Maxim Choupo-Moting (bis 76.): Lieferte mit Coman zusammen gegen den Ex-Klub ab. Bereits in der Anfangsphase extrem wach, brachte er sich im Laufe des Spiels immer wieder in gute Abschlusspositionen und strahlte Gefahr aus, traf einmal den Querbalken. Guter Auftritt, der einen Treffer verdient gehabt hätte. Note: 2,5

Einwechselspieler FC Bayern

Alphonso Davies (ab 46.): Brachte das, wofür er zur zweiten Halbzeit eingewechselt wurde: Schwung über den Flügel. Seine maßgeschneiderte Flanke verwertete Coman zum Siegtreffer. Dafür gegen den Ball nicht immer souverän, ließ sich – wie so oft – auch heute zu leicht abkochen. Note: 2,5

Serge Gnabry (75. für Coman): keine Bewertung

Thomas Müller (76. für Choupo-Moting): keine Bewertung

Ryan Gravenberch (87. für Musiala): keine Bewertung

Josip Stanisic (90. für Sane): keine Bewertung

Bayern-Noten von Michael Bojkov

(Photo by FRANCK FIFE/AFP via Getty Images)


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