Europapokal: Der Kampf um den zusätzlichen Champions-League-Platz für 2024/25

19. September 2023 | Spotlight | BY Lukas Heigl

Zur Saison 2024/25 tritt die Champions-League-Reform in Kraft. Neben einer Änderung des Gruppensystems in der Vorrunde kommt es vor allem zu einer Aufstockung von 32 auf 36 Teams. Zwei der neuen Plätze in der Königsklasse werden an die beiden Ligen gehen, die in der Vorsaison international am besten abgeschnitten haben.

Im Folgenden werden wir auch mit Blick auf die Auslosung versuchen die Frage zu klären, welche Ligen wie große Chancen auf einen zusätzlichen Platz in der Champions League haben.



Premier League – Das Non-Plus-Ultra im Europapokal?

Der Topfavorit auf eine solche Aufstockung dürfte vor allem die englische Premier League sein. In den letzten Jahren zogen regelmäßig drei oder mehr Teams von der Insel ins Viertelfinale der Königsklasse ein, auch in den „unteren“ Wettbewerben gab es einige Erfolge zu feiern, wie etwa der Conferene-League-Sieg von West Ham United in der Vorsaison.

Letzte Saison ging neben der CL auch ein zweiter Europapokal nach England

(Photo by Clive Rose/Getty Images)

Und auch dieses Jahr gehen englische Vereine in jedem der drei europäischen Wettbewerbe als Favorit in die Saison. Titelverteidiger Manchester City gilt es in der Champions League zu schlagen, der Liverpool FC thront über allen anderen Mannschaften in der Europa League und Aston Villa mit Europa-Experte Unai Emery (51) auf der Bank ist auf dem Papier das stärkste Team der Conference League.

Doch dahinter wird es schon dünn was sichere Punkte angeht. Arsenal FC, Newcastle United und Brighton & Hove Albion sind allesamt sehr unerfahren. Arsenal spielt zum ersten Mal seit langer Zeit wieder Champions League, die Magpies und die Seagulls sind europäisch gänzlich unerfahren. Die Form von Manchester United (tatsächlich Königsklasse) ist daneben derzeit sowieso ein großes Fragezeichen. Entsprechend könnten alle drei Teams Lehrgeld zahlen und der Premier League wichtige Punkte kosten. Gerade wenn man bedenkt, dass Brighton (Ajax, Marseille, AEK Athen) und Newcastle (PSG, Dortmund, AC Mailand) extrem schwere Gruppen erwischt haben.

Chance auf den Zusatzplatz: 75%

La Liga – Eine leichte Auslosung als Vorteil?

Als die neue Champions-League-Reform bekannt gegeben wurde, dachten noch nahezu alle Experten, dass der spanischen Liga einer der zusätzlichen Plätze kaum zu nehmen sei. Zu stark waren die Teams in den Jahren zuvor europäisch unterwegs und gewannen regelmäßig Trophäen. Das hat sich zuletzt jedoch etwas relativiert, La Liga ist sowohl in der Spitze als auch in der Breite schwächer geworden.

Und so ist es alles andere als gewiss, dass die Spanier sich über einen fünften Platz in der Königsklasse freuen dürfen. Ein Vorteil dürfte die sehr leichte Auslosung sein. In der Champions League sollten sich von den fünf Teilnehmern (der FC Sevilla gewann letzte Saison die Europa League) mindestens vier Mannschaften weiterkommen. Real Sociedad als fünfte Mannschaft hat in einer sehr ausgeglichenen Gruppe (Inter Mailand, Benfica und RB Salzburg) auch alle Chancen.

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Und ebenso in der Europa League sollten der FC Villarreal (Panathinaikos, Rennes und Maccabi Haifa) und Betis Sevilla (Rangers, Sparta Prag, Limassol) recht leichtes Spiel haben, mindestens einmal weiterzukommen. Es schmerzt hingegen die Tatsache, dass CA Osasuna in der Qualifikation für die Conference League am FC Brügge gescheitert ist (1:2, 2:2), denn die Punkte werden durch alle in Europa angetretenen Teams geteilt. Spaniens Mannschaften verlieren also schon in der Gruppenphase 1/8 ihrer gesammelten Punkte.

Chance auf den Zusatzplatz: 50%

Bundesliga – Bringen Absteiger die nötigen Punkte?

Die Bundesliga ist in einer ähnlichen Richtung unterwegs wie die Premier League. Auch hier hat man in jedem Wettbewerb je eine Mannschaft, die zu den absoluten Topfavoriten zählt (Bayern München in der Champions League, Bayer Leverkusen in der Europa League und Eintracht Frankfurt in der Conference League), auch aufgrund der Auslosung und der Unerfahrenheit jedoch genauso einige Teams, die zumindest in der Gruppenphase Probleme bekommen könnten.

Borussia Dortmund befindet sich in der bereits bei Newcastle angesprochenen Todesgruppe F, Union Berlin hat es mit Real Madrid und der SSC Neapel zu tun. Einzig RB Leipzig hat neben Bayern gute Karten auf einen Platz im Achtelfinale (gegen Manchester City, Young Boys Bern und Roter Stern Belgrad). In der Europa League wird der SC Freiburg ebenfalls seine Probleme bekommen in einer Gruppe mit West Ham United, Olympiakos Piräus und FK TSC aus Serbien.

Europapokal: Dortmund und Freiburg könnten von einem Abstieg profitieren

(Photo by SASCHA SCHUERMANN/AFP via Getty Images)

Was zunächst wie ein Nachteil aussieht, kann sich jedoch auch zum Vorteil der Bundesliga entwickeln. Schließlich ist es für die Spieltagspunkte egal, in welchem Wettbewerb man spielt. So können auch „Absteiger“, also Mannschaften, die in ihrer Gruppe Dritter werden und in den nächstniedrigeren Wettbewerb absteigen, gute Punkte holen. Vor allem Dortmund (dann Europa League) und Freiburg (dann Conference League) wären bei einem Abstieg einer der durchaus (Mit-)Favoriten auf den Titel und könnten damit wichtige Punkte für die Bundesliga holen.

Chance auf den Zusatzplatz: 40%

Serie A – Regeln es erneut die Roma und Florenz?

Am deutlich undurchsichtigsten ist die Situation für die italienische Liga. In der Champions League haben bis auf die SSC Neapel (wie erwähnt in einer Gruppe mit Real und Union) alle Mannschaften Gruppen erwischt, in denen von Gruppensieg bis Platz 4 alles möglich ist. Lazio Rom spielt gegen Celtic, Feyenoord und Atletico. Inter Mailand tritt auf Sociedad, Salzburg und Benfica. Die AC Milan muss in der nun bereits mehrfach erwähnten Todesgruppe F um den BVB ran.

In der Europa League und der Conference League hingegen hat man mit der AS Rom, Atalanta Bergamo und der AC Florenz drei Mannschaften im Wettbewerb, die ein Wörtchen um den Titel mitsprechen können. Ärgerlich hingegen ist für das Gesamtabschneiden der Serie A sicherlich, dass Juventus Turin diese Saison international überhaupt nicht vertreten ist.

Chance auf den Zusatzplatz: 25%

Ligue 1 – Europäisch unerfahrene Teams als Problem?

Besonders schwer hat es in diesem Jahr die Ligue 1. Die Liga, welche in den letzten Jahren bereits schlecht ausgesehen hat auf europäischem Boden und entsprechend in der 5-Jahres-Wertung inzwischen von der niederländischen Eredivisie überholt wurde, geht durch die Niederlage von Olympique Marseille in der Qualifikation für die Königsklasse nur mit zwei Teams an den Start.

Europapokal: Marseille schied in der Qualifikation für die Königsklasse aus

(Photo by ANGELOS TZORTZINIS/AFP via Getty Images)

Und auch diese beiden Teams werden es schwer haben. RC Lens nimmt zum ersten mal an der Champions League teil, der Kader wurde zudem im Sommer ziemlich zerpflückt. Da man eine durchaus anspruchsvolle Gruppe erwischt hat (Arsenal, Sevilla, Eindhoven) wäre Platz 4 keine riesige Überraschung. PSG hingegen hat die schwerste aller Gruppen (genau, die besagte Gruppe F…)  zugelost bekommen, auch der Dauermeister dürfte dieses Jahr weniger Punkte holen als gewöhnlich.

In der Europa League ging das Lospech weiter. Marseille, Toulouse und Stade Rennes haben allesamt zwei Mannschaften in ihren Gruppen, die sich mindestens auf Augehöhe befinden (Brighton und Ajax, Liverpool und Union SG, Villarreal und Panathinaikos). Entsprechend dürfte auch hier wenig gehen mit den Punkten. Und so ruht die Hoffnung auf Lille. Der französische Meister von 2021 könnte in der Conference League durchaus für Furore sorgen können.

Chance auf den Zusatzplatz: 10%

Eredivisie – Schwere Auslosung machen Punkte fast unmöglich

Theoretisch auch eine Chance auf einen zusätzlichen Platz in der Königsklasse hat etwa die niederländische Liga. In der Saison 2021/22 holten die Teams aus der Eredivisie tatsächlich nach der Premier League die meisten Punkte. Da es die Auslosung jedoch für kein Team gut gemeint hat und es sehr gut sein kann, dass alle vier niederländischen Teams absteigen oder ganz ausscheiden. Und so wird man kaum eine Chance haben, den Erfolg von vor zwei Jahren zu wiederholen.

(Photo by NICOLAS TUCAT/AFP via Getty Images)

Lukas Heigl

Liebhaber des britischen Fußballs: Von Brighton über Reading und Wimbledon bis nach Inverness. Ist mehr für Spiele der dritten englischen Liga als für den Classico zu begeistern. Durch das Kommentatoren-Duo Galler/Menuge auch am französischen Fußball interessiert


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