Kontrolle ohne Ball: Wie der FC Bayern Arsenal schlagen konnte
18. April 2024 | News | BY Jannek Ringen
Der FC Bayern schlägt den FC Arsenal im Rückspiel der Champions League mit 1:0 und steht im Halbfinale. Dabei haben die Münchner erneut gezeigt, dass sie auch ohne den Ball Spiele kontrollieren können. Die Analyse.
Der FC Bayern zieht routiniert ins Viertelfinale ein
Der Jubel war enorm groß in der Allianz Arena am Mittwochabend. Das 2:2 aus dem Hinspiel vergoldete der FC Bayern und schlug den FC Arsenal vor einem stimmungsgeladenen Publikum mit 1:0. Dadurch zogen die Münchner ins Halbfinale der Champions League ein und ließen den Traum von der letzten Titelchance weiter am Leben. Im Gegensatz zu den ambivalenten Auftritten in der Bundesliga zeigte der deutsche Rekordmeister wieder einmal sein Champions-League-Gesicht und zog vollkommen verdient in die nächste Runde ein.
In der ersten Halbzeit waren die Bayern darauf bedacht, eine stabile Struktur gegen den Ball zu schaffen. Sie standen tiefer, schlossen das Zentrum und überließen dem FC Arsenal den Ball. In einem tiefen 4-4-2-Block und mit einer starken Mannorientierung im Zentrum verteidigte die Tuchel Elf das eigene Tor. Konrad Laimer sollte als eine Art Manndecker die Kreise von Arsenal-Spielmacher Martin Ödegaard eingrenzen. Obwohl der Fokus auf dem Zentrum lag, kamen weder Top-Torschütze Bukayo Saka noch Gabriel Martinelli auf der anderen Seite in gute Positionen. Dies lag vor allem daran, dass Noussair Mazraoui auf der linken und Joshua Kimmich auf der rechten Seite ihren Job gegen den Ball herausragend gut machten.
Verlor Arsenal den Ball, pressten sie extrem hoch und holten sich diesen schnell zurück. Gerade in der ersten Halbzeit hatten die Bayern damit einige Probleme, sodass immer wieder Abspiele ins Nichts gingen. Gefährliche Chancen waren im ersten Durchgang Mangelware und auch Thomas Tuchel bezeichnete die erste Halbzeit als eine Art von Rasen-Schach. So ging es mit einem Unentschieden in die Pause und man wartete weiter auf den ersten Fehler.
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Gleich zu Beginn des zweiten Durchgangs setzte der FC Bayern ein erstes Ausrufezeichen. Leon Goretzka traf nach einer Kimmich-Flanke die Latte. Dabei zeigte sich ein Muster, welches die Münchner in der zweiten Halbzeit häufiger nutzen sollten. Goretzka nutzte seine Stärke und schaltete sich immer wieder in die Box ein. Und dennoch bat sich ein ähnliches Bild wie in den ersten 45 Minuten. Arsenal hatte den Ball, Bayern schloss das Zentrum und nahm die Flügelspieler der Gunners aus der Partie.
Auffällig war, wie konzentriert die Münchner am und im Strafraum verteidigten. Sieht man in der Bundesliga häufig Nachlässigkeiten im Verteidigen beim FC Bayern, so scheinen in der Champions League alle Sinne geschärft zu sein. Was sich ebenfalls geändert hat im Vergleich zum ersten Durchgang, war die Aggressivität. Die Zweikämpfe, insbesondere im Zentrum, wurden mit deutlich mehr Überzeugung geführt, was dazu führte, dass die Bayern immer wieder in Umschaltsituationen kamen. Aus einer derartigen resultierte letztendlich auch das 1:0 durch Kimmich. Immer wieder schoben Spieler aus ihren Positionen aggressiv heraus und konnten Bälle erobern.
Torschütze Kimmich erklärte nach der Partie, dass man den Gunners angemerkt hätte, wie sehr sie sich vor den Tempogegenstößen des FC Bayern gefürchtet hätten. Deshalb fehlte ihnen wohl auch der Mut in der Offensive, um die konzentrierte Abwehr des sechsmaligen Champions-League-Siegers zu überspielen. Die Tuchel-Elf hat im Rückspiel gegen den FC Arsenal etwas gezeigt, was sie bereits in der Bundesliga gegen den VfB Stuttgart unter Beweis gestellt hat und auch in der Champions League noch wichtig werden könnte: Sie können Partien auch ohne den Ball kontrollieren.
Die Mannschaft um Matchwinner Kimmich gab dem FC Arsenal in der eigenen Hälfte kaum Raum zur Entfaltung und zeigte eine hohe Intensität in den Zweikämpfen. Die junge Truppe der Gunners war unterdessen lange Zeit darauf bedacht, im Spiel mit dem Ball keine Fehler zu machen, sodass sie das Bollwerk um Matthijs De Ligt und Eric Dier nicht öffnen konnten. Am Ende zieht der FC Bayern verdient ins Halbfinale ein, wo jetzt Rekordsieger Real Madrid wartet.
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(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)
Jannek Ringen
Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.