Topteams en masse und zwei Must-Win-Games: Die Gegner von RB Leipzig in der Champions League
13. September 2024 | Spotlight | BY Manuel Behlert
In der neuen Saison der UEFA Champions League gibt es auch einen neuen Modus. Die Gruppenphase ist Geschichte, der Ligamodus hat sie ersetzt. RB Leipzig hat sich zum Ziel gesetzt, jenen Ligamodus zu überstehen und im Idealfall sogar als eine der acht besten Mannschaften in das Achtelfinale einzuziehen.
Das wird aber sehr schwierig. Einerseits, weil es viele sehr gute Teams gibt, die genau das gleiche Ziel anvisieren. Und andererseits, weil es RB mit einigen hochkarätigen Gegnern zu tun bekommen wird. Die Auslosung – aus jedem Topf gab es zwei Gegner – meinte es nämlich nicht allzu gut mit dem Team von Trainer Marco Rose.
RB Leipzig: Zwei Topteams aus Italien warten
Wie bereits erwähnt hat RB Leipzig nun wirklich kein Losglück gehabt. Gleich zwei absolute Topteams aus Italien gehören zu den Gegnern in der Champions League. Am 2. Oktober spielt RB zuhause gegen Juventus, das zuletzt zwar auf der größtmöglichen europäischen Bühne fehlte, in diesem Sommer aber die Revolution ausgerufen hat. Juventus hat Thiago Motta als neuen Trainer verpflichtet und im Kader ordentlich durchgekehrt. Pierre Kalulu, Douglas Luiz, Teun Koopmeiners und Nico Gonzalez gehören zu den Top-Neuzugängen. Hinzu kommt, dass junge Spieler wie Samuel Mbangula, Kenan Yildiz oder Nicolo Savona gefordert und gefördert werden.
Die Bianconeri wollen eine stabile Mischung aus einem gefestigten System, aber auch einem gesunden Konkurrenzkampf mit zahlreichen jungen Spielern nutzen, um einen großen Schritt nach vorne zu machen. Zu Beginn der Saison war schon einiges vom angestrebten Motta-Fußball zu sehen, auch wenn es in einigen Teilbereichen wenig überraschend noch Nachholbedarf gibt. Die Mannschaft ist auf jeden Fall schon frühzeitig weg vom teils biederen Allegri-Vorsichtsfußball und dadurch nur gefährlicher geworden.
Der zweite Gegner aus Italien ist Inter, die Leipziger müssen ins San Siro reisen. Das wird eine sehr schwere Aufgabe, denn Inter ist extrem gefestigt. Das System unter Trainer Simone Inzaghi wurde bis zur Perfektion einstudiert, im Sommer gab es zudem keine allzu große Revolution. Punktuelle Neuzugänge und eine weitere Verfeinerung der eigenen Ausrichtung, nach diesem Motto arbeitet das Team schon seit einigen Jahren, mit großen Erfolgen.
Die Nerazzurri sind nicht nur amtierender Meister in Italien, sondern haben auch in dieser Saison wieder die Rolle des Favoriten inne. Mit der Achse aus Spielern wie Nicolo Barella, Alessandro Bastoni und Lautaro Martinez, sowie Akteuren wie Hakan Calhanoglu oder Denzel Dumfries, ist Inter auch in der Königsklasse ein Kandidat für die Top-8. Und das sagt schon ganz klar aus, wie groß die Hürde für RB sein wird.
Liverpool und Aston Villa: Hohe Intensität aus England
Nicht nur zwei italienische Teams gehören zu den Gegnern der Elf von Trainer Marco Rose, auch zwei Mannschaften aus der Premier League geben sich die Ehre. Immerhin: Beide Spiele trägt RB Leipzig zuhause aus. Zunächst gegen den Liverpool FC, genauer am dritten Spieltag. Jürgen Klopp ist zwar nicht mehr Trainer und unter Arne Slot mag der LFC etwas gemäßigter auftreten, aber noch immer ist die Intensität hoch. Schnelle Popmusik statt Heavy Metal sozusagen, eben in einigermaßen klaren Bahnen. Liverpool spielt mit weniger Chaos und Hektik, was langfristig gesehen sogar zu weniger Patzern führen könnte.
Die Reds beherrschen es aber noch immer, einen Gegner binnen weniger Minuten bedingungslos in die Enge zu treiben und eiskalt zuzuschlagen. Dafür sind die Klopp-Jahre noch zu sehr in den Köpfen, außerdem ist die Mannschaft bis auf Neuzugang Federico Chiesa nun einmal die gleiche. Etwas mehr verändert hat sich bei Aston Villa unter Unai Emery in diesem Sommer. Es gab nun keine radikalen Veränderungen im Kader, aber dieser wurde den höheren Belastungen, die nun drohen, auf jeden Fall angepasst. Gleichzeitig muss erwähnt werden, dass sich nicht viele Schlüsselspieler verletzen dürfen, gerade offensiv.
Gleichbleibend ist definitiv der Spielstil. Aston Villa will die Gegner weiterhin jagen, zwischen intensiven und weniger intensiven Spielphasen hin und her wechseln, dabei aber so explosiv in die Höchstgeschwindigkeit schalten, dass die Gegner kaum mithalten können. Die Frage, die sich stellt: Wie lange kann die Emery-Elf das auf höchstem Niveau durchhalten? Die Mannschaft muss sehr fit sein, sonst drohen Probleme – in allen Wettbewerben. RB Leipzig hat in Sachen Tiefe im Kader zumindest auf manchen Positionen Vorteile.
Atlético und Sporting: Technische Qualität aus Spanien und Portugal
Wer denkt, dass es das für RB Leipzig mit den starken Gegnern schon war, der irrt sich. Auch Atlético gehört zu den Kontrahenten der Rose-Mannschaft. Die Colchoneros starteten zwar noch etwas holprig in die neue Saison, waren dafür auf dem Transfermarkt einer der Hauptprotagonisten. Die Ausgaben waren hoch, unter anderem wechselten Julian Alvarez, Conor Gallagher und Robin Le Normand nach Madrid. Diego Simeone will diese Spieler nun schnellstmöglich vollends integrieren und einbinden. Rein von den Optionen her hat Atlético einen sehr starken Kader, die eigenen Möglichkeiten müssen aber auch ausgeschöpft werden. Den reinen simeonesken Defensivfußball vergangener Tage gibt es dabei schon seit Jahren nicht mehr, auch wenn Balance immer noch ein wichtiger Faktor ist.
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Zudem stehen einige Schlüsselspieler im idealen Alter im Aufgebot. Unabhängig davon, ob es sich nun um Marcos Llorente oder Antoine Griezmann handelt: In jedem Mannschaftsteil hat Atletico starke Spieler, auch im Tor, denn Jan Oblak ist noch immer einer der Besten auf seiner Position. Was die Rojiblancos in Europa besonders gefährlich macht: Sie sind erfahren, was diese Art von Spielen angeht.
Ebenfalls auf der iberischen Halbinsel zuhause ist Sporting CP. Das Team aus Lissabon ist amtierender Meister und besticht durch zahlreiche, technisch starke Spieler. Der Aufbau ist meist flach, von einer Dreierkette ausgehend, die Defensivakteure sind spielintelligent und pressingresistent. Weitere Schlüsselspieler sind Abräumer Morten Hjulmand, der vor der Abwehr gesetzt ist, sowie der spielmachende Flügelspieler Pedro Goncalves. Ihn darf man nie aus den Augen lassen. Für Viktor Gyökeres, den Stürmer der Portugiesen, gilt das natürlich ebenso. Er schoss schon jetzt wieder sieben Tore in der Liga, dürfte spätestens im kommenden Sommer in einer Topliga auflaufen.
Celtic und Sturm Graz: Die Must-Win-Games
Die verbleibenden beiden Gegner von RB Leipzig sind Pflichtaufgaben. Spiele, die man einfach gewinnen muss, um am Ende in der K.O.-Runde zu stehen. Das Auswärtsspiel gegen Celtic wird dabei aber alles andere als einfach, ein Heimspiel wäre die bedeutend angenehmere Aufgabe gewesen. Denn: Die Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsresultaten ist immens. Im Celtic Park wird Leipzig vor einer atemberaubenden Kulisse spielen. Und Fußball spielen kann Celtic auch noch. Alleine die Achse bestehend aus Schmeichel, Carter-Vickers, Johnston, Hatate, Kühn und Furuhashi bringt einiges mit, aber auch in der Tiefe überzeugt der Kader.
Zumal Teams von Trainer Brendan Rodgers immer in der Lage sind, einen gepflegten Ball zu spielen. Übrig bleibt noch Sturm Graz, der österreichische Meister. Auch hier müssen die Leipziger auswärts ran. Individuell ist Sturm sicher das schwächste Team, gegen das RB spielen muss, das steht außer Frage. Klar, mit dem ein oder anderen technisch guten Spieler, unter anderem Bayern-Leihgabe Lovro Zvonarek, sowie einer kompakten Ausrichtung kann das Team Leipzig sicher ärgern, aber dieses Spiel fällt gewiss unter die Kategorie Pflichtsieg.
(Photo by Frederic Scheidemann/Getty Images)
Manuel Behlert
Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.