Von Backa Topola bis Klaksvik: Das sind die Underdogs der Europapokalsaison 2023/24

12. September 2023 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Das Warten hat ein Ende: Nächste Woche starten die drei Europapokalwettbewerbe in die Saison 2023/24. Mit dabei sind neben klangvollen Namen natürlich auch zahlreiche Außenseiter, die auf sich aufmerksam machen wollen. Wir stellen einige dieser Außenseiter etwas genauer vor. 

Europapokal 2023/24: Einige Außenseiter haben sich qualifiziert

Auch in diesem Jahr war die Qualifikationsphase für die drei Europapokalwettbewerbe lang und nervenaufreibend. Einige große Vereine haben das Ziel verfehlt und müssen entweder mit einem ungeliebten Wettbewerb Vorlieb nehmen oder sogar ganz auf die Teilnahme verzichten. Es sind aber nicht nur die offensichtlichen, großen Namen, die den Reiz der Europapokalwettbewerbe ausmachen. Die vermeintlich kleinen Teams aus den schwächeren europäischen Ligen runden diese Wettbewerbe wirklich ab. Und in der Tat ist es diesmal wieder einigen illustren Klubs gelungen, den Sprung in die Hauptrunde zu schaffen. 

Alles rund um den Europapokal findet ihr hier 

Champions League: Royal Antwerpen und Crvena Zvezda wollen die „Großen“ ärgern

Mark van Bommel (46) ist zurück in der Champions League. Richtig gelesen! Der ehemalige Spieler des FC Bayern München und Ex-Trainer des VfL Wolfsburg steht nun bei Royal Antwerpen an der Seitenlinie. Einem Klub, der sich in den letzten Monaten durch einige kluge Transferentscheidungen und ein klares Konzept ausgezeichnet hat. Der Lohn dessen war das Double in Belgien in der Vorsaison. In Europa ist dieses Team aber eher ein kleines Licht, will nun erste Erfahrungen auf der größtmöglichen Bühne sammeln. Nach einem durchschnittlichen Saisonstart wird das nicht ganz einfach, aber der Kader verfügt über eine gute Mischung. 

van Bommel Europapokal

(Photo by DAVID PINTENS/Belga/AFP via Getty Images)

Anführer wie Toby Alderweireld (34) und Ritchie de Laet (34) gehen im Kader Hand in Hand mit jungen Talenten wie Arthur Vermeeren (18) und Michel-Ange Balikwisha (22). Ob das ausreicht, um in einer Gruppe mit dem FC Barcelona, dem FC Porto und Shakhtar Platz drei zu erreichen und europäisch zu überwintern, wird sich zeigen. Diese Hoffnung hat auch Crvena Zvezda, vormals bekannt als Roter Stern, aus Serbien. Manchester City, RB Leipzig und die Young Boys sind der Gegner, auch hier scheint Platz drei zumindest nicht komplett außer Reichweite zu liegen. 

Der Kader ist groß, viele namhafte Spieler finden sich dort aber nicht. Auch die Serben haben einige interessante Talente im Aufgebot, konnten im Sommer auf dem Transfermarkt aber wenig überraschend nicht die großen Deals eintüten. Mirko Ivanic (29), Aleksandar Dragovic (32) und Jean-Philippe Krasso (26) heißen die bekanntesten Spieler von Trainer Barak Bakhar (43), der sehr wohl weiß, dass seine Mannschaft ihr absolutes Leistungslimit erreich muss, um eine Chance zu haben. 

Europa League: Sonny Kittel will mit Rakow den Europapokal aufmischen

Auch in der UEFA Europa League tummeln sich einig unbekannte Namen und im Vergleich eher kleine Teams. Eines davon spielt gegen Bayer 04 Leverkusen, nämlich BK Häcken aus Schweden. Unterschätzen sollte man diesen Gegner, der einige spannende junge Spieler wie Pontus Dahbo (17) oder Momodou Sonko (18) in den eigenen Reihen hat, auf keinen Fall. Schwedische Mannschaften verstehen es oft gut, diszipliniert zu agieren und im Spiel nach vorne schnelle Konter zu fahren. Gemessen an der Qualität eines Großteils der Konkurrenz sind die Schweden aber doch ein typischer Außenseiter. 



Das gilt auch für Rakow Czestochowa aus Polen. Die Mannschaft gehört nicht unbedingt zu den bekanntesten des Landes, sorgte in Deutschland im Sommer für Aufsehen, nachdem Sonny Kittel (30) vom Hamburger SV dorthin wechselte. Er ist auch gleich der bekannteste Name des polnischen Meisters, das sogar um den Einzug in die UEFA Champions League spielte, am Ende dort in der Qualifikationsphase aber scheiterte. Kittel und Rakow wollen jetzt die Europa League aufmischen, zumindest aber international überwintern. Dafür braucht es in der anspruchsvollen Gruppe mit Graz, Atalanta und Sporting aber den dritten Platz. 

Ein weiterer illustrer Name ist FK TSC Backa Topola. Die Serben bekommen es in der Gruppenphase mit dem SC Freiburg zu tun, spielen außerdem gegen West Ham und Olympiakos. Schon das verdeutlicht, wie die Rollen verteilt sind. Backa Topola musste sich in der Qualifikation zur Champions League dem SC Braga geschlagen geben, legte aber einen guten Starten die serbische Liga hin. Das hält die Resthoffnung auf eine Überraschung am Leben. 

Conference League: Gestatten, Klaksvik!

Der FC Ballkani aus dem Kosovo, trainiert von Ilir Daja (56), kann gute Gewissens als eine Mannschaft der „namenlosen“ Spieler bezeichnet werden. Zumindest hierzulande. Denn nur die größten Experten dürften Akteure wie Lumbardh Dellova, Edvin Kuc oder Walid Hamidi auf dem Schirm haben. Letzterer war mit 75.000 € Ablöse der teuerste Neuzugang dieser Mannschaft. Und doch hat es für die Teilnahme am Wettbewerb gereicht. In der Gruppenphase soll nun gezeigt werden, warum das kein Zufall war. 

Klaksvik Europapokal

(Photo by SVEIN OVE EKORNESVAG/NTB/AFP via Getty Images)

Ebenso exotisch ist der Name KI Klaksvik. Ja, eine Mannschaft von den Färöer Inseln hat sich für diesen Wettbewerb qualifiziert. Das beschert den Gruppengegnern Lille, Olympia und Slovan Bratislava nicht nur eine interessante Reise, sondern sorgt auch dafür, dass der Fußball der Färöer Inseln auf Vereinsebene etwas bekannter wird. Trainer Magne Hoseth (42), ein Norweger, wird seine Mannschaft entsprechend auf die neuen Anforderungen einstellen und versuchen, das bestmögliche aus ihr herauszuholen. 

Wir bleiben im hohen Norden, denn auch ein Team aus Island nimmt an der Conference League teil. Dabei handelt es sich um Breidablik unter Trainer Oskar Hrafn Thorvaldsson (48). Fast der gesamte Kader besteht aus Isländern, die Mannschaft ist eingespielt und verfügt über ein stabiles Grundgerüst. Das Problem: Die Ligasaison wird im Kalenderjahr ausgetragen, gerade in Richtung Winter kann das immer zu einem Nachteil werden, wenn der Rhythmus fehlt. Überraschungspotenzial ist aber trotzdem vorhanden!

HSK Zrinjski Mostar aus Bosnien-Herzegowina komplettiert die Liste der Underdogs. Das Team scheiterte in der Qualifikation für die Europa League am LASK, startete alles andere als ideal in die neue Saison in der heimischen Liga. Noch dazu hat es die Gruppe richtig in sich, Aston Villa, Alkmaar und Legia Warschau haben allesamt individuell deutlich mehr zu bieten als Zrinjski Mostar. Es muss also alles passen, damit die Bosnier auch nur in Richtung des zweiten Platzes schielen können.

Für Klubs dieser Kategorie ist es aber alleine schon ein Erlebnis, überhaupt im Europapokal vertreten zu sein. Und sind wir ehrlich, genau diese Geschichten braucht der Fußball. 

(Photo by SVEIN OVE EKORNESVAG/NTB/AFP via Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


Ähnliche Artikel