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Ronaldos x-ter Frühling und Kartenhagel – 5 Thesen zur EM 2024

12. Juni 2024 | Spotlight | BY Till Gabriel

Die EM 2024 steht unmittelbar bevor, am Freitag eröffnet Deutschland gegen Schottland das Heimturnier. Welche Mannschaften überzeugen, wer wird zur Überraschung? Hier sind fünf Thesen zur Europameisterschaft.

EM 2024: Der rausfliegende Holländer

Schaut man sich den Kader der Niederlande bei der EM 2024 an, sieht man eine Mannschaft, die sich nominell vor niemanden verstecken muss. Angeführt von Liverpool-Kapitän Virgil van Dijk, über Leverkusens Senkrechtstarter Jeremie Frimpong bis hin zu den Offensivkünstlern um Xavi und Memphis Depay. Oranje verfügt über jede Menge individuelle Qualität, wird jedoch nach der Vorrunde schon die Segel streichen.



Mit Top-Favorit Frankreich, den hochgehandelten Österreichern und Polen hat die Elftal die wohl stärkste Gruppe des Turniers erwischt. Misslingt am ersten Spieltag der Start gegen die polnische Auswahl, die sich ohne den angeschlagenen Superstar Robert Lewandowski umso mehr auf die ordentlich besetzte Defensive verlassen wird, steht Ronald Koemans Elf bereits mit dem Rücken zur Wand.

Dazu kommt, dass mit Frenkie de Jong ein Schlüsselspieler seine Teilnahme an der Euro absagen musste. Der Regisseur des FC Barcelona hatte sich im April gegen Real Madrid am Knöchel verletzt und bis zuletzt gehofft, rechtzeitig fit zu werden. Ihn kann die Niederlande nicht gleichwertig ersetzen und wird als einer der schwächeren Gruppendritten frühzeitig die Heimreise antreten.

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Verpasst die EM 2024 verletzungsbedingt: Frenkie de Jong. (Photo by KOEN VAN WEEL/ANP/AFP via Getty Images)

CR7: Der alte Mann will noch mehr

Mit nunmehr 39 Jahren ist Cristiano Ronaldo mittlerweile weit über dem Zenit seiner Schaffenskraft, den EM-Pokal hat er bereits 2016 in die Höhe gestreckt. Wird das Turnier in Deutschland zu einem letzten Schaulaufen auf großer Bühne? Nicht mit CR7. Der Altstar, der längst in der saudischen Fußball-Peripherie bei Al-Nassr spielt, ist noch immer auf der Jagd nach Rekorden.

Bei der WM 2022 erlebte der Torjäger erstmals, wie ihm im Nationaltrikot mit Goncalo Ramos ein jüngerer Spieler vorgezogen wurde. Doch unter dem neuen Trainern Roberto Martinez ist Ronaldo wieder erste Wahl und zahlte das Vertrauen mit zehn Toren in neun Qualifikationsspielen zurück. Bei der Generalprobe gegen Irland traf der Oldie doppelt und bewies, das mit ihm auch im Spätherbst der Karriere noch zu rechnen ist.

Bei seiner wohl letzten EM wird Cristiano Ronaldo eine starke portugiesische Auswahl anführen. Spielerisch ist er zwar mittlerweile oft ein Hemmschuh, doch er wiegt seine Defizite mit Toren auf. Für die Selecao geht es mindestens bis ins Halbfinale und der vielleicht beste Torjäger der Fußballgeschichte verabschiedet sich standesgemäß von der EM-Bühne: Als Torschützenkönig.

Überraschende Ukrainer

Bei jeder Europameisterschaft gibt es eine große positive Überraschung. 2021 schaffte es Dänemark nach dem Herzstillstand von Christian Eriksen sensationell ins Halbfinale, dort war 2016 auch für Underdog Wales Endstation. In diese Rolle wird bei der EM 2024 die Ukraine schlüpfen.

Mit dem 0:0 gegen die deutsche Auswahl setzte die Auswahl des kriegsgebeutelten Staates ein Ausrufezeichen und muss sich in einer Gruppe mit Belgien, Slowakei und Rumänien vor niemanden verstecken. Die Mannschaft von Sergij Rebrov ist gespickt mit Spielern aus den besten Ligen des Kontinents.

Im Tor steht Andrij Lunin, der bei Real Madrid den verletzten Thibaut Courtois formidabel vertrat. Ein Schlüsselspieler ist weiterhin auch Oleksandr Zinchenko. Der 28-Jährige hat in seinem zweiten Jahr beim FC Arsenal zwar etwas an Standing eingebüßt, verfügt aber über außergewöhnliche technische Fähigkeiten.

In der Offensive soll ein Duo vom FC Girona für Torgefahr sorgen. Viktor Tsygankov und Artem Dovbyk hatten großen Anteil am sensationellen dritten Platz und der damit einhergehenden Champions-League-Qualifikation des Underdogs. Dovbyk krönte sich sogar zum Torschützenkönig in La Liga. Dazu kommen mit Chelseas Mykhailo Mudryk oder Georgiy Sudakov (Shakhtar) weitere hochveranlagte Akteure, denen nicht nur im Nationaldress eine große Karriere bevorsteht.

Der guter Kader, die Schlüsselspieler in Top-Verfassung und der große Zusammenhalt werden die Ukraine souverän in die K.O.-Runde tragen. Dort kann die Rebrov-Elf jeden Gegner vor Probleme stellen.

Neue Regel führt zu Kartenhagel bei der EM 2024

Bei der EM 2024 werden erstmals einige neue Regeln zum Einsatz kommen. Unter anderem darf nur noch der Kapitän mit dem Schiedsrichter über dessen Entscheidungen sprechen. Dem Rest der Mannschaft drohen bei Regelbruch gelbe Karten. Die Unparteiischen begrüßen die Neuerung, wie FIFA-Referee Harm Osmers im exklusiven Interview mit 90PLUS verriet.

Den Fußballern dürfte es dagegen nicht leichtfallen, sich auf die Neuerungen einzustellen. Das Meckern über die Entscheidungen der Offiziellen ist bei vielen Spielern mittlerweile zu einem Reflex geworden. Ziehen die Schiedsrichter die Regeländerung konsequent durch, wird es bei der anstehenden Europameisterschaft so viele gelbe Karten geben wie nie zuvor.

Lamine Yamal ist mit 16 Jahren bereits ein Hoffnungsträger der Spanier. (Photo by JAIME REINA/AFP via Getty Images)

Lamine Yamal auf Rekordjagd

Beim FC Barcelona ging es in der abgelaufenen Saison drunter und drüber, ein Lichtblick war wie so oft die eigene Jugend. Mit Fermin Lopez, Pau Cubarsi und Lamine Yamal schafften gleich drei Talente aus La Masia den Durchbruch bei den Blaugrana. Alle drei wurden von Luis de la Fuente ins vorläufige EM-Aufgebot aufgenommen.

Während Cubarsis Traum kurz vor Turnierbeginn platzte, verblieben Fermin und Yamal im endgültigen Kader. Gerade Yamal, der einen Tag vor dem Finale in Berlin seinen 17. Geburtstag feiert, könnte bei der EM zu einer der großen Attraktionen werden und jede Menge Rekorde brechen.

Der Flügelstürmer braucht nur einen Einsatz, um Kacper Kozlowski als jüngsten EM-Spieler aller Zeiten abzulösen. Auch die Bestmarke als jüngster Torschütze der EM-Geschichte wird sich das Ausnahmetalent sichern.

Doch Yamal wird in Deutschland nicht nur sämtliche Altersrekorde brechen, sondern seine Spanier zudem als Stammkraft und auffälligster Spieler weit durchs Turnier führen. Für den Titel reicht es nicht, doch der dann 17-Jährige wird mit der Trophäe für den besten jungen Spieler der EM 2024 nach Barcelona zurückkehren.

(Photo by Carlos Rodrigues/Getty Images)


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