Déjà-vu für ManCity, „why Paul?“ und…Teemu Pukki

20. August 2019 | Premier League Awards | BY Chris McCarthy

7 Awards | Der 2. Spieltag der Premier-League-Saison 2019/2020 ist komplett. Wie immer verleihen wir unsere 7 Awards…

„Déjà-vu“-Award: Manchester City

Wir alle erinnern uns noch an das Viertelfinal-Rückspiel zwischen Manchester City und Tottenham in der Champions League 2018/2019. Nach wilden, aber aus City-Sicht dominanten 90 Minuten, erzielt Raheem Sterling in der Nachspielzeit ein Tor, das ManCity in das Halbfinale geführt hätte. Das ganze Stadion jubelt. Dann der Schock, der Video-Assistent-Referee wird zu Rate gezogen. Das Tor wird annulliert, Sergio Agüero stand im Abseits. Tottenham verliert „nur“ 2:3 und erreicht aufgrund der Auswärtstore das Halbfinale.

Am zweiten Spieltag der Saison 2019/2020 ereigneten sich im Etihad Stadium ähnliche Szenen: Wieder ist ManCity im Duell mit den Tottenham Hotspur die deutlich bessere Mannschaft. Nicht nur besser, die Dominanz ist dieses Mal regelrecht erdrückend: 30:3 Schüsse, 181:20 Pässe im Angriffsdrittel und 3,0 „expected Goals“ (xG) zu 0,22. Wieder erzielt Manchester City erst in der Nachspielzeit das längst überfällige Tor, dieses Mal in Person von Gabriel Jesus und wieder schaltet sich das neue technische Hilfsmittel ein: Kein Tor, Rodri soll den Ball zuvor mit der Hand gespielt haben – eine suspekte Entscheidung, aber eher eine Schwäche der Handspielregel als der Funktionalität VARs.

ManCity wird das egal sein, Fans und Spieler erlebten aufgrund der modernen Technik gegen die Spurs ein unerwünschtes Déjà-vu.

„Aller Anfang ist schwer“ – Award: Frank Lampard

Auch das dritte Pflichtspiel als Trainer des FC Chelsea konnte Frank Lampard nicht gewinnen. Nach dem 0:4-Debakel gegen Manchester United und der Niederlage im Elfmeterschießen im Supercup gegen den FC Liverpool, folgte zuhause ein 1:1 gegen Leicester City.

Lampard ist damit der erste Blues-Trainer seit Rafael Benitez im Jahr 2012, der in seinen ersten drei Spielen sieglos blieb. Das liegt allerdings nicht nur an dem Engländer. Ohne neue Spieler (Transfersperre) und vor allem ohne Eden Hazard, stand Lampard zu Beginn seiner Amtszeit nicht gerade ein Kader zur Verfügung, mit dem man in die Top-Four marschiert. Viele unerprobte, junge Spieler erhalten viel Verantwortung. Das führt zu wilden Auftritten, was offensiv positiv sein kann, aber auch zu einer Vielzahl an Fehlern.

Im Vergleich zum Auftritt gegen Manchester United wurden diese Fehler im Spiel nach vorne gegen Leicester reduziert. Olivier Giroud wirkte beruhigend auf die hungrige Offensive um Christian Pulisic und Mason Mount, auch wenn Balance und Chancenverwertung zu wünschen übrig ließen. In der gesamtmannschaftlichen Defensivarbeit gibt es jedoch weiterhin deutlich zu viele Aussetzer und Abstimmungsprobleme, weshalb der Punkt gegen die Foxes letztendlich auch in Ordnung ging.

Es wird eine Saison mit Höhen und Tiefen, in der Lampard herausfinden wird, auf wen er in Zukunft setzen kann. Aber auch Chelsea wird genau beobachten, ob die Spielerlegende überhaupt der richtige Mann ist, der den Klub spätestens nach einer Saison der Transition zurück in die Top-Four führen kann. 2019/2020 erscheint das, Stand heute, eher unrealistisch, aber aller Anfang ist schwer.

(Photo OZAN KOSE/AFP/Getty Images)

„Why Paul“ – Award: Ole Gunnar Solskjaer

Letztendlich war es am Montagabend wohl ein leistungsgerechtes 1:1 zwischen den Wolverhampton Wanderers und Manchester United. Nichtsdestotrotz hätten die Red Devils durchaus den Sieg mit nach Hause nehmen können.

In der 67. Minute holte Paul Pogba einen Elfmeter heraus. Der Franzose setzte Marcus Rashford darüber in Kenntnis, dass er selbst antreten wolle, tat dies auch und vergab.

„Why Paul?“, fragten sich in diesem Moment wohl viele Anhänger der Roten. Immerhin hat Rashford in seiner gesamten Profi-Karriere jeden einzelnen Elfmeter souverän verwandelt, so auch letzte Woche gegen Chelsea. Pogba dagegen hat seit Beginn der letzten Saison ganze vier Strafstöße vergeben – Negativrekord in der Premier League über diesen Zeitraum.

Folglich musste sich auch Trainer Ole Gunnar Solskjaer nach dem Spiel die Frage gefallen lassen, „why Paul?“. Der Norweger erklärte, dass Rashford und Pogba die designierten Schützen seien und sich in diesem Moment Letzterer wohl zuversichtlich fühlte. Vielleicht sollte Solskjaer den beiden die Entscheidung abnehmen…

„England macht’s möglich“ – Award: Teemu Pukki

Während seiner gesamten Karriere war Teemu Pukki ein eher unscheinbarer Stürmer. Erzielte er in der finnischen Liga 0,30 Tore pro Spiel, waren es mit Schalke in der Bundesliga lediglich 0,2. Nach seinem Wechsel nach Schottland traf er in zwei Spielzeiten für Celtic im Schnitt 0,26 Mal pro Partie. In Schweden für Bröndby IF erhöhte er seine Quote auf 0,41.

Erst mit seinem Wechsel nach England begann Pukki, regelrecht zu explodieren. In seiner Debüt-Saison schoss er Norwich mit stolzen 29 Toren in 43 Spielen (0,67) zum Aufstieg. Wer nun dachte, der 29-Jährige würde in der Beletage des englischen Fußballs wieder auf den Boden der Tatsachen gelangen, irrt.

Nach zwei Spieltagen und einem Hattrick beim 3:1 gegen Newcastle United hat der Finne bereits vier Tore auf dem Konto. Eine solche Ausbeute nach zwei Partien gelang zuvor noch keinem Spieler in der Premier League.

England macht’s möglich, zumindest im Fall von Teemu Pukki. Oder vielleicht eher Trainer Daniel Farke, der ihn so gekonnt in Szene setzt?

(Photo by Stephen Pond/Getty Images)

„Rostig“ – Award: Liverpool-Abwehr

Mit sechs Punkten aus zwei Spielen und einem Torverhältnis von 6:2, ist der FC Liverpool optimal in die Saison gestartet. Zumindest auf dem Papier, denn gerade der Defensivbereich, also die Basis für die knappe Vizemeisterschaft und den Gewinn der Champions League, wirkt zum Auftakt der neuen Spielzeit noch etwas rostig.

Die Reds gewannen gegen Southampton zwar verdient mit 2:1, offenbarten dabei allerdings ungewohnte Konzentrationsfehler, Abstimmungsprobleme und Lücken im eigentlich so sattelfesten Defensivbereich. Ganze 14 Schüsse ließen Virgil Van Dijk und Co. zu. Die Saints wussten das nicht zu nutzen, bestraften lediglich den eklatanten Fehlpass von Ersatzkeeper Adrian.

Gegen andere Kaliber könnte das die Mannschaft von Jürgen Klopp wichtige Zähler kosten.

„Enjoy it while you can“ – Award: FC Arsenal

Beim verdienten 2:1 des FC Arsenal über den FC Burnley waren sich Fans und Medien bei der Wahl des Spieler des Spiels einig. Dani Ceballos war bereits in seinem ersten Startelfeinsatz der absolute Dreh- und Angelpunkt im Offensivspiel der Gunners. Der technisch begnadete Spanier dominierte das Mittelfeld mit den meisten Ballaktionen (97), kreierten Chancen (4) und gespielten Pässen (70).

Ceballos könnte, sofern er diese Leistungen konstant abliefert, einer der Schlüssel zu einer erfolgreichen Saison werden. Im Norden Londons sollte man das genießen solange es nur geht, denn in diesem Fall wird Real Madrid die Leihgabe wohl kaum endgültig ziehen lassen.

(Photo BEN STANSALL/AFP/Getty Images)

„Distanzschütze“ – Award: Harry Wilson

Beim 2:1-Auswärtssieg gegen Aston Villa brachte Harry Wilson mit seinem sehenswerten Schuss aus etwa 30 Metern zum 2:0 den AFC Bournemouth auf die Siegerstraße.

Kein Bild mit Seltenheitswert, denn wenn die Leihgabe des FC Liverpool eines kann, dann Distanzschüsse. Seit Beginn der Saison 2018/2019 hat Wilson von außerhalb des Sechzehners stolze zehn Tore erzielt – mehr als jeder andere Spieler in den ersten vier Ligen Englands.

Chris McCarthy

(Main Photo ANTHONY DEVLIN/AFP/Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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