Am 18.8. rollt endlich der Ball wieder! Die Bundesliga startet in die nächste Runde. Wir haben vor dem Start alle Teams unter die Lupe genommen:
Im ersten Teil unserer Bundesliga-Vorschau blicken wir nach Augsburg, Dortmund und Hamburg.
Borussia Dortmund
(Saison 2016/17: 3. Platz)
Der Abgang dreier unersetzbarer Stars, eine von sportlichen Höhen wie Tiefen geprägte Saison, ein Mordanschlag auf das Team, eine in der Öffentlichkeit eskalierende Trainerentlassung: Beim BVB stehen nach einem Chaosjahr wieder einmal alle Systeme auf „Neustart“. Das Erreichen des Minimalziels „direkte Championsleague-Qualifikation“ wird jedoch noch schwerer als in der Vorsaison.

Transfers
Mit Dan-Axel Zagadou (PSG), Ömer Toprak (Leverkusen) und Rückkehrer Neven Subotic (FC Köln) stehen dem BVB gleich drei neue Innenverteidiger zur Verfügung, während Sven Bender (Leverkusen) und Matthias Ginter (Gladbach) den Verein verlassen.
Im Mittelfeld dagegen ist mit Mo Dahoud (Gladbach) der langjährige Wunschspieler der Borussen und vieler ihrer Fans verpflichtet worden. Mit Ousmane Dembélé (Barca) könnte der BVB jedoch womöglich erneut seinen wichtigsten Spieler abgeben – und das wenige Tage vor dem Saisonbeginn. In der Offensive stoßen weiterhin das Talent Jacob-Bruun Larsen (BVB U-19) sowie Maximilian Philipp (Freiburg) zum Team. Im Falle eines Dembélé-Verkaufs ist es gut möglich, dass der BVB nochmals aktiv wird.
The same procedure as every year…
Für den BVB gilt, wie beinahe jeden August: Es ist ein Jahr der großen Fluktuation.
Wollte man den Personalaustausch in der Innenverteidigung in nur einem Satz zusammenfassen, wäre „weniger Spielaufbau, mehr Endverteidigung“ wohl die passende Wahl. Eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Vorjahrespersonal sucht man hier allerdings vergeblich. Zudem reduzieren die Verletzungen von Schmelzer, Guerreiro und Durm die Kaderbreite wie -spitze.
Im Mittelfeld ruhen alle Hoffnungen auf Dahoud, der Dortmunds neuer Regisseur à la Gündogan werden soll. Das Auflösen enger Situationen, Durchschlagskraft im 1 gegen 1 und Kreativität bei den „letzten Bällen“ jedoch darf nicht allein ihm überlassen bleiben. Ob Götze, Kagawa oder Reus in diesem (oder einem folgenden) Jahr noch einmal Top-Niveau erreichen, ist wiederum nicht sicher.
Philipps Paraderolle (hinter der Spitze) gibt es derweil beim BVB (noch) nicht. Um so spannender wird die Frage sein, wie Peter Bosz ihn ins Dortmunder Spiel einzubinden gedenkt. Mit dem Abgang von Emre More dürfte er auf den Flügeln jedoch leichtes Spiel gegen den verletzungsanfälligen André Schürrle haben.
Der BVB hat seine ehemals üppige Personaldecke binnen weniger Tage empfindlich ausgedünnt. Unabhängig vom aktuellen Kader sollte klar sein: Es muss noch jemand für bestenfalls offensive wie defensive Flügel verpflichtet werden. Auch im Sturmzentrum ist der BVB mit dem jungen Alexander Isak als einzigem Backup für Aubameyang nur spärlich besetzt. Für Rode und Subotic werden wohl noch Abnehmer gesucht.
Player to Watch
In Abwesenheit sämtlicher konstanter Flügelspieler der Vorsaison könnte sich Christian Pulisic (18) nach einer ausgezeichneten Vorrunde schnell auf einer Stammposition wiederfinden – und wird gebraucht! Gewinnt der Amerikaner zu seiner Explosivität, Dribblingstärke, Übersicht und seinem ausgezeichneten Pressing noch ein wenig an Torgefahr hinzu, hat der BVB womöglich schon seinen nächsten großen Offensivstar in der Hinterhand.

90PLUS-Prognose
Wer inmitten des dauerhaften Übergangszustandes, in dem sich der BVB seit nunmehr drei Jahren befindet, auf eine aussagekräftige Vorbereitung gehofft hatte, wurde in den letzten Wochen enttäuscht. Erwartbare Niederlagen gegen kleinere Clubs wechselten sich mit guten Leistungen gegen den AC Mailand oder Bayern München ab. Die zuverlässigen Verletzungsausfälle wichtigster Spieler sowie das Kommen und Gehen in Dortmunds Kader tun ihr Übriges: Es fehlt eklatant an sportlichen Konstanten. Neuzugänge, Rekonvaleszenten und Teenager sollen es gemeinsam mit einem neuen Trainer richten, während viele von den Genannten erst kürzlich ins Training eingestiegen sind. Der BVB ist mehr denn je eine Wundertüte. Saisonziel: Mit einer Menge Glück ist Platz 4 machbar.
Hamburger SV
(Saison 2016/17: 14. Platz)
Die Hamburger haben – mal wieder – eine Saison mit Herzschlagfinale hinter sich. Nach einem katastrophalen Saisonstart, mit nur zwei Punkten aus den ersten zehn Spielen, haben es die Hanseaten tatsächlich geschafft, sich zu retten. Eine bemerkenswerte Aufholjagd, mit der eigentlich so gut wie niemand gerechnet hat, sorgte für den rettenden Platz 14 in der Abschlusstabelle. Der Grund dafür war nicht zuletzt das aggressive Pressing, welches Trainer Markus Gisdol eingeführt hat. Dieses stellte selbst Vizemeister RB Leipzig vor große Probleme. Doch es fehlte oftmals an Konstanz, so gab es immer wieder Rückschläge für die Rothosen, wie zum Beispiel eine 1:2 Heimspielniederlage gegen Darmstadt. Doch es reichte für einen wirklich guten siebten Platz in der Rückrundentabelle. Und nach einem packenden Finale gegen Wolfsburg, reichte es für die Rettung, mit welcher lange Zeit keiner mehr gerechnet hat.

Transfers
Verpflichtet wurden Torhüter und U21-Europameister Julian Pollersbeck (Kaiserslautern), die Innenverteidiger Kyriakos Papadopoulos (Bayer Leverkusen), Bjarne Thoelke (KSC) und Rick van Drongelen (Sparta Rotterdam) sowie Offensivmann André Hahn (Gladbach). Hinzu kommen die zuvor ausgeliehenen Spieler Sven Schipplock, Mohamed Gouaida und Batuhan Altintas. Die beiden Letztgenannten spielen in den Planungen von Gisdol jedoch keine Rolle und sind auf Vereinssuche, während sie sich bei der Zweitvertretung des HSV fit halten. Des Weiteren wurde Jonas Behounek von den Junioren hochgezogen.
Auf der Liste der Abgänge stehen neben René Adler, Johan Djourou, Matthias Ostrzolek und Ashton Götz, deren Verträge allesamt ausliefen, Stürmer Michael Gregoritsch, Flügelspieler Nabil Bahoui und Mittelfeldtalent Dren Feka. Zudem wurde Talent Arianit Ferati sofort weiter verliehen.
Endlich ein ruhiges Jahr?
Die Kaderplanung gilt in Hamburg als nahezu abgeschlossen, einzig ein weiterer Linksverteidiger soll noch verpflichtet werden. Hierbei steht einigen Medienberichten zu Folge Augsburgs Konstantinos Stafylidis hoch im Fokus. Zudem wollen Markus Gisdol und Jens Todt noch mindestens einen Großverdiener abgeben. Hierfür ist Pierre-Michel Lasogga der Topkandidat. Dem Stürmer droht andernfalls die Tribüne des Volksparkstadions.
Mit Pollersbeck hat man ein sehr vielversprechendes Talent für sich gewinnen können, die drei Innenverteidiger komplettieren weitestgehend das Gerüst der Defensivabteilung. Allzweckwaffe Hahn bringt zudem die Variabilität mit, zwischen zwei Systemen wechseln zu können. Sowohl das 4-2-3-1 als auch das klassische 4-4-2 konnte Gisdol während der Vorbereitung ausgiebig testen. Auf dem Papier scheint die Fortaussetzung für eine ruhige Saison wie geschaffen, allerdings deuten die Testspielergebnisse keinesfalls auf eine ruhige Punktrunde hin. Unter anderem eine 3:5 Niederlage gegen Zweitligist Holstein Kiel, ein 0:2 gegen Antalyaspor und ein 1:1 gegen Sparta Rotterdam kennzeichnen eine holprige Vorbereitung mit einigen Verletzungen. Die Defensive stand dabei in der Regel recht sicher, doch es fehlen oftmals die kreativen Ideen im Offensivbereich. Zu harmlos agierten die Hanseaten in der Vorbereitung, zu unkonzentriert waren die Abschlüsse vor dem gegnerischen Gehäuse. Es ist also schwer zu prognostizieren, wie die Hamburger Saison verlaufen wird, angestrebt wird in jedem Fall ein Platz im gesicherten Mittelfeld.
Player to Watch

Luca Waldschmidt (21): Der junge Mittelfeldmann schoss, beziehungsweise köpfte den HSV, mit seinem ersten Bundesligator, gegen Wolfsburg zum Klassenerhalt. Mit einem Schlag wurde derjenige zum gefeierten Mann, der Großteile der Saison zwischen Platz auf der Bank und der Tribüne wechselte und so nur wenige Minuten sammeln konnte. Umso interessanter wird es, ob Waldschmidt das Tor und das entstandene Selbstvertrauen nutzen kann, um zum gestandenen Bundesliga-Spieler aufsteigen zu können. Die Anlagen dazu hat der schnelle und schussstarke Außenspieler definitiv.
90PLUS-Prognose
Auch in dieser Saison wird es für den HSV mehr gegen den Abstieg, als um die einstelligen Tabellenplätze gehen, immerhin gibt es in diesem Jahr keinen klaren Abstiegskandidaten. Doch das Team sollte dazu in der Lage sein, den Klassenerhalt vorzeitig zu sichern und am Ende der Saison auf einem gesicherten Mittelfeldplatz zu stehen. Dieser wäre eine gute Basis um Schritt für Schritt in ruhigere Gewässer zu gelangen.
FC Augsburg
(Saison 2016/17: 13. Platz)
Im Jahr I. nach Markus Weinzierl erlebte der FC Augsburg ein weniger entspanntes Jahr. Nachfolger Dirk Schuster wurde wegen unattraktiver Spielweise und atmosphärischer Störungen bereits vor Weihnachten entlassen. Daraufhin folgte Manuel Baum, welcher über große Teile seiner Amtszeit verletzungsbedingt auf viele Angreifer verzichten musste. Das Verletzungspech in der Offensive war der wesentliche Faktor, weshalb man sich bis zum Ende in akuter Abstiegsgefahr befand. Am Ende konnte dennoch die Klasse gehalten werden. Im siebten Jahr in der höchsten deutschen Spielklasse soll es daher wieder etwas weniger spannend in Bayerisch-Schwaben werden.

Transfers
In Augsburg hat sich über den Sommer einiges getan: Manager Stefan Reuter hat die Deals von Michael Gregoritsch (Hamburger SV), Sergio Córdova (Caracas FC), Fabian Giefer (Schalke 04), Rani Khedira (RB Leipzig) sowie Marcel Heller (Darmstadt 98) unter Dach und Fach gebracht. Aus der eigenen Jugend stoßen Julian Günther-Schmidt und Marco Richter dazu.
Der Verein verlassen hingegen haben Dominik Kohr (Bayer Leverkusen), Albian Ajeti (FC St. Gallen), Marco Schuster (Waldhof Mannheim) und Halil Altintop (Slavia Prag). Besonders schwer trifft den Klub jedoch der Abgang von Kapitän und Leistungsträger Paul Verhaegh (VfL Wolfsburg). Mit Markus Feulner, welcher zukünftig nur noch in der zweiten Mannschaft spielt, wird dem Team ein weiterer Führungsspieler fehlen.
Wiederholung der letzten Saison vermeiden
Wenn den FC Augsburg in seiner bisherigen Zeit in der Bundesliga bisher eine Sache ausgezeichnet hat, dann war es die Ruhe und Gelassenheit in der Arbeitsweise. Der Klub galt besonders in den ersten Jahren nach dem Aufstieg stets als Abstiegskandidat Nummer 1. Doch selbst in den tiefsten Krisen hielt der Verein zu seinem Trainer Markus Weinzierl, welcher das Vertrauen jedes Mal mit einem Klassenerhalt oder sogar noch besseren Platzierungen im gesicherten Mittelfeld zurückzahlte. Als Krönung stand zum Ende der Ära Weinzier sogar der Einzug in die Europa League zu Buche.
Aus diesen Gründen war die letzte Saison ziemlich untypisch für den bisherigen FCA im Oberhaus: Zum ersten Mal in ihrer Historie entließen die Augsburger einen Trainer in der Bundesliga. Schuster stand mit der Mannschaft zum dem Zeitpunkt auf dem 14. Platz und hatte eigentlich einen soliden Punkteabstand zu den Abstiegsrängen. Doch allen voran Reuter war mit der teilweise destruktiven Spielweise der Mannschaft unzufrieden: Über die letzten Jahre hätte der FCA einen eigenen, gewissen Stil entwickelt und dem gelte es treu zu bleiben.
Dies will Baum in der kommenden Runde wohl meist mit einem 4-2-3-1 versuchen. Doch schon die Position des Torwarts ist noch nicht vollkommen geklärt. Marwin Hitz ist eigentlich die etablierte Nummer 1, jedoch liebäugelt der Schweizer derzeit mit einem Abgang. Wohl aus diesem Grund wurde der Keeper bei der Wahl zum neuen Kapitän übergangen. Jedenfalls scheint es eher ausgeschlossen, dass der Verein mit Hitz, Giefer und Alexander Luthe, welche allesamt Bundesliga-Klasse besitzen, in die neue Saison geht.
Ziemlich eindeutig ist jedoch die Innenverteidigung: Zu Beginn werden wohl Jeffrey Gouweleeuw und Martin Hinteregger gesetzt sein. Vor der Viererkette soll Neuzugang Khedira neben Kapitän Daniel Baier dem Mittelfeld Stabilität verleihen. Die in der Vorsaison kränkelnde Offensive erfährt durch den schussstarken Gregoritsch und den pfeilschnellen Heller frischen Wind. Der lange verletzte Sturmführer Alfred Finnbogasson wurde von Baum zum Vizekapitän befördert. Sein Gesundheitszustand wird für den FCA wichtig sein, besitzt er doch einfach eine andere Qualität, als die weiteren Angreifer im Kader.
Player to Watch

Große Fußstapfen, große Chance: Raphael Framberger (21) durfte in der letzten Saison schon drei Mal Erstliga-Luft schnuppern. In der Vorbereitung konnte der ehemalige U17-Nationalspieler auf der Position des rechten Verteidigers überzeugen. Durch den Abgang von Verhaegh ist auf dieser Position eine Lücke entstanden, welche Framberger nun schließen könnte.
Der Verein scheint in diesem Schritt durchaus zuzutrauen: Erst im März wurde sein Vertrag bis 2021 verlängert.
90PLUS-Prognose
Für den FCA wird es wohl auch in diesem Jahr gegen den Abstieg gehen. Vergleicht man die Kader von diesem und letztem Jahr miteinander, muss festgehalten werden: Die Mannschaft hat einiges an Erfahrung verloren. Die Abgänge der Führungsspieler Verhaegh, Feulner, Altintop und womöglich noch Hitz reißen ein Vakuum in der Hierarchie, welches nahezu alleine von Baier gefüllt werden muss. Daher wird es entscheidend sein, wie die neuen Spieler einschlagen und wie schnell andere Spieler bereit sind, ein höheres Maß an Verantwortung zu übernehmen. Ansonsten gibt kein es kein achtes Jahr für den sympathischen Klub im Oberhaus.
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