7 Awards.. zum 11. Bundesliga-Spieltag: Optische Täuschungen und eine verrückte Halbzeit

6. November 2017 | Global News | BY Manuel Behlert

Vor der letzten Länderspielpause im Kalenderjahr 2017 stand natürlich noch einmal ein Bundesligaspieltag auf dem Programm, der einiges zu bieten hatte. Neben dem traditionellen Topduell zwischen dem derzeit formschwachen BVB und einem FC Bayern im Aufwind gab es zahlreiche, weitere Geschichten, auf die wir in gewohnter Manier mit unseren 7 Awards zum Spieltag zurückblicken möchten.

Der Blackout des Spieltags – Ron-Robert Zieler

Der VfB Stuttgart holte vor der Saison den ehemaligen Nationaltorhüter Ron-Robert Zieler aus Leicester zurück. Und das war bisher auch durchaus eine gute Entscheidung, denn Zieler war ein zuverlässiger Rückhalt, der genau das machte, was er machen soll: Bälle halten und für Stabilität sorgen. In der Vergangenheit machte Zieler genau auch eben das, hatte aber vereinzelt einen gröberen Patzer parat. Dieser Patzer ereignete sich auch an diesem 11. Spieltag in der Bundesliga, als er zu einem eigentlich harmlosen Freistoß von Aaron Hunt nicht energisch genug hinging und sich den Ball so halb stolpernd von den Händen an den Pfosten und dann an sein Schienbein manövrierte, sodass die Kugel letztlich über die Linie trudelte. Eine sehr bittere Aktion für den VfB – und natürlich für Zieler selbst.

 

Das Topspiel des Spieltags – BVB vs. FCB

(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Trotz der BVB-„Krise“ und gerade wegen der anhaltenden Abwehrschwächen der Borussia konnte man beim „Spitzenspiel“ eine aufregende Partie erwarten, bei der Dortmund nicht den ganz großen Druck und der FC Bayern die Favoritenrolle inne hatte. Der neutrale Zuschauer wurde nicht enttäuscht, es gab einige Torgelegenheiten, Dortmunds Offensivspiel sah phasenweise sehr ordentlich aus, der FCB legte den Finger seinerseits häufig in die Wunde. Die gegenwärtige Form, der Lauf, der ein wenig Spielglück nach sich zieht und die im Vergleich zu Dortmund weniger produzierten Fehler waren am Ende entscheidend. Der BVB scheiterte an der Chancenverwertung, wenngleich auch der Gast aus München noch Gelegenheiten zu deutlich mehr Treffern hatte. An der Situation beider Teams hat sich in diesem Spiel eigentlich nicht viel verändert. Unterhaltsam war’s trotzdem!

 

Die Minimalisten des Spieltags – Schalke 04

Heimlich, still und leise hat sich der FC Schalke 04 mit einem guten, aber vor allem auch ruhigen Saisonstart auf den 4. Tabellenplatz geschoben. Die „Königsblauen“, die bereits Spiele gegen Bayern, Leverkusen, Hoffenheim und Leipzig hinter sich gebracht haben und „nur“ noch den Schlager gegen den BVB bis zur Winterpause absolvieren müssen, spielen zwar nicht die Sterne vom Himmel, aber haben ein funktionierendes taktisches Konstrukt auf dem Platz, arbeiten mit allen Spielern defensiv mit, verfügen auch in den entscheidenden Szenen über das nötige Spielglück und haben die Fähigkeit enge Spiele auch einmal über die Zeit zu bringen. Beim SC Freiburg hatte man Glück bei zwei Aluminiumtreffern des Gegners, war nicht gerade drückend überlegen und erzielte ein abgefälschtes Tor aus einer eher ungefährlichen Position. 3 Punkte gab es trotzdem.

 

Die optische Täuschung des Spieltags – Robin Zentner

Es war DIE Szene des Spieltags. Unglaublich war es, was sich beim Spiel zwischen Borussia Mönchengladbach und dem FSV Mainz 05 zugetragen hat. Die Protagonisten: Mainz-Keeper Zentner, der Ball und der Elfmeterpunkt. Der Ersatzmann von Rene Adler nahm einen Rückpass in Empfang, hatte den Kopf oben und der Ball rollte weiter nach hinten, aus dem Sichtfeld des Torhüters. Dieser dachte allerdings, dass er den Ball noch am Fuß hat, wollte ihn unter Druck des Gladbacher Angreifers nach vorne spielen und sah im Augenwinkel ein weißes, kreisrundes Objekt. Doch dieses stellte sich als der Elfmeterpunkt heraus, Zentner schlug ein formidables Luftloch und schien sofort schockiert. Er schaute sich hektisch um, sah nach unten und stellte fest, dass dort kein Ball vorhanden war. Stindl sah seine Chance, aber Zentner machte seinen Fehler wieder gut, indem er den Ball klären konnte. Auch ohne „Bestrafung“ durch einen Gegentreffer wird es diese Szene wohl in nahezu jeden Saisonrückblick schaffen.

Gefühlschaos des Spieltags: Kevin Danso

(Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Ein Wechselbad der Gefühle erlebte Augsburgs Verteidiger Kevin Danso an diesem Wochenende. Der Österreicher, der von Beginn an auflaufen konnte, war an den beiden Treffern beim 1:1 maßgeblich beteiligt. Die Szenen fanden direkt nach dem Halbzeitpfiff statt. Nach einem langen Ball der Leverkusener rutschte Danso unglücklich aus, fiel zu Boden und die Werkself kam in einer vielversprechenden Position an den Ball. Danso wollte seinen Fehler wieder gutmachen, spurtete hinterher, stellte Volland, verteidigte dann aber derart übermotiviert, dass der Angreifer der Leverkusener das 1:0 erzielen konnte. Der 19-jährige war derart niedergeschlagen, dass ihn selbst sein Tor, das er nur kurz danach erzielen konnte, kaum aufzuheitern vermochte. Die Mitspieler herzten ihn und schubsten ihn quasi vor die Fans, die den Ausgleichstreffer frenetisch bejubelten.

 

Die Nachwuchshoffnung des Spieltags: Fiete Arp

Natürlich muss man sich bei jungen Spielern immer etwas zurückhalten und sollte sie nicht zu früh in den Himmel loben. Gerade bei Offensivspielern, die ihren Altersgenossen etwas voraus haben und in den Jugendmannschaften viel treffen ist der Sprung in die Profimannschaft immer ein sehr großer. Doch HSV-Talent Fiete Arp, der nach seiner Einwechslung in Berlin schon traf, durfte gegen den VfB Stuttgart von Anfang an spielen, weil er es verdient hatte. Und er zeigte auf dem Platz, dass diese Entscheidung von Markus Gisdol richtig war. In der 69. Minute hatte Arp beim Stand von 2:1 seinen Auftritt und vernaschte technisch fein gleich zwei Verteidiger, schloss klug und platziert ab und erzielte mit dem 3:1 den endgültig entscheidenden Treffer. 17 Jahre alt, 125 Bundesligaminuten, 2 Tore. Kann man mal so machen.

 

Die verrückteste Halbzeit des Spieltags: #WOBBSC

(Photo by Martin Rose/Bongarts/Getty Images)

Dass ein Spiel zwischen dem VfL Wolfsburg und Hertha BSC am Sonntagabend derart elektrisierend sein könnte, hätten sich wohl nur die wenigsten Zuschauer vorgestellt. Doch wer dieses Spiel angeschaltet hat, wird es in keiner Weise bereut haben. Nach nur 13 Sekunden erzielte Vedad Ibisevic das 0:1 und nutzte die Schläfrigkeit der „Wölfe“-Defensive. Die nächsten Minuten blieben heiß. Nach einem Freistoß, den Brooks an den Pfosten verlängerte, fiel das 1:1. Doch Mario Gomez befand sich im Abseits, das Tor wurde aberkannt. In der Folge bekam Wolfsburg einen Elfmeter zugesprochen, der von Mario Gomez verschossen wurde. Die Geduld der Wolfsburg-Fans wurde danach erneut auf die Probe gestellt, als das nächste Tor aberkannt wurde. Malli schoss den Treffer zum 1:1, doch Didavi befand sich in Abseitsposition und fälschte den Ball ab. Und dann? Schossen die „Wölfe“ zwei weitere Treffer, die aber zählten! Auch in der zweiten Halbzeit fielen noch drei Tore, so spektakulär wie die erste Spielzeit war das Spiel allerdings nicht mehr!

 

Zum Abschluss: „Wenn’s scheiße läuft…“

„… läufts scheiße!“ Diesen Spruch kennt man auch beim 1. FC Köln und vor allem Geißbock Hennes kennt sich mit dieser Floskel aus. Denn: Als der Schiedsrichter beim Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim beim Stand von 1:0 für die Gäste zur Halbzeit pfiff und das Maskottchen des „Effzeh“ im Bild war, dann, nunja, gab er seine Meinung kund, indem er sozusagen „Platz schaffte“ für einen etwaigen Pausensnack. Definitiv ein Highlight.

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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