Am kommenden Wochenende kommt es zur 439. Auflage des Old Firm. Die Spiele zwischen dem Celtic FC und dem Rangers FC haben eine lange Historie und die beiden Clubs verbindet eine tiefe Rivalität. Deren Ursprung erklären wir zum Auftakt unserer Themenwoche.
Old Firm: Die ewige Rivalität
Der Blick auf den europäischen Fußball richtet sich oftmals auf die Topligen. Doch auch außerhalb dieser gibt es spannende Talente und intensive Duelle. Am kommenden Sonntag kommt es zum Old Firm zwischen dem Rangers FC und dem Celtic FC. Es ist das 439. Aufeinandertreffen der beiden schottischen Traditionsvereine und in diesem Jahr abermals von enormer Brisanz. Celtic liegt einen Punkt vor den Rangers, die aber wiederum eine Partie weniger absolviert haben. Deshalb widmen wir uns in unserer Themenwoche einem der größten Derbys der Welt. Diesmal im Fokus: die historische Rivalität der beiden Vereine.
Im Zuge unserer Recherchen konnten wir mit Josh McCafferty sprechen, der Dauerkarteninhaber beim Celtic FC ist und unter anderem für das Portal „Celtsarehere“ schreibt. Der schottische Kollege klärte uns umfänglich über das traditionsreiche Duell auf und erklärte einige wichtige Hintergründe.
Old Firm: Die Historie
Die Geschichte des Old Firm startete am 6. September 1890, als es im Celtic Park zu Glasgow zum ersten Duell der Lokalrivalen kam. Zum Vergleich: das erste Glasgower Derby wurde zehn Jahre vor der Gründung des FC Bayern und ganze 19 Jahre vor der Gründung von Borussia Dortmund ausgetragen. Alleine daran wird deutlich, über wie viel Tradition die Partie verfügt. Insgesamt gab es bisher 438 Aufeinandertreffen und die Bilanz ist nahezu ausgeglichen. Den 169 Siegen der Rangers stehen 167 Siege von Celtic gegenüber. Auch in Sachen Meisterschaften schenken sich die beiden Vereine nur wenig. Mit 55 Meisterschaften für die Rangers und 53 für Celtic ist diese Bilanz ebenfalls nahezu gleich. Spannung ist in jedem Fall gegeben.
Doch im Jahr 2012 gab es einen empfindlichen Rückschlag für die Rangers. Aufgrund von finanziellen Problemen musste der Traditionsverein den Gang in die vierte Liga antreten. Daraufhin wurden die Rangers von einer neuen Betreibergesellschaft übernommen. Die 1899 gegründete Betreiberfirma „Rangers Football Club plc“ wurde vom Verein gelöst und „The Rangers Football Club Limited“ übernahm. Seitdem sprechen viele Celtic-Fans, womöglich aus Häme, nicht mehr vom Old Firm, sondern vom Glasgow Derby. Erst 2016 kehrten die Rangers in die Scottish Premiership zurück.
(Photo by Mark Runnacles/Getty Images)
„Das Spiel hat dennoch nichts von seiner Bedeutung verloren“, erklärt McCafferty. Mit mindestens drei Derbys pro Saison sei die Brisanz weiterhin enorm und jedes einzelne Spiel ist für Fans und Vereine unfassbar wichtig. Innerhalb der Stadt sind beide Klubs ungefähr gleichermaßen beliebt. International ist jedoch Celtic beliebter, das unter anderem eine große Fanbase in Irland und Australien hat. „Das hängt auch damit zusammen, dass Celtic schon internationale Titel gewonnen hat und die Rangers noch nicht“, so McCafferty. Während die Rangers 2022 das Europa-League-Finale gegen Eintracht Frankfurt verloren hatten, gewann Celtic 1967 den Europapokal der Landesmeister, den Vorgänger der heutigen Champions League.
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Old Firm: Die politische und religiöse Komponente
Sicherlich ist die sportliche Rivalität ein wichtiger Bestandteil dafür, dass die Brisanz des Derbys enorm hoch ist. Welche beiden Mannschaften trafen in ihrer Vereinsgeschichte schließlich schon 438 Mal aufeinander? Zum Vergleich: Der FC Bayern und der BVB trafen am Wochenende zum 134. Mal aufeinander, El Clásico zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona wurde 255-mal ausgetragen und Liverpool gegen Manchester United 214-mal. Keines dieser Spiele kann dem Old Firm im Ansatz das Wasser reichen.
Doch die sportliche Brisanz ist nur ein Teilfaktor, warum es als die Mutter aller Derbys bezeichnet wird. Vor allem die politische und die religiöse Komponente sorgen für die erbitterte Rivalität zwischen den beiden Clubs. Zwar sind diese beiden Faktoren nicht mehr so relevant wie früher, dennoch schwingen sie weiterhin mit. Die Fans von Celtic sind politisch eher links und haben eher eine separatistische Haltung zu Großbritannien, da viele von ihnen irische Einwanderer sind. Dies zeigt sich auch immer wieder in den Fanblöcken, wo es oftmals Banner oder Aktionen gegen die Royals gibt. Die Anhänger der Rangers hingegen sind eher dem traditionalistischen und dem politisch rechtem Spektrum zuzuordnen. Sie fühlen sich Großbritannien zugehörig und sind als Royalisten zu betrachten.
Die Rivalität aus politischer Sicht verstärkt die Komponente Religion. Während das Umfeld des Celtic FC katholisch geprägt ist, sind die Protestanten eher dem Rangers FC zuzuordnen. „Es ist auch ein kleines Duell zwischen Irland und Großbritannien“, beschreibt McCafferty die Situation zwischen den beiden schottischen Schwergewichten. Als wäre das Duell aus sportlicher Sicht nicht schon groß genug, verstärken diese beiden Faktoren die Brisanz des Old Firms auf einer ganz neuen und tieferen Ebene.
(Photo by Mark Runnacles/Getty Images)
Gerade in der jüngeren Vergangenheit waren die politischen Unterschiede immer wieder sichtbar. Erst der Tod der Queen, dann die erneute Eskalation im Nahostkonflikt. Die Fans von Celtic zeigten sich in diesem Fall eher pro-palästinensisch und präsentierten in einem Spiel in ihrem Block die Flagge von Palästina. Die Rangers-Fans stehen bei diesem Konflikt auf der Seite von Israel und lehnen Bewegungen pro Palästina ab.
Jedoch erklärte uns McCafferty auch, dass sich die Rivalität hinsichtlich Politik und Religion gemindert hat. Heutzutage steht in den meisten Fällen die sportliche Komponente im Vordergrund. „Die meisten Fans sehen das aber mittlerweile entspannter. Ich habe viele Rangers-Fans in meinem Freundeskreis und mit denen ziehe ich mich gegenseitig auf“, teilt der Experte mit. Dennoch haben genau diese Differenzen das Old Firm zu dem gemacht, was es heute ist.
(Photo by Allsport/Getty Images)