Sieben Tore, drei Strafstöße: Dezimiertes Atlético ringt Getafe nieder
12. Februar 2022 | News | BY Yannick Lassmann
News | Atlético wollte im Heimspiel gegen den FC Getafe wieder in die Spur finden. Das Vorhaben setzten die Madrilenen höchst spektakulär um, indem sie eine 2:0-Führung mit viel Unvermögen verspielten, um dann mit 4:3 zu gewinnen.
Irre erste Hälfte! Atlético verpielt Zwei-Tore-Vorsprung bei Elfmeterfestival
Das Stadtduell begann aus Sicht der Gäste vielversprechend. Nach nicht einmal 60 Sekunden stellte Jan Oblak sein Können unter Beweis, indem er einen platziert getretenen Freistoß von Óscar Rodriguez aus rund 25 Metern zur Seite ablenkte. Kurz darauf handelte sich Stefan Savic aufgrund eines taktischen Fouls die Gelbe Karte ein.
Der erste nennenswerte Angriff der Colchoneros hatte es ebenfalls durchaus in sich. Ein eigentlich zu lang geratener Pass von Thomas Lemar trudelte durch den Strafraum, Luis Suárez spritzte dazwischen und fädelte bei Torhüter David Soria ein, Schiedsrichter Ricardo de Burgos Bengoetxea deutete sofort auf den Punkt und wurde auch vom VAR nicht mehr umgestimmt. Der zu Boden gegangenen Suárez übernahm selbst die Verantwortung, schoss nach unten links, wohin auch Soria abtauchte und parierte (8.).
Anschließend entwickelte sich eine umkämpfte Begegnung, in der der Unparteiische alle Hände voll zu tun hatte. In der 20. Minute landete ein Seitenwechsel von Koke bei Suárez, der per Kopf in die Mitte weiterleitete, wo Matheus Cunha im Luftduell Djene blockierte, sodass Ángel Correa heranrauschte und zum 1:0 einnetzte. Getafe reklamierte sowohl eine Abseitsstellung als auch ein Foulspiel. Der VAR erkannte jedoch kein regelwidriges Vergehen.
Für Beruhigung sorgte der Treffer keineswegs. Bereits nach 22 Minuten hatte de Burgos Bengoetxea fünf Gelbe Karten verteilt. Atlético setzte allerdings auch zunehmend spielerische Akzente. Ein gelungener Spielzug über einige Stationen, brachte Marcos Llorente in Position, dessen scharfe Hereingabe, klärte Stefan Mitrovic im Fallen unglücklich zum zweiten Pfosten, wo Cunha zum 2:0 abstaubte (27.).
Die Azulones zeigten sich unbeeindruckt. Nach einer halben Stunde zog Jakub Jankto aus der Luft ab, der Schuss wäre deutlich neben dem Kasten eingeschlagen, doch Borja Mayoral stand richtig und beförderte das Spielgerät über die Linie – 2:1 (30.).
Die Partie bot weiterhin keine Zeit zur Beruhigung. In der 36. Minute verlängerte Nemanja Maksimovic eine Ecke in die Mitte, wo Cunha der Ball an die Hand sprang, de Burgos Begoetxea entschied abermals ohne zu Zögern auf Strafstoß. Enes Ünal trat und verwandelte souverän ins rechte Eck – 2:2.
Somit kassierte Atlético im fünften Pflichtspiel am Stück zwei Gegentreffer. Doch es kam noch schlimmer, denn Winter-Neuzugang Reinildo Mandava blockte eine Flanke von Damian Suarez an der Strafraumgrenze mit der Hand, der Unparteiische gab zunächst Freistoß, korrigierte sich aber nach Rücksprache mit dem VAR. Den fälligen Elfmeter verwertete Ünal erneut problemlos – 2:3 (40.).
Doch auch die kriselnden Madrilenen wussten diesmal mit Rückschlägen umzugehen. In der Mitte der siebenminütigen Nachspielzeit erreichte eine zielgenaue Lamar-Flanke den freistehenden Correa, dessen Kopfball ebenfalls in den Maschen landete. Mit 3:3 verabschiedeten sich die Protagonisten nach atemberaubenden 52 Minuten in die Katakomben.
Felipe sieht Rot, Atletico mit Stabilität in Unterzahl
Der zweite Abschnitt begann wesentlich verhaltener. Der erste Höhepunkt ließ satte 13 Minuten auf sich warten – und war dann gleich ein unschöner. Felipe traf beim Klärungsversuch seinen Gegenspieler Mauro Arambarri mit offener Sohle an der Schulter. Die einzig logische Konsequenz folgte umgehend in Form der Roten Karte.
Das numerisch unterlegende Atlético zog sich daraufhin zurück, beschränkte sich auf altbekannte Tugenden und hielt damit die Gäste vom Tor fern. Brenzlig wurde es erst in der 74. Minute, als Maksimovic aus halblinker Position nur wenige Zentimeter zur neuerlichen Führung fehlten.
Insgesamt hatte sich die Begegnung doch deutlich beruhigt, wobei der Platzverweis eine entscheidende Rolle spielte. Der FC Getafe wusste nur wenig mit dem vermehrten Ballbesitz anzufangen. Den Azulones mangelte es an Kreativität und womöglich auch an Kraft – angesichts der spektakulären Aufholjagd vor der Pause. Da die Hausherren auf offensives Engagement nahezu komplett verzichteten, plätscherte die Begegnung bis in die Schlussphase hinein vor sich hin.
Dann kam die 89. Minute: Rodrigo de Paul schnippelte einen Freistoß auf den zweiten Pfosten, wo der eingewechselte Joao Felix per Kopf quer legte, Mario Hermoso traf erst den Ball nur unsauber, um dann per Seitfallzieher das umjubelte 4:3 zu erzielten. Keine 60 Sekunden später verpasste Maksimovic aus 18 Metern nur hauchdünn den erneuten Ausgleich. Danach tat sich nicht mehr viel, sodass Atlético einen glücklichen, aber extrem bedeutenden Heimsieg einfuhr.
(Photo by OSCAR DEL POZO/AFP via Getty Images)
Yannick Lassmann
Rafael van der Vaart begeisterte ihn für den HSV. Durchlebte wenig Höhen sowie zahlreiche Tiefen mit seinem Verein und lernte den internationalen Fußball lieben. Dem VAR steht er mit tiefer Abneigung gegenüber. Seit 2021 bei 90Plus.