La Liga | Real Betis: Vollendet Pellegrini sein nächstes Meisterwerk?

3. März 2022 | Spotlight | BY Victor Catalina

News | Am Donnerstagabend empfängt Betis Rayo Vallecano zum Halbfinal-Rückspiel. Bis hierhin kann sich die Saison mehr als nur sehen lassen. Schafft es der Verein sich auf den letzten Metern zu belohnen?

Dreifachbelastung und dünner Kader: Was macht Betis auf den letzten Metern?

An den 11. Juni 2005 werden alle Beticos gerne zurückdenken. Es war jener Samstagabend, an dem Real Betis Balompié, wie der Verein mit vollem Namen heißt, seinen bis heute letzten großen Titel gewann, die Copa del Rey. 2:1 hieß es nach 120 Minuten gegen Osasuna.

Nun hat Betis erneut die Chance ins Finale einzuziehen, wo der Valencia Clúb de Fútbol wartet. 2:1 gewannen sie das Hinspiel bei Rayo Vallecano. Borja Iglesias und William Carvalho drehten die Partie nach dem frühen Treffer von Álvaro Garcia. Das ist aber nur ein Teil der Traumsaison, die Betis gerade produziert. Platz 3 in La Liga. In ihrer Europa-League-Gruppe wurden sie Zweiter hinter Bayer Leverkusen, setzten sich über zwei Spiele gegen Zenit St. Petersburg durch (3:2, 0:0) und treffen nun im Achtelfinale auf Eintracht Frankfurt.

 



 

Zuletzt tat sich Betis allerdings etwas schwerer. Vergangenes Wochenende verloren sie das Derbi sevillano im Ramón Sánchez Pizjuán 1:2. Besonders in der Anfangsphase hatten sie ihrem Stadtrivalen in dessen eigenem Wohnzimmer kaum etwas entgegenzusetzen, sodass sie zur Pause nach einem Elfmeter von Ivan Rakitić sowie dem 0:2 durch Munir El Haddadi konsequenterweise zurücklagen. Sergio Canales erzielte zwar noch den Anschlusstreffer, das allerdings in der 94. Minute so spät, dass nicht mehr wirklich Spannung aufkommen konnte. Auch das Rückspiel gegen Zenit verlief nicht wie gewünscht. Zwar stand am Ende ein 0:0 und damit der Einzug ins Viertelfinale. Jedoch machte es Betis meist spannender, als zwingend nötig. In der 91. Minute traf Dmitri Chistiakov sogar zum 0:1 und hätte damit die Verlängerung besiegelt. Schiedsrichter Halil Umut Meler erkannte den Treffer aufgrund eines Foulspiels im Vorfeld allerdings ab, Betis kam mit einem blauen Auge davon.

Niederlagen sind diese Saison für Betis rar gesät, in den letzten 13 Pflichtspielen gab es gerade einmal deren zwei. Trotzdem konnte man gerade beim verlorenen Derby sehen, dass die Mannschaft mit der Dreifachbelastung Schwierigkeiten hat. Aus den Top 6 sind sie das einzige Team, das noch in allen Wettbewerben vertreten ist. Das, obwohl Betis über einen relativ kleinen Kader verfügt, in dem Leistungsträger wie Héctor Bellerín, Juanmi Jiménez, William Carvalho, Sergio Canales oder Borja Iglesias nur schwer zu ersetzen sind.

Deshalb gebührt Manuel Pellegrini umso mehr Anerkennung für die Saison, die seine Mannschaft und er im Moment auf den Rasen legen. Trotz der zuletzt stürmischen Verhältnisse, mit vielen knappen Ergebnissen, sind sie noch immer auf Kurs Champions League. Die kommenden Wochen werden richtungsweisend sein. Zwar stehen sie mit 46 Zählern auf Platz 3. Hinter ihnen befinden sich Barcelona (45), Atlético Madrid (45) sowie Real Sociedad (44) bereits in Lauerstellung. Kommendes Wochenende geht es gegen den spanischen Meister. Das 0:3 im Hinspiel war – neben der 0:4-Niederlage in Leverkusen – eine der wenigen Partien, in denen Betis überhaupt nichts zu melden hatte. Im Anschluss wird es nicht zwingend einfacher. Für Betis liegt ein Frankfurter Sandwich auf dem Teller, mit einem bisweilen sehr schwer zu verdauenden baskischen Belag. Immerhin empfangen sie den Athletic Club diesmal vor eigenem Publikum. Mitte Dezember setzte es im San Mames eine 2:3-Niederlage.

Real Betis: Vom Abstiegskandidaten zum Champions-League-Anwärter

Unabhängig davon, wie diese Saison letztendlich ausgeht, ist sie schon jetzt ein großer Erfolg für Betis. Noch Mitte des vergangenen Jahrzehnts war der Verein zumeist im unteren Mittelfeld von La Liga gefangen, stieg 2013/14 sogar als Tabellenletzter ab. Die Verpflichtung von Quique Setién sollte dahingehend vieles ändern. Er führte einen ballbesitzorientierten, offensiven Spielstil ein, der 2017/18 in Platz 6 mündete. Eine Saison später landete Betis lediglich auf Platz 10, verpasste zudem im Halbfinale gegen Valencia (2:2, 0:1) das Copa-Endspiel im eigenen Stadion. Das, in Tateinheit mit dem Unwillen Setiéns, trotz 52 Gegentoren von seinem Ansatz abzurücken, veranlasste den Klub dazu, sich nach einem neuen Trainer umzusehen. Die Wahl fiel auf Joan Francesc Ferrer Sicilia, genannt „Rubi“. Da sich Betis unter ihm jedoch sogar im Abstiegskampf wiederfand, übernahm Alexis Trujillo für die letzten acht Spiele und rettete immerhin Platz 15.

La Liga Real Betis

Photo by CRISTINA QUICLER/AFP via Getty Images

So holte Betis Manuel Pellegrini zurück in La Liga, wo er schon einige Male das Unmögliche möglich machte. 2006 führte er Villarreal in ihrer Debütsaison direkt ins Halbfinale der Champions League. Mit Málaga erreichte Pellegrini – BVB-Fans werden sich sicherlich erinnern – 2012/13 das Viertelfinale. Dazu kommt, dass er während seiner Zeit in England Manchester City erstmals ins Halbfinale der Königsklasse führte. Eine Champions-League-Teilnahme mit Betis würde in dieser Vita nicht herausstechen, sondern sich vielmehr nahtlos einfügen.

Systematisch lässt Pellegrini die Seinen in einem klassischen 4-2-3-1 auflaufen, mit dem Ex-Dortmunder Marc Bartra sowie Germán Pezzella in der Innenverteidigung. Rechts ist Héctor Bellerín gesetzt, genauso wie William Carvalho im defensiven Mittelfeld. Auf der zehn zieht Weltmeister Nabil Fekir die Fäden, flankiert von Juanmi Jiménez und Sergio Canales. Ganz vorne gibt es kein Vorbeikommen an Borja Iglesias. Etatmäßiger Kapitän ist auch im zarten Alter von 40 Jahren Joaquín Sánchez. Er selbst ist ebenfalls einer der Helden vom 11. Juni 2005.

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Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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