A La Liga | Stadtderby der Gegensätze und Sevilla in seinem natürlichen Habitat

Spotlight | La Liga hat einen Sieger: Erstmals seit 2019 darf der FC Barcelona die spanische Meisterschaft feiern. Unterdessen muss Stadtrivale Espanyol um den Klassenerhalt fürchten. Und in Sevilla scheinen die Dinge plötzlich doch wieder so zu sein, wie sie es einmal waren.
In „A La Liga“ thematisiert 90PLUS-Redakteur Michael Bojkov die Brennpunkte des spanischen Fußballs. Das neue Format erscheint im zweiwöchigen Rhythmus.
FC Barcelona: Ein Titel mit Symbolcharakter
Die Motivation, sich ausgerechnet im Derby gegen den Stadtrivalen zum Meister zu krönen, muss riesig gewesen sein. Wer will es ihnen verdenken? Vom Anpfiff weg war die Körpersprache die eines Siegers, der FC Barcelona im Vollgas-Modus. Robert Lewandowski eröffnete in Minute elf, ehe Alejandro Balde keine zehn Zeigerumdrehungen später nachlegte. Kurz vor der Pause sorgte Lewandowski mit dem 3:0 für die Vorentscheidung. Blaugrana überrollte seinen Stadtrivalen Espanyol regelrecht und hätte die Angelegenheit mit einer Vielzahl an Torchancen sogar noch klarer gestalten können. Am Ende stand ein 4:2 auf der Anzeigetafel.
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Ein Auftritt, der unter Xavi zur Rarität geworden ist. Eigentlich ist Barca in dieser Saison dafür bekannt, nach vorne nicht mehr als das Nötigste zu unternehmen. Nicht so am Sonntagabend im RCDE Stadium. Der Auftritt gegen Espanyol hat gezeigt, welche Bedeutung die Spieler diesem Titel beimessen. Er ist wichtig für eine junge Mannschaft, die zwar äußerst talentiert ist und jede Menge Potenzial mitbringt, gleichzeitig aber mit einer hohen Erwartungshaltung und Erfolgsdruck von außen konfrontiert wird. Schließlich war der FC Barcelona vor nicht allzu vielen Jahren noch das Non plus ultra des europäischen Vereinsfußballs. Auf der Mission, da wieder hinzukommen, stellt die Meisterschaft zumindest einen ersten gelungenen Schritt dar.
Abschied aus La Liga? Espanyol tief im Abstiegssumpf
Des einen Freud ist des anderen Leid. Nach dem Schlusspfiff mussten Spieler und Fans von Espanyol dem verfeindeten Stadtrivalen beim Tanz um den Mittelkreis zusehen – in dem Wissen, dass der eigene Klub weiter der 2. Liga entgegentaumelt. Wenn der FC Barcelona beim 4:2-Sieg Selbstbewusstsein ausstrahlte, war es bei den Periquitos Angst. Angst vor dem Versagen und in der Konsequenz dem Abstieg. Aus vergangenen Stadtderbys für eine giftige Herangensweise bekannt, kam Espanyol an jenem Sonntagabend kaum in die Zweikämpfe und ließ sich als Mannschaft herspielen. Jetzt könnte man argumentieren, dass eine Niederlage gegen Barca alles andere als eine Schande sei und vielleicht sogar von vornherein einkalkuliert war. Damit würden einem viele sogar recht geben.
Und doch spricht auch unabhängig dieses einen Spiels nicht allzu viel für Espanyol im Saisonendspurt. Der Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz beträgt immerhin schon vier Punkte und der Blick aufs Restprogramm macht nicht gerade Hoffnung, dass man 2023/24 die dritte Erstliga-Saison in Serie bestreitet. Neben Auswärtsspielen beim Tabellenelften Rayo und Valencia, das durch vier Siege aus den letzten sechs Spielen an Selbstvertrauen gewonnen hat, empfängt man vor heimischer Kulisse das formstarke Atleti.
Es deutet sich an, dass, sollte Espanyol überhaupt noch eine Chance haben, diese im finalen Spiel gegen die UD Almeria liegt, die ebenfalls gegen den Abstieg kämpft. Damit Spieltag 38 nicht zu einem besseren Vorbereitungsspiel für die Segunda División verkommt, muss die Mannschaft aber wieder den Glauben an sich selbst finden. Mit lediglich vier Punkten aus den letzten elf Spielen eine Mammutaufgabe für Interimstrainer Luis Garcia Fernández.
Sevilla zurück in der Spur
Am Donnerstag könnte der FC Sevilla den neuerlichen Finaleinzug in der Europa League klarmachen. Analog dazu sind die Andalusier auch in La Liga wieder auf Kurs internationales Geschäft. Dabei war das alles andere als absehbar. Schwerwiegende Abgänge verbunden mit weiteren Baustellen im Kader machten selbst den jahrelang so sattelfesten Trainerposten zum Schleudersitz. Nachdem es mit Julen Lopetegui und auch dem abermals installierten Ex-Coach Jorge Sampaoli nicht funktioniert hat, wurde Jose Luis Mendilibar der neue Mann an der Seitenlinie.

Sevilla-Trainer Jose Luis Mendilibar. (Photo by CRISTINA QUICLER / AFP) (Photo by CRISTINA QUICLER/AFP via Getty Images)
Die Verpflichtung des 62-Jährigen war gleichzeitig ein Eingeständnis dafür, dass man es im letzten Saisondrittel wohl oder übel mit dem Abstiegskampf aufnehmen müsse. Doch unter dem langjährigen Übungsleiter von Eibar kamen plötzlich die Resultate. Wo sich die Mannschaft vorher über weite Strecken erschreckend harmlos durch die Saison quälte, erzielte sie seither immerhin fast zwei Treffer pro Spiel und fand den Glauben an sich selbst wieder.
Sechs von acht Spielen in La Liga wurden unter Mendilibar gewonnen, aus Abstiegsangst wurde Kampf um Europa. Aktuell stehen die Sevillistas auf Platz zehn und haben damit immerhin noch alle Chancen auf den siebten Rang, der zur Conference League qualifiziert. Wobei der Fußballkenner vielleicht nicht zu unrecht juxt, dass der FC Sevilla ohnehin wieder die Europa League gewinnt und wir damit zur kommenden Saison erneut Königsklassen-Fußball im Ramon Sanchez Pizjuan sehen werden.
(Photo by JOSEP LAGO/AFP via Getty Images)
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