La Liga | Valencia CF: Bordalás bringt den Aufschwung

21. September 2021 | Spotlight | BY Victor Catalina

Spotlight | Zehn Punkte sammelte Valencia aus den bisherigen fünf Spielen. Auch wenn es vergangenen Sonntag im Duell mit Real Madrid die erste Saisonniederlage setzte, wurde trotzdem ersichtlich, dass die Mannschaft unter José Bordalás auf dem richtigen Weg ist.

Valencia: Licht am Ende des Tunnels

Bis vier Minuten vor Schluss schienen die Dinge im Mestalla am Sonntagabend ihren gewohnten Gang zu nehmen. Valencia führte und Real Madrid drohte einmal mehr gegen die Fledermäuse zu stolpern. Seit 2013 konnten die Königlichen nur drei ihrer neun Gastspiele in Mestalla erfolgreich gestalten. Vergangene Saison setzte es gar ein 1:4.

Doch an jenem Abend im November 2020 schienen die Gastgeber mit dem Fußballgott im Bunde zu sein. Drei der Treffer fielen vom Punkt, der vierte durch ein Eigentor Raphaël Varanes (28). Diese Performance war mehr ein Wetterleuchten, denn ein wirklicher Umschwung. Am Ende landete Valencia auf Platz 13.

 

 

Nicht, dass die Fans für diese Saison mehr erwartet hätten. Seit der Entlassung von Erfolgstrainer Marcelino García (56), der sich mit dem ungeliebten Investor Peter Lim (67) überwarf, befand sich der Klub im Sinkflug. Nachfolger Albert Celades (45) stellte sich nicht als Königslösung heraus, genauso wenig wie Javi Gracia (51). Zu allem Übel wurden aufgrund des Verpassens der europäischen Wettbewerbe am Ende der Saison 2019/20 nahezu sämtliche Leistungsträger der Pokalsiegermannschaft von 2019 zum Verkauf freigegeben, um den finanziellen Verlust zu kompensieren. Egal ob Kapitän Dani Parejo (32/Villarreal), Ex-Freiburger Francis Coquelin (30/Villarreal), Geoffrey Kondogbia (28/Atlético Madrid), Rodrigo Moreno (30/Leeds United) oder Ferran Torres (21/Manchester City). Einzig José Gayà (26) blieb und übernahm die Kapitänsbinde.

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Valencia: Der Umbruch nach dem Umbruch

Gerade hatte man eine schlagkräftige Mannschaft zusammen, die regelmäßig um die Champions-League-Plätze spielte, da musste Valencia schon wieder von vorne beginnen. Dementsprechend war die vergangene Spielzeit eine eher überschaubare. Zehn Siegen standen 13 Unentschieden und 15 Niederlagen gegenüber, bei 50:53 Treffern. Die Mannschaft präsentierte sich selten als Einheit, leistete sich etliche Aussetzer und Undiszipliniertheiten auf dem Platz. Fünf Platzverweise musste Valencia gegen sich hinnehmen, damit befinden sie sich im oberen Drittel, unweit entfernt von Spitzenreiter Real Betis (8).

Es brauchte jemanden, der diesem Verein mit so viel Potential wieder in die richtige Spur führen konnte. Und dieser Jemand heißt José, genannt „Pepe“, Bordalás. 18/19, als Valencia die Copa gewann sowie das Halbfinale der Europa League erreichte, führte Bordalás Getafe auf Platz 5. Sein Stil: selten spektakulär, dafür defensiv kompakt und unheimlich effizient. Ach ja, wie Marcelino lässt auch Bordalás im 4-4-2 spielen. Da auch er mit Getafe auf Platz 15 ein äußerst bescheidenes 20/21 hinlegte, war sein nächster Karriereschritt fast schon ein logischer.

Gleich nach seiner Ankunft verpasste Bordalás der Mannschaft ein neues Rückgrat. In Abwesenheit von Jasper Cillessen (32) und Jaume Doménech (30) nutzte Giorgi Mamardashvili (20) die Gunst der Stunde und sicherte sich den Platz als Stammtorhüter. Mit Gabriel Paulista (30) und Hertha-Leihgabe Omar Alderete (24) hat er ein Innenverteidigerpärchen vor sich, bei dem jeder Gangster nachts die Straßenseite wechselt, sollte er ihnen begegnen. Dazu hat sich Thierry Correia (22) mittlerweile auf rechts etabliert. Als Backup für Gayà verpflichtete Valencia Dimitri Foulquier (28) für 2,5 Millionen aus Granada, der bereits bei Getafe erfolgreich mit Bordalás zusammenarbeitete.

Guillamón und Guedes: Bordalás‘ Veränderungen wirken

Dass Carlos Soler (24) und Dani Wass (32) im Mittelfeld zu den Leistungsträgern gehören, überrascht wenig. Schon eher, wen Bordalás langfristig neben ihnen sieht: Hugo Guillamón (21). Ein Eigengewächs, das bislang seine gesamte Karriere in der Innenverteidigung verbrachte. Ganz vorne stürmt Maxi Gomez (25) neben – und auch das war vor der Saison nicht abzusehen – Gonçalo Guedes (24). Ein Spieler, der symptomatisch für die letzten Jahre des Valencia Clúb de Fútbol steht. Im August 2018 für 40 Millionen Euro fest aus Paris verpflichtet, wusste er diese Summe in den letzten beiden Saisons nicht zu rechtfertigen. Zwei Toren und zwei Assists 2019/20 ließ er fünf Treffer und fünf Vorlagen in der Vorsaison folgen.

Copyright: Jose Miguel Fernandez/imago

Unter Bordalás blüht der Portugiese wieder auf. Zwei Tore und ein Assist stehen für ihn in fünf Pflichtspielen zu Buche. Das 3:0 über Alavés sowie das 4:1 bei Osasuna – wo Valencia seit 2012 nicht mehr gewinnen konnte – kamen nicht zuletzt dank Guedes zustande.

Valencia muss sich vor den Wochen der Wahrheit auf die eigenen Stärken besinnen

Mit diesem Grundgerüst gelingt es der Mannschaft, wieder als Einheit aufzutreten und auch Drucksituationen zu überstehen, an denen sie in der Vergangenheit noch zerbröckelt sind. So konnte Bordalás Ex-Klub Getafe am 1. Spieltag im Mestalla 22 Torschüsse verbuchen – genauso aber eine 0:1-Niederlage. Auch dem notorisch unangenehm zu bespielenden Granada trotzte Valencia spät einen Zähler ab, drehte zudem die Partie in Pamplona zu einem 4:1-Sieg. Gerade einmal vier Gegentore kassierte Valencia in fünf Partien. Damit sind sie gleichauf mit Atlético, die in den vergangenen Jahren die Benchmark stellten. Einzig Mallorca und Elche (je 3) sowie Villarreal (2) präsentierten sich in dieser Spielzeit noch stabiler. Dazu sind im Offensivspiel wieder die schnellen Umschaltmomente erkennbar, die den Verein unter Marcelino auszeichneten. Die Mannschaft zeigt sich kreativ und hat wieder sichtlich Freude am eigenen Spiel – wenngleich nicht am jüngsten Ergebnis.

Für Valencia gilt es nun, die unglückliche Niederlage aus den Köpfen zu kriegen und das Positive aus diesem Spiel zu ziehen. Man konnte Real Madrid über weite Teile der Partie auf Abschlüsse aus der Distanz beschränken und hatte vor allem in der zweiten Halbzeit die besseren Gelegenheiten. Das gilt es in den kommenden Wochen beizubehalten. Denn das Spiel gegen die Königlichen war erst der Anfang von Wochen voller Härtetests und Standortbestimmungen: Am Mittwoch geht es ins Ramón Sánchez-Pizjuán, bevor Marcelino mit Athletic Bilbao zu Besuch ins Mestalla kommt. Danach stehen noch Partien in Cádiz sowie im Camp Nou an.

Aufgaben, die Valencia angesichts der ersten Spiele wesentlich optimistischer, als in den vergangenen Jahren angehen kann.

Copyright: Omar Arnau/PRESSINPHOTO/imago

Victor Catalina

 

 

 

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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