Real Betis vs. FC Sevilla – „El Gran Derbi“

2. Januar 2021 | Vorschauen | BY Christoph Albers

Vorschau | Mit dem „großen“ Derby, dem Stadt-Derby Sevillas, hat La Liga ein erstes echtes Highlight zum Jahresauftakt zu bieten. Auf dem Papier ist der FC Sevilla zwar klarer Favorit. Doch Betis steht wie kaum ein anderes La Liga Team für Spektakel und kann jedem Gegner eine unangenehme Überraschung bereiten.

Anpfiff der Partie ist am Samstag, 16:15 Uhr, Live auf DAZN (Registriere dich jetzt auf DAZN und erhalte einen Gratismonat).

  • Kein Team hat in der bisherigen Saison so oft verloren wie Betis – neunmal
  • Mit erst zehn Gegentoren stellt der FC Sevilla die zweitbeste Defensive der Liga, Betis mit 30 Gegentoren die schlechteste
  • Der FC Sevilla braucht durchschnittlich lediglich 0,65 Tore pro Punkt, der zweitniedrigste Wert der Liga

Real Betis Balompié

Real Betis ist in dieser Saison unberechenbarer denn je. Gute Leistungen wechseln sich mit sehr schwachen Leistungen ab und das oftmals sogar innerhalb eines Spiels. Die Mannschaft ist in jedem Fall extrem. Betis hat als einziges Team im spanischen Oberhaus erst einmal Unentschieden gespielt und am häufigsten verloren. Auf der anderen Seite haben sie aber immerhin schon sechs Spiele gewonnen und stehen somit im gesicherten Mittelfeld. Aufsteiger Huesca dagegen hat beispielsweise „erst“ sechsmal verloren, dafür nur einen Sieg geholt und steht auf Platz 20.

Man kann Trainer Manuel Pellegrini (67) also mit Fug und Recht einen äußerst riskanten Ansatz unterstellen, der sich bisher zumindest teilweise bezahlt gemacht hat. Trotzdem dürften die Verantwortlichen alles andere als zufrieden damit sein, dass man mit 30 Gegentoren die schlechteste Defensive der Liga stellt und aufgrund dieser Anfälligkeit schon einige wertvolle Punkte liegen ließ. So auch am vergangenen Dienstag beim wilden 3:4 beim Auswärtsspiel in Levante. Sollten die die „Blancoverdi“ gegen den Lokalrivalen defensiv ähnlich verwundbar zeigen, könnte es ein bitterer Samstagnachmittag werden.

Die Defensive wackelt, die Hoffnungen ruhen auf Canales

Bemerkenswert ist allerdings, dass Betis nur 9,3 gegnerische Schüsse pro Spiel zulässt, was dem viertbesten Wert der Liga und dem des FC Sevilla entspricht. Die Qualität dieser Schüsse ist allerdings extrem unterschiedlich. Während Betis im Schnitt 1,58 xGA/90min zuließ, waren es beim FC Sevilla nur 0,84 xGA/90min. Da der FC Sevilla bisher nur 0,69 xG pro Tor und 0,45 xG pro Punkt benötigte, wäre Betis am Samstag gut damit beraten, auf mehr defensive Stabilität zu setzen.

Von seiner grundsätzlichen Marschroute scheint Trainer Pellegrini aber trotzdem nicht abrücken zu wollen. Die spanische Sportpresse geht davon aus, dass er auch im Derby auf sein gewohntes 4-2-3-1-System setzen und das Personal im Vergleich zum Spiel am Dienstag nur punktuell verändern wird. Für Aitor Ruibal (24), Cristian Tello (29) und Juanmi (27) könnten somit Joaquin (39), Sergio Canales (29) und Antonio Sanabria (24) in die Startelf rücken. In der Defensive dürfte unterdessen wenig passieren, auch weil wichtige Alternativen wie Marc Bartra (29) und Alex Moreno (27) weiterhin fehlen sollten. Die Hoffnungen dürften unterdessen auf Top-Scorer Sergio Canales (29, drei Tore und vier Assists) liegen, der gegen Levante nach Einwechslung doppelt traf.

(Photo by imago)

FC Sevilla

Nach einer kurzen Schwächephase von vier sieglosen Spielen zwischen dem fünften und dem achten Spieltag, ist der FC Sevilla mittlerweile wieder richtig gut drauf. Aus den letzten acht Ligaspielen holten die Andalusier 19 von 24 möglichen Punkten und sind auch wieder in den gewohnten Gefilden der Tabelle, auf Platz vier, zu finden. Mit einem Punkteschnitt von 1,85 Punkten pro Spiel (Sevilla hat erst 14 Spiele absolviert, während viele andere Team 15, 16 oder gar 17 Spiele bestritten haben) sind sie sogar die drittbeste Mannschaft in dieser Hinsicht und in Schlagdistanz zu Real Madrid.

Wie schon angesprochen, ist vor allem die sichere Defensive ein großer Trumpf der Mannschaft von Trainer Julen Lopetegui (54). Mit nur 10,7 PSxG (Post Shot Expected Goals), die sie zugelassen haben, belegen sie Platz 2 in dieser Kategorie und sind nicht weit weg vom Liga-Primus Atlético (9,6) – Betis ist mit einem Wert von 28,1 übrigens mit Abstand Letzter in dieser Wertung. Auffällig ist dabei auch, dass Sevilla als eine von nur zwei Mannschaften (mit Atlético) bisher noch keinen einzigen Elfmeter verschuldet hat, während Betis als einzige Mannschaft schon fünf Elfmeter verschuldet hat. Das ist insbesondere bemerkenswert, wenn man sich an das Europa-League-Final-Turnier im Sommer zurückerinnert. Zudem führten bisher lediglich zwei krasse individuelle Fehler zu Gegentoren (viertbester Wert der Liga), während es bei Betis z.B. schon sechs waren (zweitschlechtester Wert der Liga).

Ocampos als Schlüssel zu mehr offensiver Durchschlagskraft

Der FC Sevilla muss sich also eher Gedanken machen, wie man offensiv gefährlicher sein könnte. Schließlich stellt man die harmloseste aller Offensiven in der Ligaspitze. Da die „Sevillistas“ mit durchschnittlich 12,57 Schüssen die drittmeisten Abschlüsse der Liga produzieren, ist das Problem sicherlich nicht die Häufigkeit der Abschlussaktionen. Das Problem ist vielmehr die Schussgenauigkeit. Schließlich kamen dabei lediglich 2,93 Schüsse aufs Tor heraus, was dem fünftschlechtesten Wert der Liga entspricht. Und das obwohl die durchschnittliche Distanz zum Tor nur 16,4 Meter beträgt, was nur von drei anderen Teams unterboten wird.

An dieser Stelle sind also vor allem die Offensivspieler gefragt, mehr aus ihren Möglichkeiten zu machen. Hervorzuheben wäre da insbesondere Lucas Ocampos (26), der aus 5,53 xG nur drei Tore zustande brachte. Der 26-jährige Argentinier, der in der letzten Saison noch mit 14 Liga-Treffern glänzen konnte und mit seiner Physis und Technik eigentlich Sevillas gefährlichste Waffe darstellt, ist somit ein wesentlicher Schlüssel, um endlich mehr Durchschlagskraft zu erzeugen. Vielleicht platzt sein Knoten ja im großen Derby.

(Photo by imago)

Prognose

Der FC Sevilla geht als klarer Favorit in dieses Spiel. Die Gäste kommen mit einem guten Lauf und einer äußerst soliden Defensive ins Benito Villamarín, während sich Betis bisher sehr inkonstant und vor allem defensiv anfällig präsentierte. Der FC Sevilla beendete in dieser Saison allerdings erst drei Spiele mit einer Differenz von mehr als einem Tor (nie mehr als zwei), sodass auch am Samstag viel für eine enge Partie spricht. In einem Derby kann zudem bekanntlich immer viel passieren.

Mögliche Aufstellungen

Real Betis Balompié: Robles – Emerson, Mandi, Victor Ruiz, Mirando – Guardado, Guido Rodriguez – Joaquin, Canales, Fekir – Sanabria

FC Sevilla: Bono – Jesus Navas, Koundé, Diego Carlos, Acuña – Rakitic, Gudelj, Jordán – Suso, En-Nesyri, Ocampos

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(Photo by imago)

Christoph Albers

Cruyff-Jünger und Taktik-Liebhaber. Mag präzise Schnittstellen-Pässe, schwarze Leder-Fußballschuhe, Retro-Trikots und hat einen unerklärlichen Hang zu Fußball-Finanzen. Seit 2016 bei 90PLUS.


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