Vinícus Júnior gehört ohne jeden Zweifel zu den derzeit aufregendsten Fußballer der Welt und macht bei Real Madrid oftmals den Unterschied aus. Eine Entwicklung, die ich nicht habe kommen sehen. Ein Kommentar.
Vinícus Júnior: Ein schwieriger Start
Wir schreiben den 1. März 2020. Ich sitze zuhause vor dem Fernseher und gucke den Clásico zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona. In der 71. Minute greife ich nach meinem Handy und schreibe einem guten Freund, der Barça-Fan ist, folgende Nachricht: „Ausgerechnet er.“
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Damit war Vinícus Júnior gemeint, der in diesem Moment nach überragender Vorlage von Toni Kroos am 26. Spieltag die 1:0-Führung und damit sein zweites Saisontor in der spanischen Liga erzielte. Zuvor zeigte sich der Brasilianer – wie so oft – sehr verschwenderisch vor dem Tor. Der Offensivkünstler war in meinen Augen ein sehr talentierter Profi, der sich im letzten Drittel seine zuvor gute Arbeit zunichte machte. Er ließ so viele gute Gelegenheiten liegen, dass ich es eher Thibaut Courtois zutraute einen Treffer für Real Madrid zu erzielen als ihm. Dass der Ball von Gerard Piqué entscheidend abgefälscht wurde, passte ins Bild. Dass der Brasilianer mal zu den besten Spielern der Welt gehören sollte, war für mich ausgeschlossen.
Nun sieht alles anders aus. Neben Karim Benzema ist der 21-Jährige für mich der Unterschiedsspieler der Madrilenen. Ich muss zugeben, dass ich mich von seinen ersten Jahren in der spanischen Hauptstadt hab blenden lassen. Selbst seine Kollegen zweifelten an ihm. „Bruder, spiel nicht zu ihm. Beim Leben meiner Mutter, er spielt gegen uns“, teilte Benzema einst in Gladbach Ferland Mendy in Bezug auf den Brasilianer mit.
Real Madrid: Zweifel am jungen Brasilianer
Zwischenzeitlich dachte ich, dass Florentino Pérez auf der zwanghaften Suche nach einem neuen Neymar lediglich einen Flop nach dem anderen fand. Die Wahrnehmung von jungen Spielern ist in den letzten Jahren vollends verdorben worden. Dass ich (und viele, viele andere Personen) einen Teenager abschreiben, der tausende Kilometer von seiner Heimat entfernt bei einem der größten Vereine der Welt nicht sofort performt, ist absurd. Natürlich blieb er lange Zeit hinter den Erwartungen, aber er ist auch immer noch ein sehr junger Spieler.
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Das Emporkommen von Talenten wie z. B. Kylian Mbappé, der schon beinahe alles in seiner jungen Karriere gewonnen hat und auf dem Feld kaum zu stoppen ist, sollte als Seltenheit und nicht als Norm betrachtet werden.
Vinícus Júnior als Unterschiedsspieler
Der Real-Profi hat mich in dieser Saison endgültig eines Besseren belehrt. 20 Pflichtspiele, elf Tore und sieben Vorlagen. Am beeindruckendsten finde ich dabei allerdings seine Spielfreude. Er versprüht Genialität, Spielwitz und zeigt tolle Tricks. Für solche Akteure gehen Fans doch ins Stadion. Vinícus Júnior gehört ohne jeden Zweifel zu den aktuell unterhaltsamsten und besten Fußballern der Welt. Ich habe diese Entwicklung nicht kommen sehen.
Es würde mich keineswegs wundern, wenn sich der junge Brasilianer in den kommenden Jahren in der Weltspitze fest etablieren würde, wenn er diese Form auch nur ansatzweise hält. Kommt er zur Zeit an den Ball, liegt das Gefühl in der Luft, dass jederzeit ein Tor fallen könnte. Der 21-Jährige ist das pure Spektakel und belohnt sich nun auch endlich regelmäßig vor dem Tor, ohne seine Mitspieler dabei zu vergessen. Real Madrid hat wieder einen potenziellen Superstar in den eigenen Reihen. Es tut mir leid, dass ich das absolut gar nicht in ihm gesehen habe und freue mich nun auf seine nächsten Entwicklungsschritte. Mir wurden mal wieder die Augen geöffnet, welch absurden Anforderungen auch ich an junge Spieler habe.
(Photo by Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images)


