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Talentepool Ligue 1: Das sind die spannendsten jungen Spieler 2023/24

9. August 2023 | Spotlight | BY Steven Busch

Spotlight | Ousmane Dembélé, Randal Kolo Muani oder Mathys Tel – diese Spieler haben nachhaltige Spuren in der Bundesliga hinterlassen oder gehen diesem Credo derzeit nach. Exemplarisch stehen diese Namen jedoch auch für die nahezu unversiegbare Quelle an Top-Talenten der Ligue 1. Auch in der kommenden Saison 2023/24 werden etliche Rohdiamanten in der Beletage des französischen Fußballs ihr Handwerk zelebrieren. Im Folgenden stellen wir einige Kandidaten für den nächsten Durchbruch vor.

Ligue 1 – Die spannendsten Talente 2023/24

Lucas Chevalier (21 Jahre/ Position: Torwart/ Verein: LOSC Lille/ Vertrag bis 2027)

(Photo by SAMEER AL-DOUMY/AFP via Getty Images)

Mit Lucas Chevalier könnte sich ein talentierter Torhüter in die Riege der großen (ehemaligen) französischen Weltklasse-Ballfänger um Fabien Barthez oder Hugo Lloris einreihen. Nachdem der Youngster im Laufe der vergangenen Saison das Amt zwischen den Pfosten bei LOSC Lille eingenommen hatte, rechtfertigte der 1,89 m große Schlussmann diese Beförderung mit eindrucksvollen Darbietungen. Beim Tabellenfünften der abgelaufenen Spielzeit kassierte der 21-Jährige in 32 Partien lediglich 31 Gegentreffer und hielt starke zehnmal die Null fest.



Der französische U21-Nationaltorwart Chevalier, vertraglich bis 2027 an „Les Dogues“ gebunden, besticht durch phänomenale Reflexe und hat sich den Ruf als Elfmeterkiller – 33,3 Prozent gehaltene Strafstöße – erarbeitet. In seiner zweiten Saison als Nummer eins muss sich der junge Mann aus Calais in puncto fußballerischer Klasse noch entwickeln. Lediglich 74,2 Prozent angekommene Zuspiele sind auch in der Kategorie der Torhüter ein durchschnittlicher Wert. Sollte dies jedoch gelingen, steht einer zeitnahen Berufung in die Équipe Tricolore wenig im Weg.

Saël Kumbedi (18 Jahre/ Position: Rechtsverteidigung/ Verein: Olympique Lyon/ Vertrag bis 2027)

(Photo by JEAN-PHILIPPE KSIAZEK/AFP via Getty Images)

Olympique Lyon ist seit jeher für seine exzellente Jugendarbeit bekannt. Dennoch münzte der Serienmeister der 2000er Jahre die progressive Talententwicklung zuletzt nicht mehr in Titel respektive vordere Plätze in der Ligue 1 um. Vielleicht trägt Saël Kumbedi zu einer nachhaltigen Erfolgswelle des Klubs aus der Region Rhône-Alpes bei. Der erst 18-jährige Franzose mit Wurzeln im Kongo hat nach seinem Wechsel von Le Havre zu „Les Gones“ im Sommer 2022 eine starke Entwicklung genommen und sich insbesondere in den letzten Begegnungen der vergangenen Saison als unumstrittener Stammspieler etabliert.

Das Arbeitspapier des französischen U18-Nationalspielers bei OL läuft bis 2027. Kumbedi agiert als moderner Rechtsverteidiger mit ausgeprägten Stärken in den Parametern Ballkontrolle, Passspiel (84 Prozent angekommene Zuspiele) und Offensivgeist. Für einen Defensivakteur sucht er auffallend häufig den eigenen Abschluss. Bisweilen tritt der „tacklingfreudige“ Teenager – 2,4 Tacklings pro 90 Minuten – noch etwas zu ungestüm beziehungsweise hitzköpfig auf. Dieser valide Punkt wird durch acht Gelbe Karten in der Spielzeit 2022/23 untermauert. Eine weitere Schwäche offenbart er (noch) im Luftzweikampf (nur 19 Prozent gewonnene Duelle). Wenig Begeisterung wird beim Youngster die Verpflichtung des routinierten 30-jährigen Positionskonkurrenten Clinton Mata vom FC Brügge ausgelöst haben.

Abakar Sylla (20 Jahre/ Position: Innenverteidigung/ Verein: Racing Straßburg/ Vertrag bis 2028)

(Photo by BRUNO FAHY/Belga/AFP via Getty Images)

Wie erwähnter Mata im vorangegangenen Porträt wechselte Abakar Sylla im Sommer für stolze 20 Millionen Euro (!) vom FC Brügge in die Ligue 1 – spezifischer zu Racing Straßburg. Der Klub aus dem Grenzgebiet zu Deutschland hat mit Todd Boehly seit kurzer Zeit denselben Mitbesitzer wie der FC Chelsea. In diversen Medien wird bereits über etwaige (Leih-)Geschäfte zwischen beiden Vereinen spekuliert. Doch zurück zum 20-jährigen ivorischen Innenverteidiger. Bis 2028 hat sich der Modellathlet von der Elfenbeinküste an die Elsässer vertraglich gebunden.

Sollte der 1,88 m große Profi seine einzigartigen Tugenden – sicheres Passspiel (87 Prozent angekommene Zuspiele), progressives Vorwärtsverteidigen sowie Dribbelstärke – im französischen Oberhaus bestätigen können, wird Sylla mit hoher Wahrscheinlichkeit den langfristigen Kontrakt in Straßburg nicht erfüllen. Rigoros muss der Defensivmann an seiner mangelhaften Disziplin arbeiten. In der belgischen Pro League standen in der letzten Saison besorgniserregende drei Platzverweise zu Buche (einmal Gelb-Rot, zweimal Rot).

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Johann Lepenant (20 Jahre/ Position: Defensives Mittelfeld/ Verein: Olympique Lyon/ Vertrag bis 2027)

(Photo by ANDY BUCHANAN/AFP via Getty Images)

Abermals richtet sich das Scheinwerferlicht auf die Talentschmiede Olympique Lyon. Wenngleich Johann Lepenant erst im Sommer 2022 für 4,25 Millionen Euro von SM Caen in die drittgrößte Stadt des Landes transferiert wurde, hat der defensive Mittelfeldspieler bereits erste Spuren hinterlassen. Erstaunliche 31 Ligue-1-Partien (ein Tor, zwei Assists) bilanzierte der 20-Jährige in der abgelaufenen Saison beim Tabellenachten des Endklassements für sich.

Der französische U20-Auswahlspieler, dessen Arbeitspapier bei OL bis 2027 Gültigkeit besitzt, überzeugt durch eine Melange von imponierenden Fähigkeiten. Ein überaus präzises, kurzes wie langes Passspiel (knapp 90 Prozent angekommene Zuspiele) sowie die Fähigkeit gefährliche Sequenzen zu erkennen respektive kreieren, heben Lepenant in den Status eines Top-Talents. Ausbaufähig ist qua seiner Position noch die unterdurchschnittliche Zweikampfquote (43 Prozent gewonnene Duelle) des Senkrechtstarters.

Eliesse Ben Seghir (18 Jahre/ Position: Offensives Mittelfeld/ Verein: AS Monaco/ Vertrag bis 2025)

(Photo by GLYN KIRK/AFP via Getty Images)

Die Küstenstadt Saint-Tropez liegt an der französischen Riviera und gilt als traumhaftes Refugium der Schönen und Reichen. Allerdings hat die Gemeinde mit Eliesse Ben Seghir mittlerweile auch einen potenziellen Fußball-Superstar hervorgebracht. Der 18-jährige Spielgestalter durchlief ab frühester Kindheit die Nachwuchsabteilung der AS Monaco und absolvierte als Eigengewächs in der Saison 2022/23 die ersten 19 Ligue-1-Partien für die Monegassen, in denen dem Virtuosen gleich vier Treffer glückten. In der Mannschaft von Neu-Trainer Adi Hütter wird der polyvalent einsetzbare Jungspund als Freigeist wertgeschätzt.

Nachdem „Les Rouge et Blanc“ die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb zuletzt denkbar knapp verpasste, liegen noch größere Hoffnungen auf Ben Seghirs schmalen Schultern. In seiner nonchalanten Art vereint er Kreativität und Übersicht – 4,67 progressive Pässe pro 90 Minuten lassen sich als atemberaubender Wert definieren. Über welche Dribbelkünste der hoch veranlagte Profi verfügt, bewies er in den Europa-League-Playoffs gegen Bundesliga-Teilnehmer Bayer 04 Leverkusen, als der vertraglich bis 2025 an die AS Monaco gebundene Wirbelwind die gesamte „Werkself“-Defensive im Rückspiel narrte und einen regelkonformen Strafstoß provozierte. Auffällig: der Youngster ist sich auch vermeintlich lästiger Abwehrarbeit nicht zu fein, sondern stellt seine Begabung in den Dienst des Teams.

Badredine Bouanani (18 Jahre/ Position: Rechter Flügel/ Verein: OGC Nizza/ Vertrag bis 2027)

(Photo by NICOLAS TUCAT/AFP via Getty Images)

In einem weiteren beliebten Urlaubsort – namentlich Nizza – zelebriert Badredine Bouanani seine fußballerischen Fertigkeiten. Der 18-Jährige entstammt der preisgekrönten Nachwuchsakademie der LOSC Lille und wechselte im Sommer 2022 ablösefrei an die Côte d’Azur. Im Laufe seiner ersten Ligue-1-Saison entwickelte sich der rechte Flügelspieler zunehmend zu einem vollwertigen Kadermitglied im „Le Gym“-Ensemble und sammelte in 19 Partien vier Assists. Zumeist agiert der begnadete Linksfuß als inverser Außen, der in „robbenesker“ Manier ins Zentrum zieht, um dann seine Kollegen in Szene zu setzen oder selbst abzuschließen.

Trotz seines jungen Alters darf sich Bouanani, der auch einen französischen Pass besitzt, bereits als dreifacher Nationalspieler Algeriens bezeichnen. Doch welche Stärken machen den jungen Mann in Summe so interessant? Insbesondere seine präzisen Seitenverlagerungen, erfolgsversprechenden Dribblings (57 Prozent gewonnen) und 1,2 Key-Passes pro 90 Minuten. Zudem kann der Nizza-Akteur häufig nur durch Fouls gestoppt werden. Ungeachtet der 24 Torannäherungen in der Spielzeit 2022/23 steht jedoch eine fatale Null in der persönlichen Trefferbilanz. Dementsprechend darf der effiziente Abschluss als größte Schwachstelle in dessen Portfolio deklariert werden.

Ilyes Housni (18 Jahre/ Position: Mittelsturm/ Verein: Paris Saint-Germain/ Vertrag bis 2026)

(Photo by Kenta Harada/Getty Images)

Ob und wie viele Einsätze Ilyes Housni im starbesetzten Ensemble des amtierenden Ligue-1-Meisters Paris Saint-Germain unter dem neuen Chefcoach Luis Enrique in der kommenden Saison erhält, ist schwer zu prognostizieren. Allerdings kombiniert der dreifache französische U18-Nationalspieler (zwei Tore) zahlreiche Qualifikationen, um sich auch im, von katarischen Petrodollars alimentierten Klub durchzusetzen. Vieles wird von den beständig diskutierten Personalien Kylian Mbappé respektive Neymar, sowie kostspieligen Neuzugängen auf der Mittelstürmer-Position – unlängst wechselte der Portugiese Gonçalo Ramos in die Landeshauptstadt – abhängig sein.

Housnis Bewerbungsschreiben für einen Platz im PSG-Kader vermag aber durchaus zu beeindrucken. In sieben Begegnungen der UEFA Youth League erzielte der mittlerweile 18-Jährige vergangene Saison beeindruckende acht Treffer. Trotz seiner „nur“ 1,72 m Körpergröße präsentiert sich der spielstarke Angreifer, mit einem Kontrakt bis 2026 in Paris ausgestattet, als kaltschnäuziger Torjäger. Insbesondere dessen Antizipation sowie Gespür für gefährliche Räume im gegnerischen Strafraum lassen auf eine erfolgreiche Zukunft schließen. Bei der wirtschaftlich lukrativen Asienreise des Vereins war der Youngster, im Gegensatz etwa zu Mbappé, schon einmal mit von der Partie.

(Photo by DENIS CHARLET/AFP via Getty Images)

Steven Busch

Die Außenristpässe eines Tomás Rosicky entfachten seinen Enthusiasmus für den Fußball und die Affinität zu den schwarzgelben Borussen aus dem Ruhrgebiet. WM-Held Mario Götze brach ihm mit dem Wechsel in den Süden der Republik einst sein Fanherz und der Glaube an die Fußballromantik schwand.


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