„Kracher-Wechsel“ in der Premier League? – Thiago zu Barca? – Doppelbelastung für S04 & TSG?

9. Juli 2018 | Ask 90PLUS | BY 90PLUS Redaktion

Wir haben euch aufgefordert, uns eure Fragen zum aktuellen Geschehen und dem Transfermarkt zu senden. In diesem Teil geben wir unsere Einschätzungen zu den Folgenden Themen: „Kracher-Wechsel in der Premier League“, „Thiago zu Barca“ und „Doppelbelastung für Schalke & Hoffenheim“

 

„Kracher-Wechsel“ in der Premier League?

Fangen wir mal mit den Auswirkungen des früheren Transferschlusses an (09.08.). Wir konnten bereits erkennen, dass einige Top-Klubs versuchten, ihre Personalplanungen früh anzugehen und abzuschließen. Sowohl der FC Liverpool (Keita, Fabinho), der FC Arsenal (Sokratis, Leno und Torreira) aber auch Manchester United (Diogo Dalot, Fred) haben ihren Baustellen bereits namhaft und kostspielig adressiert.

Gleichzeitig wurde dieses Unterfangen von der WM 2018 gebremst. Viele Spieler standen/stehen während dem Turnier zu Verhandlungen nicht zur Verfügung und manche Teams erhofften sich durch gute Auftritte in Russland eine Marktwertsteigerung bei ihren Nationalspielern. Die letzten Wochen des Transfermarkts dürften daher ziemlich ereignisreich werden, nicht zuletzt, weil sich die anderen europäischen Top-Ligen bei ihren Transferplanungen auf die Premier League einstellen müssen. Die Klubs auf der Insel werden ohne die Möglichkeit, personell nachlegen zu können, wohl kaum einen Verkauf nach Transferschluss zustimmen.

Wir persönlich rechnen daher mit einigen „Kracher-Wechseln“. Selbst die oben genannten, „früh-aktiven“ Teams werden den Markt weiter im Auge behalten und womöglich Kettenreaktionen abwarten. Hierbei ist primär der FC Liverpool zu nennen. Die gescheiterte Verpflichtung von Nabil Fekir zeigt, dass die Reds nach einer Verstärkung für die Offensive suchten (und noch suchen?) und auch die Torhüterposition ist bekanntlich nicht ideal besetzt. Auch bei den Red Devils könnte sich noch etwas tun. Anthony Martial möchte den Verein bekanntlich verlassen und obwohl man natürlich einen Verkauf an einen Mitkonkurrenten vermeiden möchte, könnten einige englische Teams Uniteds Standfestigkeit auf die Probe stellen. Nach der Verpflichtung von Alexis Sanchez ist auf dieser Position ein namhafter Ersatz wohl eher unwahrscheinlich.

(Photo by Lynne Cameron/Getty Images)

Darüber hinaus ist vor allem bei Chelsea und Manchester City Bewegung zu erwarten. Die Cityzens werden aller Voraussicht nach Riyad Mahrez (Leicester, Ablöse mindestens 60 Millionen Euro) und einen zentralen Mittelfeldspieler verpflichten. Favorit ist hierbei zweifelsohne Jorginho (Napoli), allerdings sollte man die Personalie Thiago im Auge behalten. Sofern der Spanier den deutschen Rekordmeister tatsächlich verlassen darf, wird sich Pep Guardiola zweifelsohne mit der Möglichkeit einer Wiedervereinigung auseinandersetzen.

Beim FC Chelsea dagegen ist das Transferfenster etwas komplizierter und wohl noch nicht ganz geöffnet. Die Blues hatten auf dem Markt, neben der verpassten Teilnahme an der Champions League, einen entscheidenden Nachteil: Eine Entscheidung in der Trainerfrage steht aus. Das heißt einerseits, dass die Transferziele womöglich nicht eindeutig identifiziert werden konnten und vor allem, dass bereits ausgemachte Wunschspieler von dem Fragezeichen an der Seitenlinie abgeschreckt sein könnten. Potentielle Neuzugänge bleiben jedenfalls Jean Michaël Seri (Nizza), Aleksandr Golovin (ZSKA Moskau) und, sollte Maurizio Sarri tatsächlich Antonio Conte tatsächlich beerben, womöglich sogar ein Gonzalo Higuain (Juventus).

(Photo LINDSEY PARNABY/AFP/Getty Images)

Am spannendsten ist beim FC Chelsea allerdings die Entwicklung bei potentiellen Abgängen zu beobachten. Willian steht scheinbar beim FC Barcelona auf dem Zettel und sowohl Thibaut Courtois (Vertrag bis 2019) als auch Eden Hazard (Vertrag bis 2020) liebäugeln schon seit einiger Zeit mit einem Wechsel zu Real Madrid. Nach einer verhältnismäßig enttäuschenden Saison in der heimischen Liga und dem drohenden Abgang von Cristiano Ronaldo, ist bei den Königlichen durchaus mit dem ein oder anderen „Galactico“ zu rechnen. Beide Belgier könnten wegen ihrer Vertragslage realistische Transferziele sein. Sofern sie London tatsächlich verlassen, wird sich Chelsea natürlich intensiv um adäquate Nachfolger bemühen, bzw. einen Verkauf genau davon abhängig machen.

Um die Top-6 abzurunden, noch ein paar Worte zu Tottenham. Die Spurs waren nach dem Stadionbau primär darauf bedacht, ihre Schlüsselspieler zu halten und dürften eher „erschwinglichere“ Spieler im Auge haben, es sei denn, eine einmalige Gelegenheit tut sich auf. Das wäre aus Sicht der Spurs auch wünschenswert, denn Harry Kane und Co. benötigen mittelfristig auch realistische Erfolgsaussichten auf Titel. – Chris McCarthy

 

Thiago zum FC Barcelona?

Zunächst einmal betrachten wir die Faktenlage: Thiago Alcantara fühlt sich in München wohl, das betonte er häufiger. Zudem läuft der Vertrag des 27-jährigen noch drei Jahre. Klar ist aber auch, dass die Medien einen vorzeitigen Thiago-Abgang in diesem Sommer mehrfach ins Spiel brachten. Allerdings bestätigte Bayern-Trainer Niko Kovac bei der Antrittspressekonferenz, dass er wenn möglich keinen Spieler mehr abgeben will.

Zurzeit gibt es, auch das wurde bereits mehrfach berichtet, kein konkretes Angebot für Thiago und selbst wenn ein Angebot vorliegt, muss sowohl der Spieler als auch der abgebende Verein, also der FC Bayern, von diesem Angebot überzeugt sein. Damit der Rekordmeister einen Spieler dieser Klasse drei Jahre vor Vertragsende abgibt muss demnach also eine hohe Summe auf den Tisch gelegt werden.

Und: Auch wenn manche Medien Thiago zuletzt kritisierten und schrieben, dass er in „großen Spielen“ nicht seine Leistung bringen würde, ist der Spanier als Spielertyp unersetzlich für den FC Bayern und ein Abgang würde eine große Lücke im Mittelfeld hinterlassen.

(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Nun zur eigentlichen Frage: Wenn es einen Klub gibt, der Thiago von einem Wechsel überzeugen könnte, der auch noch die nötigen finanziellen Mittel hat, dann wäre das sicherlich der FC Barcelona. Doch auch hier müssten einige Faktoren zusammenkommen. Im Mittelfeldzentrum stehen derzeit mit Busquets, Samper, Rakitic, Suarez, Rafinha, Gomes und mit Abstrichen auch Coutinho und Sergi Roberto zahlreiche Spieler zur Verfügung.

Zudem wird Arthur Melo in Kürze bei den Katalanen vorgestellt, spätestens 2019 soll dann Frenkie de Jong von Ajax Amsterdam verpflichtet werden. Selbst wenn es Abgänge gibt (Samper, Rafinha, Gomes) – das Mittelfeld ist gut besetzt und die Katalanen haben noch andere Spieler im Visier. Das bedeutet im Endeffekt: Der FC Barcelona hat gewiss eine Chance auf die Rückkehr von Thiago, zum jetzigen Zeitpunkt ist das aber alles andere als wahrscheinlich. – Manuel Behlert

 

 

Wie gehen TSG & S04 mit der Doppelbelastung um?

Eine solche Frage zu einem so frühen Zeitpunkt der Transferperiode zu beantworten, ist eigentlich schwierig. Eigentlich, denn sowohl Schalke 04 als auch die TSG Hoffenheim haben ihre Transferaktivitäten bereits zu einem Großteil durchgezogen und der Kader steht bis auf die ein oder andere Ergänzung, die sich anhand der bevorstehenden Abgänge noch ergeben könnte.

Beide Mannschaften verfügen über junge, innovative Trainer, die international natürlich noch unerfahren sind. Julian Nagelsmann hatte mit der TSG Hoffenheim in der vergangenen Saison nur in der Hinrunde die Doppelbelastung mit dem internationalen Geschäft, Domenico Tedesco kennt diese Belastung noch überhaupt nicht. Beide Trainer sind lernfähig, beide Mannschaften verfügen über eine gute Mischung. Doch das alleine reicht nicht.

Bei beiden Klubs wird nicht nur die Vorbereitung wichtig, sondern auch der Saisonstart. Wenn es Schalke und Hoffenheim gelingt gut in die Spielzeit zu starten und schon von Beginn an Punkte zu sammeln, dann dürfte das der Grundstein für eine erfolgreiche Saison sein. Beide Kader haben gerade in der Breite an Substanz gewonnen, beide Trainer haben mehr Möglichkeiten zu rotieren und die Systeme flexibel anzupassen – und gerade Schalke hat noch fußballerische Möglichkeiten, die in der vergangenen Saison, die die erste unter Tedesco war, nicht ausgeschöpft werden konnten.

(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Beide Kader sind gut und breit, beide Trainer sind entwicklungs- und lernwillig. Natürlich wird es in der kommenden Saison Schwächephasen bei diesen Klubs geben, das lässt sich kaum vermeiden. Hierbei wird es darauf ankommen, wie schnell man sich in diesen Phasen stabilisiert, wie gut die Mannschaften die mentale Belastung und den Druck des Dreitageesrhythmus verkraften.

Es ist beiden Trainern zuzutrauen diese Situationen entsprechend souverän zu meistern und die Mannschaft stabil zu halten. Eine Garantie für die Champions League gibt es nicht, die Erwartungshaltung sollte nicht zu groß sein. Denn einerseits werden Dortmund, Leipzig, Leverkusen und vielleicht auch Mönchengladbach sicherlich nicht schwächer, andererseits besteht aufgrund der Konkurrenzsituation für Schalke und Hoffenheim nicht die Pflicht sich in dieser Phase der Entwicklung in jeder Spielzeit für die Champions League zu qualifizieren.

Fazit: Beiden Mannschaften ist zuzutrauen, dass sie wieder eine Rolle im Kampf um die Champions League spielen. Wir erwarten die Konkurrenz aber zum Teil stabiler, während Schalke und Hoffenheim mit ihren Kräften haushalten und noch effizienter spielen müssen. Dass beide Teams gute Chancen haben auch 2019/20 wieder im internationalen Wettbewerb vertreten zu sein, ist klar. Wenn die Schwächeperioden in aller Ruhe analysiert werden und beide Teams von den ganz großen Verletzungssorgen verschont bleiben, dann sollte das auch gelingen. Ob es dann für die Königsklasse oder die Europa League reicht, wird von Nuancen abhängig sein. – Manuel Behlert

 

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