Gladbach in der Champions League – Beeindruckend und enttäuschend

Nachspielzeit | Borussia Mönchengladbach hat auch im zweiten Spiel der diesjährigen Champions League Saison gegen einen großen Namen ein Remis erreichen können. Für mehr scheint noch die Reife zu fehlen.
Enttäuschungen in den letzten Minuten
Schon im ersten Gruppenspiel der Champions League, einem Wettbewerb bei dem schon die Teilnahme von Gladbach als Erfolg für den Verein vom Niederrhein verbucht werden kann, konnten die Gladbacher sich eines vermeintlich favorisierten Gegners erwehren. Inter Mailand und der deutsche Klub trennten sich am Ende mit einem 2:2, erst ein enorm spätes Tor von Lukaku sicherte den Italienern überhaupt einen Punkt. Und auch wenn vor dem Duell gegen den großen, italienischen Gegner wohl viele Fans und sogar Verantwortliche der Borussia ein solches Remis genommen hätten, blieb natürlich auch die Enttäuschung über einen solch späten Ausgleich in den Köpfen hängen. Man konnte sich nicht belohnen.
Sehr zum Leidwesen aller Beteiligten wiederholte sich diese Geschichte nun am vergangenen Champions League Abend auf noch dramatischere Weise. Die Königlichen von Real Madrid waren nach Gladbach gereist, die Vorfreude auf das Duell gegen den Rekordsieger der Königsklasse groß. Und die Gladbacher lieferten. Bis zur 87. Minute führte man verdient zwei zu Null durch zwei Tore von Marcus Thuram (23), hatte im Spielverlauf sogar noch sehr gute Chancen um erneut zu erhöhen. Doch dann flatterten die Nerven und im Anschluss zweimal das eigene Netz. Tatsächlich schaffte es Real, sich noch einen Punkt bei den Fohlen zu sichern. Erneut ein spätes Remis, welches sich bei dem Verlauf eher wie eine Niederlage anfühlen dürfte.

Das Positive überwiegt
Wichtig wird es sein, sich trotz der letztendlichen Enttäuschung nicht den Blick aufs Wesentliche verstellen zu lassen. Gladbach kann mit den großen Namen mithalten und sie an den Rand einer Niederlage bringen. Die späten Ausgleichstreffer der Gegner und die Nervosität des Teams sind nicht unverständlich, sondern Ausdruck einer Mannschaft, die Entwicklungsschritte macht und sich dank der Arbeit von Marco Rose (44) überhaupt erst mit den Real Madrids messen darf. Die Souveränität einer Spitzenmannschaft ist noch nicht in Gladbach eingezogen, dies wird Geduld und Erfahrungswerte verlangen. Doch spielerisch sind die Fohlen auf dem besten Wege, sich einen Namen zu machen. Auch der Coach zeigte sich nach Abpfiff zwar enttäuscht, aber nicht unzufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft:
„In der Pause habe ich den Jungs gesagt, dass wir sehr stabil sind. Gegen Real musst du natürlich ein paar Sachen zulassen, aber es hat sich von draußen immer gut angefühlt, auch lange in der zweiten Halbzeit. Dann ist es natürlich maximal bitter. Insgesamt war es heute aber von meiner Mannschaft ein sehr geschlossener und guter Auftritt.“ Marco Rose via Spox
Gladbach spielt diszipliniert, kompakt und ist gerade in der Offensive sehr stark besetzt. Der Pass von Plea (27) auf Thuram vor dessem ersten Treffer zählt definitiv zu den schöneren der Saison. Spieler wie Hofmann (28) und Lainer (28) laufen unermüdlich um den Plan des Trainers umzusetzen und bilden das Rückgrat des Teams. Und mit Yann Sommer (31) steht den Borussen ein sehr starker Torhüter zur Verfügung. Trotz aller Enttäuschung in den letzten Minuten ist es für Gladbach weiterhin möglich, sich in der Gruppenphase der Champions League durchzusetzen. Das Rüstzeug ist vorhanden, jetzt fehlt nur noch die Abgeklärtheit in den letzten Spielminuten.
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Julius Eid
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