Lionel Messi – Das Warten auf den magischen Moment…

8. April 2019 | Nachspielzeit | BY Chris McCarthy

Am Samstag, den 6. April, trifft man in der Innenstadt Barcelonas auf besonders viele Menschen in einem blau-roten Trikot. Kein Wunder, es ist Spieltag. Nicht irgendein Spieltag, denn Barca kann mit einem Sieg über den Zweitplatzierten Atlético Madrid den Vorsprung auf elf Punkte ausbauen und für eine Vorentscheidung in der Meisterschaft sorgen.

So unterschiedlich die Menschen sind, die sich an diesem Tag das Barca-Shirt überstreiften, ob fünf Jahre alt oder 85, ob männlich oder weiblich, aus Spanien oder aus dem Ausland, bis auf ihre Vorliebe für den FC Barcelona haben beinahe alle eines gemeinsam: Sie tragen fünf Buchstaben auf dem Rücken des Trikots: MESSI

Warum das so ist, liegt auf der Hand. Der fünffache Weltfußballer, der dem FC Barcelona unter anderem zu neun Meisterschaften und vier Champions-League-Titeln verhalf, ist eine lebende Vereins- und Fußballlegende. Er ist der Hoffnungsträger der Barcelonistas. Gegen Atletico Madrid ist das nicht anders. Die Colchoneros sind ein unangenehmer Gegner, auch an diesem Samstag. Ein Gegner, bei dem die Fans noch mehr als sonst auf einen magischen Moment Lionel Messis hoffen. 

(Photo by David Ramos/Getty Images)

„Vamos Leo“

Dass alle Augen auf ihn gerichtet sind, ist für Lionel Messi nichts Neues. Bereits vor dem Anpfiff steht der Ausnahmekicker im Fokus. Unter den fast schon hypnotisierenden „Messi“-Sprechchören nimmt er die nächste seiner zahlreichen Spieler-des-Monats-Auszeichnungen in Empfang. Fast schon gelangweilt lächelt Messi in die Kamera und trottet zurück auf den Rasen. Dort wird er heute besonders gebraucht, denn selbst nach dem Platzverweis Diego Costas (28′) treibt die massierte Hintermannschaft Atléticos die katalanische Offensive zur Verzweiflung.

Einzig Messi sorgt für Gefahr. Immer wieder holt er sich tief den Ball ab und sorgt mit seinen elektrisierenden Tempodribblings auf einen Schlag für Hoffnung: „Vamos Leo“ hallt es von den Rängen. Es ist eine Strahl­kraft, die im Fußball einzigartig ist. Wann sonst erheben sich beinahe 93.000 aufgeregte Zuschauer zeitgleich von ihren Sitzen, wenn ein Spieler an der Mittellinie in Ballbesitz kommt? Die schiere Möglichkeit, dass der wohl beste Fussballer aller Zeiten mit der Kugel wieder etwas Magisches vollbringt, sorgt im Camp Nou für kollektives Luftanhalten. Die Augen der Fans, ganz egal aus welchem Lager, kleben an den filigranen Füßen des kleinen Zauberers.

(Photo by Alex Caparros/Getty Images)

Der magische Moment bleibt aus, vorerst. Seine Aktionen verlaufen abermals im Sande oder prallen von der rotweißen Abwehr-Wand der Madrilenen ab. Nicht er, sondern Luis Suarez sorgt mit seinem 1:0 unter tosendem Jubel in der 84. Minute letztendlich für die Erlösung.

Der Moment

Als Luis Suarez sein Trikot runterreißt und die Vorentscheidung im Titelkampf mit Spielern und Fans ausgiebig feiert, scheint festzustehen, dass heute ausnahmsweise mal nicht Messi im Rampenlicht stehen wird. Doch immerhin waren noch sechs Minuten zu spielen. Messi benötigt nur eine.

Direkt nach dem Wiederanpfiff lässt der Argentinier nach einem Zuspiel Rakitics Diego Godin hinter sich, zieht in den Strafraum und setzt sich gegen José Giménez durch. Das gesamte Stadion steht. Das Spiel ist bereits entschieden, wahrscheinlich sogar der Gewinn der 26. Meisterschaft und dennoch ist die Anspannung überwältigend. Dieser magische Moment, mit dem Messi seine treuen Anhänger schon zahllose Male verzaubert hat, liegt in der Luft.

Im Strafraum angekommen, ist Messi schnell umzingelt. Suarez fordert den Ball. Jeder rechnet mit dem Abspiel oder vielleicht mit einem Schlenzer ins lange Eck. So auch Atleti-Keeper Jan Oblak, der sich zum langen Pfosten orientiert. Und Messi? Ihm ist das nicht entgangen. Lässig und ohne Vorankündigung schiebt er den Ball flach gegen die Laufrichtung des Slowenen ins kurze Eck.

Die Menge tobt. „Messi…Messi“ hallt es durch das Camp Nou. Die Zuschauer verneigen sich vor ihrer Ikone.

Suarez hatte wenige Minuten zuvor mit seinem Tor den nächsten Titel eingetütet. Doch mitten unter den knapp 93.000 Zuschauern wird man das Gefühl nicht los, dass diese magischen Momente eines Lionel Messi für die Barcelonistas mindestens genauso wichtig sind…

Chris McCarthy

(Photo by Alex Caparros/Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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