Nachspielzeit: Frustrierend vielseitig – Warum der FC Arsenal Alex Oxlade-Chamberlain verkaufen sollte…

25. August 2017 | Nachspielzeit | BY Chris McCarthy

Was als branchenüblicher Vertragspoker begann, ist mittlerweile ausgeartet und könnte dazu führen, dass Alex Oxlade-Chamberlain den FC Arsenal nach sechs Jahren tatsächlich verlässt. Ein heimlicher Segen für die Gunners?

 

Top-Verdiener?

Gesprächsthema Nummer eins war beim FC Arsenal in diesem Sommer wohl eindeutig die bisher erfolglosen Vertragsverhandlungen mit den 2018 ablösefreien Mesut Özil (28) und Alexis Sanchez (28). Doch im Schatten der Bemühungen des Vereins, seine absoluten Top-Spieler langfristig zu binden, hat sich ein weiteres Problem aufgetan. Alex Oxlade-Chamberlain (24), 2011 als 17-Jähriger für damals recht stolze 14 Millionen Euro aus der Talentschmiede des FC Southampton geholt, weigert sich weiterhin, seinen Vertrag zu verlängern.

Obwohl aus einigen Kreisen zu vernehmen ist, dass der Engländer gerne bei den Gunners bleiben würde, versuchen er aber insbesondere sein Berater mit aller Macht den best möglichen Deal zu erzwingen. Hierbei natürlich von Nutzen: Das konkrete Interesse des FC Chelsea!

Wie der Telegraph heute berichtet, möchten die Nordlondoner einen potentiellen Wechsel des Mittelfeldspielers zum Stadtrivalen durch ein lukratives Gehalt verhindern! Die neuste Vertragsofferte des FC Arsenal beinhaltet demnach ein wöchentliches Salär in Höhe von knapp 200.000 Euro. Chamberlain wäre damit einer der Top-Verdiener der Vereinsgeschichte!

Doch selbst die angebotene Verdopplung seines Gehalts scheint den Nationalspieler mittlerweile nicht mehr überzeugen zu können! „The Ox“ soll Arsene Wenger mitgeteilt haben, dass er keinen neuen Vertrag unterzeichnen werde. Die Blues lauern und bieten, so die Tageszeitung, trotz auslaufenden Vertrags stolze 40 Millionen Euro Ablöse!

Ein heimlicher Segen für die Gunners…?

(Photo by Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)

 

 

Frustrierend unproduktiv

40 Millionen Euro und ein Wochengehalt von 200.000 Euro sind selbst auf dem heutigen Transfermarkt stolze Summen! Doch was würde der FC Chelsea dafür bekommen? Ein englischer Nationalspieler ist immer teurer und würde zudem die magere „Home-Grown“-Quote des Vereins aufwerten. Darüber hinaus ist Chamberlain ein äußerst vielseitig einsetzbarer und zweifelsohne sehr talentierter Spieler. Der Engländer hat allerdings zwei Probleme: Er ist weder konstant fit, noch konstant produktiv und etwas…realitätsfern?

Als Chamberlain 2011 nach London kam, sagten ihm viele eine rosige Zukunft voraus. Kein Wunder, mit seiner Schnelligkeit und Schussstärke verfügte der dynamische Dribbler über hervorragende Anlagen. Über die offensiven Flügel sollte der Rechtsfuß schließlich an seine eigentliche Wunschposition herangeführt werden: Die von seinem Idol, Steven Gerrard, recht offensiv interpretierte „Acht“.

Der Plan musste etwas vertagt werden, denn Chamberlain kam aufgrund von immer wiederkehrenden Knie- und Muskelproblemen nie wirklich in Fahrt. Ständig warfen ihn Blessuren, häufig als er gerade zur Bestform fand, längere Zeit aus der Bahn. Vor 2016/2017 kam der Mann aus Portsmouth nie auf mehr als 25 Premier League Spiele pro Saison. Obwohl das Energiebündel sehr offensiv eingesetzt wurde, konnte er aufgrund seiner oft fraglichen Entscheidungsfindung in diesen fünf Spielzeiten nie mehr als zwei Tore oder drei Vorlagen verbuchen! Dafür 40 Millionen Euro und ein Wochengehalt von 200.000 Euro?

 

Frustrierend vielseitig & frustrierend realitätsfern

Währen derartige Beträge für den damaligen Ergänzungsspieler vor einem Jahr noch undenkbar gewesen, so ist Chamberlain in den vergangenen sechs Monaten plötzlich zu einem Stammspieler avanciert. Grund dafür ist die neu kreierte „Wingback“-, also offensive Außenverteidiger-Position, im vom Wenger implementierten 3-4-2-1-System. Aufgrund seiner Schnelligkeit und gesunden Aggressivität hat Chamberlain sich außen, ob links oder rechts, in die erste Elf gespielt. Sogar sein bisher so schwaches Endprodukt verbesserte sich deutlich! Chamberlain beendete die Saison erstmals (wettbewerbsübergreifend) mit Torbeteiligungen im zweistelligen Bereich (6 Tore, 11 Vorlagen in 45 Pflichtspielen). Der von Verein und Spieler so lang ersehnte Durchbruch?

(Photo by Laurence Griffiths/Getty Images)

 

Dem scheint Chamberlain selbst im Weg zu stehen, denn er ist weiterhin von der Idee besessen, ein zentraler Mittelfeldspieler zu sein. Daraus macht er kein Geheimnis und dies war bei den Vertragsgesprächen mit seinem aktuellen Arbeitgeber sicherlich auch kein unerheblicher Faktor!

Das Problem? Obwohl der mittlerweile 24-Jährige über die Erfahrung aus über 200 Pflichtspielen, darunter 27 Auftritte für die Three Lions, verfügt, mangelte es bei seinen Leistungen bis heute deutlich an Reife, Spielintelligenz und Konzentration. Insbesondere die vielen Ballverluste, die Fehlentscheidungen in gefährlichen, als auch aussichtsreichen Situationen und das von vielen Experten attestierte mangelhafte Spielverständnis, machen ihn nicht gerade zu einem idealen Mittelfeld-Regisseur. Auch Wenger scheint dies eingesehen zu haben und gab dem Engländer , trotz Verletzungsmisere, nach einigen Versuchen in der Vergangenheit dort schon länger keine Gelegenheit mehr.

Vielleicht nimmt Chamberlain auch deshalb einen Abgang vom FC Arsenal in Kauf? Beim FC Chelsea unter Taktiker Antonio Conte wäre er allerdings ebenfalls eindeutig als Alternative für die Wingback-Position vorgesehen. Vielleicht pokert man allerdings gerade deshalb auf ein höheres Gehalt, um sich letztendlich von einem Verbleib im Emirates Stadium überzeugen zu lassen?

 

Heimlicher Segen?

Wenger appellierte bei der letzten Pressekonferenz an die Vernunft seines Schützlings. Chamberlain solle „Verantwortung“ übernehmen, nachdem ihn der Verein sechs Jahre lang ausbildete und das Vertrauen schenkte.

Doch vielleicht ist es hier der Verein, der die Verantwortung übernehmen sollte, nämlich konsequent handeln und, unbeeindruckt von Nationalität oder sentimentalen Umständen, sich nicht von einem mittelmäßigen Spieler erpressen lassen.

Für 40 Millionen Euro lässt sich selbst bei der heutigen Marktsituation ein weitaus zuverlässigerer, produktiverer und vor allem rationaler Spieler verpflichten. Soll er eben beim Stadtrivalen für Frustrationen sorgen…

 

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


Ähnliche Artikel