Premier League: Pep-Bezwinger, Invincibles und Aufschwünge

16. Januar 2018 | Nachspielzeit | BY Chris McCarthy

Der 23. Spieltag der Premier League ist komplett. Mit unseren ganz individuellen Awards blicken wir auf die Geschehnisse des Wochenendes zurück. Von Pep-Bezwingern, Tormaschinen und Aufschwüngen…

 

„Pep-Bezwinger“ – Award: Jürgen Klopp

Bis zum 23. Spieltag der laufenden Premier League Saison marschierte Manchester City mit 20 Siegen und lediglich zwei Unentschieden ungeschlagen durch die Liga. Dass die Mannschaft von Pep Guardiola, gerade defensiv, allerdings durchaus zu knacken ist, war immer wieder phasenweise zu erkennen. Der Schlüssel zum Erfolg? Man muss auch mutig agieren, die Verteidigung unter Druck setzen und nicht zuletzt: attackieren!

Das weiß und erkannte auch Jürgen Klopp, der beim fulminanten 4:3 Erfolg am Sonntag seinen insgesamt fünften Sieg gegen Guardiola feierte – die meisten aller Trainer. Nach dem Spiel sagte der Deutsche:

„Du hast keine Alternative, wenn du City schlagen willst. Du könntest tief an deinem Sechzehner warten und hoffen, dass nichts passiert, aber wir sind Liverpool und wir sollten versuchen, auf diese Weise zu gewinnen. Die Art und Weise, wie wir in der zweiten Halbzeit den Ball passten war überragend, von einem anderen Planeten.“ [Guardian]

Das war in der Tat ausschlaggebend, denn Manchester City tat sich nicht nur mit forschen Spielweise, sondern vor allem mit der unglaublichen Intensität der Gäste ungemein schwer. Diese Herangehensweise des FC Liverpool ist bekanntlich nicht neu, doch in der Vergangenheit verpasste man zu oft den Moment, den Fuß vom Gas zu nehmen, wurde müde und unkonzentriert.
Nicht an diesem Tag, denn die Reds wurden nach dem frühen 1:0 durch den dynamischen Alex Oxlade-Chamberlain etwas passiver und mussten nach einer herausragenden Einzelaktion von Leroy Sané in der 40. Minute sogar den Ausgleich hinnehmen. In der zweiten Halbzeit aber zündete die Mannschaft von Jürgen Klopp ein wahres Offensiv-Feuerwerkt. Die unsicheren und erschreckend schwachen Fernandinho, Nicolas Otamendi, aber vor allem John Stones kamen mit der ungeheuren Dynamik von Sadio Mané, Mohamed Salah und Roberto Firmino nicht zurecht und kassierten von genau diesen Akteuren innerhalb von neun Minuten drei Gegentore!

So überragend diese Phase auch war, sie zeigte auch eindrucksvoll, dass die bisherigen Gegner der Liga sich schlichtweg nicht trauten, Manchester City unter Druck zu setzen und gingen folglich eingeschüchtert in die Parte um lediglich nicht zu verlieren! „Pep-Bezwinger“ Jürgen Klopp dagegen ging mutig in das Spiel um zu gewinnen.

(Photo by Clive Brunskill/Getty Images)

„Rekordjäger“ – Award: Arsene Wenger

Zugegeben, der Award ist absolut ironisch gemeint, aber der Absturz der Gunners, insbesondere aber von Arsene Wenger ist in dieser Saison schon erstaunlich.
Nach dem erstmaligen Verpassen der Königsklasse in seinen nun über 21 Jahren als Trainer des FC Arsenal sollte in dieser Spielzeit eigentlich alles besser werden, doch die Negativrekorde purzeln weiter.

Zum erstmaligen Verpassen der Champions League, reihten sich in dieser Saison noch die schlechteste Serie seiner Amtszeit mit vier Niederlagen in fünf Ligaspielen, gegen Zweitligist Nottingham Forrest das erstmalige, peinliche Aus in der dritten Runde des FA Cup und beim desolaten 1:2 gegen den AFC Bournemouth die erste Niederlage gegen das Team aus Südengland ein.
Im Vergleich zu den anderen negativen Highlights, ist das 1:2 beim AFC Bournemouth vergleichsweise harmlos, doch bei nun acht Punkten Rückstand auf den so wichtigen Platz vier, dem bevorstehenden Verkauf von Alexis Sanchez und die nicht enden wollenden Kritik an dem Trainer war die inspirationslose Leistung gegen die abstiegsbedrohten Cherries sinnbildlich für den katastrophalen Negativtrend der letzten Jahre.

Der einst so imposante Arsene Wenger sammelt Rekorde, und zwar im negativen Sinne.

Sind wir mal ehrlich, mit der umstrittenen Vertragsverlängerung bis 2019 letzten Mai machte sich nicht nur Arsenal, sondern auch Wenger keinen Gefallen. Bei all seinen Verdiensten und der herausragenden Arbeit, die er in Nordlondon leistete, zerstört Wenger derzeit seinen Ruf und bereitet uns alle auf ein Ende vor, das er in dieser Form eigentlich nicht verdient hätte.

 

„Unschlagbar“ – Award: Der FC Arsenal

Der FC Liverpool beendete beim 4:3 über Manchester City nicht nur eine Serie von zuvor 30 Spielen ohne Niederlage, sondern fügten den Cityzens nach 23 Spieltagen auch noch die erste Pleite der Saison zu. Warum gewinn der FC Arsenal dann einen Award?

Nun, die Gunners bleiben damit die einzige Mannschaft in der Geschichte des englischen Fußballoberhauses, die ungeschlagen Meister wurde. Klar, damit haben die aktuellen Protagonisten nichts zu tun, aber hey, gönnt den krisengeschüttelten Fans des FC Arsenal zumindest diesen einen Moment, denn viel Grund zur Freude haben diese momentan nicht…

 

„Tormaschine“ – Award: Harry Kane

Den Award konnte Harry Kane in dieser Saison schon einige Male für sich beanspruchen und auch heute müssen wir den englischen Nationalstürmer für eine neue Bestmarke hervorheben. Beim überzeugenden, aus Everton-Sicht aber viel zu einfachem 4:0 Erfolg über die Toffees war Kane mit einem Doppelpack einmal Mehr der Mann des Tages.

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Das Aushängeschild der Spurs erzielte seine Saisontore 19 und 20, erreicht damit erst als dritter Spieler der Liga-Geschichte zum vierten Mal in Serie die 20-Tore-Marke und darf sich nun vereinsinterner Rekord-Torschütze nennen. Mit nun 98 Toren für Tottenham hat er den bisherigen Top-Torjäger der Londoner, Teddy Sheringham, endgültig abgehängt.

Harry Kane ist eine wahre Tormaschine und ein absolutes Phänomen im gegnerischen Strafraum.

 

„Personifizierter Aufschwung“ – Award: Marko Arnautovic

Der Moyes-Effekt ist bei West Ham im vollen Gange. Seit der Übernahme des Schotten haben die Hammers ihre defensiven Probleme korrigiert und endlich mehr Struktur im Spielaufbau. Die Bilanz nach zwölf Spielen unter der Leitung des Schotten: 16 Punkte, davon acht in den letzten vier Partien.

Personifiziert wird der Aufschwung der Londoner insbesondere durch das Revival von Marko Arnautovic. Der talentierte Österreicher scheint das volle Vertrauen und Freiheiten in der Offensive gebraucht zu haben, um all seine Qualitäten zu entfalten.

Beim 1:4 Erfolg bei Huddersfield war Arnautovic der überragende Mann auf dem Platz, brachte West Ham kurz nach der Pause durch eine sehenswerte Einzelaktion erst 1:2 in Führung, eher nach zwei weiteren beeindruckenden Soli erst das 1:3 und schließlich das 1:4 vorbereitete.

Der wie entfesselt wirkende Neuzugang aus Stoke verbesserte somit seine Saisonbilanz auf sechs Tore und drei Assists. Auch hier wirkt eindeutig der Moyes-Effekt, denn alle neun Scorerpunkte Arnautovics kamen erst nach der Verpflichtung des neuen Trainers.

 

„Sieb“ – Award: Stoke City

Stoke hat sich in den letzten Jahren nicht nur über Wasser gehalten, sondern auch fest in der Premier League etabliert. Der Grund dafür? Hartes Zweikampfverhalten, eine disziplinierte und zuverlässige Defensive.

Von diesen Eigenschaften sind in dieser Saison keine Spur, denn durch die verdiente 0:3 Niederlage bei Manchester United stehen die Potters nach 23 Spieltagen auf dem 18. Platz und haben als erste Mannschaft der fünf europäischen Top-Ligen ganze 50 Gegentore zugelassen!

(Photo by Matthew Lewis/Getty Images)

Die siebähnliche Abwehr um die unsicheren und schlecht kommunizierenden Kurt Zouma, bzw. Bruno Martins Indi ist die große Schwachstelle und kann von der mäßigen Offensive nicht einmal ansatzweise kompensiert werden.

Mark Hughes wurde vor zehn Tagen entlassen und der neue Trainer Paul Lambert wird mit der wackeligen Hintermannschaft alle Hände voll zu tun haben, um den drohenden Abstieg anzuwenden. Immerhin kehrt der Kapitän und Chef der Innenverteidigung, Ryan Shawcroos, in Kürze von seiner Verletzungspause zurück.

 

„Endlich“ – Award: Alan Pardew

Lange mussten die Fans von West Bromwich warten, lange musste Alan Pardew warten, doch nach 20 Spielen in Folge ohne Sieg und erst im zehnten Spiel unter der Leitung des neuen Trainers konnte West Bromwich Albion endlich wieder einen Sieg einfahren.

Wie schon unter Vorgänger Tony Pulis fokussierte sich Alan Pardew aufgrund der prekären Lage (Platz 19) dabei voll auf die Verteidigung und die defensiven, sowie offensiven Standartsituationen.
Der 2:0 Sieg über ein schwaches Brighton & Hove Albion war nicht schön, aber verdient. Ob nun die Wende eingeleitet werden kann, bleibt allerdings abzuwarten. Bei zwei Zählern Rückstand auf die sicheren Plätze ist jedenfalls noch alles offen.

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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