Vater wieder frei, Sohn wie entfesselt: Luis Diaz mit historischer Tat gegen Brasilien
17. November 2023 | News | BY sid
In der Nacht der Giganten-Stürze besiegt Kolumbien erstmals in einem WM-Qualifikationsspiel Brasilien. Luis Diaz sorgt für große Emotionen.
Luis Diaz besiegt Brasilien mit Doppelpack
Als Luis Diaz (26) den Ball zum zweiten Mal ins brasilianische Tor gewuchtet hatte, verlor Vater Luis Manuel überwältigt von den Emotionen fast das Bewusstsein. In Tränen aufgelöst kämpfte der Senior auf der Tribüne sichtlich gegen die Ohnmacht. Sein Entführungsfall, der die Fußballwelt über Kolumbien hinaus bis zum vergangenen Donnerstag zwölf Tage in Atem gehalten hatte, erlebte ein hollywoodreifes Happy End.
„Das Leben macht dich stark und mutig“, sagte ein emotionaler Doppeltorschütze Diaz, „ich widme den Sieg dem Volk, das ihn verdient hat.“ Zum ersten Mal im 15. Eliminatorias-Spiel hatten die Cafeteros den großen Rivalen Brasilien besiegt.
Diaz (75., 79.) drehte das Spiel nach der Führung durch Gabriel Martinelli (4.). Die wichtigere Geschichte dieses Spiels war aber eine andere. Sie hatte eine besondere Bedeutung für Diaz, dessen Familie, das Team, ja vielleicht sogar das ganze Land. Don Manuel, erst kürzlich aus den Händen der Guerilla-Gruppe ELN befreit, rief doppelt erleichtert am Mikrofon von „Noticias Caracol“: „Es lebe die Freiheit, es lebe der Frieden in Kolumbien.“
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Diaz‘ Eltern waren am 28. Oktober von bewaffneten Männern auf Motorrädern an einer Tankstelle in der Stadt Barrancas nahe der venezolanischen Grenze entführt worden. Während die Mutter des Nationalspielers noch am selben Tag befreit werden konnte, hielt die Guerilla-Gruppe den Vater weiter fest. „Es waren schwierige Momente“, sagte Sohn Luis, der beim FC Liverpool für Jürgen Klopp auf Torejagd geht.
Auch Brasiliens Schlussmann Alisson Becker war die Tragweite der Geschehnisse bewusst. Seinen Liverpooler Klubkollegen nahm Becker nach Schlusspfiff symbolisch innig in die Arme und meinte anschließend: „In diesen Stunden ist Fußball nur Nebensache.“
Vorerst vorbei mit harmonischer Stimmung ist es dagegen in Brasilien, aber auch bei Weltmeister Argentinien, das im hitzigen Nachbarschaftsduell Uruguay 0:2 (0:1) unterlag. Und dies ausgerechnet vor dem „Clasico“ der beiden Giganten, die am Dienstag in Rio de Janeiro aufeinander treffen.
Dem Titelverteidiger (12 Punkte) droht im Maracana der Verlust der Tabellenführung, den Gastgebern (7) unter Interimscoach Fernando Diniz, als Klubtrainer von Fluminense FC vor wenigen Tagen an gleicher Stätte gegen Argentiniens Topklub Boca Juniors Triumphator im Libertadores Cup, gar das Abrutschen aus den Top 6, für die es ein Direktticket zur Endrunde 2026 in den USA, Kanada und Mexiko gibt.
Und da spielt sich Uruguays (10) neue Generation, die zuvor auch Brasilien nach 22 Jahren endlich wieder besiegte (2:0), in den Vordergrund. „Man sieht die Handschrift von (Marcelo) Bielsa“, lobte selbst Lionel Messi, wie der „Uru“-Trainer in Rosario geboren, den Gegner, der nach 36 Jahren wieder jenseits des Rio de la Plata gewann. Nach seinem letzten Pflichtauftritt am 22. Oktober fehlte dem achtmaligen Ballon d’Or-Sieger sichtlich der Spielrhythmus.
Das erhoffte Wiedersehen mit seinem „Amigo“ Luis Suarez fand zudem nur vor dem Anpfiff statt. Der Altstar sah 90 Minuten von der Bank aus zu, wie die Abwehr um Torschütze Ronald Araujo (41.) geschickt verteidigte, und vorne auch dank des 2:0 seines auserkorenen Nachfolgers Darwin Nunez (87.) effizient die Nadelstiche gesetzt wurden.
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(Photo by JUAN BARRETO/AFP via Getty Images)