Feuer und Brisanz: Nagelsmann am Sehnsuchtsort

17. November 2023 | News | BY sid

Feurige Atmosphäre und die Hoffnung auf wichtige Erkenntnisse: Julian Nagelsmann muss sich bei seinem Heim-Debüt seiner EM-Startelf annähern.

Nagelsmann hat ein klares Ziel vor Augen

Der Sehnsuchtsort Berlin empfing Julian Nagelsmann (36) grau und kalt. Will der Bundestrainer am 14. Juli im Olympiastadion seine Mission glorreich krönen, muss er am Samstag selbst das EM-Feuer schüren – und er kann sich den Ball schon mal ein Stück weit vorlegen.

Im „sehr, sehr lauten“ Duell mit der Türkei (20.45 Uhr/RTL) und ihrem ekstatischen Anhang sucht Nagelsmann nicht nur bei der Stimmung die richtige Balance. „Wir freuen uns, wenn die deutschen Fans mitgrölen und dagegenhalten“, sagte der Bundestrainer: Er hat sein Heim-Debüt und das Spiel am Dienstag in Wien gegen Österreich unter das Motto „Emotionalität“ gestellt.

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Nagelsmann wird experimentieren, aber „nicht wild durchwechseln“. Er will die Abwehr stärken, „das müssen wir jetzt hinkriegen“, aber das Prunkstück Offensive funkeln lassen. Er muss Personalien wie die bevorstehende Rückkehr von Manuel Neuer gefühlvoll moderieren und dabei die Hierarchie intakt halten – alles unter heftigem Zeitdruck. Wenn die Mannschaft sich am Mittwoch in alle Richtungen auflöst, sieht sie sich erst im März wieder: „Leider haben wir einen langen Break.“

Noch aber hat Nagelsmann nach einigen Absagen seine 25 Spieler zusammen, die sich am Donnerstag bei einem Mannschaftsabend in einem Frankfurter Steakhaus einstimmten. Dass dabei laut Bild-Zeitung ein Taxifahrer den Alarm seines Wagens nicht mehr ausschalten konnte, soll kein schlechtes Omen werden.

Stefan Kuntz und Hansi Flick haben sich das stets auch politisch brisante Duell ausgedacht – beide sind von ihren Verbänden inzwischen entlassen worden. Das ändert aber nichts daran, dass Leon Goretzka einen „Hexenkessel“ erwartet: „Ich hoffe, dass der Fußball diese Kraft nutzt, um zu verbinden und wie nächsten Sommer ein großes Sportfest zu feiern.“ Dabei dürfe es aber „auch mal hitzig und gallig zugehen“.

Viele Kameras werden dem deutschen Kapitän folgen. Ilkay Gündogan hat seit dem Foto-Eklat an der Seite des Autokraten Recep Tayyip Erdogan vor der WM 2018 eine erstaunliche Entwicklung genommen – nun führt er seine Mannschaft erstmals gegen das Heimatland seiner Eltern und Großeltern an. Sein Opa war einst als Bergmann ins Ruhrgebiet gekommen.

„Es wird ein sehr besonderes Spiel für mich“, sagte Gündogan dem SID. „Meine Großeltern, Eltern und weitere Verwandte leben nach wie vor in Izmir, und ich habe natürlich auch viele Freunde dort.“ Spielt die türkische Nationalmannschaft, klebt der Mann mit dem genialen strategischen Blick normalerweise vor dem Fernseher, er liebt Istanbul „und das türkische Essen“.

Doch auch andere stehen im Fokus. Marvin Ducksch beispielsweise, der als Neuling wieder mit seinem früheren Sturmpartner Niclas Füllkrug vereint ist: Die beiden haben sich selbst damals „hässliche Vögel“ genannt. Auch Torhüter Janis Blaswich und Grischa Prömel sind erstmals dabei.

Seit langem zwangsweise außen vor und doch omnipräsent ist Manuel Neuer. Der langjährige Stammtorhüter bringt nach schwerer Verletzung in München wieder starke Leistungen. Während die Kollegen trainierten, durfte er in Berlin den EM-Ball „Fußballliebe“ präsentieren und ließ keine Zweifel an seinem Anspruch. Er wolle im Sommer „in diesem Stadion spielen, weil hier das Finale stattfindet“. Das Problem ist für Nagelsmann auf März verschoben, bis dahin ist Marc-Andre ter Stegen die Nummer eins.

Eine andere wegweisende Entscheidung hat der Bundestrainer bereits getroffen: Angeblich wird er Joshua Kimmich im defensiven Machtzentrum behalten und auf dessen Versetzung nach rechts hinten verzichten. Diese Baustelle muss ein anderer schließen – Benjamin Henrichs bietet sich an, oder einer der Innenverteidiger Niklas Süle und Jonathan Tah.

Das Ziel bleibt Berlin. Sportdirektor Rudi Völler will Deutschland in der Liste der Topfavoriten hinter Frankreich einreihen, das derzeit schwer erreichbar scheint. Der 14. Juli ist übrigens französischer Nationalfeiertag.

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(Photo by Alex Grimm/Getty Images)


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