Nach Buhrufen in der Puskas Arena: UEFA unter Druck
5. Juni 2022 | Nationalelf | BY Michael Bojkov
News | Im Nations-League-Spiel zwischen Ungarn und England kam es erneut zu Anfeindungen seitens der ungarischen Fans. Nun muss sich die UEFA scharfe Kritik gefallen lassen.
Trotz Stadionverbot: UEFA-Paragraph ließ Zuschauer zu
Nach den Buhrufen ungarischer Fans gegen den Kniefall der englischen Nationalmannschaft im Zuge der „Black Lives Matter“-Bewegung sieht sich die UEFA mächtiger Kritk ausgesetzt. Führende Antidiskriminierungsaktivisten äußerten sich bestürzt über den Vorfall.
Fare, das europäische Antidiskriminierungsnetzwerk, und Show Racism The Red Card, das während der „Black Lives Matter“-Bewegung im Jahr 2020 eine Schlüsselrolle bei der Kontaktaufnahme mit den Spielführern der Premier League gespielt hatte, bezeichneten die Szenen als unentschuldbar.
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„Wenn eine Sanktion hinter verschlossenen Türen verhängt wurde, sollte sie auch vollständig umgesetzt werden“, wird Fare vom Telegraph zitiert. Ungarn war von der FIFA mit einer Geldstrafe von 158.416 Pfund belegt und angewiesen worden, hinter verschlossenen Türen zu spielen, weil rechtsextreme Ultras im September 2021 in Budapest Jude Bellingham (18) und Raheem Sterling (27) beschimpft hatten. Allerdings konnte Ungarn aufgrund einer UEFA-Regel, die in den 50-seitigen Disziplinarvorschriften für 2022 festgelegt ist, Zehntausende von Kindern unter 14 Jahren kostenlos ins Stadion lassen.
„Dies ist nicht das erste Mal, dass Kinder in einem Stadion die gleichen Verhaltensmuster wie Erwachsene zeigen“, ergänzte Fare. „Wir haben Vorfälle von Rassismus gesehen, die bei europäischen Spielen von Kindern begangen wurden.“
Ged Grebby von Show Racism The Red Card forderte eine neue Untersuchung. „Show Racism the Red Card war enttäuscht über die Buhrufe der ungarischen Fans nach dem Kniefall der englischen Spieler“, sagte er in einer Erklärung. „Angesichts des Rassismus, unter dem Englands schwarze Spieler beim letzten Mal zu leiden hatten, haben wir gehofft, dass die ungarischen Fans dieser antirassistischen Haltung applaudieren.“
Auch Englands Nationaltrainer Gareth Southgate (51) zeigte sich erschüttert über die Vorfälle. Vonseiten der ungarischen Politik kam derweil wenig Verständnis für die Kritik auf. „Jeder, der denkt, dass Kinder, die ein Fußballspiel in Budapest besuchen, für irgendeine Art von politischer Aussage verantwortlich gemacht werden können, ist wirklich ein Idiot“, schrieb Zoltan Kovacs, Sprecher des Kabinettsbüros des Premierministers, auf Twitter. „Glückwunsch an unsere Nationalmannschaft, Applaus für die 35.000 Kinder.“ Ministerpräsident Viktor Orban hatte zuvor gesagt, dass der Kniefall dem mitteleuropäischen Land fremd sei und sprach von einer „Provokation“, wenn man Sportler überall dazu zwinge, es anderen gleichzutun.
Photo by Getty Images
Michael Bojkov
Lahm & Schweinsteiger haben ihn einst zum Fußball überredet – mit schwerwiegenden Folgen: Von Newcastle über Frankfurt bis Cádiz saugt Micha mittlerweile alles auf, was der europäische Vereinsfußball hergibt. Seit 2021 im Team. Hat unter anderem das Champions-League-Finale 2024 und die darauffolgende Europameisterschaft vor Ort für 90PLUS begleitet.