Klopp und der DFB: Warum sollte er sich das antun?

21. Juli 2023 | Weiteres | BY Damian Ozako

Spotlight | Jürgen Klopp wurde mal wieder zu einem möglichen Engagement als Bundestrainer befragt. Aber warum genau sollte sich der Liverpool-Coach das momentan antun?

Fans der Nationalmannschaft: Wunsch nach Klopp

Nach zwei historisch schlechten WM-Auftritten der deutschen Nationalmannschaft und erschreckenden Spielen vor wenigen Wochen steht es schlecht um das Standing der DFB-Elf. Bundestrainer Hansi Flick sitzt zwar fest im Sattel, aber Aussicht auf Besserung fehlt. Rund ein Jahr vor der Heim-EM gibt es keine einzige Spur von Euphorie. Vielmehr bestimmt Zynismus den öffentlichen Diskurs über die Nationalmannschaft. In den sozialen Medien wird jeder Ausrutscher hämisch gefeiert, wirklich aufrichtige Lust hat auf dieses Team gefühlt niemand.

Der DFB steuert auf einen Super-GAU im nächsten Jahr zu. Und natürlich fällt mittlerweile immer wieder ein Name, der seit Jahren dann im Kontext der Nationalmannschaft auftaucht, wenn es nicht so gut läuft: Jürgen Klopp. Der 56-Jährige wird von nicht wenigen Fans als Heilsbringer betrachtet. Kaum ein Trainer kann so viel Feuer bei einer Anhängerschaft entfachen, wie er. Der Wunsch, ihn an der Seitenlinie zu sehen, ist daher auf jeden Fall nachvollziehbar.

Nationalmannschaft „eine große Ehre“ für Klopp

Bei einer Werbeveranstaltung in Deutschland äußerte sich der Liverpool-Coach angesprochen auf das Amt zum wiederholten Male zu dem Thema. „Der Nationaltrainer-Job ist und wäre eine große Ehre – das steht völlig außer Frage“, so der 56-Jährige, der aber sofort danach den Hoffnungen einiger Fans einen Dämpfer verpasste: „Das Problem, das dem Ganzen entgegensteht, ist meine Loyalität. Ich kann Liverpool jetzt nicht einfach verlassen und sagen, ich übernehme mal ganz kurz Deutschland. Das funktioniert nicht.“

Eine Anfrage gebe es auch gar nicht, wie Klopp hervorhob. „Wenn ich das irgendwann mal machen soll, dann muss ich auch verfügbar sein“, teilte der Trainer der Reds weiter mit.



Selbst falls es zu einem Angebot kommen würde, wäre ein Wechsel zum DFB keine sonderlich gute Idee. Klopp hat zum ersten Mal in seiner Karriere die Chance bekommen, in einem Topteam einen zweiten Umbruch einzuleiten. Nach seiner Ankunft in Liverpool baute er die Mannschaft nach seinen Wünschen um. Es folgten etliche Erfolge, darunter ein Champions-League-Titel und die lang herbeigesehnte Meisterschaft.

Klopp und Liverpool: Warum sollte er zum DFB?

(Photo by PHIL NOBLE/POOL/AFP via Getty Images)

Doch nach vielen Jahren, in der die Formkurve des Teams nur nach oben zeigte, gab es vermehrt kleinere Krisen. In der letzten Saison hakte es dann endgültig. Die Dominanz, die Liverpool in den vergangenen Jahren aufbaute, wich großen Problemen. Die Abwehr wackelte bedenklich und spielerische Lösungen wurden auch immer seltener. Eine mehr als durchwachsene Saison reichte zumindest noch zur Qualifikation für die Europa League, was allerdings auch nicht der Anspruch der Reds ist.

Klopp baut Liverpool um

Die Situation erinnert ein wenig an sein Ende beim BVB. Der entscheidende Unterschied: Der Premier-League-Klub hat die Ressourcen, um einen gewaltigen Umbruch unter der Führung von Klopp voranzutreiben. Allein seit dem Sommertransferfenster 2022 kamen mit Darwin Nunez, Cody Gakpo, Dominik Szoboszlai und Alexis Mac Allister vier Schwergewichte, die dem Kader der Reds ein neues Gesicht geben. So kompliziert vor allem die letzte Spielzeit war, so aufregend ist die Zukunft der Reds.

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Den Klub nach einem Zwischentief in eine weitere erfolgreiche Phase zu führen, ist insgesamt einfach das deutlich interessantere Projekt, als den Feuerwehrmann für einen trägen und in seinen Strukturen veralteten DFB zu spielen. Das einzige Argument, was für ein zeitnahes Engagement als Bundestrainer spricht, wäre die Möglichkeit, eine Heim-EM von der Seitenlinie zu erleben. Doch diese Chance ist nichtmal im Ansatz realistisch.

Klopp weiß, was er an Liverpool hat. Der Zeitpunkt für eine Zusammenarbeit zwischen dem zweimaligen Welttrainer und dem DFB könnte nicht schlechter sein. Vielleicht wird der 56-Jährige irgendwann noch Bundestrainer, aber nur dann, wenn er nicht gerade einen der besten Jobs im Fußballgeschäft hat.

(Photo by DANIEL ROLAND/AFP via Getty Images)

Damian Ozako

Als Kind von Tomas Rosicky verzaubert und von Nelson Haedo Valdez auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht worden. Geblieben ist die Leidenschaft für den (offensiven) Fußball. Seit 2018 bei 90PLUS.


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