U21-EM: Diese Spieler könnten Torschützenkönig werden

21. Juni 2023 | U21 EM 2023 | BY Yannick Lassmann

Die U21-EM erwies sich immer wieder als Sprungbrett für Angreifer, die anschließend eine beachtliche Karriere hinlegen. Den Titel des besten Torschützen sicherten sich unter anderem Raúl, Klaas-Jan Huntelaar, Álvaro Morata und zuletzt mit Luca Waldschmidt sowie Lucas Nmecha zwei deutsche, in der Bundesliga etablierte Akteure. Wir stellen die heißesten Kandidaten für die diesjährige Austragung in Georgien und Rumänien vor, die teilweise schon der europäischen Fußballöffentlichkeit bestens bekannt sind.

U21-EM: Moukoko im Duell mit Brobbey und Wahi?

16 Nationen gehen bei der U21-Europameisterschaft an den Start. Sie bringen nahezu alle Spieler mit, die in der Lage sind, regelmäßig zu treffen. Wir haben uns auf fünf Offensivakteure festgelegt, die angesichts der Qualität ihrer Mitspieler, die Möglichkeit besitzen, lange im Turnier zu bleiben und dementsprechend viele Tore zu erzielen. Darüber hinaus werfen wir einen Blick auf die vermeintliche zweite Reihe – mit teils höchst prominenten Namen. Auch das Auftreten dieser Spieler sollte der interessierte Beobachter im Blick haben.

Brian Brobbey (Niederlande)

Mit großen Vorschusslorbeeren wechselte Brian Brobbey (21) zu RB Leipzig, nachdem er seine bisherige Laufbahn ausschließlich bei Ajax Amsterdam verbrachte. Beim Bundesligisten fand er sich jedoch nicht zurecht und flüchtete bereits nach einem Halbjahr zurück zum niederländischen Rekordmeister. Die Rückkehr zum Heimatklub trieb die persönliche Entwicklung des bulligen Angreifers voran. Seitdem steuerte er in 43 Ligapartien 20 Tore bei. Darüber hinaus traf Brobbey in der EM-Qualifikation fünfmal, wenn auch gegen zumeist klar unterlegende Gegner.

Seine Stärken besitzt der drahtige, im März erstmals in als in die A-Nationalmannschaft berufene Rechtsfuß im Abschluss, auch mit dem Kopf. Zudem weiß er sich gut zu bewegen und ist im Zweikampf nur schwer abzuschütteln. Dementsprechend wenig Lust dürften viele Innenverteidiger auf die Duelle mit Brobbey haben, dessen Mannschaft sich in einer komplizierten Gruppe mit Portugal, Belgien und Georgien misst – und vom Start weg auf einen gut aufgelegten Stürmer angewiesen ist.

Lois Openda (Belgien)

Der Name von Lois Openda (23) wurde zuletzt ebenfalls mit RB Leipzig in Verbindung gebracht. Dafür gibt es gute Gründe. Der Angreifer produziert nämlich Tore am Fließband. In den letzten drei Spielzeiten traf er jeweils zweistellig, wobei die Anzahl von zehn über 18 auf 21 anwuchs. Sein Weg führte nach zweijähriger Leihe zu Vitesse Arnhem nach Lens, das sich seine Dienste acht Millionen Euro kosten ließ. Beim RC, der in der Ligue 1 einen tollen zweiten Platz erreichte, fungierte der auch für die WM 2022 nominierte Rechtsfuß als absoluter Leistungsträger.

(Photo by CHARLY TRIBALLEAU/AFP via Getty Images)

Openda traf auch in wegweisenden Spielen gegen das nur mit einem Vorsprung eintrudelnde PSG, Monaco, oder Marseille. Auch die Körpergröße von nur 1,77 Meter stellt kein Hindernis dar, um sich gegen robuste Innenverteidiger durchzusetzen. Dies gelingt dem Belgier sogar in der Luft. Sein Kopfballspiel zählt genauso wie sein Torschuss mit dem rechten Fuß und sein Agieren in Umschaltsituationen zu den Stärken und dürfte auch ebenfalls schon rennomierte Innenverteidiger aus Spanien oder Portugal in der Vorrunde vor große Herausforderungen stellen.

Youssoufa Moukoko (Deutschland)

Der DFB stellt bei den zwei vergangenen Ausgaben jeweils den Torschützenkönig. Luca Waldschmidt (27) – mit beeindruckenden sieben Toren – sowie Lukas Nmecha (24) erhielten die heißbegehrte Auszeichnung. Ein möglicher Nachfolger steht auch im aktuellen Kader: Youssoufa Moukoko (18), mittlerweile eine feste Größe im Kader von Borussia Dortmund. Zunächst geriet der als Supertalent geltende Linksfuß nämlich in Schwierigkeiten, da er im Profibereich nicht an seine schier unglaublichen Quoten aus A- und B-Jugend anknüpfen konnte.

Unter Edin Terzic (40) gelang im abgelaufenen Spieljahr eine Steigerung, der Youngster reifte in nahezu allen Facetten seines Spiels.. Moukoko, der im November 2020 sein BVB-Debüt gab und immer noch erst 18 Jahre alt ist, erzielte wichtige Tore gegen Schalke, Bayern München oder Union Berlin und wurde sogar für die Weltmeisterschaft in Katar nominiert. Daher bestritt er nur vier Qualifikationsspiele für die U21, in denen er gleich sechsmal traf. Ähnlich viel dürfte sich der neben seinem Torriecher und Abschluss auch ein hohes Tempo mitbrigende Angreifer auch für das Endturnier vorgenommen haben.

Cameron Archer (England)

England stellt einen prominent besetzten Kader. Diesem gehören beispielsweise Spieler wie Jacob Ramsey (22/Aston Villa), Curtis Jones (22/FC Liverpool), Emile Smith Rowe (22/FC Arsenal), Harvey Elliott (20/FC Liverpool), Noni Madueke (21/FC Chelsea) oder Anthony Gordon (22). Der Mittelstürmer war dagegen vor einem halben Jahr noch kein allzu bekannter Name. Cameron Archer (21) drückte die Bank bei Aston Villa und machte während seiner Leihen zu den Solihull Moors und Preston North End nur bedingt auf sich aufmerksam.

Photo by Getty Images

Das nächste Leihgeschäft brachte die Wende für den mit 1,75 Meter Körpergröße eher kleinen Angreifer. In Reihen des FC Middlesbrough brillierte er nämlich. Archer, der in der Qualifikation in vier Spielen ebenso oft traf, erzielte während seiner 20 Einsätze gleich elf Tore, legte zudem sechsmal für seinen Mitspieler auf und rief erstmals all seine Fähigkeiten als mitspielender Stürmer ab. Somit reist er in blendender Verfassung zur U21-EM. Im Zusammenspiel mit dem kreativen Smith Rowe oder den pfeilschnellen Flügelspielern Gordon sowie Madueke dürfte er immer wieder in vielversprechende Situationen geraten und den ein oder anderen Treffer im Turnierverlauf verantworten.

Elye Wahi (Frankreich)

Neben England zählt auch Frankreich wieder einmal zu den Favoriten. Der Auswahl von Trainer Sylvain Rivoli (51) gehören gleich drei Stürmer an, die eine Marktwert von 25 Millionen Euro oder mehr vorweisen. Den nachhaltigsten Eindruck in den letzten Monaten hinterließ Elye Wahi (20), obwohl sich sein Arbeitgeber aus Montpellier lediglich im Mittelfeld der Ligue 1 aufhielt. Trotzdem gelangen ihm herausragende 19 Tore, womit er die Saison als siebbester Torschütze beendete.

Elye Wahi im Porträt

Wahi fungierte beim HSC oftmals Konterspieler, konnte dort vor allem seine Schnelligkeit und seine Qualitäten im Torschuss ausnutzen. In Reihen von Frankreich wird er hingegen mit Blick auf die erwartet hohen Feldanteile oftmals im letzten Drittel gefordert sein. Dafür bringt der vielseitige Offensivakteur viele Anlagen mit, da er sich im Eins-gegen-Eins durchsetzen kann und aufgrund seiner Beidfüßigkeit nur schwer ausrechenbar ist. Hinzu kommt der Zug zum Tor, der Wahi auch im Turnierverlauf enorm weiterbringen dürfte.

Auch mit diesen Spielern ist zu rechnen

Mykhaylo Mudryk (22) wechselte im Winter für rund 70 Millionen Euro von Shakhtar Donetsk zum FC Chelsea. Dort erlebte er ein unglückliches Halbjahr, was aber wohl eher mit den chaotischen Verhältnissen im Klub zusammenhängen dürfte. Zuvor bot der Offensivakteur nämlich – auch in der Champions League – herausragende Auftritte, sodass in ihm sogar Potenzial zum Weltfußballer gesehen wurde. Dementsprechend könnte er in einer durchaus ansprechend besetzten ukrainischen Auswahl für einige besondere Momente sorgen.

(Photo by FOCKE STRANGMANN/AFP via Getty Images)

In der Vorrunde misst sich Mudryk unter anderem mit Dion Beljo (21). Dieser wechselte erst im Winter aus Osijek zum FC Augsburg, benötigte aber erstaunlich wenig und könnte einer technisch begabten Mannschaft mit seiner Zielstrebigkeit im letzten Drittel zum Weiterkommen verhelfen. Ein Auge zu werfen lohnt sich auch auf Abel Ruiz (23), der bei Sporting Braga eine starke Entwicklung nahm, für die spanische Auswahl in der Qualifikation gleich achtmal einnetzte und dort als Zielspieler eine tragende Rolle einnehmen wird.

Auf europäischer Ebene bereits ein Begriff ist Zeki Amdouni (22). Beim furiosen Conference-League-Lauf des FC Basel, der erst unglücklich im Halbfinale endete, zählte er nämlich zu den prägenden Figuren. Der Stürmer erzielte alle seine sieben Tore in den K.o-Spielen, ein höchst beeindruckender Wert. Er hat somit schon bewiesen in bedeutenden Partien, sein gesamtes Können abzurufen. Daher ist es Amdouni auch zuzutrauen, die Schweizer U21 durch das Turnier zu tragen – und womöglich dem FC Basel wieder einmal eine hohe Ablösesumme einzubringen.

Alles Wichtige rund um die U21-EM

(Photo by Adam Nurkiewicz/Getty Images)

 

Yannick Lassmann

Rafael van der Vaart begeisterte ihn für den HSV. Durchlebte wenig Höhen sowie zahlreiche Tiefen mit seinem Verein und lernte den internationalen Fußball lieben. Dem VAR steht er mit tiefer Abneigung gegenüber. Seit 2021 bei 90Plus.


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