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90PLUS-Jahresawards 2023: Was war das Spiel des Jahres?

28. Dezember 2023 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Die 90PLUS-Jahresawards 2023 stehen an. Heute auf dem Programm: Das Spiel des Jahres. Kantersiege, Krimis und Titelentscheider.

Kantersieg, packende Krimis oder eine intensive Partie mit enormer Bedeutung für den Titelkampf. Die Vorauswahl zu den 90PLUS-Jahresawards 2023 der Redaktion bedient gleich alle drei Kategorien. Was ist euer Favorit? Zur Abstimmung geht es unten.



90PLUS-Jahresawards: Spiel des Jahres

Kandidat 1: Liverpool 7:0 Manchester United

Es ist DAS Spiel des englischen Fußballs. Keine andere Partie bringt eine solche Historie und Rivalität mit, wie das Duell zwischen dem FC Liverpool und Manchester United. Mit 19 beziehungsweise 20 Titeln holte kein Team von der Insel mehr Meisterschaften. Die zahlreichen intensiven Auseinandersetzungen in der Vergangenheit und die räumliche Nähe zueinander tun ihr Übriges.

In den letzten Jahren waren die Kräfteverhältnisse zwischen den beiden nordenglischen Teams allerdings klar verteilt. Während die Reds unter Jürgen Klopp regelmäßig um die Premier-League-Krone spielen, hangelt sich United von Krise zur Krise und von Trainer zu Trainer. An keinem anderen Tag war der Qualitätsunterschied zwischen den beiden Rivalen allerdings so deutlich sichtbar wie am 5. März dieses Jahres.

Dabei gingen die Red Devils sogar als Tabellendritter mit zwölf Punkten Vorsprung auf Liverpool in die Partie, die auch aufgrund von massiven Verletzungsproblemen in der ersten Saisonhälfte zu diesem Zeitpunkt nur auf Platz sieben lagen. An diesem Tag sollte United gegen einen entfesselnd aufspielenden LFC jedoch chancenlos sein. 43 Minuten lang hielt die Mannschaft von Erik ten Hag das 0:0, danach brachen alle Dämme.

Winter-Neuzugang Cody Gakpo besorgte kurz vor dem Pausenpfiff die 1:0-Führung, die zweite Halbzeit war dann ein einziges Liverpool-Statement. Nach einem Doppelschlag von Darwin Nunez und Gakpo in der 47. und 50. Minute war die Partie so gut wie entschieden, durch weitere Treffer von Mo Salah (2x), Nunez und Roberto Firmino stellten die Reds auf sage und schreibe 7:0. Das Debakel war damit Perfekt, die bisher größte Demütigung Uniteds durch den Erzrivalen von der nur 50km entfernten Anfield Road.

Philipp Overhoff

(Photo by Clive Brunskill/Getty Images)

Kandidat 2: Hamburger SV 4:3 FC St. Pauli

Mit reichlich Spannung wurde das Hamburger Stadtderby am 21.04.2023 erwartet. Die Ausgangslage war aufgrund der tabellarischen Situation so brisant wie selten zuvor. Während der HSV gerade mit 2:0 auf dem Betzenberg verloren hatte, kassierte der FC. St. Pauli in der Generalprobe zum Derby die erste Pflichtspielniederlage unter Trainer Fabian Hürzeler.

Dies bedeutete, dass die Kiezkicker mit einem Sieg im Volksparkstadion auf drei Punkte an den Stadtrivalen heranrücken könnten und damit mittendrin im Aufstiegsrennen wären. Der HSV dagegen brauchte dringend einen Sieg, um nicht den Anschluss an die direkten Aufstiegsplätze zu verlieren und gleichzeitig die Braunweißen auf Abstand halten zu können.

St. Pauli dominierte dabei die erste Hälfte und sah sich dank des Führungstreffers von Saliakas (36.) auf bestem Wege in Richtung Derbysieg. Doch es sollte anders kommen und der Wahnsinn seinen Lauf nehmen. Kurz vor dem Halbzeitpfiff besorgte Jonas David mit einem Sonntagsschuss am Freitagabend den Ausgleich (44.) und elektrisierte den Volkspark erstmals.

Im Pyro-Nebel der zweiten Halbzeit brauchte der HSV dann keine drei Minuten, ehe er dank Jatta plötzlich in Führung lag (48.). Und nachdem Moritz Heyer in der 52. Minute dann das 3:1 erzielte, glich die Arena endgültig einem Tollhaus. Doch der bereits angekündigte Wahnsinn war bei weitem noch nicht beendet. Elias Saad verkürzte mit seinem ersten Profitreffer auf 3:2 (72.) bevor Medic mit einem unglücklichen Eigentor das 4:2 besorgte (78.). Und keine weitere Minute später köpfte Irvine nach einem Eckball das Spielgerät zum späteren 4:3-Endstand in die Maschen. Die letzten Minuten konnte der HSV dann schadlos überstehen und mit Abpfiff ertönte ein kaum zu beschreibender Jubelschrei durch das Volksparkstadion.

Selbst der neutrale Beobachter musste sich von diesem Spektakel erst einmal erholen. Geballte Offensivpower, reichlich Chaos und Emotionen. Diese Partie hatte so ziemlich alles, was das Fußballherz begehrt. Und dürfte daher, nicht nur den HSV-Fans, noch lange in Erinnerung bleiben.

Steffen Gronwald

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

 

Kandidat 3: Borussia Dortmund 2:2 Mainz 05

Elf Jahre nach der letzten Meisterschaft wäre es beinahe so weit gewesen. Borussia Dortmund grüßte am letzten Spieltag der Saison 2022/23 von der Tabellenspitze. Die Mannschaft von Edin Terzic hätte mit einem Sieg gegen den 1. FSV Mainz 05, für den es um nichts mehr ging, den letzten Schritt gen Titel machen können. Selbst ein Remis hätte im Falle einer Punkteteilung oder einer Niederlage des FC Bayern in Köln gereicht. Doch der BVB scheiterte in einer historischen Begegnung vor allem an sich selbst und rutschte angesichts des Torverhältnisses letztlich auf Platz zwei. Wieder ging die Schale nach München. 

Dabei sah alles nach einem filmreifen und fast schon schnulzigen Finish aus, als sich Sebastién Haller nach einem Elfmeterpfiff in der 18, Minute den Ball schnappte. Zuvor hatte Dortmund völlig unerwartet den 0:1-Gegentreffer durch den Mainzer Andreas Hanche-Olsen kassiert. Haller hatte sich nach seiner überwundener Krebserkrankung mit neun Treffern in der Rückrunde zurückgemeldet, doch der Mainzer Torhüter Finn Dahmen verwehrte ihm sein zehntes und wohl wichtigstes Erfolgserlebnis. Der Ivorer vergab. 

Spätestens jetzt wurde den Dortmunder Spielern, den über 80.000 Stadionzuschauenden sowie den hunderttausenden Fans in der Stadt bewusst, dass jener Samstagnachmittag in einem Drama enden könnte. Nur fünf Minuten nach dem verschossenen Strafstoß wurde aus dieser Ahnung Gewissheit. Per Kopf brachte Karim Onisiwo die Mainzer nach 24 Minuten mit 2:0 in Führung und den BVB zeitweise völlig aus dem Konzept. 

Zwar mühte sich die Terzic-Elf noch zu zwei Treffern durch Raphaël Guerreiro und Niklas Süle. Mehr war allerdings nicht drin. Das 2:2-Remis sorgte für viele Tränen. Denn im Parallelspiel im 170 Kilometer entfernten Köln drehten die Bayern in der vorletzten Minute ein 0:1 zu einem 2:1. Die geplante Dortmunder Meisterparty blieb aus, doch die Fans schenkten ihrem Team in der dunklen Stunde eine besondere Geste. Sie klatschten – auch wenn es ihnen wohl schwer fiel – für die am Boden zerstörten BVB-Profis. Ein Moment für die Ewigkeit. 

Antonio Riether

Enttäuschung pur: Edin Terzic musste Jude Bellingham nach Abpfiff trösten. (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Enttäuschung pur: Edin Terzic musste Jude Bellingham nach Abpfiff trösten. (Photo by Lars Baron/Getty Images)

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(Photo by PAUL ELLIS/AFP via Getty Images)


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