Darum ist ManCity auf Quadruple-Kurs, Liverpool findet in die Spur & Mourinho ist unfehlbar?

6. April 2021 | Trending | BY Chris McCarthy

7 Awards – Premier League | Der 30. Spieltag auf der Fußball-Insel ist komplett. Manchester City ist dank einer ungewohnten Stärke auf Quadruple-Kurs, der FC Liverpool ist wieder in der Spur und José Mourinho ist offenbar unfehlbar. 

„Mit Bollwerk zum Quadruple?“-Award: Manchester City

Denkt man an Pep Guardiolas Mannschaften und natürlich auch Manchester City, so kommen einem als erstes die fluide Offensive und viele Tore in den Sinn. 2020/2021 ist allerdings die Defensive der Grundstein für den Erfolg. Die Cityzens sind so ausbalanciert und vor allem so defensivstark wie nie zuvor.

Besonders deutlich wurde das am Samstag, als ManCity an Leicester City zunächst regelrecht verzweifelte. Doch die Gäste spielten unaufgeregt weiter, verteidigten konzentriert, kontrollierten das Spiel und warteten auf ihre Gelegenheiten: Nach knapp einer Stunde folgte durch Benjamin Mendy die Erlösung. Gabriel Jesus machte den 2:0-Sieg perfekt.

„Wir mussten geduldig sein, nichts kassieren und ihnen keine Chancen geben“, sagte Guardiola nach der Partie. Darauf kann sich der Spanier auch verlassen. Keine Mannschaft der fünf europäischen Top-Ligen hat 2020/2021 wettbewerbsübergreifend weniger Gegentore kassiert (26) und öfter zu Null gespielt (28) als Manchester City. Mit seinem Bollwerk um Neuzugang und Stabilisator Rúben Dias in der Hinterhand, ist Guardiola auf Quadruple-Kurs. Die Meisterschaft ist bei 14 Punkten Vorsprung quasi entschieden. Darüber hinaus stehen die Cityzens im Finale des EFL-Cups, Halbfinale des FA-Cups und Viertelfinale der Champions League.

„Gleicher Trainer, andere Spieler“-Award: José Mourinho

Auswärts gegen Newcastle hatten Tottenham am Sonntag (mal wieder) die Gelegenheit, in die Top-Four zu stoßen. Die Spurs führten nach einem Doppelpack von Harry Kane zur Pause auch mit 2:1. Am Ende aber wurden die Londoner erneut von ihrer Passivität, mangelnden Entschlossenheit und defensiven Instabilität eingeholt. Die abstiegsgefährdeten Magpies belohnten sich für ihre 17 Abschlüsse innerhalb des Sechzehners – die meisten seit 2019 – und erzielten durch Joe Willock in der 85. Minute den verdienten Ausgleich.

„Ich bin frustriert“, sagte José Mourinho nach dem Spiel bei der BBC. Es war die sechste verlorene Halbzeitführung der Saison, ganze elf von 15 verlorenen Punkten nach Führung wurden in den letzten zehn Minuten hergeben – beides Topwert in der Premier League. Was für den mürrischen Portugiesen so untypisch ist, ist bei den Spurs zur Gewohnheit geworden. Der FC Porto, zweimal der FC Chelsea, Inter, Real Madrid, auch bei Manchester United: Wo immer Mourinho während seiner Trainerkarriere auch war, seine Mannschaften konnten eine Führung verteidigen. Im Norden Londons ist das anders. Woran liegt das? Sicherlich nicht an Mourinho, da ist sich der 58-Jährige sicher: „Gleicher Trainer, andere Spieler“, sagte er und ergänzte: „Wir arbeiten gut, wir arbeiten hart. Aber es gibt Fehler, die ich nicht mal Fehler nennen sollte weil sie mit der Qualität der Spieler zu tun haben.“

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„Auswärts zurück in die Spur“-Award: FC Liverpool

Nach sechs Heimniederlagen in Serie drohte die verkorkste Saison des FC Liverpool in einem Desaster zu enden, nämlich ohne Qualifikation für die Champions League. Doch ausgerechnet fernab der einstigen Festung Anfield Road, wo die Reds zuvor 68 Spiele in Serie ungeschlagen blieben, hat die Mannschaft von Jürgen Klopp wieder in die Spur gefunden. Seit der letzten Heimpleite gegen Fulham am 7. März musste Liverpool drei Mal in der Fremde ran: Beim Achtelfinal-Rückspiel der Königsklasse gegen RB Leipzig (wegen COVID-19 in Ungarn) sowie auswärts gegen Wolverhampton und nun gegen Arsenal in der Premier League. Der Meister entschied alle drei Spiele mit insgesamt 6:0 Toren für sich.

Besonders das 3:0 bei den Gunners am Samstag erinnerte an das Liverpool der Vorsaison. Die Reds fanden wieder ihre Intensität und ließen ein erschreckend blasses Arsenal gar nicht ins Spiel kommen. Darüber hinaus blitzte nach torlosen 45 Minuten im zweiten Durchgang auch die Offensive wieder auf. Doppelpacker Diogo Jota und Mohamed Sala besiegelten den auch in der Höhe mehr als verdienten Sieg. „Als Gesamtpaket war das eine gute Leistung“, sagte Klopp und ergänzte: „Wir schlossen unsere Situationen ab. Arsenal war 95 Minuten nicht im Spiel, das lag an uns.“

Knüpft der FC Liverpool an diese Leistung an, könnte eine verloren geglaubte Saison noch gerettet werden. Platz vier ist nur noch drei Punkte entfernt und in der Königsklasse wartet im Viertelfinale Real Madrid.

Klopp Liverpool

xCatherinexIvillx/Imago

„Rückkehr in alte Muster“-Award: FC Chelsea

Nur zwei Gegentore hatte der FC Chelsea in den ersten 14 Spielen unter der Leitung von Thomas Tuchel kassiert, an der heimischen Stamford Bridge stand sogar in allen sieben Spielen die Null. Der Deutsche hatte die Blues-Defensive, die unter Frank Lampard im Schnitt noch 1,38 Gegentreffer pro Partie zuließ, regelrecht transformiert. Am Samstag aber fielen die Londoner in alte Muster zurück. Ausgerechnet gegen den Vorletzten West Bromwich Albion musste Tuchel nicht nur seine erste Pleite sondern zugleich ganze fünf Gegentore hinnehmen.

Nachdem Thiago Silva beim Stand von 1:0 durch ein fahrlässiges zweites Foul mit Gelb-Rot vom Platz flog (29.), brachen alle Dämme. Die Blues fanden in allen Mannschaftsteilen, vor allem aber in der Defensive, überhaupt nicht mehr statt. Der für viele schon feststehende Absteiger bot dagegen eine seiner besten Saisonleistungen. West Brom schlug in der Nachspielzeit der ersten Hälfte zwei Mal sehenswert in Person von Matheus Pereira zu, ehe Callum Robinson und Mbaye Diagne auf 4:1 erhöhten. Mason Mount verkürzte zwar auf 4:2, aber Robinson stellte in der Nachspielzeit mit seinem 5:2 den alten Abstand wieder her.

Nach dem sensationellen Einstand hat Tuchel beim FC Chelsea noch einiges an Arbeit vor sich. „Es gibt keinen Grund, fünf Tore zu kassieren, wenn man unsere Qualität hat“, sagte der 47-Jährige und wählte wie so oft im Westen Londons den richtigen Ton: „Wir alle haben das zu verantworten, auch ich“.

Nun gilt es, schnellstmöglich die Schwachstellen wieder zu korrigieren. Am Mittwoch wartet im Viertelfinale der Champions League der FC Porto. In der Premier League ist man plötzlich einen Zähler vom vierten Platz entfernt.

„Gegensätze ziehen sich an“-Award: Manchester United vs. Brighton

Am Sonntagabend trafen im Old Trafford mit Manchester United und Brighton zwei Mannschaften aufeinander, die 2020/2021 unterschiedlicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite die übereffizienten Red Devils, die 8,91 Punkte mehr auf dem Konto haben als gemäß expected Points (xP) eigentlich zu erwarten wären. Auf der anderen Seite die verschwenderischen Seagulls, die dank ihrer absurden Abschlussschwäche rekordverdächtige 17,96 Punkte weniger auf dem Konto haben, als ihre Chancen ermöglichten.

Doch die Teams haben auch zwei weitere gegensätzliche Eigenschaften, die am Sonntag in Perfektion vereint wurden. Manchester United hat die meisten Punkte nach Rückstand geholt (25), Brighton die meisten nach Führung verspielt (20). Folglich kam es nach dem frühen 0:1 durch Ex-United-Stürmer Danny Welbeck wie es kommen musste: ManUtd erwachte aus der Lethargie und drehte nach Toren von Marcus Rashford und Mason Greenword im zweiten Durchgang das Spiel.

Die Red Devils bauen den Vorsprung auf Tabellenplatz drei auf vier Zähler aus, die Seagulls müssen trotz einer spielerisch mehr als überzeugenden Saison bei sechs Zählern Vorsprung auf die Abstiegsränge weiter zittern.

„Auf dem EM-Zug?“-Award: Jesse Lingard

Durch einen 3:2-Erfolg über Wolverhampton Wanderers hat West Ham United den vierten Platz in der Premier League zurückerobert. Der Vorsprung auf Chelsea beträgt bei noch acht verbleibenden Spielen einen Zähler. Nur ein Jahr, nachdem die Mannschaft von David Moyes Abstiegssorgen plagten, winkt nun die Champions League.

Inspiriert wurden die spielfreudigen Hammers am Montagabend dabei abermals von Manchester Uniteds Leihgabe Jesse Lingard. Das 1:0 nach sechs Minuten erzielte der 28-Jährige nach einem traumhaften Solo tief aus seiner eigenen Hälfte selbst, beim 2:0 und 3:0 wirkte er entscheidend mit. Seit seiner Leihe im Winter war kein Spieler der Premier League an mehr Toren direkt beteiligt als Lingard (neun).

Lingard ist zurück und darf sich nach seinem England-Comeback letzte Woche plötzlich sogar berechtigte Hoffnungen auf die Europameisterschaft machen!

„Ketchup-Flaschen“-Award: Trezeguet

Wir alle kennen das Ketchup-Flaschen-Prinzip: Lange kommt nichts, dann plötzlich der ganze Klecks auf einmal. Das fasst die Saison von Aston Villas Trezeguet am besten zusammen. 29 Mal hatte der Ägypter bisher auf das Tor geschossen, ohne zu treffen – mehr als jeder andere Spieler in der Premier League. Am Sonntag war sein Moment endlich gekommen.

Beim Stand von 0:1 gegen den FC Fulham eingewechselt, drehte Trezeguet das Spiel. Im Stile eines eiskalten Stürmers vollendete er binnen 160 Sekunden zwei Mal per Direktabnahme und hatte somit maßgeblichen Anteil am 3:1-Erfolg seiner Mannschaft. Seine Villains bleiben im Niemandsland der Tabelle. Fulham dagegen hat nach einer hoffnungsvollen aber naiven Vorstellung drei Punkte Rückstand auf das rettende Ufer.

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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