Der Meisterschreck erwischt auch Liverpool, Young-Guns beflügeln Arsenal & der beste Neuzugang des Jahres

31. Dezember 2020 | Premier League | BY Chris McCarthy

7 Awards – Premier League | In England geht es weiter Schlag auf Schlag, leider nicht für alle Teams. Das Coronavirus hat auch die Premier League wieder im Griff. Liverpool scheitert am Meisterschreck und Manchester United hat den besten Neuzugang des Jahres.

Meisterschreck“-Award: Newcastle United

Übernahmegeschichten, unteres Mittelmaß oder sogar Abstiegskampf: Newcastle United hatte in den letzten Jahren nicht sonderlich viel zu lachen. Ausgerechnet gegen den amtierenden Meister zeigten sich die Magpies dabei allerdings von ihrer besten Seite, so auch am Mittwochabend gegen den FC Liverpool (0:0).

Newcastle hatte zwar nur 27 Prozent Ballbesitz, doch das Lob gab es vor allem für die Arbeit ohne das Spielgerät. Die Mannschaft von Steve Bruce verteidigte kompakt, unfassbar diszipliniert und leidenschaftlich. Die Reds wurden frustriert, kamen lediglich zu vier Schüssen aufs Tor und in diesen Situationen war der blendend aufgelegte Keeper Karl Darlow stets zur Stelle.

Liverpool wird aufgrund der spielerischen Überlegenheit und dem Chancenplus enttäuscht sein, nicht über ein 0:0 hinausgekommen zu sein, zumal der Tabellenvorsprung durch das zweite sieglose Spiel in Serie auf drei geschmolzen ist. Nichtsdestotrotz verdiente sich Newcastle diesen Punkt. Der Status als Meisterschreck bleibt intakt: Die Magpies sind in den letzten vier Heimspielen gegen den amtierenden Meister ungeschlagen, holten dabei zwei Siege und zwei Remis.

„Neuzugang des Jahres“-Award: Bruno Fernandes

Das Jahr 2020 neigt sich dem Ende und das bedeutet auch, dass Bruno Fernandes seit genau einem Jahr bei Manchester United unter Vertrag steht. Im Januar von Sporting gekommen, revitalisierte der Portugiese die insgesamt zu einfallslose Offensive von Ole Gunnar Solskjaer durch seine genialen Geistesblitze.

Auch am Dienstag konnte sich der Trainer bei Bruno Fernandes bedanken. Nach 92 Minuten schien es, als würde Wolverhampton ein 0:0 aus dem Old Trafford entführen. Dann schlug der 26-Jährige einen herrlichen Diagonalball in den Strafraum der Gäste, wo Marcus Rasfhord bereits wartete und abzog. Der Schuss wurde unhaltbar abgefälscht und besiegelte den späten 1:0-Erfolg der Red Devils.

Bruno Fernandes hat durch diese Vorlage in 29 Liga-Spielen nun 18 Tore und 14 Assists beigesteuert, womit er der einzige Spieler in der Premier-League-Historie von Manchester United ist, der im Schnitt pro Spiel mehr als eine Torbeteiligung vorzuweisen hat. Ein Volltreffer für den neuen Tabellenzweiten.

„Young Guns“-Award: FC Arsenal

Kurz vor Weihnachten war der FC Arsenal mit sieben sieglosen Spielen in Serie am Tiefpunkt angekommen. Trainer Mikel Arteta musste sich etwas einfallen lassen, um seiner Mannschaft mehr Dynamik, Leben und Unbeschwertheit einzuhauchen.

Glücklicherweise haben die Gunners einige vielversprechende Talente in den Reihen. Neben Bukayo Saka (19), der ohnehin schon seit fast einem Jahr zu den Leistungsträgern gehört, entschied sich Arteta bereits beim letzten Spiel gegen Chelsea dazu, weitere Youngster ins Rennen zu schicken. Die langzeitverletzte Sturmhoffnung Gabriel Martinelli (19) stand ebenso wie Spielmacher-Talent Emil Smith Rowe (20) erstmals in der Startelf. Der Plan ging auf, Arsenal gewann dank einer der besten Saisonleistungen mit 3:1.

Folglich hielt der Spanier nun auch gegen Brighton an den Youngstern fest. Nach einer schwachen ersten Halbzeit erwachten sie in Durchgang zwei zum Leben. Das gilt insbesondere für Smith Rowe, der selbstbewusster wurde und plötzlich Aktion für Aktion einleitete, und natürlich für Saka. Der 19-jährige Nationalspieler bereitete das entscheidende 1:0 durch Alexandre Lacazette vor und holte sich seine zweite „Spieler des Spiels“-Auszeichnung in drei Tagen ab.

Es war ein enttäuschender Saisonstart für den FC Arsenal, der schlechteste seit 46 Jahren. Doch dank der Young-Guns ist neues Leben in der Mannschaft, Platz fünf ist plötzlich nur noch sechs Zähler entfernt.

(Photo by Frank Augstein – Pool/Getty Images)

„Personifizierter Aufschwung“-Award: Anwar El Ghazi

Es drohte eine kurze Premier-League-Rückkehr für Aston Villa zu werden. Nach dem Aufstieg 2019 konnten sich die Villains erst am letzten Spieltag vor dem Wiederabstieg retten. Nach 16 Spieltagen der Saison 2020/2021 steht die Mannschaft von Trainer Dean Smith plötzlich auf dem sechsten Tabellenplatz, bei nur 14 absolvierten Spielen.

Das junge Team um den freischaffenden Künstler Jack Grealish ist nun eingespielt, hat sich an das englische Fußballoberhaus gewöhnt und strotzt nur so vor Selbstbewusstsein und Dynamik. Am Montag setzte Aston Villa den tollen Saisonstart fort, holte trotz Rückstand ein 1:1 beim FC Chelsea. Der Torschütze war ein Spieler, der den Aufschwung der Villains kaum wie ein anderer personifiziert: Anwar El Ghazi.

Es ist nicht lange her, dass der Niederländer von den eigenen Fans als Chancentod verschrien wurde. In der aktuellen Spielzeit aber blüht der Flügelspieler regelrecht auf, hat in seinen letzten fünf Spielen fünf Tore geschossen und damit bereits ein Treffer mehr erzielt als in den 34 Spielen im Vorjahr.

Photo: Imago

„Klassenunterschied“-Award: Leeds United

Als Meister und Vizemeister stiegen Leeds United und West Bromwich Albion zu dieser Saison in die Premier League auf. Am Dienstag kam es zum direkten Duell: Die vor Spielwitz strotzende Mannschaft von Trainer-Guru Marcelo Bielsa spielte West Brom regelrecht an die Wand, führte zur Halbzeit bereits mit 4:0 und gewann am Ende mit 5:0. Die herausragende Kollektivleistung wurde dadurch untermauert, dass sieben der zehn Feldspieler an den Toren direkt beteiligt waren.

Nach dem 2:6 gegen Manchester United wurde Bielsa noch dafür kritisiert, dass er an seiner erfrischend offensiven, aber zuweilen fast schon naiven Spielweise festhält. Der nun siebte Sieg nach 16 Spielen – nur sechs Aufsteiger in der Geschichte des Wettbewerbs hatten zu diesem Zeitpunkt der Saison mehr – gibt ihm allerdings recht. Es war ein Klassenunterschied, das musste auch WBA-Trainer Sam Allardyce gestehen, der seinerseits vor einer Mammutaufgabe steht. „Zwei Mannschaften, die gerade aufgestiegen sind, elf gegen elf…und was für ein Unterschied zwischen den beiden“, sagte er gegenüber der BBC.

(Photo by DAVE ROGERS/POOL/AFP via Getty Images)

„Unglücksbringer“-Award: Oliver Burke

Im Sommer 2017 wechselte Oliver Burke von RB Leipzig zu West Bromwich Albion, wo er in seinem ersten Jahr direkt aus der Premier League abstieg. Nach drei Jahren und zwei Leihen führte sein Weg vergangenen Sommer zurück in die erste englische Liga, zu Sheffield United.

Am Dienstag stand der 23-Jährige auf dem Platz, als die Blades auch am 16. Spieltag ohne Dreier blieben. Sheffield United verlor mit 0:1 beim FC Burnley und hat erst magere zwei Punkte auf dem Konto. Auch Burke, der in der 63. Minute eingewechselt wurde, konnte daran nichts ändern. Die Chancen standen ohnehin nicht gut: Der Engländer hat in seinen insgesamt 25 Einsätzen in der Premier League noch kein einziges Mal gewinnen können und ist damit alleiniger Rekordhalter für die längste Wartezeit auf einen Sieg.

„Unwillkommenes Comeback“-Award: Coronavirus

Okay, das Coronavrius war nie weg und es wird unseren Alltag sicherlich noch eine lange Zeit begleiten. Doch seit dem Restart Mitte Juni blieb zumindest der Spielbetrieb der Premier League von der Pandemie weitestgehend verschont. Einzig ein Spiel musste 2020 vor dem 16. Spieltag verschoben werden: Newcastle gegen Aston Villa am 4. Dezember.

Nun aber feierte COVID-19 auch in Englands oberster Spielklasse ein unwillkommenes Comeback. Nach Everton gegen Manchester City am Montag, musste am Mittwoch auch Tottenham gegen Fulham abgesagt werden. Bereits in der Woche zuvor verzeichnete die Premier League ein Rekordhoch bei den wöchentlichen Testungen. Es gibt natürlich deutlich Wichtigeres auf der Welt, doch die Gefahr, dass der Ball auf der Insel bald wieder ruht, steigt.

Chris McCarthy

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(Photo by Ian MacNicol/Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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