Herbstmeister, Kopflose Cityzens & losgelöste Red Devils

24. Dezember 2018 | Premier League Awards | BY Chris McCarthy

Weihnachten! Das heißt auch, die heiße Phase der Premier League hat begonnen. Auf der Insel geht es nun Schlag auf Schlag. Doch ehe am Boxing Day der 19. Spieltag beginnt, hier die Awards zu den Geschehnissen vom Wochenende…

„Herbstmeister“ – Award: FC Liverpool

Das 2:0 bei Wolverhampton fasst die bisherige Saisonleistung des FC Liverpool perfekt zusammen. Keine berauschende Leistung, und das ist keine Kritik, sondern kontrolliert, reif und vor allem souverän!

Die Reds trotzen der starken Anfangsphase des Aufsteigers, gingen bereits nach 18 Minuten durch Mohamed Salah in Führung. Die Wolves hielten zwar spielerisch gut dagegen, doch die Mannschaft von Jürgen Klopp war, wie so oft in der Saison, einfach zu abgezockt, um die drei Punkte noch aus der Hand zu geben. Virgil Van Dijk besorgte in der 68. Minute die Entscheidung.

Es ist genau diese Souveränität, die ein deutlich bedachteres Liverpool zum verdienten Herbstmeister macht. Mit nun vier Punkten Vorsprung auf Manchester City ist Jürgen Klopp der Hinrunden-Titel nicht mehr zu nehmen. 

(Photo PAUL ELLIS/AFP/Getty Images)

„Kopflos“ – Award: ManCity

Dass die Herbstmeisterschaft feststeht, liegt vor allem am Ausrutscher der Cityzens. Die Mannschaft von Pep Guardiola verlor völlig überraschend mit 2:3 gegen Abstiegskandidat Crystal Palace.

Es war eine untypische Vorstellung für eine Guardiola-Elf. Doch wie schon häufig zuvor in der aktuellen Spielzeit, nahm City nach einer Führung den Fuß vom Gas und agierte darüber hinaus in der Defensive viel zu passiv und plump. 

Mit einer beeindruckenden Defensivleistung, viel Kampf, gezielten Nadelstichen nach vorne und einem Weitschusstreffer der Marke „Tor des Monats“ durch Andros Townsend, drehten die Eagles zwischen der 33. und 35. Minute das Spiel. Nach der Pause setzten die Gäste mit Hilfe eines stümperhaft verursachten Elfmeters von Kyle Walker sogar noch einen drauf (1:3).

Manchester City versuchte sich zu wehren. Doch ebenso wie die Abwehrversuche zuvor, wirkten auch die verzweifelten Angriffe undurchdacht und hektisch.

Ohne den strategischen Einfluss des verletzten Fernandinho wirkte City in allen Mannschaftsteilen mit einem Wort „kopflos“. 

(Photo by Lintao Zhang/Getty Images)

„Losgelöst“ – Award: ManUtd

Wer Manchester United in den letzten Jahren beobachtete, dem wird vor allem der verkrampfte Offensivsfußball aufgefallen sein. José Mourinho war bedacht, seine wackelige Defensive zu schützen, dabei blieb sämtlicher Spielwitz auf der Strecke.

Die Art und Weise, wie sich Manchester United nach der Entlassung des Portugiesen beim 5:1 über die Waliser gerade in der Offensive präsentierte, lieferte dazu einen beeindruckenden Kontrast.

Es ist kein Zufall, dass United erstmals seit 2013 fünf Tore in einem Spiel erzielte. Die Mannschaft wirkte befreit von der Lethargie, der Verkrampftheit und den Einschränkungen des destruktiven Fußballs, den Mourinho zuletzt praktizieren ließ. Sinnbildlich dafür, der wunderschöne Angriff zum 3:1 und die Tatsache, dass die Kreativität der zuletzt so gehemmten Paul Pogba und Anthony Martial, maßgeblich daran beteiligt war. 

Es war nur ein Spiel und es war, mit Verlaub, nur Cardiff. Doch die Mannschaft der Red Devils wirkt ohne Mourinho losgelöst von der Tristesse der letzten Monate, auf- und abseits des Platzes.

(Photo by Laurence Griffiths/Getty Images)

„Favoritenschreck“ – Award: Jamie Vardy

Es war keine schlechte Leistung des FC Chelsea, die Blues hätten bereits nach der ersten Halbzeit 2:0 führen können, vielleicht sogar müssen. Doch mit einem Kasper Schmeichel in Bestform, einer Prise Glück und einem von Trainer Claude Puel taktisch perfekt eingestellten Team, gelang Leicester ein überraschendes 1:0 an der Stamford Bridge.

Dass die hervorragende und disziplinierte Mannschaftsleistung der Foxes mit allen drei Punkten belohnt wurde, lag primär am Favoritenschreck, Jamie Vardy. James Maddison setzte seinen Landsmann bei einem der wenigen Angriffe hervorragend in Szene und Vardy schloss eiskalt zum 1:0 in der 51′ ab. Es war bereits das 13. Tor des Stürmers in den letzten 15 Spielen gegen ein Team aus den Top-6. 

„Windmühlen“ – Award: Mesut Özil

Die Geschichte des bequemen 3:1 des FC Arsenal über Burnley war natürlich die Rückkehr des scheinbar aussortierten Mesut Özil in die Startelf.

Der Ex-Nationalspieler zeigte eine gute Leistung, bereitete ein Tor vor und lieferte einen genialen „Pre-Assist“ zum 1:0 der Gunners. Von den Tugenden, die letztendlich wohl dafür ausschlaggebend waren, wieso Unai Emery zuletzt auf ihn verzichtete, primär die Intensität im Spiel gegen den Ball, war dennoch keine Spur.

Das aus Özil herauszuholen, gleicht dem berühmt-berüchtigten Kampf gegen Windmühlen, wie wir in unserer Kolumne feststellten….

„Schuljungen“ – Award: Everton

Ohne die herausragende Leistung Tottenhams beim 6:2 über Everton schmälern zu wollen, müssen wir hier den Fokus auf die desolate Verteidigung der Toffees legen.

Um es kurz zu machen, die Spurs hatten es diese Saison selten so einfach, Tore zu erzielen, wie am Sonntag im Goodison Park. Da haben wir die Naivität, mit der Everton hinten agierte, die offensichtlichen Abstimmungsdefizite der Hintermannschaft, aber auch die spürbare Unsicherheit von Jordan Pickford im Kasten. 

Die Spieler von Trainer Marco Silva verteidigten wie Schuljungen. Bei all den spielerischen Fortschritten, die bei Everton erkennbar sind, ist das ein enormes Problem. Ein Problem, das direkt mit dem Portugiesen zusammenhängt, denn das war schon zu seiner Amtszeit bei Watford die große Schwachstelle. 

„Hasenhüttl-Effekt“ – Award: Ralph Hasenhüttl

Nächstes Spiel, nächster „Hasenhüttl-Effekt“ – Award für Ralph Hasenhüttl. Wie schon beim imposanten 3:2 gegen den FC Arsenal in der Vorwoche demonstrierten die Saints auch im wichtigen Sechspunkte-Spiel gegen Huddersfield die Qualitäten, für die der neue Trainer steht. 

Southampton investierte viel, spielte mit unglaublicher Energie und erzwang damit einen 3:1 Auswärtssieg bei den Terriern. Zwei Siege in Serie, das gab es in Southampton zuletzt im April 2017. Der Hasenhüttl-Effekt ist in vollem Gange.

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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