Partylaune bei Liverpool, keiner will in die Champions League & Aston Villa erkämpft sich Finale

23. Juli 2020 | Premier League Awards | BY Chris McCarthy

7 Awards – Premier League | Am vorletzten Spieltag der Premier League bekam der FC Liverpool endlich die Meistertrophäe überreicht. Die Reds waren in Partylaune, ganz anders Chelsea, Manchester United und Leicester. Das und mehr…

„Partylaune“ – Award: FC Liverpool

Es war kein normales Fußballspiel für den FC Liverpool am Mittwochabend. Das merkte man spätestens, als vor dem Stadion erste Feuerwerkskörper hochgingen. Nach der Partie gegen den FC Chelsea, das letzte Heimspiel der Saison, sollten die Reds nämlich erstmals seit 30 Jahren wieder die Meistertrophäe überreicht bekommen.

Die Mannschaft von Jürgen Klopp war sichtlich in die Partylaune. Nach einem Traumtor von Naby Keita (23.) folgten schnell die Tore zwei (Trent Alexander-Arnold, 38.) und drei (Georginio Wijnaldum, 43.). Etwas abgelenkt von den bevorstehenden Feierlichkeiten waren die Jungs allerdings schon. Plötzlich machte Liverpool untypische Fehler, ließ die Gäste wieder ins Spiel. Aus 3:0 wurde 3:1 (Olivier Giroud 45.+3), aus 4:1 (Roberto Firmino, 55.) plötzlich 4:3. Christian Pulisic legte den Turbo ein, bereitete ein Tor vor (Tammy Abraham, 61.) und verkürzte selbst.

Die Meistersause würde sich Liverpool allerdings nicht vermiesen lassen. Alex Oxlade-Chamberlain (84.) machte alles klar. Die Reds blieben nach einem Torspektakel die dritte Saison in Serie an der Anfield Road ohne Niederlage: Ein würdevoller Abschluss einer herausragenden Saison, die nach dem Spiel endlich gekrönt wurde, als Kapitän Jordan Henderson die Trophäe in den Liverpooler Nachthimmel recken durfte. Leider ohne Fans, nach so einer langen Zeit dennoch mit viel Freude und Erlösung.

„Will den keiner in die Champions League?“ – Award: Chelsea, ManUtd, Leicester

Der Titelkampf der Premier League ist lange entschieden, im Rennen um die Champions League befinden sich dagegen noch drei Teams. Sowohl Manchester United (Dritter, 63 Punkte), der FC Chelsea (Vierter, 63 Punkte) als auch Leicester City (Fünfter, 62 Punkte) zittern um einen Platz in den Top-Four.

Dabei hatten am 37. Spieltag alle drei moderate bis sehr gute Gelegenheiten, für eine kleine Vorentscheidung zu sorgen.

  • Chelsea hatte das schwerste Spiel, muss bei Meister Liverpool ran. Doch seit der Titel feststeht hatten die Reds in fünf Spielen mehr Punkte liegen lassen (acht) wie in 40 Spielen zuvor (sieben). Trotzdem implodierte Chelsea regelrecht nach 0:1-Rückstand, lag plötzlich mit 0:3 hinten. Das Grab war geschaufelt. Obwohl Liverpool gedanklich bei der Meisterfeier war und die Londoner regelrecht einlud, verlor Chelsea mit 3:5.
  • Leicester hatte es mit Tottenham auch nicht dem einfachsten Gegner zu tun, allerdings mit einem, der in den letzten Wochen nicht gerade glänzte. Das zeigte sich auch an den Spielanteilen, doch trotz 71% Ballbesitz verloren die Foxes mit 0:3!
  • ManUtd hatte auf dem Papier die einfachste Aufgabe des Trios, musste zuhause gegen West Ham ran, das quasi gerettet war. Die Red Devils agierten allerdings derartig lustlos, dass es gegen die Hammers nur zu einem 1:1 langte.

Am Sonntag kommt es nun zum direkten Showdown zwischen Leicester und ManUtd – Chelsea muss zu den Wolverhampton Wanderers, die für die Europa League Platz sechs verteidigen müssen.

(Photo: Imago)

„Minimalistisch zum Minimalziel“ – Award: Tottenham

Platz 14 nach zwölf Spieltagen, ein alternder und überspielter Kader. Als sich Tottenham im November von Mauricio Pochettino trennte, brauchte es im Norden Londons vor allem Stabilität.

Für diese sorgte José Mourinho mit seiner gewohnt minimalistischen und pragmatischen Art. Sinnbildlich dafür war das Spiel am Sonntag gegen Leicester. Tottenham hatte nur 29% Ballbesitz, gewann allerdings dank der individuellen Klasse im Angriff, dieses Mal durch einen Doppelpack von Harry Kane, mit 3:0.

Es war selten schön noch restlos überzeugend, was die Spurs unter Mourinho ablieferten, aber es war letztendlich effektiv genug, um das Minimalziel Europa League zu erreichen.

(Photo: Imago)

„Pokalfinale“ – Award: Aston Villa

Es ist keine zwei Wochen her, da schien sich Aston Villa allmählich auf den direkten Wiederabstieg einstellen zu müssen. Zehn sieglose Spiele in Serie bei nur zwei Remis. Trotz vier Punkten Rückstand auf das rettende Ufer gab es kaum Aussicht auf Besserung.

In dieser Zeit hat sich bei und vor allem rund um den Klub aus Birmingham aber einiges getan. Die Konkurrenz, vor allem Bournemouth und Watford, wusste die Vorlage nicht auszunutzen. Ganz anders die Mannschaft von Dean Smith, die endlich die erforderlichen Tugenden für den Abstiegskampf für sich entdeckte. So auch am Dienstag, als Aston Villa dank einer geordneten und aufopferungsvollen Defensivleistung ein lethargisches Arsenal mit 1:0 niederrang.

(Photo: Imago)

Der Aufsteiger hat nun aus den letzten drei Spielen sieben Punkte geholt (die beste Serie der Saison), erstmals seit Februar die Abstiegsränge verlassen und sich somit auf den letzten Drücker ein Pokalfinale erarbeitet: Gewinnen die Villains am Sonntag (17 Uhr) bei West Ham, bleiben sie mit großer Wahrscheinlichkeit drin. Watford ist punktgleich, hat das um ein Tor schlechtere Torverhältnis und nicht gerade eine gute Ausgangslage (gleich mehr).

„Die Spieler haben viel Charakter und Courage gezeigt“, sagte Smith nach dem Spiel und betonte: „Nun müssen wir uns erholen und uns auf unser Pokalfinale vorbereiten.“

„Watford-things“ – Award: Watford

Watford tut auch in dieser Saison Watford-Dinge, sogar mehr als sonst. Nach zwei Siegen in Folge war wohl eine Niederlage gegen West Ham Grund genug, um zwei Spieltage vor Schluss (!) mal wieder den Trainer zu wechseln. Am Sonntag trennte man sich von Nigel Pearson. Damit stellten die Hornets mit drei entlassenen Trainern in einer Saison einen neuen Premier-League-Rekord auf.

Selbst für Klub-Besitzer Gino Pozzo, der seit 2012 zwölf Trainer in die Wüste schickte, war das eine Kurzschlussreaktion. Pearson riss zwar keine Bäume heraus und mag mittelfristig vielleicht andere Vorstellungen haben als der Klub. Nichtsdestotrotz war er mit einer Ausbeute von 1,25 Punkten pro Spiel der erfolgreichste Watford-Trainer der Premier-League-Geschichte, übernahm die Hornets auf dem letzten Rang und führte sich auf einen Nichtabstiegsplatz.

Seis drum, Pozzo wollte direkt vor dem Duell gegen Manchester City offenbar eine Initialzündung erzwingen. Um es kurz zu machen: Sie blieb aus, die Hornets verloren mit 0:4. Was bleibt, ist ein verunsicherter und geschockter Kader, der am kommenden Sonntag beim FC Arsenal ums Überleben kämpft. Mit einem Interimstrainer, der in seiner jungen Karriere insgesamt drei Spiele das Sagen hatte und dabei lediglich einen Punkt holte: Ex-Spieler Hayden Mullins.

(Photo: Imago)

„Ein Spiel wie eine Saison“ – Award: AFC Bournemouth

Die Art und Weise der 0:2-Niederlage des AFC Bournemouth gegen den FC Southampton dürfte den Cherries nur all zu bekannt vorgekommen sein. Bournemouth betrieb viel Aufwand, spielten mal wieder ansehnlichen Fußball. Bournemouth blieb aber auch zu harmlos, machte zu viele Fehler und ging daher in Rückstand. Am Ende kam auch die Portion Pech dazu, als der vermeintliche Ausgleich in der Nachspielzeit aufgrund einer Abseitsposition aberkannt wurde.

„Auf eine gewisse Weise spiegelt das Spiel unsere Saison wieder“, sagte ein geknickter Eddie Howe nach dem Spiel. Er hatte Bournemouth aus der vierten Liga in die Beletage geführt und braucht nun auf ein Wunder, um dort zu bleiben.

Bournemouth muss am Sonntag (17 Uhr) gegen Everton gewinnen. Gleichzeitig dürfen Watford UND Aston Villa jeweils nicht mal einen Zähler holen. „Wir müssen daran glauben, dass es möglich ist“, sagte Howe und ergänzte: „Im Fußball weiß man nie, verrückte Dinge können passieren.“

„Standardschwäche“ – Award: Arsenal

Dass sich der FC Arsenal unter Mikel Arteta in einem Entwicklungsprozess befindet, zeigten alleine die letzten Wochen. Ein unnötiges 1:2 gegen Tottenham, ein glückliches, aber erkämpftes 2:1 über den FC Liverpool, eine taktische Meisterleistung im Pokalhalbfinale gegen Manchester City (2:1) und nun ein enttäuschendes 0:1 gegen Aston Villa am Dienstag.

Obwohl über die Liga die Europa League verpasst wurde – im FA-Cup-Finale gibt es eine Chance gegen Chelsea – herrscht im Norden Londons berechtigte Euphorie, dass man den richtigen Trainer gefunden hat. Auf diesen wartet allerdings ein Haufen Arbeit.

Ein Aspekt, der am Dienstag mal wieder in den Vordergrund rückte, war die Schwäche bei gegnerischen Standards. Das 0:1 gegen Villa resultierte nach einer Unachtsamkeit bei einem Eckball. Damit hat Arsenal 46% der Gegentore nach Standards kassiert – der größte prozentuale Anteil der Premier League.

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(Photo by Laurence Griffiths/Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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