Premier League: Fuß auf dem Gas gelassen & auf Contes Spuren..

12. Februar 2019 | Premier League Awards | BY Chris McCarthy

26. Spieltag der Premier League und wieder gibt es viel zu berichten. Unsere 7 Awards…

„Fuß auf dem Gas gelassen“ – Award: Manchester City

Es war nicht das erste Mal in dieser Saison, dass Manchester City früh und mit dem ersten Torschuss in Führung ging, genauer gesagt das 16. Mal. Das ist auch nicht das Problem der Cityzens. Das Problem ist, dass die Mannschaft von Pep Guardiola 2018/2019 viel zu oft und viel zu früh den Fuß vom Gas nimmt. City verpasst es immer wieder, nachzulegen und so wurden bereis neun Punkte aus Führungspositionen verspielt.

Gegen Chelsea hatte man diese mentale Schwäche wohl im Hinterkopf, wollte es besser machen. Taten sie! Nach dem toll herausgespielten 1:0 durch Sterling in der vierten Minute drückte der Meister weiter fest aufs Pedal und überrollte die überforderten Gäste aus London: Binnen 20 Minuten (!) folgten das 2:0, 3:0 (je Agüero) und 4:0 (Gündogan).

Manchester City ließ – mit einigen wohlverdienten Pausen – den Fuß auf dem Gas, erhöhte in der zweiten Hälfte sogar auf 6:0 (Agüero & Sterling) und ließ dadurch kein Zweifel an dem Statement-Sieg aufkommen.

(Photo by Clive Mason/Getty Images)

„Auf Contes Spuren“ – Award: Maurizio Sarri

Es fing alles so gut an. Startrekord, der „Sarri-Ball“ funktionierte quasi auf Anhieb, Chelsea schien in Jahr eins unter der Leitung des italienischen Trainers sogar um die Meisterschaft zu spielen.

Doch dann folgte der Absturz: Nur sechs Punkte aus den letzten sieben Spielen, darunter ein 0:4 gegen Bournemouth. Die defensiven Defizite konnten nicht mehr kaschiert werden, die Offensive stockte. Die Blues wurden immer leichter auszurechnen. Sarri hielt dennoch stur an Kanté in einer für ihn ungewohnten offensiveren Position fest, während Taktgeber Jorginho auf der Sechs defensiv entblößt wurde. Ein Plan B? Fehlanzeige. Im Gegenteil, der Trainer begann die Mentalität der Mannschaft öffentlich in Frage zu stellen und die Blues begannen zu fallen. Den nächsten Tiefpunkt gab es am Sonntag, als die Londoner chancenlos bei Manchester City mit 0:6 unter gingen.

Platz vier, vor dem ersten Jahr unter Sarri ohnehin nicht eingeplant, ist nur einen Zähler entfernt. Die Stimmung im Westen Londons könnte allerdings nicht schlechter sein. Das liegt einerseits an den gestiegenen Erwartungen durch den starken Start und der eingekehrten Stagnation, aber auch an der Art des neuen Trainers. Jüngstes Beispiel, seine Reaktion nach der Klatsche gegen den amtierenden Meister. Maurizio Sarri verweigerte Pep Guardiola nach dem Spiel nicht nur den Handschlag, sondern ließ sich zu einer zweifelhaften Aussage Richtung Vereinsführung hinreißen:

„Wenn der Präsident (Abramovich) anruft, bin ich glücklich, da ich sowieso nie von ihm höre. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich erwarten soll“

Sky Italia, via footballitalia

Höhen und Tiefen waren im ersten Jahr unter Sarri zu erwarten, dazu veränderte sich zu viel an Konzept und Philosophie. Die Art und Weise, wie Chelsea derzeit abstürzt und vor allem, wie sich der Trainer fast schon rebellisch gegen seinen Klubboss stellt, erinnert dann doch schon sehr an die Amtszeit von Antonio Conte.

Zur Erinnerung: Auch der Italiener begann stark, holte in seiner ersten Saison den Titel. Auch er erlebte einen sportlich Knick, legte sich mit Roman Abramovich an (Differenzen hinsichtlich der Transferphilosophie) und begann sich in aller Öffentlichkeit zu beschweren, bis er seinen Rauswurf regelrecht mit Erfolg provozierte hatte…

„Wie gerufen“ – Award: FC Liverpool

Allmählich schien der Druck im Titelrennen Spuren zu hinterlassen. Liverpool spielte sowohl gegen Leicester als auch West Ham nur 1:1. Die Defensive wirkte verunsichert, die Offensive gehemmt.

Dann kam der AFC Bournemouth an die Anfield Road und löste den Knoten. Mit einer desorganisierten Abwehr und unzähligen Freiräumen machten es die Cherries den Reds viel zu einfach. Für Liverpool kam das nach den verkrampften Auftritten der letzten Woche wie gerufen. Es weckte das Selbstvertrauen in der Mannschaft, die plötzlich wieder losgelöst spielte und hochverdient mit 3:0 gewann.

(Photo by Catherine Ivill/Getty Images)

„Schmutzige Auswärtsweste“ – Award: FC Arsenal

Dass der FC Arsenal nicht nur wegen den vielen Verletzungen defensiv schwach besetzt ist, ist bekannt. Ein Beleg dafür ist die folgende Statistik. Die Gunners sind auch nach dem Spiel bei Huddersfield die einzige Mannschaft der Premier League, der auswärts noch keine weiße Weste gelang.

Bei den harmlosen Terriern ist das übrigens ein besonderes Kunststück. Das Team von Jan Siewert war vor der Partie stolze 507 Pflichtspielminuten ohne Torerfolg. Streng genommen sind es nun 597 Minuten, denn Arsenal-Verteidiger Sead Kolasinac erzielte in der Nachspielzeit ein Eigentor. An der weiterhin schmutzigen Auswärtswäste der Nordlondoner ändert das jedenfalls nichts…

(Photo by Shaun Botterill/Getty Images)

„Lohnenswerte Investition“ – Award: Anthony Martial

Als Manchester United im Stepmber 2015 seinen Transferrekord für Anthony Martial brach (knapp 60 Millionen Euro und eine ominöse Weltfußballer-Klausel), staunte die Fußballwelt.

Obwohl sein Potential klar zu erkennen war, tat sich auch der Franzose zunächst schwer, der Summe gerecht zu werden. Höhen und Tiefen prägten die letzten dreieinhalb Jahre, unter José Mourinho vor allem die Tiefen. Der Portugiese setzte trotz guter Leistung nicht auf Martial, dieser forderte einen Wechsel und eine langfristige Zusammenarbeit schien unmöglich.

Dann musste Mourinho seinen Platz räumen, Solskjaer übernahm und begann die vielen frustrierten Offensivtalente zu entfesseln. Die Spielfreude kehrte zurück, auch bei Martial, der nun seinen Vertrag langfristig verlängerte.

Martial war und ist lohnenswerte Investition, nicht nur wegen seinem sehenswerten Treffer beim 3:0 über Fulham, sondern auch wegen seiner eindrucksvollen Bilanz: 50 Torbeteiligungen hat der Angreifer seit seinem Debüt im September 2015 vorzuweisen. Trotz der Durststrecke unter Mourinho gelangen in diesem Zeitraum keinem Red Devil mehr…

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

„Kalt erwischt“ – Award: Jamie Vardy

Am Sonntag musste Jamie Vardy von der Bank mit ansehen, wie seine Foxes eine sehr ansehnliche Leistung bei Tottenham boten. Beim schmeichelhaften Stand von 1:0 für die Spurs kam dann auch der Engländer zum Zug…und wie.

James Maddison wurde im Strafraum zu Fall gebracht und Vardy eingewechselt. Der Gefoulte verzichtete auf den Stafstoß, übergab dem prinzipiell souveränen Stürmer die Kugel. Keine gute Idee, denn mit seiner ersten Ballberührung vergab Vardy den Elfmeter. Nur wenige Minuten später erzielte Tottenham das 2:0.

Das Spiel ging zwar 3:1 aus, doch in dieser Phase hatte Leicester ein deutliches Übergewicht, während Tottenham das Fußballspielen quasi komplett einstellte. Vardy (von der Bank) aber auch Leicester (zu ineffizient) wurden kalt erwischt, da war mehr drin.

„Verschenkte Punkte“ – Award: Southampton

Der Hasenhüttl-Effekt ist bei Southampton zweifelsohne zu erkennen. Das taktische Konstrukt des Österreichers zeigt Wirkung. Holten die Saints vor seiner Einstellung nur neun Punkte in 16 Spielen, sind es mit ihm bereits 15 in neun.

Sofern man den Klassenerhalt schaffen möchte, sollte man sich allerdings schleunigst von einer lästigen Angewohnheit verabschieden. Bereits zum zweiten Mal hintereinander verschenkte Southampton in der Nachspielzeit wertvolle Punkte. Waren es gegen Burnley zwei Zähler, als man spät den Ausgleich hinnehmen musste, waren es im Sechspunkteduell gegen Cardiff theoretisch sogar drei.

Obwohl die Saints in der Nachspielzeit den überfälligen Ausgleich erzielten, musste man quasi mit dem Schlusspfiff doch noch eine Niederlage hinnehmen: Ein Punkt weniger für Southampton, zwei mehr für Cardiff und die Rückkehr auf Abstiegsplatz 18.

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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