Premier League: Ort der Frustration, plötzlich effiziente Wölfe und Citys Handbremse

6. Dezember 2018 | Premier League Awards | BY Chris McCarthy

Englische Woche in der Premier League! Mit auf dem Spielplan: Ein absoluter Klassiker zwischen Manchester United und dem FC Arsenal. Das und mehr in unseren 7 Awards des Spieltags…

 

„Ort der Frustration“ – Award: Old Trafford

Gemessen an Stimmung, Kaderhomogenität, Stabilität und Form ging Arsenal als Favorit ins gefürchtete Old Trafford. Hier konnten die Gunners in 91 Versuchen nur 14 Mal alle drei Punkte mit nach Hause nehmen. Es gelang auch dieses Mal nicht.

Das rasante 2:2 war aus Sicht der Red Devils zwar nicht unbedingt ein unverdientes, für die Gäste allerdings ein sehr frustrierendes Ergebnis. Gleich zwei Mal gingen die spielerisch stärkeren Londoner in Führung – einmal mit Hilfe eines schweren Patzers von David De Gea. Doch beide Male folgte nur wenige Minuten später ein jeweils sehr ärgerliches Gegentor. Das erste aus einer Abseitssituation und das zweite nach einem Missverständnis zwischen Bernd Leno und Sead Kolasinac.

Während José Mourinho nach der desolaten Leistung gegen Southampton stolz auf die kämpferische Reaktion seiner Mannschaft sein wird, kann sein Gegenüber sich über die mentale Stärke seiner Truppe freuen. Den nach dem kraftraubenden Derby-Sieg gegen Tottenham sichtlich erschöpften Gunners unterliefen Fehler. Doch sie bissen auf die Zähne und kompensierten zudem die Verletzungen an Rob Holding und Aaron Ramsey. Letztendlich konnte man, an einem Tag, an dem man nicht in Bestform war, in einer unbequemen Partie die Serie ohne Niederlage auf 20 Spiele erhöhen.

Etwas gefrustet wird Emery dennoch sein, über die mangelnde Konsequenz und eine verpasste Gelegenheit, ein weiteres Ausrufezeichen zu setzen. Doch Frust gehört für den FC Arsenal im Old Trafford nun mal dazu…

(Photo by Richard Heathcote/Getty Images)

 

„Plötzlich effizient“ – Award: Wolverhampton Wanderers

Der spielstarke Ausnahme-Aufsteiger aus Wolverhampton verspielte sich in der laufenden Saison aufgrund mangelnder Effizienz schon einige Punkte. Ausgerechnet gegen ein Top-Team wie den FC Chelsea sollte sich das ändern.

Die deutlich überlegenen Blues gingen durch einen abgefälschten Schuss von Ruben Loftus-Cheek verdient in Führung. Weitere Gelegenheiten wurde ausgelassen und so waren es ironischerweise die Wolves, die die Gäste für ihre Fahrlässigkeit bestraften. Dank einer ungeahnten Kaltschnäuzigkeit drehte die Mannschaft von Nuno Espírito Santo innerhalb von vier Minuten das Spiel. Zunächst glich Raúl Jiménez mit tatkräftiger Unterstützung von Chelsea-Torhüter Kepa aus, ehe Diogo Jota nach Fehler Willians auf 2:1 erhöhte.

Es waren für die plötzlich effizienten Wolves die einzigen zwei Schüsse aufs Tor und der erste Sieg seit sechs Spielen.

 

„Ganz ohne geht es nicht“ – Award: FC Liverpool

In einer kraftraubenden englischen Woche, nur drei Tage nach einem intensiven Derby-Sieg gegen Everton, war Jürgen Klopp beim formschwachen FC Burnley gezwungen, zu rotieren. Sieben Positionen wurden verändert. Sadio Mané fehlte verletzt, Mohamed Salah und Roberto Firmino nahmen auf der Bank Platz.

Die perfekte Gelegenheit also, die viel zitierte, verbesserte Kaderbreite auf die Probe zu stellen. Sie war bitter nötig, denn Burnley verlangte den Reds in einem kampfbetonten Spiel alles ab und ging nicht unverdient durch Jack Cork in der 54. Minute Führung. Liverpool hielt allerdings dagegen, erzwang nur wenige Minuten später durch James Milner den Ausgleich.

Gegen ein stark verbessertes Burnley bedurfte es dennoch die Impulse der Starspieler, um den Sieg letztendlich einzutüten. Das erkannte auch Jprgen Klopp, der Salah und Firmino von der Bank brachte und damit den Sieg einwechselte. Zunächst war es der Brasilianer, der mit seinem ersten Ballkontakt das 2:1 erzielte, ehe der Ägypter das 3:1 durch Xherdan Shaqiri vorbereitete. Ganz ohne die Top-Spieler geht es nun auch nicht…

(Photo by Clive Brunskill/Getty Images)

 

„Handbremse“ – Award: Manchester City

Obwohl Manchester City auf dem Papier regelrecht durch die Liga marschiert und völlig verdient mit 41 Zählern nach 15 Spielen auf Platz eins steht, wird Pep Guardiola nicht vollends zufrieden sein. Dass die Mannschaft hinsichtlich Qualität und Ausrichtung wirklich jeden Gegner der Liga dominieren kann, ist zu erkennen. Das 90 Minuten auch auf den Platz zu bringen, ist hierbei jedoch das Problem. So auch beim 2:1 über den FC Watford.

Wie schon gegen Bournemouth oder West Ham, Spiele die letztendlich relativ bequem gewonnen wurden, entschieden sich die Cityzens nach einer Führung (2:0; Leroy Sané und Riyad Mahrez), die Kräfte zu schonen und zwei Gänge raus zu nehmen. Folglich wurde es noch mal spannend als Abdoulaye Doucouré für die insgesamt zu passiven Hornets in der 85. Minute den Anschluss besorgte.

Trotz der verspäteten Schlussoffensive nahm City völlig letztendlich verdient die drei Punkte mit. Für Guardiola war die Partie dennoch ein Warnsignal. Bei seinem Team scheint sich bei dem intensiven Spielplan, insbesondere gegen unterlegene Gegner, Bequemlichkeit breit zu machen, sobald die Führung erzielt wird. Die Handbremse wird eingelegt. Eine Reaktion, die der Spanier sicherlich nur ungern sieht…

(Photo by Lintao Zhang/Getty Images)

 

 

„Heimvorteil“ – Award: Brighton & Hove Albion

Vor der Saison zählte Brighton für ziemlich jeden zum engeren Kreis der Abstiegskandidaten. Nach 15 Spieltagen haben uns Trainer Chris Hughton und seine Mannschaft durch eine pragmatische Ausrichtung, Disziplin und einem stabilen Mannschaftskonstrukt eines Besseren belehrt.

Ebenfalls ein nicht unwesentlicher Faktor: Die heimische Kulisse im Amex-Stadium, die die Mannschaft stets mit aller Macht unterstützt. So auch gegen Crystal Palace, als die Seagulls mit den Zuschauern im Rücken der Roten Karte für Shane Duffy in der 28. Minute trotzten und somit Intensität als auch Konzentration aufrecht erhalten konnten. Die Führung wurde auf 3:0 erhöht, das Spiel schließlich 3:1 gewonnen.

Brighton steht damit nach 15 Spieltagen mit 21 Punkten auf dem 10. Platz. 14 davon wurden zuhause geholt, wo man zudem nur eine Niederlage hinnehmen musste. Das Amex-Stadium entpuppt sich als wahrer Heimvorteil im Abstiegskampf, sofern man bei nun zwölf Punkten Vorsprung damit überhaupt etwas zu tun haben wird.

 

„Hoffnungsträger“ – Award: Ralph Hasenhüttl

Obwohl Southampton beim 2:2 gegen Manchester United mit die beste Leistung der desolaten Saison zeigte, war anschließend Schluss für Mark Hughes. Ohne Trainer und ohne echte Chance gingen die Saints vier Tage später mit 3:1 gegen Tottenham unter.

Mit neun Zählern, Punktgleich mit Schlusslicht Fulham, und einem äußerst trostlosen Kader benötigt Southampton dringend Hilfe. Die Hoffnungen ruhen nun auf Hughes-Nachfolger Ralph Hasenhüttl. Kann er ein Konstrukt aufbauen, das weniger von den eher durchschnittlichen Individuen abhängt und den Verein vor dem Abstieg bewahren?

 

„Torreiche englische Woche“ – Award: Premier League

Bei Spielen wie Manchester United gegen Arsenal und Wolverhampton gegen Chelsea war es absehbar, dass es eine englische Woche der spannenden Sorte werden könnte. Dass allerdings gleich alle Teams an diesem Spieltag treffen würden, war nicht zu erwarten, geschah das immerhin zuletzt in der Saison 2010/2011.

Auf den Spieltag genau, acht Jahre später, wurde dieses Kunststück nun erstmals wiederholt. Eine torreiche und spannende englische Woche!

 

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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