Standard-Experten, Frustbewältigung & ein reifer Aubameyang

23. September 2019 | Premier League Awards | BY Chris McCarthy

7 Awards | Der sechste Spieltag der Premier League hatte mal wieder einiges zu bieten. Wir blicken zurück, wie immer anhand unserer 7 Awards…

„Standard-Experten“ – FC Liverpool

Selbst beim FC Liverpool läuft es offensiv nicht immer rund. Um so wertvoller erweist sich in solchen Fällen das Einstudieren von Standardsituationen.

Ein Beispiel dafür bot sich beim verkrampften Auswärtsspiel gegen den FC Chelsea. Gegen aufmüpfige Blues – die durchaus zu Chancen kamen, allerdings zu verschwenderisch agierten – würde genau das den Unterschied machen.

Beide Tore der Reds, ein Hammer von Trent Alexander-Arnold sowie ein Kopfball von Roberto Firmino, resultierten aus Freistoß-Situationen. Beide waren einstudiert und in beiden Fällen sorgten die Reds die für eine freiere Schuss-/Flankenbahn, indem ein Mitspieler zuvor den ruhenden Ball per Hacke auflegte.

Laut Statistikdienst Opta waren das die Tore 33 und 34, die Liverpool seit dem Beginn der Saison 2018/2019 durch Standards erzielte – sieben mehr als jede andere Mannschaft der Premier League. Trotz einer durchschnittlichen Leistung konnten die Standard-Experten somit Chelsea mit 2:1 bezwingen und stehen mit 18 Punkten auch nach sechs Spieltagen weiterhin auf Platz eins.

„Frustbewältigung“ – Award: Manchester City

Den Saisonstart hatte sich Manchester City etwas anders vorgestellt. Natürlich, bei nun 13 Punkten nach sechs Spielen ist das Meckern auf hohem Niveau, aber aufgrund der Konstanz des FC Liverpool beträgt der Abstand auf die Tabellenführung bereits fünf Zähler.

Ungenauigkeiten im letzten Angriffsdrittel, vor allem gegen Tottenham (2:2), die schwere Verletzung Aymeric Laportes sowie die damit verbundenen Probleme in der Defensive, wie beim 2:3 gegen Norwich, sorgten beim amtierenden Meister für Frust.

Gegen Watford schossen sich die Cityzens diesen Frust von der Seele, überrumpelten die überforderten Gäste und erfüllten endlich mal das immense Potential ihrer Offensive. Nach 17 Minuten stand es 5:0, am Ende sogar 8:0. Dank individueller Brillanz im Angriff, einem Hattrick von Bernardo Silva sowie Auflösungserscheinungen bei den Gästen, fuhr Manchester City den höchsten Erstliga-Sieg der Vereinsgeschichte ein.

(Photo by Mike Hewitt/Getty Images)

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„Top-Sechs-Kandidat?“ – Award: Leicester

„Um ein ernstes Wörtchen bei der Vergabe der Europa-League-Plätze mitreden zu können, ist Leicester wohl noch nicht ganz so weit“, so lautete unsere Prognose für Leicester City vor der Saison. Der Grund dafür war neben einem relativ dünnen Kader vor allem die große Konkurrenz im oberen Mittelfeld der Liga.

Zu was die talentierten Foxes unter der beeindruckenden Leitung Brendan Rodgers‘ in der Lage sind, gab es keine Zweifel. Eine Kostprobe dafür gab es beim 2:1-Sieg über ein enttäuschendes Tottenham. Leicester profitierte zwar von einer hauchdünnen VAR-Korrektur, drehte aber dank einer Galavorstellung von James Maddison und einer spielfreudigen sowie energischen Mannschaftsleitung verdient einen 0:1-Rückstand.

Vielleicht war der Sieg mehr als nur eine Kostprobe, denn nach sechs Spieltagen steht Leicester mit elf Punkten auf Platz drei. Die Konkurrenz schwächelt ebenfalls, namentlich Chelsea, Manchester United, Tottenham und vor allem Wolverhampton. Ist Leicester womöglich doch ein Top-Sechs-Kandidat? Um das mit Sicherheit zu sagen, ist es wohl noch zu früh…

„Gereift“ – Award: Pierre-Emerick Aubameyang

Während seiner Zeit bei Borussia Dortmund fiel Pierre-Emerick Aubameyang nicht nur durch seine vielen Tore auf. Der Stürmer macht seinem Ruf als Exzentriker alle Ehre und sorgte speziell vor seinem erzwungenen Wechsel zum FC Arsenal durch Disziplinlosigkeiten für Negativschlagzeilen.

In seinen nun eineinhalb Jahren im Norden Londons ist Aubameyang dagegen nicht negativ in Erscheinung getreten. Im Gegenteil, er ist nicht nur absoluter Leistungsträger, sondern geht mit gutem Beispiel voran und agiert als Team- sowie Führungsspieler.

Das jüngste Beispiel dafür gab es bei der furiosen Aufholjagd gegen Aston Villa. Beim Stand von 0:1 und in Unterzahl erhielten die Gunners einen Strafstoß. Aubameyang, der eigentliche Schütze, verzichtete und überließ Neuzugang Nicolas Pépé, der dringend ein Erfolgserlebnis benötigt, den Vortritt. Der Ivorer verwandelte.

Kurz vor Schluss, Arsenal war erneut in Rückstand geraten, kam der Gabuner trotzdem zu seinem Treffer. Aubameyang verwandelte einen sehenswerten Freistoß zum 3:2-Sieg – sein sechstes Saisontor.

(Photo DANIEL ROLAND/AFP/Getty Images)

„Auswärtsboden der Tatsachen“ – Award: Ole Gunnar Solskjaer

Als Ole Gunnar Solskjaer Manchester United im Dezember übernahm, war es unter anderem die Auswärtsstärke, die den Norweger für viele zum Heilsbringer machte. Der ehemalige Stürmer gewann als Trainer der Red Devils wettbewerbsübergreifend die ersten neun Auswärtsspiele in Folge.

Seitdem ist man nicht nur in der Fremde auf dem Boden der Tatsachen angelangt – das 0:2 bei West Ham war bereits die neunte Auswärtsniederlage in Serie.

Manchester United wirkt ideenlos, hat keine erkennbare Spielphilosophie und bestätigt den ursprünglichen Eindruck, dass der ergebnistechnisch so gute Einstand Solskjaers enorm von dem Szenenwechsel zu José Mourinho sowie einer gewaltigen Portion Spielglück profitierte.

„Kreis schließ sich“ – Award: Phil Jagielka

Mit dem 2:0-Auswärtssieg Sheffield Uniteds über Everton schloss sich für Phil Jagielka ein interessanter Kreis.

Der 37-Jährige stand nämlich auch beim letzten Auswärtssieg der Blades in der Premier League für Sheffield auf dem Platz – im Jahr 2006. Nach dem darauffolgenden Abstieg wechselte der Verteidiger zu Everton, blieb dort zwölf Jahre, ehe er diesen Sommer zu Aufsteiger Sheffield zurückkehrte.

„Provokateur“ – Award: Wilfried Zaha

Trotz knapp 20 Minuten Überzahl, musste Crystal Palace gegen die Wolverhampton Wanderers in der Nachspielzeit noch das 1:1 hinnehmen.

Ausgearbeitet hatte diesen Vorteil mal wieder „Provokateur“ Wilfried Zaha. In der 73. Minute wurde Romain Saiss nach einem Foul an dem Ivorer mit Gelb-Rot des Platzes verwiesen.

Es war der mittlerweile sechste Platzverweis, den Zaha seit seinem Debüt 2013 provoziert hatte – Ligahöchstwert. Was negativ behaftet klingt, ist eine wahre Waffe, denn mit seinen schnellen Dribblings ist der Angreifer in der Tat nur schwer zu stoppen.

Chris McCarthy

(Photo by Julian Finney/Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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