Verkaterte Citizens, dankbares Auslaufen und ein peinlicher Award für WBA

9. April 2018 | Premier League Awards | BY Chris McCarthy

Gleich zwei Stadt-Derbys hatte der 33. Spieltag der Premier League für uns parat. Natürlich sind das auch die Spiele, die trotz der relativ klaren Ausgangslage den meisten Gesprächsstoff lieferten. Unsere Awards…

 

 

„Champions League Kater“ – Award: Manchester City

Eigentlich wollte Manchester City ausgerechnet gegen den Stadtrivalen Manchester United am 33. Spieltag den vorzeitigen Gewinn der englischen Meisterschaft feiern. Lange sah es auch so aus, als würde das relativ mühelos klappen.

Die Elf von Pep Guardiola spielte eine fantastische erste Halbzeit, während die defensiv auftretenden Gäste von Glück reden konnten, dass es nach 45 Minuten nur 2:0 stand. Dann kam die Halbzeitpause. Die Spieler erinnerten sich womöglich daran, dass das überraschende 0:3 gegen den FC Liverpool in der Champions League ungemein viel Kraft kostete, sowohl mental als auch körperlich.

So kam Manchester City fast schon verkatert aus der Kabine, wirkte lethargisch, unkonzentriert und behäbig. Manchester United nutzte die Gunst der Stunde und drehte die Partie. Gerade die Akteure, die in der ersten Halbzeit einmal mehr ungemein enttäuschten, avancierten zu Matchwinnern. Paul Pogba, in der ersten Hälfte noch völlig neben der Spur, legte in der 53. und 55. Minute mit seinem Doppelpack die Grundsteine für das Comeback. Den Schlusspunkt setzte Chris Smalling, der beim 1:0 durch Vincent Kompany noch alt aussah, nach einem starken Standard von Alex Sanchez, der seinen zweiten Assist beisteuerte.

Ohne das Comeback der Red Devils schmälern zu wollen, die Wende wurde vor allem von der psychischen als auch physischen Ermüdung der Citizens ermöglicht. Eine von der Königsklasse noch völlig verkaterten Mannschaft, der zudem bewusst war, dass es bei immer noch 13 Zählern Vorsprung in der Liga, im Notfall noch Raum für Fehltritte gibt.

(Photo PAUL ELLIS/AFP/Getty Images)

 

„Dankbares Auslaufen“ – Award: FC Liverpool

DAZN-Experte Moritz Volz traf es bei seiner Analyse des Merseyside Derbys zwischen dem FC Everton und den FC Liverpool am besten: Ein dankbares Auslaufen für die Reds.

Obwohl es in einem Derby um mehr als „nur“ Punkte geht, siegte bei Jürgen Klopp letztendlich die Vernunft. Nach dem sensationellen 3:0 Hinspiel-Erfolg über Manchester City in der Königsklasse und aufgrund der komfortablen Tabellenposition rotierte der deutsche Trainer kräftig durch, gab Reservisten wie Dominic Solanke oder Danny Ings eine Chance von Anfang an.

Eine willkommene Chance für den FC Everton…würde man denken, doch trotz der Derby-Stimmung im Goodison Park und der sichtlich müden und ersatzgeschwächten Gäste, agierten die Hausherren erstaunlich passiv. Zu passiv, denn die wenigen Male, die Everton die Reds unter Druck setzte, wurde es gefährlich. Die beherzte, allerdings glücklose Schlussoffensive zeigte letztendlich, dass für Everton in diesem Spiel mehr drin war, als nur ein 0:0.

Gerade da sich die Toffees im Niemandsland der Tabelle befinden, hätte ein Derby-Erfolg gegen den großen Nachbarn einer insgesamt eher enttäuschenden Saison ein nettes Highlight verleiht. Die Gelegenheit war da, doch aufgrund der zurückhaltenden Spielweise des FC Everton, blieb es für den FC Liverpool bei einem gemütlichen Auslaufen. Klopp wird sich nicht beschweren…

(Photo by Shaun Botterill/Getty Images)

 

 

„Aus dem Nichts“ – Award: West Ham United

Erst kürzlich analysierten wir, in welch prekärer Lage sich West Ham United derzeit befindet. Trotz des Befreiungsschlages gegen Southampton (3:0), durften sich die Hammers bei fünf Zählern Puffer auf die Abstiegszone nicht in falscher Sicherheit wägen, denn das Restprogramm hat es in sich: Stoke, Arsenal, Manchester City, Leicester, Manchester United, Everton und zum Start am vergangenen Spieltag: FC Chelsea!

Obwohl es ums Überleben geht und jeder Zähler den Unterschied machen könnte, zeigte die Mannschaft von David Moyes an der Stamford Bridge eine trostlose Leistung. Von Abstiegskampf, Überlebenswille oder einem Schwung aus dem Heimsieg letzte Woche war keine Spur. Die Blues gingen kurz vor der Halbzeit durch Cesar Azpilicueta hoch verdient in Führung. West Ham schien kampflos aufzugeben.

Bis zur 73. Minute, als Javier „Chicharito“ Hernandez mit dem zweiten Torschuss seiner Mannschaft eiskalt und aus dem Nichts zuschlug und den 1:1 Endstand markierte. Für West Ham womöglich ein überlebenswichtiger Zähler. Für den FC Chelsea dagegen, der die Sache nach der Führung viel zu gemütlich anging, war das bei nun zehn Punkten Rückstand auf Platz vier wohl das Aus im Kampf um die Champions League Plätze.

(Photo by Gareth Copley/Getty Images)

 

„Volltreffer“ – Award: Pierre-Emerick Aubameyang

Wie in unserer Vorschau bereits angedeutet, ist die Premier League für den FC Arsenal zur Nebensache geworden. Die Champions League kann über die Liga nicht mehr erreicht werden. Die volle Konzentration gilt daher der Europa League, wo man nach dem 4:1 Hinspielsieg im Viertelfinale eine realistische Chance hat, die Königsklasse noch über Umwege zu erreichen.

Eine von Rotation und Gelassenheit geprägte Gunners-Elf setzte sich letztendlich nur aufgrund der individuellen Offensiv-Qualität gegen tapfer kämpfende Saints aus Southampton mit 3:2 durch. Solche Qualität besitzt unter anderem Pierre-Emerick Aubameyang. Der Neuzugang von Borussia Dortmund erzielte das zwischenzeitliche 1:1 nach tollen Zusammenspiel mit Danny Welbeck.

Damit ist der Gabuner in seinen ersten sieben Spielen an sieben Toren direkt beteiligt (6 Tore, 1 Assist) – der beste Start für einen Arsenal Spieler in der Geschichte der Premier League. Aubameyang deutet an, für die Gunners ein Volltreffer zu werden….

(Photo GLYN KIRK/AFP/Getty Images)

 

„Heimlicher Erfolgsgarant“ – Award: Christian Eriksen

Während Harry Kane mit seinen 24 Saisontoren natürlich die Schlagzeilen erntet, ist ein anderer Spieler der heimliche Erfolgsgarant der Tottenham Hotspur.
Im Schatten des Sturm-Phänomens spielt Christian Eriksen erneut eine ganz starke Saison.

Der Spielgestalter, ohne den Kane wohl kaum auf seine beachtliche Torausbeute kommen würde, stand beim 1:2 Arbeitssieg gegen Stoke City ausnahmsweise selbst im Rampenlicht. Der Däne erzielte seine Saisontore 9 und 10, Bestmarke für ihn in der Premier League, und bereitete darüber hinaus bisher neun Treffer vor.

Übrigens: Harry Kane behauptet beim zweiten Tor Eriksens zuletzt am Ball gewesen zu sein (und scheint hierfür auch Argumente zu haben). Es wäre typisch für den heimlichen Erfolgsgaranten, wenn ihm der Engländer auch hier die Show stehlen würde…

(Photo DANIEL LEAL-OLIVAS/AFP/Getty Images)

 

„Verpasster Matchball“ – Award: Crystal Palace

Sechs Spieltage vor Schluss befindet sich Crystal Palace bei vier Punkten Vorsprung auf Platz 18 noch mitten im Abstiegskampf. Dabei verspielten die Eagles gegen den AFC Bournemouth leichtfertig einen Matchball.

Zwei Mal gingen die Gäste in Führung, beide Male hatte die Mannschaft von Roy Hodgson gleich mehrere gute Gelegenheiten, die Vorentscheidung herbeizuführen und beide Male kassierte man gegen die tapferen Hausherren doch noch den Ausgleich.

Zwei wichtige Punkte, die am Ende der Saison den Unterschied machen könnten…

(Photo by Bryn Lennon/Getty Images)

 

 

„Mehr Trainer als Siege“ – Award: West Bromwich Albion

Als Alan Pardew am 29. November 2017 das Traineramt von West Bromwich Albion übernahm, betrug der Vorsprung auf den Gegner des vergangenen Spieltags, Swansea, drei Punkte. Aufgrund einer katastrophalen Ausbeute von einem Sieg und insgesamt nur acht Punkten in 18 Spielen trennten sich die Baggies letztendlich von ihrem Trainer. Der Rückstand auf die Waliser war auf ganze elf Punkte angewachsen.

Der Abstieg war daher bereits vor dem trostlosen 0:0 gegen Swansea mehr oder weniger besiegelt, weshalb das Spiel eher für die Gäste von Relevanz war, trotzdem nehmen die Baggies hier den letzten Award des Spieltages mit.

Da in Interimstrainer Darren Moore mittlerweile bereits zum vierten Mal ein neuer Mann an der Seitenlinie stand, hat West Bromwich das Kunststück vollbracht, nach 33 Spieltagen mehr Trainer eingesetzt (4), als Spiele gewonnen zu haben (3).

(Photo by Michael Regan/Getty Images)

 

 

 

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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