Spotlight

Chelsea-Aufholjagd in der Rückrunde? Wie Nkunku das Blues-Spiel transformiert

6. Januar 2024 | Spotlight | BY Philipp Overhoff

Seit Mai 2022 ist der FC Chelsea mittlerweile im Besitz eines Investorenkollektivs um Todd Boehly. Die Eigentümerschaft des US-Amerikaners ist bisher vor allem ein teures, aber wenig erfolgreiches Unterfangen. Doch Besserung könnte in Sicht sein. Dank Christopher Nkunku.

Chelsea mit Personalsorgen in der Hinrunde

Die Spielzeit 2022/2023 schloss der FC Chelsea trotz horrender Ausgaben in Höhe von 610 Millionen Euro (260 Millionen im Sommer, 350 Millionen im Winter) nur auf einem enttäuschenden zwölften Platz ab.

Auch in dieser Saison läuft es für die West-Londoner nicht bedeutend besser, nach 20 Spieltagen liegt man mit 28 Zählern auf Rang 10. Erneute Transferausgaben über knapp 470 Millionen Euro brachten bisher nicht den gewünschten Erfolg an die Stamford Bridge.

Zu einem gewissen Grad kann dieses Zwischenresultat auch auf die Tatsache zurückgeführt werden, dass der FC Chelsea in der bisherigen Spielzeit von massivem Verletzungspech geplagt ist. Das betrifft insbesondere die Spieler, die im Verlauf der letzten Transferperioden zum Team stießen.

Mehr News rund um die Premier League

So konnte Innenverteidiger Wesley Fofana (23) aufgrund eines Kreuzbandrisses noch kein Pflichtspiel absolvieren. Romeo Lavia (19) feierte nach überstandener Knöchelverletzung erst gegen Crystal Palace am 27. Dezember sein Saisondebüt. Auch Moises Caicedo (22), Enzo Fernández (22) und Cole Palmer (21) verpassten bereits einige Partien. Einen Spieler dürften die Blues allerdings mehr vermisst haben als alle anderen: Christopher Nkunku.

Der 26-jährige Franzose wechselte im vergangenen Sommer für 60 Millionen Euro von RB Leipzig nach London. Bei den roten Bullen war der letztjährige Bundesliga-Torschützenkönig der absolute Schlüsselspieler der Offensivabteilung. Eine ähnliche Rolle für Nkunku war auch beim FC Chelsea vorgesehen, mit gerade einmal 38 erzielten Treffern in der Vorsaison enttäuschte die Offensive maßlos. Kai Havertz konnte sich dabei mit lediglich sieben Premier-League-Toren als Top-Torjäger der abgelaufenen Spielzeit bezeichnen.

Gemeinsam mit Mykhaylo Mudryk (22), der bereits im Januar für 70 Millionen Euro verpflichtet wurde, Nicolas Jackson (kam für 37 Millionen vom FC Villareal) und Cole Palmer (kam für 47 Millionen Euro von Manchester City) sollte Nkunku eine neue, deutlich erfolgreichere Offensivreihe bilden. Dazu sollte es allerdings zunächst einmal nicht kommen, eine Knieverletzung setzte den Sommer-Neuzugang für mehrere Monate außer Gefecht.

Nkunku zeigt vielversprechende Ansätze

Doch was der französische Nationalspieler in den ersten vier Spielen seit seinem Comeback zeigte, dürften den Blues-Fans Hoffnung auf eine deutlich erfolgreichere Rückrunde gemacht haben. Und dabei sah man Nkunku durchaus an, dass er gerade erst von einer langen Verletzungspause zurückkehrt. Der Offensivmann verfügt verständlicherweise noch nicht wieder über seine einstige Mobilität und ließ bereits die eine oder andere Großchance aus. Chancen von dem Kaliber, die er sich im RB-Dress mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht hätte nehmen lassen.

Im Carabao Cup gegen Newcastle United und im Premier-League-Spiel gegen die Wolverhampton Wanderers kam Nkunku zunächst noch mit Minutenlimit von der Bank, doch sein Impact war schon in dieser begrenzten Zeit nicht zu verkennen.

Im Viertelfinale des englischen Ligapokals half er seiner Mannschaft dabei, nach Rückstand noch ins Elfmeterschießen zu kommen, wo er selbstbewusst antrat und verwandelte. Sein Premieren-Tor für den FC Chelsea erzielte Nkunku dann in seiner ersten Ligapartie gegen die Wolves, wo er eine halbe Stunde nach Einwechslung zum 1:2-Anschlusstreffer einköpfte.

Startelf-Debüt macht Lust auf mehr

Mit diesen Leistungen hatte sich der ehemalige Leipziger seinen ersten Startelf-Einsatz verdient, nur drei Tage später brachte Mauricio Pochettino ihn gegen Crystal Palace von Anfang an. Im Duell gegen die Eagles zeigte der FC Chelsea dann eine seiner besten Offensivleistungen der gesamten Saison und gewann verdient mit 2:1, woran Nkunku einen großen Anteil hatte.

Dabei sahen seine zahlen auf den ersten Blick sogar einigermaßen ernüchternd aus: 34 Ballkontakte, kein gewonnenes Dribbling und nur einen Abschluss auf das gegnerische Tor. Also sicherlich keine Werte, die man von einem 60 Millionen Euro teuren Spieler erwartet. Doch der Mehrwert, den Nkunku dem Chelsea-Spiel jetzt schon bietet, war keinesfalls zu übersehen.



Immer wieder ließ er sich zwischen Abwehr- und Mittelefeldkette von Crystal Palace fallen und bot seinen Mitspielern somit eine gute Anspielstation. Nach Erhalt dieser Pässe drehte sich der Franzose dann in hoher Geschwindigkeit auf und trat entweder selbst als progressiver Ballträger in Erscheinung, oder bediente seine nachrückenden Teamkollegen. Von insgesamt 25 Pässen brachte Nkunku dabei 23 an den Mann.

Stellvertretend dafür kann auch das 1:0 in der 13. Minute herangezogen werden. Palace leistete sich an der Mittellinie einen Ballverlust, über Umwege kam Nkunku 20 Meter vor dem gegnerischen Tor an das Spielgerät. Mit einem geistesgegenwärtigen Pass schickte er Malo Gusto in den Strafraum, worauf hin der Linksverteidiger nur noch auf Mudryk quer legen musste, der den Ball ins leere Tor einschob.

Auch das Zusammenspiel mit seinem Sturm-Parnter Nicolas Jackson sah phasenweise durchaus vielversprechend aus. Nach starker Vorarbeit des Senegalesen tauchte Nkunku frei vor dem Tor der Gäste auf, schlug dann aber ein Luftloch über den Ball. Wie gesagt, er ist noch nicht wieder der Alte.

Chelseas Hoffnungen ruhen auf Nkunku

Was aber bei allen Blues-Symphatisanten für Optimismus sorgen dürfte, ist die Tatsache, dass sich ihre Mannschaft so oft wie selten zuvor in dieser Saison in solch vielversprechende Situationen brachte. Nicht umsonst wies der FC Chelsea in dieser Partie laut Understat einen xG-Wert von 2,73 auf, dieser fiel in nur vier vorherigen Pflichtspielen höher aus.

In seinen bisherigen Einsätzen kommt Christopher Nkunku übrigens auf einen persönlichen xG-Wert von 0,57, wenn man diesen auf 90 Minuten hochrechnet. Mit 0,69 xG pro 90 Minuten weist in Form von Jackson nur ein Blues-Akteur in dieser Saison einen höheren Wert auf, die Chancenverwertung des 1,88m-Mannes ist aber ein Thema für sich.

Apropos Nicolas Jackson. Der 22-Jährige wird in den kommenden Wochen mit Senegal am Afrika-Cup teilnehmen. Nkunku dürfte daher viel in vorderster Front zum Einsatz kommen. Eine Rolle, die er auch in Leipzig immer wieder spielte. Eine Rolle, die ihm durchaus gut zu Gesicht steht. Eine Rolle, in der er dem Offensivspiel des FC Chelsea noch mehr Variabilität und Spielstärke einimpfen dürfte.

So oder so ruhen die Hoffnungen auf eine bessere zweite Saisonhälfte zu einem nicht unwesentlichen Teil auf den zarten Schultern des nur 68kg schweren Wirbelwindes. Bleibt aus Blues-Sicht also nur zu hoffen, dass sich der Franzose und seine Teamkollegen in der Rückrunde deutlich weniger mit Verletzungen herumschlagen müssen. Denn was wir seit der Nkunku-Rückkehr vom FC Chelsea gesehen haben, das macht durchaus Lust auf mehr.

(Photo by Julian Finney/Getty Images)


Ähnliche Artikel