Wieso der FC Arsenal 2023/2024 noch besser sein wird
6. Juni 2023 | Trending | BY Chris McCarthy
Der FC Arsenal war 2022/2023 bis wenige Spieltage vor Schluss ein überraschender Titelkandidat. Vier Gründe, warum die Gunners auch nächste Saison um die Meisterschaft spielen werden.
Sind wir mal ehrlich. Selbst der optimistischste Fan des FC Arsenal hatte vergangenen Sommer nicht damit gerechnet, dass sich die Gunners 2022/2023 in einem Titelrennen, geschweige denn den Großteil der Saison an der Tabellenspitze der Premier League befinden würden. Immerhin ging das Team von Mikel Arteta als Vorjahresfünfter an den Start – mit nur drei Neuzugängen in der Startelf.
Am Ende ging Arsenal im Fernduell mit dem heißlaufenden Triple-Anwärter Manchester City die Puste aus. Verständlich. Und doch fühlte es sich für viele Anhänger und Experten so an, als hätten die Gunners bei zwischenzeitlich fünf Punkten Vorsprung eine einmalige Chance verspielt, den Titel zu gewinnen.
Denn manch einer verglich sie mit dem Überraschungsmeister Leicester City 2017. Eine Eintagsfliege, die für ein Jahr über sich hinauswuchs und solche Leistungen nicht wiederholen würde. Doch das ist weit gefehlt.
Hier sind vier Gründe, warum der FC Arsenal 2023/2024 noch besser sein wird.
Mehr News und Storys rund um die Premier LeagueGrund 1) Arsenal befindet sich erst in „Phase 3 von 5“
Mikel Arteta sorgte vergangenen März für Aufsehen, als er in einem Interview die Aussage tätigte, dass sich seine Mannschaft erst in Phase 3 eines fünfstufigen Entwicklungsplan befinde.
Nachdem der Spanier Arsenal in den ersten zwei Phasen komplett auf den Kopf gestellt hatte – vom Personal über den Ausbildungs- bis zum Rekrutierungsprozess – hatte Arsenal nach 27 Spielen 2022/2023 überraschend 66 Punkte auf dem Konto – ManCity 61. „Wir sind dem Zeitplan ein wenig voraus“, sagte er damals. Was er damit meinte?
Selbst Arteta hatte in diesem Entwicklungsstadium nicht ein Meisterrennen mit dem wohl mächtigsten Klub der Welt erwartet. Doch wenn man schon mal im Titelkampf ist, dann nimmt man ihn auch an. Das Problem dabei? Das heißt allerdings nicht, dass eine Entwicklung plötzlich künstlich beschleunigt werden kann. Denn der FC Arsenal war 2022/2023 schlichtweg noch nicht soweit. Die Mannschaft war die zweitjüngste der Premier League, der Kader zu dünn, um verletzte Leistungsträger wie etwa William Saliba adäquat zu ersetzen.
Am Ende der Saison stießen die Gunners sowohl in Sachen Erfahrung als auch Tiefe auf ihre natürlichen Grenzen, während der übermächtige Kontrahent aus Manchester offenbar neue setzte.
In diesem Sommer soll die natürliche Entwicklung des FC Arsenal vorangetrieben und die nächste Phase erreicht werden.
248 – Arsenal led the Premier League table for 248 days in 2022-23, the most for a team who failed to win the title in English top-flight history. Agonising. pic.twitter.com/KR1E2DgjNS
— OptaJoe (@OptaJoe) May 20, 2023
Grund 2) Basis und Erfahrung
Wenn uns vergangene Spielzeit eines gezeigt hat, dann dass die Basis des FC Arsenal stimmt.
Über zwei Drittel der Saison spielten die Gunners den flüssigsten Kombinationsfußball auf der Insel, vielleicht sogar in Europa. Gleichzeitig bewies die junge Mannschaft eine beachtliche Identität, als sie zahlreiche Rückschläge überkam – die Gunners holten 2022/2023 etwa die zweitmeisten Punkte (16) nach Rückständen (Crystal Palace, 26) und das obwohl sich nur ManCity seltener in dieser Situation befand.
Die Leistungsträger in sämtlichen Teilen der Mannschaft – von Torwart Aaron Ramsdale (25), Innenverteidiger William Saliba (22) und Gabriel (25), über Spielmacher und Kapitän Martin Ödegaard (24) bis hinzu den elektrisierenden Angreifern Gabriel Martinelli (21) und Aushängeschild Bukayo Saka (21) – sie alle sind unter 26 Jahre alt und gehören auf ihren Positionen zu den besten der Premier League.
Ihre spielerische und mentale Entwicklung ist noch lange nicht am Ende und die Erfahrung, die sie in einem nervenaufreibenden Titelrennen sammelten, war wertvoll. 2023/2024 sollte eine reifere, resilientere, abgezocktere und noch eingespieltere Mannschaft auf dem Platz stehen.
Grund 3) Der Transfersommer
Das Gerüst steht also. Und dieses dürfte im Sommer nicht nur stabilisiert sondern weiter ausgebaut werden. Über 230 Millionen Euro könnten die Gunners seriösen Medienberichten zufolge hierfür in die Hand nehmen.
Die diskutierten Namen Declan Rice (West Ham United), Moisés Caicedo (Brighton) oder Ilkay Gündogan (Manchester City) zeigen, dass sich Arsenal vor allem im zentralen Mittelfeld – wohl mehrfach – im obersten Regal bedienen möchte.
Thomas Partey und Granit Xhaka waren zwar absolute Leistungsträger. Doch Parteys Anfälligkeit und Unbeständigkeit sind nur zwei Gründe, wieso man offenbar auf seine herausragende Ballbeförderung verzichten möchte. Der wiedererstarkte Xhaka dagegen hat bei allen Führungsqualitäten und hoher Spielintelligenz Defizite in Sachen Mobilität sowie im Angriffsdrittel.
Ansonsten gilt es – gemessen an den Eindrücken des Saisonendspurts und der bevorstehenden Zusatzbelastung durch die Champions League – die Bank qualitativ zu verbessern. Arsenal soll bereits Rechts-, Links- und Innenverteidiger im Visier haben. Die Abhängigkeit von Saliba, aber auch Ben White und Oleksandr Zinchenko dürfte nachlassen, die Tiefe des Kaders besser werden.
Grund 4) Mikel Arteta
Beim letztjährigen Titelrennen ging zuweilen unter, dass Mikel Arteta als jüngster Trainer in sein erst dritte volle Saison ging.
Der Spanier verfügt über eine hervorragende Sozial- und Taktikkompetenz. Darüber hinaus hat er von einem der besten Trainer aller Zeiten gelernt – Pep Guardiola. Dass er die bei seiner Ankunft ins Mittelmaß versunkenen Gunners in nur drei Jahren zurück an die Spitze der Premier League geführt hat, ist eine beachtliche Leistung. Erst recht mit erst 41 Jahren. Gleichzeitig bedeutet das auch, dass er noch Fehler macht.
Vergangene Saison tat er sich zuweilen schwer, zu rotieren – womöglich aufgrund der Limitierungen des Kaders. Er hielt in der heißen Phase der Saison zu lange an unterperformenden Schlüsselspielern fest – Thomas Partey oder Rob Holding als Saliba-Vertreter. Außerdem vertraute er seiner jungen Mannschaft vielleicht zu früh den Ansatz zu, Führungen zu verwalten anstatt auszubauen (2:2 nach 0:2 gegen West Ham ist das beste Beispiel).
Wie auch sein Team ist Arteta mit seiner Entwicklung lange nicht am Ende. Auch er wird aus der vergangenen Saison wichtige Lehren gezogen haben und 2023/2024 mit verschiedenen Situationen anders und besser umgehen.
Arsenal 2023/2024: Ein weiterer Schritt nach vorne?
All diese Gründe bedeuten nicht, dass Arsenal automatisch Favorit auf die Meisterschaft 2023/2024 sein wird. Dafür sind die Transferentscheidungen im Sommer zu signifikant, die Premier League zu umkämpft und das Level an Perfektion, das ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Manchester City nunmal erfordert, schlichtweg zu groß. Ebenso wie der Druck durch die steigende Erwartungshaltung.
Doch wenn uns die letzten Jahre beim FC Arsenal eines gelehrt haben, dann dass die Vizemeisterschaft der Gunners 2022/2023 kein Zufall sondern das Produkt einer nachhaltigen Entwicklung war. Und diese zeigt zweifelsohne nach oben und nicht nach unten.
(Photo by Michael Regan/Getty Images)
Chris McCarthy
Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.