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„Final Whistle“ | Chelsea: Statementsieg verspielt und dennoch gewonnen

23. Oktober 2023 | Spotlight | BY Chris McCarthy

Der FC Chelsea verspielt gegen den FC Arsenal einen Statementsieg. Und dennoch stehen die Blues nach dem Topspiel nicht mit leeren Händen da. Wieso, erklärt Chris McCarthy in seiner Premier-League-Kolumne „Final Whistle“.

Chelsea gibt gegen Arsenal zwei Punkte aus der Hand

Wenn man vor dem Spiel zwischen dem FC Chelsea und dem FC Arsenal hätte raten müssen, welcher Trainer mit dem 2:2-Unentschieden am Ende unzufriedener wäre, dann hätte man sicherlich auf Mikel Arteta getippt. So hoch sind bei den Gunners mittlerweile Qualität und Erwartungshaltung. So groß ist der Vorsprung des Fußballprojekts gegenüber dem der Blues, die letzte Saison 40 und aktuell neun Punkte Rückstand auf den davongeeilten Stadtnachbarn haben.



Doch siehe da: Als am Samstagabend der Schlusspfiff an der Stamford Bridge ertönte, gab es bei Chelsea die hängenden Köpfe. Mauricio Pochettino sprach sogar von zwei verlorenen Punkten. Und er hatte recht. 77 Minuten lang hatte sein Team den Vorjahresvizemeister komplett im Griff. Die Blues führten verdient mit 2:0, limitierten die hochkarätige Offensive der Gunners zu 0,58 expected Goals.

Sicher, die Tore resultierten aus einem Handelfmeter und einer missglückten Flanke. Und ja, Arsenal hatte nicht den besten Tag. Wahrscheinlich sogar den schlechtesten seit über einem Jahr. Doch das war auch der Verdienst des FC Chelsea, der Arsenal mit Pochettinos patentierter Siegesformel, bestehend aus Defensivarbeit, Intensität und Geradlinigkeit, den Zahn zog.

Die Hintermannschaft um den vielversprechenden Levi Colwill bestach durch Organisation und Aggressivität. Exemplarisch Marc Cucurella, vor kurzem noch als Fehleinkauf abgestempelt, der die Rolle des traditionellen Linksverteidigers immer besser annimmt und niemand geringeren als Bukayo Saka am Samstag kein einziges Mal in die Box dringen ließ. Die Schaltzentrale um den emsigen Neuzugang Moises Caicedo und Stratege Enzo Fernandez harmonierte blendend, sie hat das Potential, eine der besten der Liga zu werden. Und die Offensive hat zwar noch nicht die nötige Effizienz, entwickelt aber eine Identität aus dem Flair von Mykhaylo Mudryk und dem Selbstbewusstsein des 21-jährigen Engländers Cole Palmer, der sich kurzer Hand den Ball von Raheem Sterling schnappte um den Elfmeter locker zum 1:0 zu verwandeln.

Doch die Ruhe im Spiel, die Ordnung und das Selbstbewusstsein, sie waren mit einem Schlag weg, als Keeper Robert Sanchez in der 77. Minute einen simplen Zehnmeter-Pass in die Füße von Declan Rice spielte, der den Ball aus 30 Metern zum 1:2 im Tor unterbrachte. Plötzlich herrschte Panik und Chaos. Und Arsenal nutzte das im Stile einer Spitzenmannschaft eiskalt aus.

Die Spieler des FC Chelsea lassen nach dem 2:2-Ausgleich des FC Arsenal die Köpfe hängen.

(Photo by Justin Setterfield/Getty Images)

Chelsea ist unter Pochettino auf dem richtigen Weg

Der sicher geglaubte Sieg – es wäre das erste richtige Statement der Pochettino-Ära gewesen – wurde leichtfertig aus der Hand gegeben. Dafür wurde aber einiges gewonnen, was nicht in Punkten gemessen werden kann: Die Erkenntnis, dass der Trend nach Siegen gegen Fulham und Burnley eindeutig in die richtige Richtung zeigt. Dass Chelsea mit einer der besten Mannschaften der Premier League mithalten kann. Und last but not least, dass diese teuer und wild zusammengewürfelte Mannschaft von Woche zu Woche weiter wächst und die Handschrift des Trainers immer deutlicher auf den Rasen bringt.

Gemessen an den 500 Millionen Euro, die Chelsea im Sommer ausgab, mag sich das wie das Mindeste anhören. Erst recht wenn man bedenkt, dass nach neun Spielen erst zwölf Punkte auf dem Konto stehen. Aber nur weil die Spieler unnatürlich teuer waren, bedeutet das nicht, dass natürliche Entwicklungsschritte einfach übersprungen werden können.

Diese junge Mannschaft steht erst am Anfang. Und mit Pochettino hat sie einen Trainer, der über die Erfahrung und das taktische Know-How verfügt, diese vielen hochwertigen Komponenten zu einem Top-Team zu formen. Der erste Statementsieg, er scheint nur eine Frage der Zeit zu sein.

Von Chris McCarthy

(Photo by Michael Regan/Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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