Liverpool hisst die weiße Fahne, Werners 1.000 und eine Minute & wie ManCity Tottenham enteilte

16. Februar 2021 | Trending | BY Chris McCarthy

7 Awards – Premier League | Am 24. Spieltag beendete auch Jürgen Klopp die Mission Titelverteidigung für den FC Liverpool. Timo Werners Leidenszeit beim FC Chelsea ist vorbei und bei Manchester City und Tottenham hat sich seit dem Hinspiel einiges verändert. Das und mehr…

„Weiße Fahne“-Award: FC Liverpool

78 Minuten lang sah es in Leicester so aus, als würde dem FC Liverpool die Reaktion auf die 1:4-Pleite gegen Manchester City glücken. Mohamed Salah hatte die Gäste nach einem genialen Zuspiel von Roberto Firmino verdient in Führung gebracht. Dann passierte das, was den Reds in der Meistersaison schlichtweg nie passierte und in dieser Spielzeit zu häufig vorkam: Liverpool machte Fehler.

James Maddison besorgte nach einem immer länger werdenden Freistoß aus dem Halbfeld den Ausgleich (78.), ehe die Mannschaft von Jürgen Klopp endgültig implodierte. In der 81. Minute stürmte Alisson, der bereits in der Vorwoche zwei große Patzer beging, aus dem Kasten. Der Brasilianer rannte Schalke-Leihgabe Ozan Kabak um. Jamie Vardy sagte „danke“ und brachte den Ball ungestört zum 2:1 im leeren Kasten unter. Eine sinnbildliche Szene für die unglückliche Saison des Meisters. Nach einem Aufbaufehler der Reds setzte Harvey Barnes schließlich das 3:1 drauf. Es war der dritte Treffer binnen sieben Minuten.

Für viele hatte sich der FC Liverpool mit dem 1:4 gegen Manchester City aus dem Titelrennen der Premier League verabschiedet. Nach der dritten Niederlage in Serie und nun 13 Punkten Rückstand auf die Spitze, musste auch Jürgen Klopp die weiße Fahne hissen. „Geben Sie sich geschlagen?“, frage ein BBC-Reporter nach dem Spiel. „Ja. Ich kann es nicht glauben, aber ja“, sagte der geknickte Deutsche und ergänzte: „Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass wir die Lücke schließen können.“ Bei den großen Verletzungsproblemen und ohne die Souveränität der Vorsaison, geht es für die Reds 2020/2021 eher um die Qualifikation zur Champions League. Bei Platz sechs und zwei Zählern Rückstand auf Rang vier steht diese auf sehr wackeligen Beinen.

„1.000 und eine Minute“-Award: Timo Werner

Am Montagabend war es endlich soweit. Nach 14 Spielen, 31 Torschüssen und insgesamt 1.000 Minuten in der Premier League traf Timo Werner endlich wieder das Tor. Wie schon in den Wochen zuvor machte der deutsche Neuzugang des FC Chelsea auch gegen Newcastle zunächst auch ohne Treffer ein gutes Spiel, legte das 1:0 durch Olivier Giroud (31.) vor.

Sieben Zeigerumdrehungen später wurde dann Werner erlöst, naja fast. Nach einer Ecke landete der Ball über Umwege beim Nationalstürmer, der zum 2:0 abstaubte. Doch 1.000 Minuten Leidenszeit genügten offenbar nicht. Der Video Assistent Referee prüfte zunächst, ob Giroud den Ball zuvor mit der Hand spielte. Tat er nicht. Werner durfte erstmals seit dem 7. November wieder jubeln und Chelsea feierte unter Thomas Tuchel den vierten Sieg im fünften Spiel (ein Unentschieden, 7:1 Tore). Platz vier in der Liga ist die Folge.

(Photo by ADRIAN DENNIS/POOL/AFP via Getty Images)

 

„Seit dem Hinspiel ist alles anders“-Award: Manchester City und Tottenham

Am 9. Spieltag der Saison gewann Tottenham zu Hause mit 2:0 gegen Manchester City. Es war eines dieser Spiele, das Pep Guardiola gegen die Spurs schon zu oft erlebte: Viel Ballbesitz, deutlich mehr Chancen und dennoch keine Punkte. Die Cityzens stürzten auf Rang neun, während Tottenham die Tabellenführung eroberte und vielerorts als Meisterkandidat gefeiert wurde.

Knapp drei Monate später kam es nun zum Rückspiel. Manchester City dominierte Tottenham nach Strich und Faden, gewann dank der nächsten zwei Treffer des herausragenden Ilkay Gündogan mit 3:0. Es war die logische Konsequenz der letzten Wochen, denn seit dem Hinspiel der beiden Teams ist alles anders. Der pragmatische Spielstil der Spurs ist ohne die regelrechte Übereffizienz im Angriff nicht mehr so erfolgreich. Die Mannschaft von José Mourinho hat seit diesem 9. Spieltag lediglich 16 Punkte aus 14 Spielen geholt und ist auf Rang neun abgestürzt.

Die Cityzens dagegen lagen seit diesem 9. Spieltag nicht einmal in Rückstand, holten 41 von 45 möglichen Punkten. Der Ligaprimus hat seine Balance gefunden, ist defensiv unüberwindbar und im Angriff auch ohne den verletzten Sergio Agüero nicht zu bremsen.

(Photo by TIM KEETON/POOL/AFP via Getty Images)

„Gefährliches Spiel“-Award: Manchester United

Siebenmal ist Manchester United in dieser Saison auswärts in Rückstand gegangen. Alle sieben Spiele wurden am Ende noch gewonnen. Ein achtes Mal blieb der Mannschaft von Ole Gunnar Solskjaer am Sonntag bei Abstiegskandidat West Bromwich Albion jedoch verwehrt. Nach einer Unachtsamkeit in der United-Defensive brachte Mbaye Diagne WBA früh in Front (2.). Bruno Fernandes markierte trotz einer enttäuschenden ersten Halbzeit der Gäste sehenswert das 1:1 (44.). Mehr als ein Zähler war aufgrund einer harmlosen Offensivvorstellung an diesem Tag allerdings nicht drin.

Manchester United befindet sich mit sieben Punkten Rückstand zwar auf Platz zwei der Premier League. Bei der Qualität und Souveränität von Stadtrivale Manchester City ist das keine Schande. Nichtsdestotrotz spielte Solskjaer in dieser Saison bislang ein gefährliches Spiel und kann froh sein, dass die Konkurrenz im Kampf um die Champions-League-Plätze nicht gerade vor Konstanz strotzt. Die Defensive ist bei 31 Gegentoren die schwächste der oberen Tabellenhälfte. Darüber hinaus kann man sich eben nicht immer darauf verlassen, dass Bruno Fernandes und Co. durch herausragende Einzelmomente über die gesamtmannschaftlichen Defizite hinwegtäuschen. Solskjaer braucht ein nachhaltigeres Angriffsspiel und vor allem eine stabilere Defensive, um überhaupt an einen Angriff auf die Spitze denken zu können.

„Europa-Schreck“-Award: Pierre-Emerick Aubameyang

Erst vergangene Woche erhielt der FC Arsenal den „No Auba, no Party“-Award. Denn ohne Aubameyang in der Startelf (private Gründe/Trainingsrückstand) gewannen die Gunners nur eines von vier Spielen und schieden zudem aus dem FA Cup aus. Am Sonntag, zu Hause gegen Leeds United, war der Gabuner wieder von Anfang an mit dabei. Prompt zeigte er der Mannschaft von Mikel Arteta, was sie in den vergangenen Wochen vermisste: einen Zielspieler, der im letzten Drittel den Unterschied macht.

Aubameyang erzielte nach einem sehenswerten Angriff das 1:0 (13.), verwandelte einen Foulelfmeter (41.) und sorgte nach der Pause per Kopf für die 4:0-Vorentscheidung (47.). Nachdem die Gunners etwas zu selbstischer wurden, endete das Spiel 4:2. An der Gala-Vorstellung Aubameyangs änderte das natürlich nichts. Der 31-Jährige beförderte die Londoner nach zwei unglücklichen Niederlage zurück auf Europa-Kurs – Platz vier ist sechs Punkte entfernt. Darüber hinaus untermauerte er seinen Status als einer der gefährlichsten Stürmer Europas. Aubameyang wurde am Sonntag erst der neunte Spieler überhaupt, der in den fünf europäischen Top-Ligen die 200-Tore-Marke durchbrach (201).

„Dann kommt auch noch Pech dazu“-Award: FC Southampton

Nach einem furiosen Saisonstart belegte der FC Southampton nach 13 Spielen Rang vier. Mit zunehmender Zeit stürzte die Mannschaft von Ralph Hasenhüttl ins Mittelfeld und formtechnisch sogar komplett auf den Boden. Das 0:9 gegen Manchester United war der Tiefpunkt. Am Sonntag gegen Wolverhampton schienen die Saints sich endlich zu fangen. Dann kam das Pech dazu.

Die Hausherren gingen dank dem 1:0 von Danny Ings mit einer verdienten Führung in die Pause. Dann wurde das Spiel auf den Kopf gestellt. Wolves-Spieler Nelson Semedo setzte aus dem Halbfeld zur Flanke, Ryan Bertrand drehte sich weg, dabei traf der Ball seinen zuvor angelegten Arm. Ein umstrittener Elfmeterpfiff von Graham Scott folgte, das VAR-Team um Martin Atkinson bestätigte und sah nicht mal den Anlass, sich die Szene erneut zu betrachten. Ruben Neves verwandelte zum 1:1, ehe Pedro Neto die Schockstarre der Hausherren nutzte und sogar das 2:1 erzielte (66.).

„Ich bin normalerweise ein großer Fan und wenn VAR die Regeln befolgen würde, wäre alles einfach“, sagte Hasenhüttl nach dem Spiel bei der BBC und betonte: „Ich weiß nicht, was Mr. Atkinson heute sah, aber sie machen derzeit keinen guten Job. Das ist klar. VAR zerstört das Spiel, das ist richtig.“ Sein Frust war verständlich, trotz einer starken ersten Halbzeit verloren die Saints erstmals in der Vereinsgeschichte sechs Spiele in Serie.

(Photo by ANDY RAIN/POOL/AFP via Getty Images)

„Chancentod“-Award: Brighton & Hove Albion

An dieser Stelle wurde schon öfter darüber berichtet, wie sich Brighton & Hove Albion trotz toller Auftritte Woche für Woche um den verdienten Lohn bringt. Zu oft versagen die Seagulls im Abschluss. Am Wochenende schossen sie selbst für ihre Verhältnisse „den Vogel ab“. Gegen Aston Villa erspielte sich die Mannschaft von Graham Potter Chancen im Wert von 2,33 expected Goals (xG), schoss erstmals in ihrer Premier-League-Historie 26 Mal auf den gegnerischen Kasten. Tore gab es allerdings keine.

„Es ist frustrierend, aber zufriedenstellend zugleich, weil die Leistung sehr gut war und wir alles taten, außer zu treffen“, sagte Potter bei der BBC und ergänzte: „Ihr Torhüter machte wirklich gute Paraden (…). Das ist Fußball. Wir hatten genug Schüsse, Chancen und Angriffe, nur nicht das Glück, das du brauchst.“

Bei mittlerweile 35,26 herausgespielten xG und nur 25 erzielten Toren – die mit Abstand größte Diskrepanz der Premier League – fällt es schwer, nur von fehlendem Glück zu sprechen. Brighton bleibt der Chancentod der Liga und bringt sich so um eine fantastische Saison. Statt auf Rang sechs, der den Seagulls statistisch gesehen eigentlich zustehen würde, belegen sie nur Platz 15.

(Photo by MICHAEL REGAN/POOL/AFP via Getty Images)

 

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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