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„Final Whistle“: Manchester City benötigt mehr von Haaland

19. Februar 2024 | Spotlight | BY Chris McCarthy

Manchester City verspielt in der Premier League zwei wichtige Punkte gegen den FC Chelsea. Auch wegen Erling Haaland. In seiner Premier-League-Kolumne „Final Whistle“ erklärt Chris McCarthy, wieso die Cityzens mehr von ihrem Ausnahmestürmer benötigen. 

Manchester City benötigt mehr von Haaland

Manchester City benötigt mehr von Erling Haaland. Eigentliche ist das eine nahezu respektlose Aussage für einen Stürmer, der 2023/2024 in 19 Saisonspielen 16 Tore erzielte. Am Samstag jedenfalls war es seine fehlende Kaltschnäuzigkeit, die ManCity gegen den FC Chelsea zwei wichtige Punkte im Titelrennen der Premier League kostete. Kommt vor, dennoch steckt diese Saison mehr dahinter.



Zunächst einmal: Es war nicht Haalands Schuld allein, dass es für ManCity gegen die Blues „nur“ zu einem 1:1-Unentschieden reichte. Dazu erwies sich die Defensive insbesondere beim schnellen Umschaltspiel der Londoner als zu wacklig und der Offensive fehlte ohne John Stones und Bernardo Silva der letzte Feinschliff. Und trotzdem: Es war eben auch Haaland, der an diesem Tag nicht dazu in der Lage war, den Sieg für den amtierenden Meister einzutüten. Dabei hatte er zweifelsohne genug Chancen dazu. Zehnmal feuerte er auf das gegnerische Tor, was sage und schreibe 1,71 expected Goals entsprach, ohne ein einziges Mal zu treffen. In dieser Kombination jeweils Rekordwerte für den 23-Jährigen in der Premier League.

Pep Guardiola und seine Mitspieler verwiesen nach dem Spiel zurecht darauf, dass Fußball ein Teamsport und auch Erling Haaland nunmal menschlich sei. Absolut richtig. Erst recht, wenn man in Betracht zieht, dass der Knipser mit der Ausnahmephysis diese Saison mit Leisten- sowie Sprunggelenksproblemen zu kämpfen hatte. Trotzdem bringt er es auf 0,84 Tore pro Spiel und führt mit 16 Treffern die Liga an. So absurd die Frage ist: Ist das genug – für ihn als auch den Klub?

Erling Haaland hält nach einer verpassten Chance gegen Chelsea die Hände vor sein Gesicht.

(Photo by DARREN STAPLES/AFP via Getty Images)

Haaland hinkt seiner unnormalen Normalform hinterher

Denn eigentlich wurde Haaland ja geholt, weil er vor dem Tor eben alles andere als menschlich ist. Er ist einer der unbändigsten und gefährlichsten Stürmer unserer Zeit, was sein Wert von 114 Ligatoren aus nur 96,4 expected Goals seit 2019 eindrucksvoll beweist (zuverlässige Daten vor seiner Zeit in Dortmund liegen nicht vor, dürften aber eine ähnliche Sprache sprechen). Haaland sollte das fehlende Teil für diesen balldominanten Fußballapparat sein, der unter Guardiola zwar Chancen aber nicht immer Tore wie am Fließband produziert. Ein Vollstrecker.

Letzte Saison war das mit 36 Toren (bei 28,4 xG) in 35 Spielen zweifelsohne der Fall. Da war es für Guardiola nach anfänglichen Anpassungsschwierigkeiten auch zu verschmerzen, dass der Weltklassestürmer ansonsten nicht gerade ein elementares Zahnrad seiner feinjustierten Passmaschinerie war.

2023/2024 dagegen droht für Haaland allerdings die erste Saison seiner Karriere zu werden, in der er seltener trifft (16 Tore), als es statisch betrachtet zu erwarten war (17,9 xG). Kurz gesagt: Der Norweger hinkt vor dem Tor seiner unnormalen Normalform hinterher. Das darf bei der absurden Messlatte, die er selbst festgelegt hat, natürlich vorkommen. Doch während sein Wert für die Mannschaft als Lückenreißer und Vorlagengeber (8 Assists) keinesfalls zu vernachlässigen ist, sind es nunmal die Tore, die ManCity braucht, um die Meisterschaft zu verteidigen.

Aktuell haben die Cityzens zwei Punkte Rückstand auf Arsenal und vier auf Spitzenreiter Liverpool – bei einem Nachholspiel in der Hinterhand. Das Resultat von insgesamt acht Punktverlusten. Nur in zweien davon kreierten sie tatsächlich weniger expected Goals als der Gegner.

ManCity benötigt mehr Effizienz. Und obwohl es Meckern auf einem hohem Niveau ist: ManCity benötigt mehr von Haaland.

(Photo by Catherine Ivill/Getty Images)

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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