Manchester-Derby im Community Shield: Zwischen Standortbestimmung und Revanchegelüsten
10. August 2024 | News | BY Michael Bojkov
Es ist angerichtet. Er ist nicht der aller Fans größte Liebling, doch der Community Shield bildet in England traditionell so etwas wie den Startschuss in die neue Saison. Und wenn die Rivalen aus Manchester aufeinandertreffen, wird es so oder so brisant.
Community Shield: Wie groß ist der Hunger?
Wenn Schiedsrichter John Brooks im Londoner Wembley Stadium heute um 15 Uhr Ortszeit den 117. FA Community Shield anpfeift, geht es für die beiden Manchester-Vereine um nichts Geringeres als das erste Tafelsilber der Saison. Wenngleich der englischen Ausgabe des Supercups, bei dem Meister und Pokalsieger aufeinandertreffen, nicht das höchste Prestige beigemessen wird, sollte die Aussicht auf einen Pokal gegen den Stadtrivalen für beide Seiten Motivation genug sein.
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ManUnited muss in einem ohnehin sehr stürmischen Umfeld gegen die eigenen Versäumnisse aus den vergangen Jahren und damit gegen einen chronischen Druck von außen ankämpfen, da ist jeder gewonnene Pokal Balsam für die eigenen Seelen. Und die Skyblues? Die haben immerhin ihre letzten vier Community Shields verloren und mussten sich in ihrem letzten Pflichtspiel Ende Mai ausgerechnet ManUnited im FA-Cup-Finale geschlagen geben. Für die Mannschaft von Pep Guardiola ist das erste Pflichtspiel der neuen Saison also mit einer gewissen Portion Revanchegelüsten verbunden – und vielleicht auch mit einem ersten Vorgeschmack, wie es um den Hunger der Truppe steht. Denn nach dem Gewinn des Triples 2023 und der darauffolgenden vierten gewonnenen Meisterschaft in Folge, was ebenfalls einen Rekord in England bedeutet, stellt sich zurecht die Frage, wie groß der Ehrgeiz innerhalb der Mannschaft denn noch wirklich ist. Zumal mit dem sich schleichend anbahnenden Abgang Guardiolas eine Vakanz droht, die den gesamten Verein einmal auf links drehen könnte. Das erste kleine Finale der Saison könnte also zumindest auch einen kleinen Einblick in die Köpfe der Spieler gewähren.
Manchester und die Tücken der Vorbereitung
Dass diese Partie aber nicht mit einem Aufeinandertreffen in der Liga oder einem wichtigeren K.o-Wettbewerb gleichgesetzt werden kann, lässt sich auch aus der noch immer andauernden Pre-Season ableiten, in der beide Trainer auf große Teile ihres Kaders verzichten mussten und nach wie vor müssen. Erik ten Hag klagt erneut über Verletzungen, muss neben Rasmus Höjlund auch länger auf sein neues Innenverteidiger-Juwel Leny Yoro verzichten. Zudem steht hinter den Einsätzen zahlreicher weiterer Defensivakteure ein Fragezeichen. Auch Guardiola kann beileibe nicht auf seine beste Elf zurückgreifen, die EM-Finalteilnehmer Phil Foden, Rodri, John Stones und Kyle Walker steigen gar erst kommende Woche ins Mannschaftstraining ein.
So liefen auch die Testspiele in den USA für beide Seiten nicht gerade verheißungsvoll. Während City drei seiner vier Partien verlor, waren es bei den Red Devils drei Pleiten in fünf Spielen, wobei abermals taktische Defizite offengelegt wurden, die ten Hag auch nach nunmehr zwei Jahren Amtszeit noch immer nicht behoben zu haben scheint. Immerhin: Der Zwist zwischen dem Niederländer und Jadon Sancho scheint nun vollständig beigelegt zu sein. Der aus Dortmund zurückgekehrte Offensivmann glänzte in den Testspielen etwas überraschend als zentraler Stürmer und dürfte dort auch gegen ManCity starten.
Michael Bojkov
Lahm & Schweinsteiger haben ihn einst zum Fußball überredet – mit schwerwiegenden Folgen: Von Newcastle über Frankfurt bis Cádiz saugt Micha mittlerweile alles auf, was der europäische Vereinsfußball hergibt. Seit 2021 im Team. Hat unter anderem das Champions-League-Finale 2024 und die darauffolgende Europameisterschaft vor Ort für 90PLUS begleitet.